Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

stattete, ausdrücklich ausgesprochen worden, daß nur eine in wirt 
schaftlichen Grenzen gehaltene Zwangsablieferung der Milch, das 
Verbot der Handzentrifugen und der Butterherstellung im eigenen 
Haushalt es den Genossenschaftsmolkereien ermöglichen könne, ihre 
auf das vollkommenste ausgestatteten technischen Einrichtungen voll 
auszunützen. Dies sei im Interesse einer möglichst reichen Fett 
versorgung notwendig. Ein solcher Milchlieferungözwang ist jetzt 
von einer Reihe von Bundesstaaten verfügt worden. Beispielsweise 
hat das Bayerische Ministerium des Innern Anfang Dezember 1916 
die Kommunalverbände angewiesen, allmonatlich ziffernmäßig die 
ivöchentliche Lteferungsschuldigkeit an Milch, Rahm, Butter und 
Butterschmalz festzusetzen, die auf jede Gemeinde trifft; dabei ist 
im einzelnen auf die Leistungsfähigkeit der einzelnen Kuhhalter, auch 
auf einen Wechsel in dieser Leistung Rücksicht genommen. 
Sehr nahe liegt der Gedanke, den Ablieferungszwang in einem 
bestimmten Falle noch weiter auszugestalten, nämlich als Aus 
gleichung einer dem Interesse der Volks 
ernährung zuwiderla ufenden Ausnutzung der 
gegebenen Produktionsmöglichkeiten in einzelnen 
Wirtschaften. So unbedingt ein Produktionszwang im Sinne der 
Vorschrift eines Gesamtwirtschaftsplans aus den angegebenen 
Gründen abzulehnen ist, wird man doch in den beiden Fällen der 
inangelnden Einsicht oder gar des bösen Willens, wenn andere Mittel 
versagen, auch vor dem Zwang nicht zurückschrecken dürfen, sofern 
man nur sicher ist, dadurch nicht Schaden anzurichten. In seiner 
Darstellung „Die Kartoffel in der Kriegswirtschaft" (Heft 2 dieser 
„Beiträge", S. 12) weist Geheimrat Hansen daraus hin, daß in 
beträchtlichen Gegenden Deutschlands, vor allem in einem Teil von 
Nordwestdeutschland, der Kartoffelbau recht schwach betrieben werde, 
obgleich dafür ausgezeichnet geeignete Böden sandig-lehmiger Natur in 
größerer Ausdehnung vorhanden seien. Man decke dort im allgemeinen 
nur seinen eigenen Speisebedarf; die Städte müßten schon von weiter 
her versorgt werden, ganz abgesehen von der Schweinemast, die fast 
ausschließlich auf russische Gersteneinfuhr gegründet war. — Auch 
die Erscheinungen des „K o n j u n k t u r a n b a u e s", wie sie sich 
gerade aus der kriegswirtschaftlichen Lage ergeben haben, verdienen 
in diesem Zusammenhange ernste Beachtung. Wenn jetzt aus 
mehreren Teilen Deutschlands berichtet wird, daß sich ganze Kreise 
ausschließlich auf Frühkartoffelbau geworfen haben und in Spät 
kartoffeln nicht einmal den eigenen Bedarf der Erzeuger mehr decken, 
so ist das höchst unerwünscht. Das war freilich zunächst eine Folge
	        
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