Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

temperamentvollen Vorgänger ließ er sich nicht leicht ans der Ruhe bringen. 
Kennzeichnend für seinen Charakter sind besonders drei Sähe, die er oft ans 
sprach und die die Ueberlieferung festgehalten hat: „Nun, mau wird sehen", 
d. h. er übereilte nichts, er handelte erst nach reiflicher, oft tagelanger Neber- 
legung. „Ich habe es gesagt", dann gab es kein Nachgeben, charakterfest nnd 
ausdauernd führte er die angefangene Sache trotz Hindernissen und 
Schwierigkeiten zu Eirde. „Es wird schon werden, wie es will", damit zügelte 
er manchen Uebereifer und lehnte die Einmischung in fremde Angelegenheiten 
ab. Sein Eifer war mit Milde gepaart, leicht verzieh er Fehltritte, seine schein 
bare Härte, besonders in materiellen Dingen, war in der anfänglichen wirtschaft 
lichen Notlage des Siftes begründet, die er aber durch konsequente Sparsam 
keit gründlich beseitigte. 
Als 1858 die oberösterreichischen Stifte daran gingen, sich in St. Florian eine 
theologische Hauslehranstalt zu schaffen, erklärte sich Abt Dominik sofort damit 
einverstanden und seither genießen dort die Stiftskleriker ihre Fachausbildung. 
Damals konstituierte sich der Orden wieder. Den Anlaß dazu gab die 
von Ron: angeordnete Visitation der österreichischen Klöster. In Schlägl geschah 
sie in: Mai 1855 durch den für die Prämoustratenser bestimmten Subvisitator 
Ignaz Feigerle, Bischof von St. Pölten, in Begleitung des Abtes Hieronymus 
Zeidler von Strahov. Priesterexerzitieu in zwei Abteilungen waren dieser viel 
besprochenen, teils vielgefürchteten, teils heißersehnten Visitation vorausgegangen. 
Die Wirkungen waren grundlegend und segensreich für das ganze OrdenSlebeu. 
Von nun an wurde das ganze Brevier in: Chore gebetet, Tischlcsung, gemeinsames 
Abendgebet mit Gewissenserforschung, Meditation und Exerzitien eingeführt, 
die Klausur verschärft, die jährliche Rechnungslegung, zunächst der auswärtigen 
Stiftsherren, bestimmt, der vormittägige Ausgang abgeschafft. Eine Wirkung 
der Klostervisitation war auch der Zusammenschluß der Klöster unseres Ordens, 
welcher betn: Ordenskapitel (5, bis 13. April 1859) in Strahov erfolgte. Als 
Visitator wurde der Abt Hieronymus von Strahov, als Konvisitatoren die Aebte 
von Schlägl und Jassov (Ungarn) gewählt; auch neue Ordensstatuteu wurden 
verfaßt und zur Bestätigung nach Ron: geschickt. Nach siebzigjähriger Todesstarre 
war die österreichisch-ungarische Ordensprovinz der Prämonstratenser zu neuen: 
Leben erwacht. 
Abt Dominik erlebte noch die Freude, den ganzen Orden wieder unter 
einem Oberhaupte vereinigt zu sehen. Diese Vereinigung geschah auf den: 
ersten Generalkapitel, welches 1883 in Wien unter den: Vorsitze des'päpstlichen 
Nuntius Seraphin Vanutelli stattfand. Zun: General des gefaulten Pränwn- 
stratenserordens wurde einstimmig Abt Sigismund Stary von Strahov gewählt 
(2. Oktober l883). Dasselbe Generalkapitel bestimmte zwei Ordenszirkarien, 
die österreichisch-ungarische und die Brabanter. An die Spitze jeder Zirkarie 
wurde ein Generalvikar gestellt und diesen: einer der Aebte als Visitator an die 
Seite gegeben. Als Vertreter des Ordens in Non: wurde der bisherige Pro-
	        
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