Volltext: Das Mühlviertel im Kriegsjahre 1809. Rohrbach, Kath

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bemächtigte. Was von der Ladung wegen Unzulänglichkeit der Fuhren nicht weggebracht 
werden konnte, machte man unbrauchbar, desgleichen die Schiffe. Der Feind, der in 
drei Schiffen zu Hilfe eilen wollte, wurde durch die Kugeln der Unsrigen an der Landung 
verhindert und>-entfernte sich mit bedeutenden Verlusten an Toten und Verwundeten. 
Am 1. Juni ließ ferner Oberst Hartmann ein mit feindlicher Mannschaft beladenes 
Schiff, welches die Donau cherabkam, angreifen. Durch das wohlgezielte und an 
haltende Feuer seiner Mannschaft wurden bei fünfzig feindliche Soldaten getötet, ans 
österreichischer Seite fiel niemand?) 
IX. 
tGeldnot der Landeskommission. — Die allgemeine Entwaffnung. — Einftihrung der 
Gendarmerie. — Urfahr soll zerstört werden. — Schanzarbeiten. — Brnckenwachc.) 
Gar bald kam die Landeskommission in Verlegenheit, da der Geldvorrat Tag 
für Tag zusammenschmolz und die Auslagen sich fortwährend steigerten. Schon am 
13. Mai hatte sie mit dem Bankhause Hirsch Wolf Levi und Isaak Kaula in 
Augsburg einen Kontrakt über die Lieferung von 600 Ochsen und Fvurage ab 
geschlossen. Dieses Haus wollte auch alle Spitäler des Landes übernehmen, wenn 
ihm für jeden Kranken täglich 1 fl. 21 kr. gezahlt würden. Da man aber besorgte, 
daß es so starke Lieferungen nicht leisten könnte, so überließ man die Versorgung 
der Spitäler dem Gastwirte „zum goldenen Löwen" Leopold Mayredcr und Karl 
Knab, die wieder für die auswärtigen Spitäler Nnterpächter aufstellten. Mayrcder 
lud sogleich u. a. zur Lieferung von Charpie ein, die er Per Pfund um 42 Kreuzer 
zu bezahlen versprach. 
Die Verstorbenen wurden von den Pächtern Knab und Mayredcr anfangs 
ohne Kleidung beerdigt; als aber das Landeskollegium dagegen einschritt, ließen sie 
die Leichen in Stroh verpacken und im Grabe mit Kalk bestreuen. Sie bekamen 
täglich für den Mann 45 Kreuzer. Die Rechnung, die sie am 19. Juli für die 
Zeit vom 26. Mai bis 1b. Juni vorlegten, lautet auf 57.442 fl. 13'/z kr. Die 
Prüfung der Rechnungen lief nie glatt ab; besonders wurde von Aerzten und 
Generalen geklagt, daß das gelieferte Getränk schlecht sei. Anfangs wurden täglich 
16 Eimer Wein, später mehr geliefert. 
Zur Weinlieferung für die Spitä,ler hatten sich schon am 12. Mai die Wirte 
Frcinthaler und Pillewitzcr kontraktmäßig verpflichtet; und zwar sollte ihnen der 
Weißwein mit 36 fl. und der Rotwein mit 40 fl. per Eimer bezahlt, werden. 
Die Diäten, welche den Aerzten bewilligt wurden, betrugen per Tag 2 bis 6 fl.; 
der Spitalkaplan Schwarz, für den Dr. Hueber 3 fl. „für seinen mühsamen Dienst" 
vorgeschlagen hatte, bekam 2 fl., der Chirurg Anton Birgl im Karmelitcnspitalc, der 
Oberleutnant Jennay, der die Rechnung führte, 3 fl. usw?) 
Daß die Kasse schon schwach war, ersieht man daraus, daß den Beamten des 
Bauamtes und anderer Aemter der Gehalt für den Maimonat nicht ausbezahlt 
wurde, „da die Kassen mit Beschlag belegt worden." Am 16. Mai ersuchte man 
die Stifter Kremsmünster, St. Florian und Wilhering schriftlich um einen ausgiebigen 
Vorschuß und tagsdarauf beschloß man, eine ständische Deputation, für welche man 
den Gouverneur um einen Paß ersuchte, nach Wien zu senden, um wie 1805 bei 
»ermöglichen Häusern auf ständischen Kredit Gelder aufzunehmen?) Um die großen 
ä ‘) Vgl. Heft 1 dieser „Beiträge" S. 87. 
*) Pröll st. a. O. S. 25 und 46. 
-) Ebd. S. 27.
	        
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