Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Lüttich 
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Lr meinte, der General sei gefallen. Mit geringer Begleitung schlug 
ich den richtigen Weg, die Chaussee nach Queue du Bois, ein. 
plötzlich ein Feuerschein vor mir. Lin Kartätschschuß prasselte die 
Straße entlang, wir blieben unverletzt. Nach wenigen Schritten 
stießen wir auf einen Kaufen toter und verwundeter deutscher Sol¬ 
daten. Ls war die Spitze mit General v. Wussow, ein früherer 
Kartätschschuß mußte sie getroffen haben. Ich sammelte die nach 
und nach eintreffenden Soldaten des Jäger-Bataillons ^ und des 
Infanterie-Regiments 27 und beschloß, die Führung der Brigade 
zu übernehmen. Zunächst galt es, die Geschütze zu beseitigen, die die 
Straße beschossen. Die Hauptleute v. harbou und Brinckmann vom 
Generalstabe schoben sich mit einigen tapferen Leuten durch die Hecken 
und Gehöfte zu beiden Seiten der Chaussee an die Geschütze heran. 
Die starke Besatzung ergab sich. Der weitere Weg war frei. 
Wir gingen vor und traten bald darauf in Queue du Bois in 
einen schweren Häuserkampf. Ls wurde allmählich hell. Die beiden 
Generalstabshauptleute, der Kommandeur der H. Jäger, Major v. 
Marcard, der Kommandeur der II. Abteilung Feld-Regiments % 
Major v. Greifs, und sein vortrefflicher Adjutant Oberleutnant 
Neide, einige Soldaten und ich schritten vorweg. Line Feldhaubitze 
und später eine zweite wurden in gleiche höhe vorgeholt. Sie 
säuberten die Straßen und schossen in die Däuser rechts und links. 
So kamen wir langsam vorwärts. Ich mußte oft die Mannschaften, 
die nur zögernd vorgingen, ermahnen, mich nicht allein gehen zu 
lassen. Endlich lag das Dorf hinter uns. Die Bevölkerung war 
übrigens geflüchtet. Ls handelte sich hier um Kämpfe gegen die 
reguläre belgische Armee. 
Beim heraustreten aus dem Dorf erkannten wir nach der Maas 
zu eine in Richtung Lüttich marschierende Kolonne. Ich hoffte, es 
wäre die 27. Infanterie-Brigade. Ls waren aber Belgier, die über 
die Maas kopflos abzogen, statt uns anzugreifen. Lange Zeit dauerte 
es, bis die Lage festgestellt war. Inzwischen verstärkten sich die bei 
mir befindlichen Kräfte durch das Lintreffen zurückgebliebener Sol¬ 
daten. Der Durchbruch durch die Fortlinie war gelungen. Das 
Infanterie-Regiment f65 unter seinem hervorragenden Kommandeur, 
dem damaligen Mberst v. Mven, rückte geschlossen heran. General 
v. Lmmich traf ein. Der Vormarsch auf die Lhartreuse wurde fort- 
gesetzt. 
General v. Lmmich stellte mir noch Teile der weiter südlich an¬ 
gesetzten ff. Infanterie-Brigade zur Verfügung in der Annahme, daß 
auch sie durchgebrochen sei. Der Weitermarsch fand ohne Zwischen¬ 
fälle statt. Im Angesicht der Werke an der Nordfront Lüttichs er¬ 
stiegen wir aus dem Maastal die höhen östlich der Lhartreuse. 
Als die Brigade dort eintraf, war es etwa 2 Uhr geworden. Die Ge¬ 
schütze wurden gegen die Stadt gerichtet. Ab und zu wurde ein 
Schuß abgegeben, teils als Signalschuß für die anderen Brigaden,
	        
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