Der volksbildende Wert hygienifcher Mufeen ift erfahrungs
gemäß ein außergewöhnlicher. Die leichtfaßliche Form der Darftellung, die
Vergleiche zwilchen richtigen und unrichtigen Maßnahmen ufw. haben auf
dem Gebiete der Aufklärung über Pflege und Ernährung des Säuglings
große Fortfehritte erzielt. Es wäre von größter Bedeutung, wenn die
Wandermufeen auch in der Landbevölkerung Eingang fänden, wo noch
die meiften irrigen Anfichten vorhanden und längft überholte Gebräuche
im Gange find. Die Säuglingsfterblichkeit ift in der Landbevöl
kerung höher als in der Stadtbevölkerung. Dorthin Aufklärung zu
bringen, wird die nächfte und wichtigfte Aufgabe fein, insbefondere bei
uns in Öfterreich, das weit reicher an Landgemeinden, als an größeren
Stadtgemeinden ift.
Dort, wo es möglich ift, eine Mutterberatungs- oder Fürforge-
ftelle zu gründen, follte nicht damit gezögert werden, diefe ins Leben zu
rufen. Derartige Beratungstellen haben fich allerorten ausgezeichnet bewährt,
Ihre Einrichtung ift einfach und billig. An beftimmten Tagen finden fich
die Mütter mit ihren Kindern in der Beratungstelle ein, wo fie feitens
des Arztes und der Fürforgefchwefter beraten werden. Diefe Zufammen-
künfte der Mütter bringen es mit fich, daß die Lehren fich von Mund zu
Mund verbreiten und fo in alle Schichten der Bevölkerung dringen. Er
fahrungsgemäß wird bei den Müttern das Interefle am Gedeihen des
Kindes wefentlich gefteigert und fie tragen felbft am meiften zur weiteren
Propaganda bei, wenn fie fich von der Richtigkeit der getroffenen Maß
nahmen überzeugen können.
paft in allen Kinderkliniken und in größeren Kinderfpitälern mit ambula-
torifdher Behandlung dienen die Ambulatorien vielfach als Mutterberatungs-
ftellen. Dem Zuge der Zeit folgend, haben die meiften diefer Stellen fich
in den Dient der Mutterbelehrung geteilt und geben nicht nur dem
kranken Kinde ärztliche Ordination, fondern haben Mutterfchulung mit in
den Bereich ihrer Tätigkeit gezogen. Es ift ein großer Fortfehritt, daß die
Mütter dazu veranlaßt werden und Gelegenheit haben, fich an den Arzt
zu wenden zu einer Zeit, wo das Kind gefund ift oder nur die erften
Anzeichen einer Schädigung im Gedeihen zeigt. Viele Krankheiten und
Störungen im Gedeihen des Kindes werden auf diefe Weife vom zarten
Organismus abgehalten. Eigene Fürforgeftellen, welche Mutter- und
Säuglingsfchutz betreiben, haben in den letzten Jahren auch bei uns in
Öfterreich eine große Tätigkeit entfaltet. Hier fei insbefondere erwähnt
die Fürforgeftellen des Vereines Säuglingsschutz, des Vereines Säuglings-
fürforge, des Bundes für Mutterfchutz, der ftädtifchen Berufsvormundfchaft
in Wien, der Berufsvormundfchaft in Brünn ufw. ufw,, die ihre fruchtbare
Tätigkeit in reichlichem Maße ausdehnen konnten. Ein lehrreiches Beifpiel
6