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Die Westfront von Mitte April bis Ansang August 1915.
schätzungsweise 110 bis 112 feindliche, an Stärke den deutschen überlegene
Divisionen gegenüberstanden, so daß sich ein Übergewicht der Gegner von
etwa 13 bis 15 Divisionen ergab. Von den 97 Divisionen des Westheeres
verfügte die Oberste Heeresleitung unmittelbar über 7% Divisionen als
Heeresreserven. Davon standen die 58. und 115. Infanterie-Division im
Bereich der 6. Armee, je eine verstärkte Infanterie-Vrigade hinter der 2.
und 7. Armee, die 117. Infanterie-Division im Raume der 3. Armee. Das
VIII. Armeekorps*) war hinter der Armee-Abteilung Strantz untergebracht,
während das X. Reservekorps im Abschnitt der Armee-Abteilung Falken-
hausen in Reserve stand. Bei der fechtenden Truppe verfügte in dieser Zeit
die Westfront über rund 4000 Feldgeschütze moderner Art — Kanonen und
leichte Haubitzen — neben 350 alten Feldkanonen und an schweren Ge¬
schützen über 615 Steilfeuer-, 210 Flachfeuergeschütze neuer Art, 190 Steil-
feuer-, 320 Flachfeuergeschütze alter Art oder Beutegeschühe sowie über
10 Geschütze schwersten Steilfeuers. Außerdem befand sich eine Fuß-
artillerie-Reserve der Obersten Heeresleitung in Aufstellung, die zur Zeit
aus 128 schweren Feldhaubitzen, 68 Mörsern und 80 schweren Flachfeuer¬
geschützen bestand.
Als Ausgleich für die zahlenmäßige Unterlegenheit sowie zur größeren
Sicherheit gegen feindliche Angriffe und damit zur Erhöhung der Vertei¬
digungsfähigkeit der Westfront war es geboten, den Ausbau des S t e l -
lungssystems nach Möglichkeit zu steigern. Vor seiner Abreise zum
östlichen Kriegsschauplatz am 4. Mai hatte General von Falkenhayn
noch einmal die vorzugsweise bedrohten Armeen zwischen Meer und Oise
sowie in der Champagne darauf hingewiesen, sich durch Anlage rückwärtiger
Stellungen vermehrte Sicherheit zu schaffen. Reben Tiefengliederung der
vorderen Stellung wurde der Vau von rückwärtigen gefordert, die mindestens
zwei Kilometer zurück liegen sollten. Freilich waren die Mittel der Armeen
zur Durchführung dieser Weisungen unzulänglich. Vis auf schwache
Reserven waren ihre Kampftruppen an die vordere Linie und deren Ausbau
gebunden, Arbeiterabteilungen standen ihnen nur in geringfügigem Maße
zur Verfügung. Vei dem Drängen auf Schaffung zurückliegender Stel¬
lungen erstrebte der Chef des Generalstabes des Feldheeres keineswegs
ein starkes zweites Stellungssystem im weiteren Hintergelände des Kriegs¬
schauplatzes, wie es General Wild von Hohenborn in seiner Denkschrift
vom Dezember 19142) empfohlen hatte. Rach wie vor sollte streng daran
festgehalten werden, daß bei feindlichen Angriffen die vorderste Stellung
*) Ohne die 80. I. Br., die beim III. bayerischen A. K. eingesetzt war. S. 50.
2) Band VII, S. 18.