456 Dem Niedergang entgegen Offizieren. Auch hier hätte, man sich mit dem zahlenmäßigen Ausfall noch abfinden können, aber qualitativ waren die in, den vergangenen vier Jähren erlittenen schweren Offiziersverluste nicht mehr zu ersetzen. Von dem hervorragend pflichtgetreuen alten Berufsoffizierskorps war nichts mehr als Schlacke vorhanden; der noch feldbrauchbare Rest war bereits bis zum äußersten ¡abgespannt. Der Nachwuchs konnte die entstandenen Lücken nicht mehr vollwertig füllen, und dies gerade zu einer Zeit, in der der Einfluß des Offiziers mehr denn je von ausschlaggebender Be¬ deutung gewesen wäre. Örtliche Angriffe der Italiener im August Hi e zu Skizze 1 auf Beilage 15 Bei diesen betrüblichen Verhältnissen war es begreiflich, wenn das AOK. im August mit Besorgnis dem erwarteten feindlichen Großangriff entgegensah. Dazu sollte es nun freilich auch in diesem Monat noch nicht kommen, obgleich die italienische Heeresleitung bereits im Juli die Vor¬ bereitungen für den schon im Frühjahr auf der Hochfläche von Asiago geplanten, aber dann durch die öst.-ung. Offensive vereitelten Angriff wieder aufgenommen hatte. Das italienische Oberkomsmiando kam damit einem Wunsche des Marschalls Foch entgegen, der unter der Last des in Frankreich beginnenden Entscheidungskampfes dem italienischen Ober¬ kommando eindringlich nahegelegt hatte, in den vicentinischen Bergen schreckendem Maße zu. Ein Großteil der aus der russischen Kriegsgefangenschaft Heimkehrenden rückte nach ihrer Beurlaubung An die Heimat überhaupt nicht mehr ein. Diesem Beispiele folgten die von der Front Beurlaubten nur zu willig. Man.' griff zu einer Art von G eis eist eilung, indem die jeweilig zur Beurlaubung an der Reihe befindlichen Angehörigen eines Truppeinkörpers nicht früher in ihre Heimat entlassen wurden, bis nicht die Beurlaubten aus derselben Heimatsgemeinde wieder eingerückt waren. Die lange Dauer des Krieges, der zunehmende allgemeine Jammer, die siich mehrenden schlechten Beispiele und zu Tage tretenden Ungerechtigkeiten lichteten immer mehr die Reihen der Feldformationen. Hand in Hand damit wuchsen die Un¬ sicherheit, das Räuberunwesen in entlegenen Gebieten dies Reiches. Die Korruption und Gewinnsucht in den städtischen Zentren der Monarchie waren bedenkliche Zeichen der immer schwächer werdenden staatlichen Autorität. Noch hatte man die Mittel der Gewalt, um Ordnung zu schaffen, man scheute sich aber maßgebenden Ortes, von denselben den geringsten Gebrauch zu machen. Man wartete nur geduldig gewisser¬ maßen auf das Wunder, das da kommen sollte, um die Lande endlich von den ent¬ setzlichen Kriegsgreueln in möglichst glimpflicher Weise zu befreien. So war an eine Besserung der Verhältnisse nicht mehr zu denken."