Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

580 Der rechte Heeresfiügel von Mitte Juli bis zum Jahresende. 
Nächten konnten alle Anstürme des Feindes abgewiesen werden, am frühen 
Morgen des 23. September aber glückte es ihm, die Nordfront zu durch¬ 
brechen, sich einer Styr-Vrücke zu bemächtigen und auf dem Westuser Fuß 
zu fassen. Infolgedessen mußte Luck preisgegeben und das XIV. Korps 
in die Linie Polanna Gorka—Sierniki zurückgenommen werden. Erzherzog 
Joseph Ferdinand sah die Lage so ernst an, daß er den Abmarsch der für den 
geplanten Flankenstoß bestimmten Divisionen (österreichische 13. und 21. In¬ 
fanterie-Division, ö.-u. 11. Infanterie-Division des XVII. Korps) nach 
Norden anhielt und die Heeresleitung ferner um Zuweisung der inzwischen 
nach Gorochow vorgezogenen ungarischen 41. Infanterie-Division bat, die 
auch sogleich erfolgte. Die 21. Infanterie-Division stellte er dem XIV. Korps 
zur Verfügung, die übrigen drei wollte er am nächsten Tage zum kon¬ 
zentrischen Gegenangriff einsehen, wodurch ihre zeitgerechte Bereitstellung 
hinter dem Kavalleriekorps Herberstein unmöglich geworden wäre. 
General von Linsingen erhielt eingehende Meldungen über die 
Vorgänge bei Luck erst in der Nacht zum 24. September, als er von einer 
Fahrt nach Kowel in sein Hauptquartier Iablon (60 Kilometer südwestlich 
von Brest Litowsk) zurückkehrte. Gleichzeitig erfuhr er Näheres über einen 
Rückschlag beim deutschen XXXXI. Reservekorps; dessen linker Flügel 
hatte sich nach der schleunigen Ablösung der 22. Infanterie-Division östlich 
von Logiszin seit dem 21. September heftiger Angriffe überlegener Kräfte 
erwehren und schließlich am 23. unter nicht unerheblichen Verlusten hinter 
die Iasjolda und den Oginski-Kanal weichen müssen. Auch südwestlich von 
Pinsk, bei Newel, waren die deutschen Sicherungen nach Norden zurück¬ 
gedrängt worden. General von Linsingen sah trotz dieser ungünstigen Nach¬ 
richten keinen Anlaß zu ernstlicher Besorgnis. Er glaubte nicht an einen 
überlegenen russischen Angriff auf die Landzunge von Pinsk und vertraute 
darauf, daß es auch für die schwachen, aus über 60 Kilometer auseinander¬ 
gezogenen Kräfte des XXXXI. Reservekorps in dem unwegsamen, wasser¬ 
reichen Gelände möglich sein müsse, weiteres Vordringen des Feindes zu 
verhindern. Aber selbst wenn dies nicht gelang, schien ihm die Gesamtlage 
nicht unmittelbar gefährdet zu sein. Auch die Befürchtungen des Erzherzogs 
Joseph Ferdinand wegen der Lage bei Luck teilte er nicht. Übrigens hatte 
das Oberkommando der 4. Armee inzwischen selbst eine ruhigere Auffassung 
gewonnen, da der Feind auf dem westlichen Styr-üfer nicht weiter vor¬ 
gegangen war. General von Linsingen bestand daher darauf, daß die 11. 
und 41. Infanterie-Division den Marsch nach Norden fortsetzten; nur die 
13. Infanterie-Division sollte einstweilen noch hinter dem linken Flügel 
des XIV. Korps stehenbleiben, aber auch nur im Notfall dort eingesetzt 
werden.
	        
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