Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

506 Der Angriff des Oberbefehlshabers Oft gegen die russische Narew-Front. 
is. Zu«, bei Chmielewo am Narew vorgeschobenes Werk angegriffen werde, um den 
Fluß an der dort weit nach Norden ausbiegenden Schleife zu überschreiten 
und Pultusk von rückwärts zu fassen; er wollte den Schwerpunkt des Angriffs 
daher mehr nach Osten verlegt wissen. Am diese Auffassung durchzudrücken, 
traf der Generalstabschef der Armee-Gruppe, Oberst Marquard, morgens 
bei General von Plüskow ein. Die Änderung erforderte aber Verschie¬ 
bungen in der Angriffsfront und damit Zeit. Der nunmehr gegen die Nord¬ 
front zu richtende entscheidende Angriff konnte daher erst am 22. Juli 
beginnen, einen Tag später als beabsichtigt war. Inzwischen sollte zur 
Fesselung des Feindes am 20. Juli das Artilleriefeuer und am 21. Juli der 
Angriff gegen die Nordwestfront eröffnet werden. Auf die beabsichtigte 
Mitwirkung der 42<;ui-Geschütze mußte voraussichtlich verzichtet werden, 
da sie mangels tragfähiger Brücken kaum rechtzeitig herankommen konnten. 
Das XVII. Armeekorps, das am Morgen die Weisung erhielt, 
in seinem von der Orzyc-Mündung nach Osten ziehenden Abschnitte das 
Gelände nördlich des Narew an diesem Tage in Besitz zu nehmen, 
blieb vom Flusse selbst fast überall noch so weit ab, daß sich russische 
Kavallerie auf dem Nordufer, vor allem in dem Flußknie östlich von Lachy, 
halten konnte. Auf dem Südufer schanzte der Gegner. 
Das Korps W a t t e r, das morgens ebenfalls den Befehl erhielt, 
südlich von Rozan an den Narew heranzugehen, setzte hierzu ein Bataillon, 
ein Kavallerie-Regiment und eine Batterie ein, die vor feindlichem Wider¬ 
stand bei Napiorki liegenblieben. Die Artillerie des Korps begann mit 
Teilen das Feuer gegen die Anlagen; von Nozan; zwei schwerste Geschütze 
wurden als Verstärkung noch erwartet. Die Russen erwiderten das Feuer 
schwach, die Masse ihrer Artillerie schienen sie über den Fluß zurückgenom¬ 
men zu haben; sie schanzten in der Verlängerung der Nordfront der Festung 
auf dem östlichen Narew-Afer. Generalleutnant von Matter hielt es daher 
für fraglich, ob sie die Anlagen westlich des Flusses überhaupt verteidigen 
würden, richtete sich aber doch auch darauf ein, diese in zähem Kampfe 
erobern zu müssen. In solchem Falle wollte er in belagerungsmäßigem 
Angriff ein Stück der feindlichen Front nach dem anderen zu Fall bringen 
und hoffte, auf diese Art mit geringen eigenen Verlusten zum Ziele zu 
kommen. Am 20. Juli früh sollte das Artilleriefeuer beginnen, um zunächst 
eine vorgeschobene russische Stellung an der Pultufker Straße wegzunehmen. 
Oberhalb von Rozan bis westlich von Nowogrod war der Gegner in 
der Nacht zum 19. Juli auf der ganzen Front nach dem Narew zurück¬ 
gegangen. Das Korps Eben folgte bis dicht an den Fluß. Cs fand die 
bei Ostrolenka auf dem rechten Äser liegenden Befestigungsanlagen geräumt 
und besetzte sie gegen Mitternacht. Der Gegner schien hier schwach. Das
	        
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