Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 
weithin und verriet der Erd- und Luftbeobachtung die Befestigungsanlagen. 
Die Armee verfügte nur über eine gute Stellung; von einer zweiten 
hatte erst eine StüHpunktlinie geschaffen werden können, bei der durchlaufende 
Schützengräben noch fehlten. 
Abgesehen von dem mißglückten Angriffe der Engländer bei Neuve 
Chapelle im März") hatten die Gegner seit der Dezemberschlacht im Artois 
größere Vorstöße nicht mehr unternommen. Die regnerischen Monate 
waren unter andauernden Grabenkämpfen verstrichen, die weder der einen 
noch der anderen Seite nennenswerten Geländegewinn gebracht hatten. 
Erst seit Ende April machten Vorbereitungen aller Art und Nachrichten 
über neuaufgestellte Verbände es wahrscheinlich, daß ein großer, auf Durch¬ 
bruch zielender feindlicher Angriff nördlich von Arras bevorstehe. 
Seit Beginn des Monats Mai steigerte sich die feindliche Feuer¬ 
tätigkeit von Tag zu Tag. Die meist trübe Witterung erschwerte die 
eigene Luftaufklärung, bei sichtigem Wetter legte der an Fliegerverbänden, 
namentlich an Kampfflugzeugen, stark überlegene Gegner sie oft lahm. Die 
Lage wurde durch die Truppe verschieden beurteilt. Das lag zudem auch 
daran, daß genügende Erfahrung im Erkennen feindlicher Angriffsvorberei- 
tungen noch fehlte. Mehrere Divisionen hielten einen nahe bevorstehenden 
feindlichen Angriff hauptsächlich deshalb noch nicht für wahrscheinlich, weil 
die vordersten französischen Gräben stellenweise mehr als 200 Meter ent¬ 
fernt lagen, und ein Vorgehen über das freie Gelände im starken Abwehr¬ 
feuer wenig Aussicht auf Erfolg zu bieten schien. 
Plötzlich erfolgte am 8. Mai nachmittags westlich von Liovin durch 
Truppen der französischen 43. Infanterie-Division ein Vorstoß, der 
nach heftigem Kampfe scheiterte. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 
strich das gegnerische Feuer, besonders fühlbar dasjenige schwerer, neu¬ 
artiger Minenwerfer, stoßweise über die deutschen Gräben hin. Als der 
9. Mai anbrach, flaute es ab. Nur vereinzelte Artillerieschüsie unterbrachen 
die sonntägliche Stille. Klares und schönes Wetter begünstigte die Sicht, 
s. Mat. Da setzte um 6° vormittags schlagartig wiederum starkes Feuer ins¬ 
besondere auf die Abschnitte des VII. und XIV. Armeekorps sowie 
des I. bayerischen Reservekorps ein, das an Heftigkeit stetig 
zunahm. Allmählich steigerte es sich zwischen 9° und IO30 vormittags zum 
Trommelfeuer. Mehrfach eingelegte kurze Feuerpausen lockten die nunmehr 
den feindlichen Ansturm erwartenden deutschen Verteidiger aus ihren 
Deckungen heraus. Von neuem einsehendes Trommelfeuer fügte ihnen 
dann Verluste zu. Die Wirkung der zahlenmäßig dem Gegner erheblich 
*) Band VII, S. 58 ff.
	        
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