Volltext: Der Sammler 13 jahrg. 1917 (1917)

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Dem Musealverein war jede sichtbare Be 
tätigung benommen, dennoch kam er seiner haupt 
sächlichsten Aufgabe, das Bestehende zu erhalten, 
nach Möglichkeit nach. Es kann nur wiederholt 
werden, daß unsere Stadt, wenn wieder ruhige 
und friedliche Zeiten gekommen sein werden, ihre 
einzige Anziehung im alten Stadtbilde haben 
wird und daß diese Wahrheit auch jene nicht 
verkennen dürfen, welche für das Empfinden im 
geschichtlichen und heimatlichen Sinne nicht auf 
zukommen vermögen. 
Man vergesse auch nicht, daß durch das 
Wiedererstehen der Feste Neuburg die Geschichte 
unseres Gaue- bald mehr beachtet werden wird 
und daß dies von Neuburg aus nach links und 
rechts ausgreift und nicht nur die Stadt Passau, 
sondern auch die Stadt Schärding in sich schließt. 
In diesem Zusammenhange wird es deutlich, wie 
wichtig es ist, daß der Charakter der Stadt in 
baulicher Hinsicht strenge gewahrt wird. Der 
Musealverein kann nur seine Stimme zum Schutze 
erheben, wichtig ist eS vor allem, daß die Stadt 
gemeinde diese Bestrebungen förderlichst unter 
stützt. Dies ist bis jetzt geschehen und daß es 
auch fürderhin so bleibe, das wünscht der Museal 
verein im Interesse der Stadt. 
Bezüglich des „Sammlers" ist schon im 
letzten Jahresberichte angedeutet, daß mit Beginn 
1936 eine Einschränkung auf die Hälfte unab- 
weislich sein wird. So geschah es auch. Und 
wenn überdies am Ende des vorerwähnten Be 
richtes der Erwartung Ausdruck gegeben ist, es 
werden doch bald wieder bessere Zeiten kommen, 
in denen sich für den Musealverein wieder mehr 
Interesse kundgeben wird und frischeres Leben 
einziehen wird, so hat sich auch diese Erwartung 
nicht erfüllt. Die Kargheit des Sammlers gibt 
hiezu das entsprecheude Bild. 
Außer dem Jahres- und Tätigkeitsbericht 
für das Vereinsjahr 1916 sinden wir nachfol 
gende Aufsätze und Abhandlungen: 
„Der Peuerbacher Münzfund des Schär- 
dinger Museums," fachwissenschaftliche Beschrei 
bung und Bestimmung jedes einzelnen Stückes. 
Von k. k. Oberarzt Dr. E. Reh. 
Desgleichen der Brunnenthaler Münzfund, 
von Ebendemselben. 
„Lumpereien aus der guten alten Zeit", 
von Karl Gruber. 
„Die drohende Glockenabnahme." Mitteilung 
über die gemachten Schritte, um dieselbe hintan 
zu halten. 
„Restaurierung des Grabdenkmales für 
Stadtdechant Vinzenz Gresböck." 
Nachrufe für OberlandesgerichtSrat Ludwig 
Pauli und August KapSreiter. 
„Kriegerdenkmal oder Heldenhain?" 
„Der Innviertler Heimatkalender für das 
Jahr 1917." 
„Das Lied vom Inn," von Otto Prechtler. 
„AuS dem Hauptkataloge des Stadtmu 
seums," ferners Mitteilungen der Stadtgemeinde 
in Angelegenheit der Denkmalfrage an den Mu 
sealverein. 
Mitteilung der Stadtgemeinde Dchärding 
in Angelegenheit der Erhaltung der Schneckel- 
bergschanze im Grüntal. 
Mitteilung betreffend die Flugschrift „Das 
Bauwesen im Jnnviertel." 
Mitteilung der k. k. Zentralkommission in 
Wien betreffend Erwerbung des Schärdinger Zinn. 
Damit ist der 12. Jahrgang der Vereins 
mitteilungen erschöpft. 
Dem Musealverein erübrigt noch allen jenen 
zu danken, welche dem Stadtmuseum Spenden 
und Unterstützung zugewendet haben. Ebenso 
dankt derselbe dem Herrn k. k. Bezirkshauptmann, 
dem Herrn Bürgermeister und der verehrlichen 
Sparkassedirektion für die stetige Förderung, die 
dieselbe den Bestrebungen des Musealvereines 
zugewendet haben. Auch allen auswärtigen Mit 
gliedern sei für ihr treues Festhalten an unseren 
Bestrebungen bestens gedankt. 
Hern der volkskundlichen Abteilung des 
Stadlmiiseums. 
Viel besehen und befragt werden in dieser 
Abteilung die Leibeslängen Christi und Mariens. 
Selbst volkskundlich gut instruierte Leute stehen 
da nicht selten vor einem noch nicht gesehenen, 
ihnen fremden Schutzblatt. Es ist daher gewiß 
ein nicht überflüssiges Beginnen, über diese 
heiligen Leibeslängen genaueres mitzuteilen. 
Wie in allen diesen Dingen gibt auch über 
die Leibeslängrn Frau Professor M. Andree-Eysn 
in dem trefflichen Werke „Volkskundliches aus 
dem bayrischen und österreichischen Alpengebiete" 
erschöpfenden Aufschluß. Wir folgen wörtlich 
den interessanten Darlegungen. Frau Andree- 
Eysn zählt die heil. Leibeslängen zu den Schutz- 
blättern des größeren Formates und sagt darüber 
folgendes: „Unter ihnen (den Schutzblättern) 
nehmen ihrer Ausdehnung wegen die die Länge 
Christi und Mariens die erste Stelle ein. Prof. 
Zibert hat nachgewiesen, daß bereits im „Passio 
nale Kunigunde" die Länge Christi eine Rolle 
spielt und zur abergläubischen Verehrung Anlaß 
gab, wogegen die Kirche wiederholt einschritt. 
Trotzdem finden wir besonders im 18. Jahr 
hundert in den verschiedensten Gegenden bedruckte, 
ineinandergeklebte Papierstreifen, ungefähr 6 bis 
7 Zentimeter breit, 142 bis 175 Zentimeter lang, 
verschiedene Gebete und Schutzformeln enthaltend, 
weit verbreitet. So in Nieder- und Oberöster 
reich, Böhmen, Mähren, Steiermark, Salzburg, 
Kärnten, Tirol und Bayern.
	        
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