Beginn der Somme-Offensive. ZZ7 Noch vor Eintreffen dieses Schreibens hatte General Ioffre an General Haig die Mitteilung gesandt, daß er den Beginn des Angriffs auf den 25., der Artillerievorbereitung auf den 20.Juni vorzuverlegen wünsche, denn in Paris drohe eine politische Krise. Frankreichs Zuversicht war ins Wanken geraten. Noch wurde das Heer davon nicht berührt, denn die täglichen Kämpfe, der Selbsterhaltungstrieb stählten die Widerstandskraft immer von neuem. Aber die Heimat verglich die eigene Not mit der Untätigkeit der Bundesgenossen. Zu lange schon schien Frankreich die Last des Kampfes allein zu tragen. In der Presse machte sich Unzufriedenheit Lust und trug den Keim des Mißtrauens in weite Volkskreife. Die Parteien übten im Parlament an der Heerführung eine Kritik, die Gefahren auch für den inneren Halt der Armee in sich barg. General Ioffre mußte mit Nachdruck darauf hinweisen, daß völlige Einigkeit des Landes die Vorbedingung für das Durchhalten des Heeres sei. Das Verlangen nach Vorverlegung der Offensive kam dem englischen Oberbefehlshaber wenig gelegen. Inzwischen aber besserte sich die Lage vor Verdun, was ebenso wie die Fortschritte der seit dem 4. Juni begonnenen Vrussilow-Offensive die Stimmung in Paris wieder hob. Am 16. Juni abends erbat ein Fernspruch aus dem französischen Hauptquartier den Be- ginn des Angriffs für den 29. Juni oder I. Juli. General Haig war mit dem Ende Juni. 29. Juni einverstanden, wehrte sich aber gegen jeden weiteren Aufschub über diesen nunmehr festgesetzten Tag hinaus, da die Versammlung großer Angriffsmassen dem Feinde nicht lange verborgen bleiben könne. Am 17. Juni erschien indes General Ioffre persönlich im englischen Haupt- quartier Montreuil mit dem Ansinnen, nun doch erst am I. Juli anzugreifen. General Haig widersprach und erreichte die Beibehaltung des 29. Juni, doch erhielten die Generale Foch und Rawlinson die Ermächtigung, das Vor- gehen von einem Tag zum anderen zu verschieben, wenn das Wetter ungünstig sei. Der am 23. Juni einsetzende neue starke deutsche Angriff vor Verdun veranlaßte einen nochmaligen Alarmruf des Generals Petain'), der aber ohne Folgen blieb. Am 24. Juni begann die Feuervorbereitung an der Somme-Front. Die Initiative der Mittelmächte und deren Erfolge sowie die Ver- schiedenartigkeit der Interessen der Verbündeten hatten zeitweilig die Inne- Haltung der Vereinbarungen von Ehantilly in Frage gestellt. Der Zähigkeit der französischen Abwehr vor Verdun und der Willensstärke des Generals Ioffre war es zu danken, daß trotzdem der gemeinschaftliche Angriffsplan, allerdings in Einzelheiten abgeschwächt, nunmehr zur Ausführung gelangte. ') S. 185 ff. ~~ Weltlrteg, X. Band, oo