Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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als Zufluchtsort ausersehen, weil dieses schwer zugängliche 
Versteck wenigstens gegen den ersten plötzlichen Ueberfall von 
Seite des Feindes Schutz bieten konnte. 
Zunächst freilich hatten sie gestern Abends Alle beim 
Lindbauern Unterstand gesucht. Da gieng es bis spät in 
die Nacht gar lebhaft und geschäftig zu. 
Der Lindbauer las eben seinem Weibe und den beiden 
Kindern aus der Bibel vor, als die ersten Flüchtlinge an 
die Hausthüre klopften. Es war gegen acht Uhr Abends; 
draußen war es stockfinstere Nacht. 
„Wer verlangt noch heute Einlaß?" fragte der Bauer 
etwas überrascht über den späten Besuch. — „Nun, ich will 
dem Armen doch aufmachen, der vielleicht nirgends ein 
Obdach gefunden und darum gar bis zu uns herauf sich 
verirrt hat." 
Er schlug die Bibel zu, nahm das Kerzenlicht vom 
Tische und gieng, um die Hausthüre zu öffnen. Unterdessen 
hatte man wiederholt und heftiger geklopft. 
„Ja, ja, ich komme schon," beschwichtigte der gutherzige 
Mann. „Weib, schau' nach in der Küche, ob nicht noch 
was von der Mahlzeit geblieben ist; der fremde Gast ist 
vielleicht hungrig." Damit trat er aus der Stube und 
fragte auf die Hausthüre zugehend: 
„Wer ist denn draußen? Wer seid ihr?" 
„Ich bin der Moosbauer mit meinem Weibe und 
meinen drei Kindern von der Waldau herüber. Wir sind 
auf der Flucht vor dem Feinde —" 
Der Mann hatte noch nicht ausgeredet, als der 
Lindbauer seine Stimme erkannte und die Hausthüre 
öffnete.
	        
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