Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

1. Ordensleben. 
ist kein erfreuliches Bild, das das Ordensleben gerade vor Beginn des abge- 
I V laufenen Jahrhunderts bietet. Das Wort,,Josefinismus" erklärt diesen Tief- 
All I stand in Schlägl wie in den übrigen Ordenshäusern Oesterreichs. Noch unter 
Abt Siard II. Dengler, in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, blühte die Dis 
ziplin, der Chor wurde statutengernäß gehalten, teilweise bei Nacht/) es gab keinen 
Mangel an Ordensmitgliedern und das Stift konnte die ihm anvertrauten Seel 
sorgsposten leicht mit tüchtigen Kräften versehen, es bestand noch ein Zusammen 
wirken mit den übriger: Ordenshäusern, eine freundliche, dienstbereite Nach 
barschaft, eine treu gehaltene Gebetsverbrüderung mit den Klöstern der Um 
gebung, z. B. Goldenkron, Hohenfurt, Wilhering. All dies änderte sich infolge 
der josefinischen „Reformen". Der gute Ordensgeist schwand, der Zusammen 
hang der Ordenshäuser löste sich auf. Jedes Haus lebte für sich und stand 
-in jeder Beziehung unter der Bevormundung des Staates, der in die innersten 
Ordensdinge hineinregierte. Es gab keinen Verkehr mehr mit dein Ober 
haupte des Ordens, mit dem Oberhaupte der Kirche. Der Orden selbst 
wurde durch die Aufhebung der reichsdeutschen Klöster in zwei Hälften, eine 
östliche und westliche, zerrissen, ein Riß, der auch gegenwärtig noch klafft. In den 
Ordensstatuten war durch staatliche Organe jeder Satz durchstrichen und unleserlich 
gemacht worden, der vom Ordensgenerale, welcher ja in Frankreich seinen Sitz 
hatte, handelte. Der Orden als Gemeinschaft hatte in Oesterreich aufgehört, 
die wenigen von der Aufhebung verschonten Häuser waren zusammenhanglose 
Ruinen des einst so stattlichen Baues. 
Das Traurigste war aber, daß inan diesen Zustand vielfach gar nicht be 
klagte, ja als Befreiung von alten drückenden Fesseln auffaßte. Mit dem Ordens 
geiste war auch die Ordenszucht fast gänzlich geschwunden. Das Chorgebet war 
größtenteils verstummt (nur die kleinen Horen und die Vesper ohne Komplet 
wurden noch gemeinsam gebetet), die Klausur beseitigt. Das Ordenskleid wurde 
g Die Ueberlieferung meldet, daß ein Diener zur Winterszeit, in einen Büren- 
velz gehüllt, die Kerzen der Chorherren „schneuzen" mußte, ein kleines Idyll des Wald- 
klosters.
	        
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