— 2
Instrumente nennen wollen. Sie sind der An
fang zur weiteren Ausgestattung in dieser
Richtung.,
Das was sich hier in so unauffälliger.
Weise den Blicken Zeigt, sind oben zwei große
äußerst Hell klingende Schellen, sogenannte
Steuerschellen oder Steuerglocken, mit denen vor
dem Hause des Steuerschuldigen ein weithin
hörbarer Spektakel geschlagen wurde. Beide
stammen aus Wernstein und waren dort in
Verwendung.
Unter diesen Steuerschellen befindet sich
ein breites Bockhorn, das auch seine Geschichte
hat. Es stammt aus Wolfsedt, Gemeinde
Tauskirchen, und fand seine Verwendung bei
Beschwörungen auf Kreuzstraßen in der Tho
masnacht. «Kreisstehen und in die Zukunft
schauen.) Von volkskundlicher Beurteilung aus
sind beide Gegenstände wertvoll.
Es sind ferner noch angebracht eine Mund
pfeife (Fotzhobel genannt) und eine Drieangel,
die sich durch hellen Klang auszeichnet.
Die lange Vitrine gegenüber der früher
beschriebenen dient jetzt ausschließlich nur der
Darstellung der Biedermeierzeit. Es sind aus
diesem Kasten die Degenstöcke usw. verschwun
den, dafür eine Serie von Visit- und Gratu
lationskarten sichtbar, sowie die schöne Arbeit
aus Pramfischschuppen, die im früheren Schrank
des Gewerbezimmers lag und kaum beachtet
wurde, die aus dem Jahre 1838 stammt und
an die richtige Stelle neben dem prächtigen
Seidenmerktuch gegeben wurde.
Die gegenüberliegende Seite der Vitrine
schließt in sich die zahlreichen Gegenstände, die
unter der Bezeichnung „Anrufungen und Sym
pathiemittel" im Einzelnen schon eine genaue
Beschreibung erfahren haben. In dieser Abteil
ung haben die Amulette erfreulich an Zahl zu-
genonnuen, darunter eines, das alle Haus
heiligen im Bilde urd mit Reliquienresten in
sich schließt.
Eine kleine Zahl zierlicher Jnstrumelcke ist
am Ende der Vitrine zu sehen, wo zu den be
reits bekannten schönen Bergkompassen noch ein
zierlich gearbeiteter Sextant mit Busole aus dem
18. Jahrhundert kam.
Gegenüber an der Wand ergänzten sich
die Mordinstruinente aus dein Bauernkriege um
einem Stück.
Im Zimmer der Gewerbegeschichte ist
manch Beachtenswertes zu sehen. Neben dem
bereits bekannten Fundus dieser Abteilung sehen
wir hier rechts in der Ecke unter den Lebzelten-
Formen Produkte der Töpferei und der Bau
kunst. Die prächtigen Ziegel, wahrscheinlich aus
geschlemmtem Ton hergestellt, haben sich von
einem Stück auf drei Stücke vermehrt; die
Ziegel tragen einen äußerst stark ausgeprägten
kaiserlichen Adler, die Zahl 4 und das Mono
gramm 1). ll. Ihr Alter dürste wohl in die
Zeit des Friedens von Teschen hinaufreichen.
Nebst diesen Mauerziegeln, die von Schärdinger
Häusern stammen, ist auch ein Dachziegel vor
handen, größer im Format wie die jetzigen
Ziegel sind. Er trägt die Jahreszahl 1809 und
einen Namen. Auch dieser Ziegel ist von einem
Hause am Hauptplatze. Ferner sehen wir eine
große figurale Ofenkachel, wohl die Füllung
eines Ofens. Eine selten schöne Töpferarbeit,
die Amor und Venus zum Gegenstände hat.
Das große Zierstück stammt aus der Vorstadt.
Wir sehen noch eine Abschlußvase aus braunem
glasiertem Ton von einem Ofen und ein zier
lich gearbeites Verschlußstück eines Ofenrohres.
Zu dem Teile der Vitrine, die unmittel
bar beim Eintritte in das Zimmer sich befindet,
ist nichts neues von Bedeutung gekonimen;
aber dadurch, daß mehr Platz geschaffen wurde,
kommen die einzelnen Kleingegenstände mehr zur
Geltung, was ohne Zweifel erfreulich, weil die
Goldschmiedarbeiten und Silhouettbilder in
ihren zierlichen Rähmchen viel besser gesehen
werden.
An dem oberen Ende der Vitrine sind
noch zwei Stücke» die zum Hafnergewerbe ge
hören. Das eine davon ist eine Nachtlichtblende,
das andere Stück von einem Vasenrand. Beide
sind bereits im Vorjahre der Sammlung ein
verleibt gewesen, doch waren dieselben nicht gut
sichtbar. Die Nachtlichtblende ist aus grün
glasiertem Ton und ist deshalb beachtenswert,
weil dieses den: 18. Jahrhundert ungehörige
Gewerbeprodukt ein ausgezeichnetes Vorbild für
eine modern-sezzessionistische Auffassung abgeben
würde. Das zweite Stück ist ob der Gediegen
heit der Arbeit ebenso beachtenswert. Ersteres
wurde im ehemaligen Gesellenpriesterhause am
unteren Stadtplatz gefunden, letzteres in einem
Keller des Schloßgebäudes.
In der Vitrine gegenüber sind die Siegeln
der Schärdinger Zünfte, welche um jenes der
Schneiderzunft 1724, vermehrt wurde.
In der Ecke des Zimmers beim Fenster
sind die Handwerkszeuge zusammengestellt, nieist
dem Schreiner- oder Zimmermannshandwerk an
gehörend, darunter ein kleiner Hobel, der das
respektable Alter von 200 Jahren hat (1709).
Merkliche Aenderungen und Ergänzungen
wurden in dem kleinen Zimmer vorgenommen,
das die Bezeichnung „Geschichte der Umgeb
ung" trägt.
Unmittelbar rechts von der Eingangstüre
ist eine Darstellung eines Teiles der in und um
Schärding ausgegrabenen Pferdehufe und ver
schiedener Hacken an der Wand angebracht.
Der daran schließende kleine Schaukasten
hat seinen überreichen Inhalt abgeben müssen.
Es befinden sich mit Ausnahme der beiden
Menschenschädel nur mehr die vorgeschichtlichen
Fundgegenstände in diesem Kasten. Was im
Interesse der nötigen Uebersichtlichkeit sehr zweck-