Volltext: Die Waise von Ybbsthal

„Auf der Flucht vor dew Feinde? Welchen Feind 
meinst du? — Die Franzosen am Ende gar?" — fragte 
er, die Eintretenden starr anblickend. 
„Ja, die Franzosen! Sie haben unser Dorf verbrannt!" 
entgegnete der Moosbauer, indem er sich eine Thräne aus 
dem Auge wischte und den Schweiß von der Stirne trocknete. 
„Barmherziger Gott! Die Franzosen wieder da!" rief 
der Lindbauer aus und stand einige Augenblicke wie ver¬ 
steinert. „Aber wie kann denn das sein — so unversehens? 
— Doch nein! Geht erst in die Stube — ich vergesse 
ganz, daß ihr müde seid." Die Ankömmlinge schüttelten 
den Schnee von Schuhen und Kleidern und folgten dem 
Lindbauern in die Stube. Aber kaum waren sie eingetreten, 
als ihnen die Lindbäuerin mit ängstlichem Gesichte aus der 
Küche entgegen kam und fragte: 
„Wer ist da? Der Feind — oder von wem habt ihr 
draußen geredet?" 
„Ja, die Franzosen sind im Ubbsthal und haben unsere 
Häuser niedergebrannt. Uns ist nichts geblieben, als das 
Vieh und die wenigen Sachen, die wir hier mit uns tragen." 
Der Moosbauer zeigte dabei auf die zwei Bündel, die 
er und sein Weib in den Händen hielten. 
„O ihr armen Leute," rief die Lindbäuerin hände¬ 
ringend, „wie können wir euch in eurer Not helfen?" 
Sie nahm den Flüchtlingen die Sachen ab und hieß 
sie sich niedersetzen. 
„Ja, ihr müßt bei uns bleiben," sagte der Lindbauer; 
„was wir haben, wollen wir gerne bis auf den letzten Bissen 
mit euch theilen." 
„Ihr lieben Leute," entgegnete der Moosbauer traurig,
	        
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