Volltext: Wie lebt man als Vegetarier?

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reibung mache man sich sofort stärkere Bewegung entweder im Freien 
oder mittelst der Zimmergymnastik. — Auch auf eine Reinigung des 
Mundes und der Zähne (Ausspülen des Mundes nach jedem Essen 
genügt für gewöhnlich bei reiner, vegetarischer Kost) und des Kopfes 
(sorgfältiges Durchkämmen der Haare, ab und zu Waschungen, Ver 
meidung aller angreifenden Essenzen, Oele re.) sei man bedacht. 
5) Zweckmäßige Bekleidung. Dieselbe sei bequem und leicht, einfach 
und sauber. Die Kleiderstoffe seien möglichst porös und durchlässig. 
Korsetts, Plätthemden rc. sind möglichst zu vermeiden. (Zweckmäßige 
Unterkleider sind die Filetjacken). 
6) die Wohnung sei möglichst luftig und sauber, licht und sonnig! 
Soviel über diese weiteren Punkte der Körperpflege, die wir aufs 
dringendste der Beachtung aller Gesinnungsgenossen empfehlen, mit der 
Bitte, die Wichtigkeit derselben für die Gesundheit und somit für unser 
ganzes Leben nicht unterschätzen zu wollen! 
Obige Ausführungen schildern das Ideal, das wir Vegetarier uns 
von einer vernünftigen Ernährung, überhaupt einer rationellen Lebens 
weise machen und das wir, Jeder nach seinen besonderen Verhältnissen 
und nach seiner persönlichen Kraft, — zwar mit Umsicht und Vorsicht, 
aber auch mit Energie und Ausdauer — durchzuführen suchen. Wir 
erwarten mit vollster Zuversicht die größten Wirkungen 
1) in Bezug auf eme Gesundung des heutzutage so sehr degene- 
rirten Menschengeschlechts (aus Gründen, die wir in obigem kurz ange 
deutet Haben); — 
2) in Bezug auf eine Besserung der ökonomischen und so 
zialen Verhältnisse (indem unsre Kost viel billiger ist als die 
Fleischkost und weil bei der unsern zehnmal mehr Menschen existiren 
können als bei der gemischten Diät); — 
3) eine Erringung der Selbstbeherrschung (durch Milderung 
der bei der heute üblichen Diät üppig wuchernden Leidenschaften) und eine 
Verfeinerung und Vertiefung des Gefühls, indem wir durch 
ganz besondere Pflege des Mitgefühls mit allen lebenden Wesen eine 
Entrohung des Menschengeschlechts und mildere, humanere Sitten 
herbeizuführen suchen! — 
Daß sich das Alles auf einen Schlag erreichen läßt, glauben auch 
wir nicht. Wir streben und arbeiten eben nach unsrer besten Kraft für 
das Gute, Schöne und Wahre, für eine harmonievollere Gestaltung der 
individuellen und sozialen Verhältnisse; und daß wir nicht vergeblich ringen, 
zeigt die ständig wachsende Schaar überzeugungsfester Vegetarier, die 
es hier in Deutschland, wie im Auslande (besonders in England) giebt, 
und die uns zu der Hoffnung berechtigen, daß die Menschheit, sei es 
früher oder später, wieder auf den Pfaden einer naturgetreuen, einer 
harmonischen Lebensweise wandeln wird. Möge dazu auch ein jeder 
Leser dieser Blätter das Seine beitragen! 
Druck von Hermann Friede, Berlin 8., Dresdencrstr.j76.
	        
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