Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Geburtsstunde des Gorlice-Entschlusses 
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Gorlice stand, berichtet1), einige Wochen später dem 4. Armeekmdo. 
einen ähnlichen Vorschlag erstattet, aber kein Gehör gefunden zu haben. 
Im März wurde dann der schon erwähnte Versuch mit unzulänglichen 
Mitteln unternommen. Der Mißerfolg sprach keineswegs gegen den Ge¬ 
danken an sich, dessen Ausführung um so mehr lockte, als klar geworden 
war, daß ein aus entgegengesetzter Richtung durch Pflanzer geführter 
Stoß verschiedener Gründe wegen nicht zur Reife gedeihen konnte. 
Auf Grund der Unterredung mit Conrad depeschierte Cramon noch 
am 1. April abends an seine Heeresleitung nach Mézières: „Exzellenz 
Conrad ist weitere Unterstützung mehr denn je erwünscht, und zwar 
entweder durch eine deutsche Division zu seiner Verfügung zum Stützen 
der 2. Armee oder durch Offensive stärkerer Kräfte gegen Flanke und 
Verbindungen des russischen Angriffes aus Richtung Gorlice." 
Noch in derselben Nacht sprach — wie üblich — GM. Cramon auch 
telephonisch über die Angelegenheit mit Falkenhayn; denn am anderen 
Morgen konnte er dem öst.-ung. Generalstabschef mitteilen, daß die 
DOHL. eine Verstärkung der Karpathenfront abgelehnt habe. 
In den gleichen Stunden hatte sich das Oberkommando Hinden- 
burgs durch den Hptm. Fleischmann in Teschen wegen der in den Kar¬ 
pathen entstandenen Lage anfragen lassen. Die Antwort Conrads zeich¬ 
nete scharf umrissen den Gorlice-Plan, wie er ihn damals schon gedacht 
hatte. Die auf 100.000 Mann zusammengeschmolzene 2. Armee müsse 
vor dreizehn bis vierzehn russischen Divisionen nachgeben. Zunächst sei 
eine Stützung durch Kräfte der 3. Armee geplant. Größeres könne nur 
durch einen mit mindestens vier neuen Divisionen aus der Gegend Gor¬ 
lice—Zbor ó unternommmenen Stoß gegen die Verbindungen der russi¬ 
schen Karpathenfront erzielt werden. 
Am selben 2. April lud Falkenhayn, durch das sich immer drohen¬ 
der gebärdende Italien beunruhigt, Conrad zu einer Besprechung nach 
Berlin ein. Diese fand am 4. statt. Aufzeichnungen über sie fehlen. Als 
ziemlich sicher ist anzunehmen, daß Conrad bei dieser Beratung die Mög¬ 
lichkeit, mit den Italienern doch noch zu einem friedlichen Abschluß zu 
gelangen, nicht so entschieden in Abrede gestellt hat, als bei anderen Ge¬ 
legenheiten. Nach den Notizen des Chefs der Operationsabteilung der 
DOHL., des Obersten Tappen, wurde auch die kritische Lage in den 
Karpathen erörtert, was im Hinblick auf die eben tobende Osterschlacht 
wahrhaftig begreiflich ist. Dagegen bestritt Falkenhayn nachträglich, daß 
*) A r z, 55.
	        
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