Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

darüber unterm 24. Juni vorigen Jahres fol 
gendes Gutachten abgegeben: Das mitfolgende 
Ringlein ist „Prähistorisch" und wahrscheinlich 
aus der La Tene-Qeit. Es dürfte der Bestand 
teil eines Halskolliers sein, eventuell den Bügel 
schmuck einer Fibel gebildet haben. 
Die erstere Vermutung dürfte die wahr 
scheinlichere sein, da Ringlein von der verschie 
densten Größe vorkommen und man sich recht 
gut vorstellen kann, daß in. der Mitte der 
Schmuckschnur die größeren Ringeln waren, die 
sich nach den beiden Seiten verjüngten. 
Es steht zu erwarten, daß mit Beihilfe der 
bereits aus dem Jahre 1908 stammenden Glas 
ringeln und mit noch einigen derartigen Funden, 
ein vollständiges Schmuckband zusammengestellt 
werden kann, was einen ganz besonderen Wert 
und eine seltene Bereicherung für das Stadt 
museum abgeben wird. 
Unter den zum Stadtmuseum gekommenen 
Gegenständen zeigen die der Volkskunde auge- 
hörigen eine lange Reihe. 
Wir finden da ein geprägtes Almosen- 
zeichen aus dem Jahre 1756 von Laufenbach, 
Amulette aus 1770 und 1750, Gnadenreiche 
Feuer-, Stall- und Tobiassegen, drei kleine 
handgeformte Wachskreuzlein, mit kleinen bayer 
ischen Münzen, wie selbe in einen Hausstock ein 
gefügt wurden, 1750, geweihte Gegenstände 
zum Schutze gegen Brand und Unglück. Hieher 
gehören auch eine große Anzahl von Anruf 
ungen, und Bruderschafts-Aufnahmskarten. — 
Ferner sind viele Hausgeräte an die Samm 
lung gekommen, die teils in der Bauernstube, 
teils in der Wirtsküche Unterkommen finden, 
große Breinkocher, Majolika, Schüsseln, Holz 
teller, Glaskugel, alte Holzschachtel, Teigmodel, 
Pfannen usw. 
Ein doppelarmiger schmiedeiserner Kerzen 
leuchter, ausgegraben im Pfarrholze von Peuer- 
bach, kann als eine ganz besonders hübsche Be 
reicherung der Bauernstube bezeichnet werden. 
Mehrere Kostümstücke, darunter ein sehr schönes 
rotseidnes Leibchen (bürgerlicher Herkunft) ver 
dient hervorgehoben zu werden. 
Kunstgewerbliche Gegenstände, aus Schär 
ding stammend, sind als Bereicherung des 
Museums ebenfalls zu nennen. Der Altar, wel 
chen Glasermeister Alexander Brunner zu Be 
ginn der Zwanziger Jahre des vergangenen 
Jahrhunderts als Meisterstück verfertigt hat, 
wurde von Frau Weyland dem Museum über 
stellt. Selber fand bereits im „Sammler" ein 
gehende Besprechung. Ein äußerst zierlicher Uhr 
schlüssel mit Medaillonbild auf Elfenbein gemalt 
mit Silbereinfassung aus der Lebzelterfamilie 
Huber stammend, wurde von Herrn Franz 
Reiß gespendet. Schöne gut erhaltene Schär- 
dinger Zinnteller von Frau Bürgermeister Alt- 
m a n n. Ein sehr schöner Hirschfänger mit dem 
Schärdinger Stadtwappen am Griffe, verfertigt 
vom bürgert. Schwertfeger Franz Marschhofer 
1829, Geschenk des Herrn Josef Baum 
gartner, ist eine schöne Reliquie eines lgngst 
eingegangenen Gewerbes. Zahlreiche photogra 
phische Aufnahmen durch die Herren P i n t e r 
und Reichenbach bereichern den Bilderschatz des 
Museums. Von Herrn Oberlehrer D e g n er 
hielt selbes ein Bild der Jnnbrücke von Schär 
ding, aus der Zeit vor deren Zerstörung 1899 
stammend. Eine sehr gute halblebensgroße Büste 
Kaiser Franz von Oesterreich spendete der 
Maier in Hobrechtspram. Zwei sehr schöne 
Ansichtsbilder der Feste Neuburg, Aquarelle, 
spendet k. k. Statthaltereirat Hugo Ritter von 
H e b e n st r e i t. Eine gefällige Arbeit heimischen 
Gewerbes zeigt die bereits ziemlich ansehnliche 
Sammlung von Dachreitern und Dachkreuzen, 
so wie selbe heute noch häufig am Lande ange 
troffen werden. 
Aus der städtischen Schießstätte wurden 
vom Schützenverein 5 der ältesten 
Scheiben überstellt, sowie der österreichische 
Meisterschütze Herr Ferd. Hirschenauer 
in Schärding eine Schußliste zum Aufbewahren 
übergibt, welche von dem Genannten aus der 
Scheibe „Laufendes Wild" erzielt wurde, 1893 
in Schwechat. Eine bis jetzt noch nicht erreichte 
Schußleistung. 
Die Abteilungen Waffen und Geräte er 
hielten auch manche beachtenswerte Bereicherung. 
Einen hellebardenähnlichen Spieß, gewöhnliche 
Schmiedearbeit aus der Zeit des bayerischen 
Bauernkrieges. Die Bauernscharen nannten sich 
Spießer und Stangler; sie waren mit Spießen 
und Hellebarden bewehrt, wie selbe in den 
Landschmieden hergestellt wurden. Run besitzt, 
das Museum sowohl Spieß als Hellebarde: 
An Bildern erfreute sich das Museum eines 
zahlreichen Zuflusses von Schloß- und Orts 
ansichten aus. dem Bezirke. Stahlstiche aus den 
fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts. In den 
letzten Tagen spendete Herr G. Hast, Mit 
glied des Vereines, ein sehr interessantes Bild 
der alten Schießstätte, eine getreue Kopie einer 
Ansicht aus dem Jahre 1820, gemalt von dem 
Spender 1877. Zwei sehr hübsche Figuren, aus 
Ton geformt. St. Petrus und Magdalena, beide 
betend in einer Nische knieend, zart bearbeitet, 
wurden von der K a p u z i n e r k i r ch e überstellt. 
Vom k. k. S teu er amte in Schärding 
wird über Ersuchen der Josefinische Steuer 
kataster von Schärding, Vorstadt, Allerheiligen, 
Wernstein, Taufkirchen, St. Florian, Suben und 
Otterbach dem Musealarchiv übergeben. In 
diesem großen Werke finden sich nebst den 
genauen Eintragungen aller Liegenschaften auch 
die Hausnamen vor, was von besonderem In 
teresse erscheint. 
Die Fleischhauer-Genossenschaft 
überstellt die aus dem Jahre 1810 stammende 
Zunftfahne.
	        
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