ohne Neid, den vorbildlichen Ausbau des weitläufigen italienischen Grabensystems feststellen, wenn es auch der beispiellosen Wucht unserer schwersten Kaliber nicht standzuhalten vermochte. Wer noch weiter in die Eimbernwälder vordrang, stand ergriffen auf jener Stätte, wo die italienischen Bataillone in Massen zum Gegen¬ stöße sich anschickten, vom Feuerorkan der 30er-, 38er- und 42er-Bomben aber hingeschmettert wurden. Grauenerregend hatte das gnadenlose Sperrfeuer gewütet, eine stählerne Feuerwand von satanischer Grausamkeit ausgerichtet, hinter der sich binnen wenigen Minuten ein kaum übersehbares Leichenfeld dehnte. Zwischen mächtigen klaffenden Trichtern und zerrissenen Baumstämmen lagen Hunderte von Gefallenen in schauriger Totenstarre, darunter zwei Generale und zahlreiche Stabs¬ offiziere. Und in weitem Umkreise ein Bild der Vernichtung, aber auch Zeichen eines regellosen, verworrenen Rückzuges. Wohin der Blick fiel, weggeworfene Waffen und Munition, verstreut liegende Ausrüstungsgegenstände. An Leichtsinn grenzende Unvorsichtigkeit beim Hantieren mit aufgefundenen Handgranaten forderte unnötige Verluste — fünf Mann, darunter einen Toten —, so daß ein scharfer Befehl des Korpskommandanten dem Besuche der Kampfstätten ein jähes Ende bereitete. Die 12. Brig. der 6. ID. hatte am 26. Mai den Weg südlich an Vezzena vorbei 26.5. über die C. Le Mandrielle nach Osteria bei Ghertele genommen; sie trat in den Verband der 22. LID. Die 11. Brig. brach am 27. morgens auf. Das Regiment schlug, den in der 27.5. Lavaroneschlacht heiß umstrittenen Marcairücken überquerend, die knapp südlich des Grenzkammes ostwärts verlausende Wegroute ein. Um 11.15 Uhr vormittags wurde auf dem Campo Manderiolo, etwa tausend Meter südlich der Cost'altaspitze (2050 m) die Reichsgrenze überschritten: ein historischer Augenblick, denn zum ersten Male im Weltkriege betrat das Regiment feindlichen Boden. Rach dreistün¬ diger Rast südlich der Porta di Manazzo erreichte die Tete des Regimentes, zur Cra. Larici (633 m) absteigend, das Tagesziel. Zum erstenmal bezog das Regiment im Feindeslande Zeltlager. Ostwärts lag die tiefe Furche der vom Grenzkamme südwärts ziehenden Lenzolaschlucht, jenseits der Steilhänge zum nebelverhängten Zackengrate des Kempelrückens anstiegen. Die vom beschwerlichen Tagesmärsche ermüdenden, vom Dauerregen durchnäßten Steirer verbrachten die bitterkalte Nacht in den regenfeuchten Zelten. Beim benachbarten XX. Korps hatte sich am 25. Mai ein neuer Erfolg eingestellt. Der nördlich Arsiero aufragende Mt. Cimone (1230 in), von zwei Alpinibataillonen zäh verteidigt, war am Abende im Kampfe Mann gegen Mann von den IR. 14 und 50 erobert worden. Aber kleine feindliche Truppen, die sich noch an den südlichen Ausläufer des Mt. Cimone, den Mt. Caviojo, klammerten, verwehrten den Abstieg ins Tal, so daß es am 26. zu einem Gefechte um diese letzte Höhe vor Arsiero kam. Erst am 27. erreichten Patrouillen Arsiero. Mit diesem Gefechte ging die Offensive aus Südtirol nach einer kurzen, durch schlechtes Wetter bedingten Pause in eine zweite Phase über*. Trotz des wiederholten Drängens des HGK. in Bozen gegenüber dem 11. AK., rascher zuzugreifen und das zweifelsohne schon durch die starken Befestigungen des Feindes bedingte systematische Kampsverfahren zu lockern, wurde nach dem 1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 300. 27