Conrad gegen Gebietsabtretungen an Italien 297 Entschluß der Mittelmächte zum Angriff gegen die Russen Hiezu Beilagen 14 und 15 sowie Skizze 24 Die Entstehung des Gorlice-Planes der Mittelmächte An geeigneter Stelle ist schon der bedeutende Einfluß hervorge¬ hoben worden, den die italienische Gefahr zu Anfang Jänner 1915 auf die Entschlüsse Conrads ausgeübt hat (S.95). Diese Gefahr war mitent¬ scheidend gewesen für das Wagnis, über das verschneite, vereiste, weg¬ lose Gebirge ganze Armeen angreifen zu lassen. Auch das Scheitern der damals beschlossenen Karpathenoffensive konnte fürs erste den General¬ stabschef dem Gedanken nicht geneigter machen, sich Italiens Nachgeben durch Gebietsabtretungen zu erkaufen. Daran hatte sich auch nichts geändert, als er im Kronrat vom 8. März (S. 283) notgedrungen seinen grundsätzlichen Widerstand gegen jedes Zugeständnis an Italien aufgegeben hatte. Wenn Conrads Stim¬ mung in diesem Belange weiterhin audh Schwankungen unterlag, ge¬ brach es ihm vor allem an dem Glauben, daß es wirklich möglich sein werde, Italien durch Gebietsopfer für die ganze Dauer des Krieges von einem Eingreifen abzuhalten. Entweder sei es überhaupt nicht gesonnen, ernsthaft zum Schwerte zu greifen, dann brauche man nicht freigebig zu sein, oder es sei zum Kriege entschlossen, dann, werde ihm durch die Abtretung Welschtirols erst recht das Tor für einen weiteren Beute¬ zug ins Herz Österreichs geöffnet. Zu diesen praktischen Erwägungen trat die gefühlsmäßige Ablehnung, die in der heißen Liebe Conrads zur Tiroler Erde wurzelte, und der Gedanke an den niederschmetternden Eindruck, den es auf die Armee machen mußte, wenn, mitten in der Schlacht die Welschtiroler Kaiserjäger und Kaiserschützen in die dem begehrlichen Anrainer als Beute hingeworfene Heimat entlassen werden würden. Noch um einen Grad unmöglicher hielt er es aus geopolitischen Gründen, den Italienern Gebiete am Isonzo und an der Küste zu über¬ lassen ; nicht zu Unrecht erblickte er in einem solchen Opfer eine Selbst¬ preisgabe der Monarchie. Da vermochte er sich weit eher mit dem Ge¬ danken zu befreunden, etwa Ostgalizien zu opfern und auf solche Weise den Frieden mit dem Zarenreiche zu erkaufen. Aber weder die öst.-ung.,