Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1907 (1907)

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und die Dirn Hot g'schwind müaß'n in Kuhstall — do is warm — a 
Strohpritschen Herrichten, daß sich die Kunden recht können ausrast'n bis 
morg'n in da Fruah. Weil d'Nock'n fein gar g'wes'n, hob'n's „Gelt's 
Gott" g'sagt und sein im Stall ins Stroh einig'schlof'n. Ehender aber hob'n's 
müaß'n Stroafhölzl und Tabakspfeifen ausrucken, denn da G'schloßmoar 
läßt koan Burscht'n mit Feuerzeug in Stroh schlof'n. 's kunnt' oft'r amol 
a Malör geb'n. Solchene Leut' sein leichtsinni und scheer'n si' koan Teils'! 
drum, wenn's oam 's Hoametl anschür'n. Do hob'n's halt nacher im Stroh 
no a bißl dischgrirt, hob'n si' erzählt, wo's Herkommen, wos für a G'schäft 
s'hob'n, wo 's Fechten woas trogt und wo nit, halt wos so a Burscht wiss'n 
muß. Und nacher sein's eing'schlof'n. 
Na, g'schlof'n hob'n's nit. A jeder Hot si' lei 2 ) so g'stellt, als wann 
er schlofet, denn alle zwoa hob'n den gleichen Gedanken g'habt: a jeder wollt' 
bei da Nacht dem andern d' Sackuhr stehl'n und in da Fruah als Erster 
o'schieb'n. 
Wie's dös ang'stellt hob'n, sell woaß i nit, i han's lei sog'n g'heart, 
kurz und guat, in der Fruah um fünfe Hot jeder dem andern sei Sackuhr 
g'habt, ohne daß's der andere g'wißt hat. Aber woaß da Teifl, wie dös 
gang'n is: In der Fruah, wie's wollten hoamlich o'schiab'n, sein's alle 
zwoa mitanand munter g'wes'n. Do greifen's alle zwoa zu gleicher Zeit ins 
Schileetaschl und sog'n kloanlaut: „I Han mei Sackuhr Mängel!"^) 
„Schaug'n ma, amend liegen's unterm Stroh." 
Aft^) hob'n's halt g'schaut; jed's Halmele hob'n's zwoamol umdraht, 
aber Uhr hob'n's koane g'funden. 
Zum Schluß is eahne dö Suacherei do zu dumm worden, und a jeder 
Hot dem andern sei Sackuhr wieder umtauscht und — ma sollt's nit glaub'n 
— hob'n si' dabei vor Lachen in Bauch g'halt'n. — Was sogst zu so zwoa 
Baloten? 
Winke für Touristen. 
Die beste Zeit zu einer Gebirgsreise ist der hohe Sommer, da um diese Zeit 
die Juli-Coupons eingelöst werden. Auch find die Gasthöse am überfülltesten, die Wirte 
am unzugänglichsten, der Aufenthalt im Freien also am geratensten. 
Die Koffer sende man mit der Post voraus und verliere den Empfangsschein; auf 
diese Weise wird der Fußwanderer ganz unabhängig von den lästigen Gepäckscherereien. 
Ausrüstung. Schwarzer Zylinder mit Gemsbart und Spielhahnseder, wasser 
dichter Smoking, dickes Portemonnaie von Schlangenhaut. Für Damen: Dekolletierter 
Lodenanzug mit Schleppe, nagelneue Schuhe, die über dem Spann drücken, am Absatz 
scheuern, das Klettern über Felsen unmöglich machen und dadurch das menschliche Dasein 
verlängern. Zu größeren Steilwanderungen gehört ein erfahrener älterer Herr, der einem 
davon abrät, und ein Notar, der das Testament aufsetzt. 
In der Eisregion. Wo es im Hotel Gefrornes gibt, tut ein Eispickel gute 
Dienste. Ist man mit der Beköstigung unzufrieden, so schnallt man sich Steigeisen an 
und zerkratzt damit den Hotels das Parkett. 
Wanderregeln. Man beginne mit ganz kleinen Touren und lasse sie täglich 
kleiner werden. Erste Regel ist, morgens zeitig den Kaffee im Bette zu nehmen. Alsdann 
Ruhepause von 2 bis 3 Stunden auf dem noch nicht übermüdeten Ohre. Auf diese Weise 
erhält man sich die Spannkraft für den ganzen Tag und wird noch am späten Abend 
ungeschwächt mit den Kellnerinnen schäkern können. 
2) nur. 3) nicht mehr. 4 ) nachher.
	        
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