Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Lüttich 
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(£s wurde Morgen. Zch ging zum General v. Lmmich und 
besprach mit ihm die Lage. Der Entschluß, einzurücken, stand 
fest. Nur den Zeitpunkt wollte sich der General noch vorbehalten. 
Während ich die Aufstellung der Brigade verbesserte und versuchte, 
oie vormarschstraße der Znfanterie-Brigade zu erreichen, erteilte 
mir sehr bald darauf der General v. Lmmich den Befehl zum Ein¬ 
marsch. Oberst v. Oven hatte die Vorhut. Der Rest der Brigade 
lYiit den Gefangenen folgte in gewissem Abstande, General v. Lm- 
mich mit seinem Stabe und ich mit dem Brigadestabe an dessen 
Anfang. Während des Einmarsches ergaben sich viele umher- 
stehende belgische Soldaten. Oberst v. Gven sollte die Zitadelle 
besetzen. Meldungen veranlaßten ihn, dies nicht zu tun, sondern 
den Weg in Richtung Fort Loncin, im Nordwesten der Stadt, einzu¬ 
schlagen und sich an diesem Ausgang von Lüttich aufzustellen. Zn 
der Annahme, daß Oberst v. Gven auf der Zitadelle sei, fuhr ich 
mit dem Brigade-Adjutanten in einem belgischen Kraftwagen, den 
ich mir nahm, dorthin voraus. Rein deutscher Soldat war dort, 
als ich eintraf. Die Zitadelle war noch in feindlicher Hand. Zch 
schlug an das verschlossene Tor. Es wurde von innen geöffnet. 
Die paar hundert Belgier ergaben sich mir auf meine Aufforderung. 
Die Brigade rückte nun an und besetzte die Zitadelle, die ich 
sofort zur Verteidigung einrichtete. 
Meine selbstübernommene Aufgabe war damit beendet. Zch 
konnte General v. Lmmich bitten, mich nunmehr zu entlassen. Zch 
beabsichtigte, auf dem gleichen Wege, auf dem ich hineingekommen 
war, aus der Festung herauszufahren, um dasArmee-Gberkommando 
von dem vorgefallenen in Kenntnis zu setzen, die anderen Brigaden 
aufzusuchen und den Artillerieaufmarsch gegen die Forts einzu¬ 
leiten. Noch während ich auf der Zitadelle war, trafen einige 
hundert Mann deutsche Gefangene ein, die jetzt befreit waren. 
Die 3H. Znfanterie-Brigade war auf dem westlichen Maasufer mit 
ihren Anfängen durchgebrochen, hatte aber dann den Kampf aufge¬ 
geben. Die durchgebrochenen Teile waren gefangen genommen. 
Dann kam noch die später die 27. Znfanterie-Mrigade, so daß 
General v. Lmmich, als ich ihn verließ, doch über eine gewisse Macht 
verfügte. Allerdings lagen Meldungen vor, daß Franzosen von Namur 
in Vormarsch wären. Die Lage blieb also verzweifelt ernst. Sie 
konnte erst als gesichert angesehen werden, wenn wenigstens einige 
Dstforts gefallen waren. 
Mein Abschied von General v. Lmmich war bewegt. Um 7 Uhr 
trat ich die Fahrt nach Aachen an, die eigenartig war. Lin Mann 
der Garde civique erbot sich, mich dorthin zu bringen. Lr wählte 
einen Kraftwagen aus, den ich aber ablehnte. Der Kraftwagen, den 
ich nahm, versagte schon in der Zitadelle. Mir blieb so nichts 
anderes übrig, als mich blind dem belgischen Soldaten anzuver¬ 
trauen. Die Fahrt ging glatt. Wir kamen durch Herve; mein Vuar-
	        
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