Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Dem Niedergang entgegen 
Offizieren. Auch hier hätte, man sich mit dem zahlenmäßigen Ausfall 
noch abfinden können, aber qualitativ waren die in, den vergangenen vier 
Jähren erlittenen schweren Offiziersverluste nicht mehr zu ersetzen. Von 
dem hervorragend pflichtgetreuen alten Berufsoffizierskorps war nichts 
mehr als Schlacke vorhanden; der noch feldbrauchbare Rest war bereits 
bis zum äußersten ¡abgespannt. Der Nachwuchs konnte die entstandenen 
Lücken nicht mehr vollwertig füllen, und dies gerade zu einer Zeit, in 
der der Einfluß des Offiziers mehr denn je von ausschlaggebender Be¬ 
deutung gewesen wäre. 
Örtliche Angriffe der Italiener im August 
Hi e zu Skizze 1 auf Beilage 15 
Bei diesen betrüblichen Verhältnissen war es begreiflich, wenn das 
AOK. im August mit Besorgnis dem erwarteten feindlichen Großangriff 
entgegensah. Dazu sollte es nun freilich auch in diesem Monat noch nicht 
kommen, obgleich die italienische Heeresleitung bereits im Juli die Vor¬ 
bereitungen für den schon im Frühjahr auf der Hochfläche von Asiago 
geplanten, aber dann durch die öst.-ung. Offensive vereitelten Angriff 
wieder aufgenommen hatte. Das italienische Oberkomsmiando kam damit 
einem Wunsche des Marschalls Foch entgegen, der unter der Last des 
in Frankreich beginnenden Entscheidungskampfes dem italienischen Ober¬ 
kommando eindringlich nahegelegt hatte, in den vicentinischen Bergen 
schreckendem Maße zu. Ein Großteil der aus der russischen Kriegsgefangenschaft 
Heimkehrenden rückte nach ihrer Beurlaubung An die Heimat überhaupt nicht mehr 
ein. Diesem Beispiele folgten die von der Front Beurlaubten nur zu willig. Man.' griff 
zu einer Art von G eis eist eilung, indem die jeweilig zur Beurlaubung an der Reihe 
befindlichen Angehörigen eines Truppeinkörpers nicht früher in ihre Heimat entlassen 
wurden, bis nicht die Beurlaubten aus derselben Heimatsgemeinde wieder eingerückt 
waren. Die lange Dauer des Krieges, der zunehmende allgemeine Jammer, die siich 
mehrenden schlechten Beispiele und zu Tage tretenden Ungerechtigkeiten lichteten 
immer mehr die Reihen der Feldformationen. Hand in Hand damit wuchsen die Un¬ 
sicherheit, das Räuberunwesen in entlegenen Gebieten dies Reiches. Die Korruption 
und Gewinnsucht in den städtischen Zentren der Monarchie waren bedenkliche Zeichen 
der immer schwächer werdenden staatlichen Autorität. Noch hatte man die Mittel der 
Gewalt, um Ordnung zu schaffen, man scheute sich aber maßgebenden Ortes, von 
denselben den geringsten Gebrauch zu machen. Man wartete nur geduldig gewisser¬ 
maßen auf das Wunder, das da kommen sollte, um die Lande endlich von den ent¬ 
setzlichen Kriegsgreueln in möglichst glimpflicher Weise zu befreien. So war an eine 
Besserung der Verhältnisse nicht mehr zu denken."
	        
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