Die Bildung der Heeresgruppe Linsingen.
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von Linsingen erhielt daher lediglich den Auftrag, „den weiteren Vormarsch
des Nordflügels der russischen Kräfte südlich des Pripjet zu verhindern".
Für die Durchführung wurde ihm volle Handlungsfreiheit gelaffen.
Die Vefehlsübernahme über die neue Heeresgruppe erfolgte in der
Nacht zum 20. September. Aus den vorliegenden Nachrichten gewann
General von Linsingen den Eindruck, daß es sich bei den feindlichen
Angriffen gegen den Nordflügel der Verbündeten, an denen nur das
russische XII., XXXIX. und das wiederholt geschlagene XXX. Korps
sowie zwei Kavalleriekorps beteiligt zu sein schienen, keineswegs um eine
weitzielende Offensive, vielmehr um einen der in der russischen Krieg¬
führung üblichen Vorstöße zur Verschleierung defensiver Absichten handelte.
Er entschloß sich daher, seinen Auftrag auch ohne weitere Verstärkung
offensiv durch Vorstoß des Korps Gerok und dreier aus der
Front der 4. Armee herauszuziehender Divisionen gegen die feind¬
liche rechte Flanke zu lösen. Hierzu sollten die beiden ö.-u. Kaval¬
leriekorps und die deutsche 5. Kavallerie-Division den Raum zwischen
Stochod und Styr vom Feinde säubern und die Styr-Kbergänge sperren,
das Korps Gerok am 22. September bei Liszniowka eingetroffen sein, die
4. Armee drei Divisionen hinter ihrem linken Flügel bereitstellen und im
übrigen ihre Stellungen gegenüber „einem an Zahl und innerem Werte
unterlegenen Feinde" unter allen Umständen halten. Da Erzherzog Joseph
Ferdinand über ausreichende Reserven zur Bildung der Stoßgruppe nicht
verfügtes, unterstellte ihm Generaloberst von Conrad vom 21. September
ab die ö.-u. 11. Infanterie-Division nebst dem Korpskommando des
XVII. Korps").
Am 20. September trat das Korps Gerok den Vormarsch nach 20. bis 23. sep-
Süden an. Die 5. Kavallerie-Division hatte schon tags zuvor bei Lubie- tcmbcr*
szow den Stochod überschritten und feindliche Sicherungen aus Zeleznica
und Sudcze vertrieben. Nun ging auch das Kavalleriekorps Hauer nach
Osten vor. Der 4. und 1. Armee war der Gegner anfangs nur zögernd
gefolgt, vom Nachmittag des 19. September ab jedoch hatte er den Brücken¬
kopf von Luck mit starken Kräften angegriffen. In den beiden folgenden
0 Die ö.-u. 4. Armee am 20. Sept.: IX. Korps (ö.-u. 10. und % 2. I. D.),
XIV. Korps (ö.-u. 3., öst. % 21. und 45., ö.-u. % 2. und 24. F. D.), X. Korps
(ö.-u. 62., öst. 13., ö.-u. 4. F. D.); Armeereserven: öst. % 21. F. D., ö.-u. 10. K. D.
Gesamtstärke: etwa 60 000 Gewehre.
2) Das XVII. Korps war, als die Krise bei der 2. und Südarmee als überwunden
gelten konnte, nicht nach Krasne, sondern mit der ung. 41. I. D. hinter die 1. Armee
nach Stojanow, mit der ö.-u. 11.1. D. und dem Korpskommando nach Wladimir
Wolynsk verschoben worden. Cs fiel damit für die geplante Teilnahme am Feldzug
gegen Serbien ebenso wie schon vorher das VI. Korps endgültig aus.
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