Volltext: Das Weltkriegsende

Das Problem des Feldherrntums bis zum Weltkriege 
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mals brachte der alte Blücher im Juli 1815 bei jenem berühmt ge¬ 
wordenen Diner, das der Herzog von Wellington den in Paris an¬ 
wesenden Ministern und Generalen gab, den Trinkspruch aus: „Ich 
leere dieses Glas auf die Erfüllung des frommen Wunsches, daß die 
Diplomaten nicht zum zweiten Male verderben mögen, was die 
Armeen mit ihrem Blute siegreich erkämpft." Hier begegnet uns 
etwa die gleiche Anschauung, in der Schiller seinen Max Piccolomini 
in die Worte ausbrechen läßt: „O, diese Staatskunst, wie verwünsch' 
ich sie!" Diese Anschauung von der schwächlichen, unfähigen, viel¬ 
leicht auch hinterhältigen Politik und Diplomatie hat das ganze 
19. Jahrhundert und das unsrige bis zum Abschluß des Weltkrieges 
und darüber hinaus beherrscht und häufig zu den ungerechtesten Ver¬ 
allgemeinerungen geführt. 
Der größte Dienst, den die Politik schon vor Beginn eines Krie¬ 
ges der Heerführung zu leisten vermag, besteht in einer staatlichen 
Gruppierung, die für das eigene Land günstig, für die voraussicht¬ 
lichen Kriegsgegner nachteilig ist. Bismarck suchte die Sicherung für 
sein deutsches Vaterland bei dessen ganz besonders gefährdeter Lage 
im europäischen Raum in einer bis ins Letzte durchdachten Bündnis- 
politik. Wenn man die Wege, auf denen der eiserne Kanzler nach 
1870 von der anfänglichen Anlehnung an Rußland allmählich zum 
näheren Anschluß an Österreich-Ungarn und schließlich zum Drei¬ 
bunde unter Mitbeteiligung Rumäniens gelangt ist, aufmerksam 
daraufhin prüft, was sie für die Sicherstellung Deutschlands bedeu¬ 
teten, so erkennen wir als Leitmotiv die immer im Vordergründe 
Bismarckschen Denkens stehende Verhinderung des franko-ruffischen 
Zweibundes. Diesem Hauptzweck hat der Kanzler alle Nebenerwä¬ 
gungen untergeordnet und gelegentlich — so ganz besonders 1879, 
im Jahre des deutsch-österreichischen Bündnisses — die schwere Ver¬ 
stimmung seines greisen Monarchen in Kauf genommen, um nur 
dieses Hauptziel, die Sicherung Deutschlands, unter allen Umständen 
zu erreichen. 
Nach Bismarcks Abgang schlug die deutsche Außenpolitik an¬ 
dere Wege ein, die schließlich in den Jahren des Reichskanzlers Für¬ 
sten Bülow zur völligen Vereinsamung Deutschlands in Europa 
führten. Kam es einmal zum Kriege, so mußte das Deutsche Reich 
an der Seite seines schwachen österreich-ungarischen Bundesgenossen 
sich in der Hauptsache auf sich selbst verlassen. Seit 1902 und den 
Absprachen des unermüdlichen und tatkräftigen französischen Bot¬ 
schafters Barrere in Rom mit dem Außenminister Prinetti bildete 
Italien eigentlich nur noch eine tote Belastung des Dreibundes, und 
gewaltig wuchs die Bedeutung Englands empor, das aus seiner 
„glänzenden Vereinsamung" heraustrat und an den europäischen
	        
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