Volltext: Das Mühlviertel im Kriegsjahre 1809. Rohrbach, Kath

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wechselweise den einen Tag Bier, den anderen Branntwein geliefert werden. Am 
2. Juni erging der Befehl, ohne Verzug 3000 Zentner Fleisch nach Wien zu liefern; 
„da half keine Gegenvorstellung, kein Bitten."') 
Bei dem Nachrücken der ganzen feindlichen Armee häufte sich die Zahl der 
Kranken in Linz, daher mußten auch in Enns und Braunau mit großen Kosten 
Spitäler errichtet werden. In Linz befanden sich vier Hauptspitälcr: in der Wasser- 
Kaserne, im vormaligen Jesuiten-Kollegium (heute Postgebäudc), bei den Karmeliten 
und int Stockhvf; bald erwiesen sich diese Spitäler als zu klein; schon am 13. Mai 
klagte Dr. Hueber, daß sich in Privathäuscrn 450 Blessierte befänden, daher die 
Gefahr der Ansteckung sehr groß wäre. Trotzdem wurden ihm am 15. Mai von 
Passan noch 150 Kranke zugeführt. Nur mit großer Mühe gelang cs ihm, beim 
Gouverneur Puthod durchzusetzen, daß er kurze Zeit darauf 400 Kranke unter der 
Aussicht der Wundärzte Matthias Walner und Anton Hintenbcrger nach Passau 
schicken konnte; den Transport mußten die Schiffmeister Lüftencgger und Roscnauer 
gegen 1500 fl. Entschädigung besorgen. Nach der Schlacht bei Aspern wurden fort 
während viele Blessierte in die Linzer Spitäler gebracht, die wiederum bald ganz 
überlegt waren. Auch aus dem Spitale der Sachsen zu Harthcim wurden damals 
200 Kranke, da dort die Verpflegung Schwierigkeiten bereitete, nach Linz überführt 
und im Schlosse untergebracht. Um die Gefahr der Verbreitung ansteckender Krank 
heiten hintanzuhaltcn, war Protomedikus Dr. Hueber beständig bemüht, die an in 
fektiösen Krankheiten in Privathäusern darniedcrlicgendcn Offiziere in die Spitäler 
zu schaffen und zu erlangen, daß die Senkgruben, besonders der Spitäler, gereinigt 
wurden. Besonders schlimm sah cs in einem Hause der Klammstraßc aus, in welchem 
sich eine französische Schlachtbank befand, da aus demselben der Unrat oft wochen 
lang nicht weggeschafft wurde?) 
Großer Mangel herrschte seit Beginn der Invasion an Brennholz, so daß 
Dr. Hueber nur mit großer Mühe das für die Spitäler und Kommissär Norbert 
Höß das für die Bäcker notwendige auftreiben konnte. Da die Franzosen auf der 
Donail alle Schiffe weggcnonlmen und die Schiffleute eingesperrt hatten, so konnte 
anfänglich auch keines zugeführt werden. Die Landeskommission befahl daher schon 
am 7. Mai den Kommissariaten, deren Gebiet an die Donau grenzte, schnell Holz 
zu liefern. Aber diese meldeten, daß weder Schiffe noch Schiffleute vorhanden seien. 
Da der Mangel immer ärger wurde und die Klafter schon mit 10 bis 15 fl. bezahlt 
werden mußte, ließ sich endlich der Gouverneur herbei, zu gestatten, daß die 
Schwarzenberg'sche Schwcmmdirektion in Neuhaus, aber unter Begleitung von 
Schutzleuten, 165 Klaftern liefere. Später dursten auch das Kommissariat Engelszcll 
ans dem Holzlager der dort bestandenen Porzellan-Hilfsfabrik und besonders die 
Fvrstämtcr in Wcilhnrt und der Gutsbesitzer Josef Menncr von Raitenhaslach 
Holz liefern?) Am 10. Mai hatte man die Schifflcutc, die man mit den öster 
reichischen Kriegsgefangenen und eingefangenen Traineurs in Harthcim untergebracht 
hatte, wieder entlassen müssen, da man sie eben benötigte. 
So ganz ohne Störung sollte der Feind die Wasserstraße nicht benützen dürfen. 
Von Ereignissen, die sich um jene Zeit auf der Donau abspielten, meldet ein 
Tagesbericht der österreichischen Armee vom 11. Juni, daß sich bei Obermühl das 
unter dem Obersten Graf Hartmann stehende böhmische Landwehr-Bataillon zweier 
mit Reis und Branntwein beladenen und für den Feind bestimmten großen Schiffe 
S. S.344, 346, 349. 
-) Pröll a. st. O. S. 31. 
°) Ebd. S. 26 f.
	        
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