Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Conrad gegen Gebietsabtretungen an Italien 
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Entschluß der Mittelmächte zum Angriff gegen 
die Russen 
Hiezu Beilagen 14 und 15 sowie Skizze 24 
Die Entstehung des Gorlice-Planes der Mittelmächte 
An geeigneter Stelle ist schon der bedeutende Einfluß hervorge¬ 
hoben worden, den die italienische Gefahr zu Anfang Jänner 1915 auf 
die Entschlüsse Conrads ausgeübt hat (S.95). Diese Gefahr war mitent¬ 
scheidend gewesen für das Wagnis, über das verschneite, vereiste, weg¬ 
lose Gebirge ganze Armeen angreifen zu lassen. Auch das Scheitern der 
damals beschlossenen Karpathenoffensive konnte fürs erste den General¬ 
stabschef dem Gedanken nicht geneigter machen, sich Italiens Nachgeben 
durch Gebietsabtretungen zu erkaufen. 
Daran hatte sich auch nichts geändert, als er im Kronrat vom 
8. März (S. 283) notgedrungen seinen grundsätzlichen Widerstand gegen 
jedes Zugeständnis an Italien aufgegeben hatte. Wenn Conrads Stim¬ 
mung in diesem Belange weiterhin audh Schwankungen unterlag, ge¬ 
brach es ihm vor allem an dem Glauben, daß es wirklich möglich sein 
werde, Italien durch Gebietsopfer für die ganze Dauer des Krieges von 
einem Eingreifen abzuhalten. Entweder sei es überhaupt nicht gesonnen, 
ernsthaft zum Schwerte zu greifen, dann brauche man nicht freigebig 
zu sein, oder es sei zum Kriege entschlossen, dann, werde ihm durch 
die Abtretung Welschtirols erst recht das Tor für einen weiteren Beute¬ 
zug ins Herz Österreichs geöffnet. Zu diesen praktischen Erwägungen 
trat die gefühlsmäßige Ablehnung, die in der heißen Liebe Conrads zur 
Tiroler Erde wurzelte, und der Gedanke an den niederschmetternden 
Eindruck, den es auf die Armee machen mußte, wenn, mitten in der 
Schlacht die Welschtiroler Kaiserjäger und Kaiserschützen in die dem 
begehrlichen Anrainer als Beute hingeworfene Heimat entlassen werden 
würden. Noch um einen Grad unmöglicher hielt er es aus geopolitischen 
Gründen, den Italienern Gebiete am Isonzo und an der Küste zu über¬ 
lassen ; nicht zu Unrecht erblickte er in einem solchen Opfer eine Selbst¬ 
preisgabe der Monarchie. Da vermochte er sich weit eher mit dem Ge¬ 
danken zu befreunden, etwa Ostgalizien zu opfern und auf solche Weise 
den Frieden mit dem Zarenreiche zu erkaufen. Aber weder die öst.-ung.,
	        
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