Volltext: Wie lebt man als Vegetarier?

(£$ herrscht heut zu Tage leider noch zu sehr das Vorurteil, daß die 
Pflege des Körperlebens, insbesondere die Regelung der Ernährungs 
weise Kapitel seien, mit denen sich, je nachdem, Kranke und Krankenpfleger, 
oder mit der „Magenfrage" allenfalls auch Arme beschäftigen könnten, 
die aber jedenfalls die „Ritter vom Geist" kaum etwas angingen. Und 
doch besteht ein so sehr großer, ein so ungemein inniger Zusammenhang 
des Körperlebens, insbesondere der Ernährungsweise, mit unserm Geistes 
leben, mit unserm Denken, Fühlen und Wollen. Gesundes Gefühlsleben, 
höchste Geistes- und Willenskraft sind gradezu bedingt durch ein gesunde- 
Körperleben, vor allem durch eine vernünftige Ernährungsweise. 
Wenn in einem Oraanismus ein Glied krankt, so müffen alle 
andern Teile mitleiden. Krankt nun gar die eine Hälfte eines jolchen, 
so ist es selbstverständlich, weil überall in der Natur ersichtlich, daß die 
andre Hälfte nicht normal funktioniren kann, sondern auch mehr oder 
minder erkranken wird. Auf unsern Fall angewandt heißt das: wenn 
der physische Teil des menschlichen Organismus krankt, so kann auch der 
geistige Teil nicht gesund sein, bezw. bleiben. Und so sehen wir denn 
auch thatsächlich, daß die höchstmögliche Denk- und Willenskraft eine- 
Individuums an die höchstmögliche Gesundheit seines Körpers geknüpft 
ist: und sehen wir ebenso oder können wir sehen, wie das den Pol 
des Lebens und Strebend bildende Gefühlsleben aufs allerwesentlichste 
durch das Körperleben beeinflußt wird. Jene ruhige Heiterkeit der Seele, 
welche uns die Philosophen als Ideal einer Gemütsstimmung anpreisen, 
wird nur dann erreicht, wenn das Körperleben ein normales, wenn 
insbesondere die Ernährungsweise eine der körperlichen Organisation 
entsprechende, d. h. naturgemäße und harmonische gewesen ist. Im 
bejondern darf die Ernährung also nicht eine solche sein, welche geeignet 
ist, die Leidenschaften und die Roheit zu befördern, sondern vielmehr 
§ine derartige, daß sie die ersteren mildert, die letztere beseitigt, und uns 
ein ruhiges, heiteres, mit Wohlwollen gepaartes Temperament verschafft! 
So käme es also darauf an, die Hauptfrage zu entscheiden: 
Wie soll man denn leben, und zwar zunächst: wie soll die haupt 
sächlich maßgebende Ernährungsweise eines Menschen beschaffen 
sein, um ein möglichst gesundes Körper- und Geistesleben herzustellen?! 
Ausgehend 1) von dem wohl allgemein anerkannten Grundsatz, 
daß man um so gesunder an Leib und Seele sein und werden wird, je 
mehr man „treu der Natur" lebt, 
2) von der Thatsache, daß der Körperbau des Menschen in allen 
seinen Teilen (Zähnen, Magen, Darm, Händen rc.) auf eine rein 
vegetabilische, namentlich Frucht-Diät paßt (was eine große Anzahl 
der berühmtesten Naturforscher wie: Cuvier, Hackel, Hux'ley u. a. m. 
bezeugen), von welcher Ernährungsweise leider ein Teil der Menschheit durch 
Not und einer buch rletztere erzeugten falschen Gewohnheit abkam, und 
3) von der Beobachtung, daß allerdings die Verdauungsorgane 
eines nicht unbeträchtlichen Teils der Kulturvölker, besonders der städti 
schen Bevölkerung durch ihre fehlerhafte, naturwidrige Ernährung zu 
sehr geschwächt sind, um von den Nahrungsmitteln, wie sie uns die 
Matur'bietet, leben zu können, ' - M
	        
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