Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

ohne Neid, den vorbildlichen Ausbau des weitläufigen italienischen Grabensystems 
feststellen, wenn es auch der beispiellosen Wucht unserer schwersten Kaliber nicht 
standzuhalten vermochte. Wer noch weiter in die Eimbernwälder vordrang, stand 
ergriffen auf jener Stätte, wo die italienischen Bataillone in Massen zum Gegen¬ 
stöße sich anschickten, vom Feuerorkan der 30er-, 38er- und 42er-Bomben aber 
hingeschmettert wurden. Grauenerregend hatte das gnadenlose Sperrfeuer gewütet, 
eine stählerne Feuerwand von satanischer Grausamkeit ausgerichtet, hinter der 
sich binnen wenigen Minuten ein kaum übersehbares Leichenfeld dehnte. Zwischen 
mächtigen klaffenden Trichtern und zerrissenen Baumstämmen lagen Hunderte von 
Gefallenen in schauriger Totenstarre, darunter zwei Generale und zahlreiche Stabs¬ 
offiziere. Und in weitem Umkreise ein Bild der Vernichtung, aber auch Zeichen eines 
regellosen, verworrenen Rückzuges. Wohin der Blick fiel, weggeworfene Waffen 
und Munition, verstreut liegende Ausrüstungsgegenstände. 
An Leichtsinn grenzende Unvorsichtigkeit beim Hantieren mit aufgefundenen 
Handgranaten forderte unnötige Verluste — fünf Mann, darunter einen Toten —, 
so daß ein scharfer Befehl des Korpskommandanten dem Besuche der Kampfstätten 
ein jähes Ende bereitete. 
Die 12. Brig. der 6. ID. hatte am 26. Mai den Weg südlich an Vezzena vorbei 26.5. 
über die C. Le Mandrielle nach Osteria bei Ghertele genommen; sie trat in den 
Verband der 22. LID. 
Die 11. Brig. brach am 27. morgens auf. Das Regiment schlug, den in der 27.5. 
Lavaroneschlacht heiß umstrittenen Marcairücken überquerend, die knapp südlich 
des Grenzkammes ostwärts verlausende Wegroute ein. Um 11.15 Uhr vormittags 
wurde auf dem Campo Manderiolo, etwa tausend Meter südlich der Cost'altaspitze 
(2050 m) die Reichsgrenze überschritten: ein historischer Augenblick, denn zum 
ersten Male im Weltkriege betrat das Regiment feindlichen Boden. Rach dreistün¬ 
diger Rast südlich der Porta di Manazzo erreichte die Tete des Regimentes, zur 
Cra. Larici (633 m) absteigend, das Tagesziel. Zum erstenmal bezog das Regiment 
im Feindeslande Zeltlager. Ostwärts lag die tiefe Furche der vom Grenzkamme 
südwärts ziehenden Lenzolaschlucht, jenseits der Steilhänge zum nebelverhängten 
Zackengrate des Kempelrückens anstiegen. Die vom beschwerlichen Tagesmärsche 
ermüdenden, vom Dauerregen durchnäßten Steirer verbrachten die bitterkalte 
Nacht in den regenfeuchten Zelten. 
Beim benachbarten XX. Korps hatte sich am 25. Mai ein neuer Erfolg eingestellt. 
Der nördlich Arsiero aufragende Mt. Cimone (1230 in), von zwei Alpinibataillonen 
zäh verteidigt, war am Abende im Kampfe Mann gegen Mann von den IR. 14 
und 50 erobert worden. Aber kleine feindliche Truppen, die sich noch an den 
südlichen Ausläufer des Mt. Cimone, den Mt. Caviojo, klammerten, verwehrten 
den Abstieg ins Tal, so daß es am 26. zu einem Gefechte um diese letzte Höhe vor 
Arsiero kam. Erst am 27. erreichten Patrouillen Arsiero. 
Mit diesem Gefechte ging die Offensive aus Südtirol nach einer kurzen, durch 
schlechtes Wetter bedingten Pause in eine zweite Phase über*. 
Trotz des wiederholten Drängens des HGK. in Bozen gegenüber dem 11. AK., 
rascher zuzugreifen und das zweifelsohne schon durch die starken Befestigungen 
des Feindes bedingte systematische Kampsverfahren zu lockern, wurde nach dem 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 300. 
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