Volltext: Der Sammler 13 jahrg. 1917 (1917)

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Hinget, für Sebastian Penninger, gelten lassen. 
Die beiden letzten waren ohne Zweifel die be 
deutendsten Kunstschlosser in der Reihe der ge 
nannten Familie. 
Hans Pennmger, der dritte gleichen Na 
mens schwang den kunstgeübten Hammer von 
1592—1615, und dessen Sohn folgte ihm von 
1616—1645. Beide haben uns ein Werk hinter 
lassen, von dem wohl die wenigsten Schärdinger 
Kenntnis haben. Die Stadt kann aber stolz 
darauf sein, daß derartiges in ihren Mauern ge 
schaffen wurde. 
HanS und Sebastian Pennmger waren 
Meister in der Barocke, in dieser Zeit war ihr 
Schaffen. Ohne Zweifel war ihr Name in ganz 
Bayern bekannt und geschätzt und auch im be 
nachbarten Oesterreich dürfte man die Arbeit 
dieser tüchtigen Meister geschätzt haben. Wenn 
wir uns vergegenwärtigen, daß die Barocke, die 
einfachen, geradlinigen Formen der Renaissance 
inS überreiche, an ihrem Ende bis ins Schwül 
stige veränderte, und wenn wir dabei erwägen, 
daß diese Anfänge derselben, wie bei allen Stil 
übergängen immer noch die Grundformen des 
vorausgegangenen Kunststiles deutlich zeigen, so 
müssen wir mit dem ersten Blicke auf das Bild 
des PresbyteriumgitterS in der Kirche zu Maria 
Brunnenthal bei Schärding, diese Arbeit in die 
Anfangszeit der Barocke überweisen. Damit, 
kommen wir in die erste Hälfte des 17. Jahr 
hunderts. Nun wissen wir, daß Sebastian Pen 
ninger in der Zeit von 1615-—1645 tätig war, 
was allein schon hinreichen würde, demselben 
dieser Meisterstück zuzuweisen. Ganz ohne Zweifel 
ist es aber für uns so, da im rechten Oval des 
Kunstgitters sich die Namensbuchstaben I. 5. ?. 
finden. Sie sagen uns zunächst, daß Sebastian 
Penninger an der Arbeit war, und des weiteren 
können wir annehmen, daß dieser im Vereine mit 
seinem Vater Johann diese Arbeit vollendet hat. 
Wir können uns eine nähere Beschreibung 
dieses Kunstwerkes versagen, da das Bild eine 
beredte Sprache führt, wollen aber nur ergänzend 
bemerken, daß das Laub- und Blumrnwerk, das 
den Gitterkopf darstellt, von überreicher Fülle 
und von außerordentlicher Zartheit ist. Ebenso 
lobt die Zartheit der Gitterstäbe und das vor 
nehme Ebenmaß der Säulen ihren Meister. Es 
ist ein glücklicher Gedanke der letzteren gewesen, 
daß dieselben ihre Namensbuchstaben beigesetzt 
haben, sonst wäre es wohl niemals möglich ge 
wesen, die Namen der kunstgeübten Meister der 
Nachwelt zu erhalten. Wohl gar manches sehens 
werte Stück aus ihren Händen mag heute noch 
den Blick des Verehrers des Schönen und Ge 
diegenen auf sich ziehen, aber es sagt uns 
nicht, wer einstens mit Freude und Begeisterung 
an demselben gearbeitet hat. 
Die Penninger waren, wie dargetan, von 
1554—1645 am Schlosserhause in Grübl seßhaft. 
also fast ein Jahrhundert. Ihnen folgten Chri 
stoph und Josef Schwingseisen von 1645—1708. 
Der Meister Josef Schwingseisen fiel in der 
großen Bauernschlacht zu Aidenbach. 
Aus der Zeit des Rokoko ist uns nachweis 
lich ein schönes Grabkreuz erhalten, das um das 
Jahr 1788 entstanden sein dürfte, es zierte das 
Grab einer angesehenen Brauersfamilie und war 
ursprünglich in zweifacher Ausführung vertreten. 
Eines davon ist im hiesigen Friedhofe erhalten 
geblieben und ist selbes heute eines der schönsten 
Kunstdenkmäler desselben. Es ist ohne Zweifel 
aus der Werkstätte des Schlossermeisters Georg 
Gruber, eines Nachfolgers Schwingseisen und 
Penningers. Die Gruber waren länger als 60 
Jahre am wiederholt genannten Schlosserhause. 
Von den zahlreichen Kunstschlössern, die 
daS Stadtmuseum aufzuweisen hat, wollen wir 
ein typisches Rokokoschloß aus derselben Zeit und 
auS derselben Werkstätte erwähnen. 
Ein kleines Kerzenleuchterchen, das der 
Schlossermeister Franz Krainz aus dem Messer- 
schmiedgassl verfertigt hat, ist ob seiner reinen 
schönen Arbeit beachtenswert. Es diente zum 
Halten deS Wachskerzleins in der Kirche. 
Einer nachweislich Schärdinger Arbeit aus 
der Biedermeierzeit, 1850 verfertigt vom Schlos 
sermeister Franz Söllner soll noch Erwähnung 
| geschehen, nachdem selbe eine reichliche Arbeit 
zeigt. Anton und Franz Söllner waren Schlos 
sermeister von 1822 bis 1869, reichen somit 
noch in die neueste Zeit hinein, sie waren am 
Schlosserhause im Messerschmiedgassl seßhaft. 
Bezüglich Feststellung der Kupferschmied- 
arbeiten hat es die gleiche Bewandtnes wie mit 
den Schlosserarbeiten. Nur ein Zufall ist es. 
wenn uns irgend ein geprägtes Meisterzeichen 
den Schöpfer der Arbeit erkennen lätzt. 
Was man bislange gar nicht geschützt hat 
sind beispielsweise die zahlreich vorhandenen 
vielgestaltigen Backformen aus getriebenem 
Kupfer. Großer Geschicklichkeit und feinem 
Formensinn begegneteten wir da in den altbürger 
lichen Küchen bis vor ganz kurzer Zeit bis zur 
Einberufung der Metalle im Laufe des ver 
gangenen Jahres. 
In den Kupferschmiedwerkstätten ging es 
seinerzeit sehr lebhaft her, denn Kupfer war sehr 
begehrt und wir wissen die Zeit noch ganz gut, 
in der eS beispielsweise nur kupferne Dach 
rinnen und Abfallrinnen gab, die mit einem 
formenschönen Rinnenkopf, der das abfließende 
Dachwasser aufnahm, bekrönt waren. 
AuS Kupfer waren die Schalen der Wagen, 
die vorgeschriebenen Meßgefäße der Brauer und 
im Schankgewerbe, und kupferne Krüge aller 
Größen, mit und ohne Deckel, gehörten zu den 
unentbehrlichsten Zusätzen aller größeren Brau- 
und Gasthäuser. „Pitschen" nannte man die 
heute selten gewordenen Geräte.
	        
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