Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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einer längeren Reihe von Jahren gelangte wieder ein¬ 
mal eine Nachricht über sie in ihre ehemalige Heimat. Ein 
Kaufmann nämlich aus dem Mbsthal war auf einer Reise 
nach Frankreich ttt die Gegend gekommen, wo Luise in stillem 
Glücke ihre Tage verlebte, und erfuhr dort, daß der Oberst 
sie seinem wackeren Sohne, einem hochgestellten Offizier, zur 
Frau gegeben. Wer immer aber sie kannte, war voll des 
Lobes über die Tugenden der edlen Frau, welche allen Un¬ 
glücklichen und Notleidenden weit und breit eine theilneh- 
mende, füesorgende Helferin war und allenthalben als eine 
Mutter der Armen geliebt und verehrt wurde. 
Das war die letzte Kunde, welche über die einstige arme 
Waise vom Ubbsthal aus dem fremden Lande in die öster¬ 
reichische Heimat drang. Gleichwol lebt ihr Andenken hier 
bis auf den heutigen Tag fort. 
Wenn an stürmischen Winterabenden der Großvater in 
der traulichen Stube beim warmen Ofen sitzt und die blond¬ 
lockigen Enkelkinder in ihn dringen, ihnen eine schöne Geschichte 
zu erzählen, da schaut er im Geiste zurück in längst verrauschte 
Zeiten, und manch wundersame Mähre taucht in seiner 
Erinnerung auf, womit er dann die kleinen Leutchen unter¬ 
hält. Eine Geschichte aber lieben die Kindlein mehr als jede 
andere. Wol hundert und hundert Mal hat der freundliche 
Greis im Silberhaar sie ihnen schon erzählt, jedesmal glänzten 
die hellen Zähren in den Aeuglein der jungen Zuh'örerschaar, 
aber allabendlich muß er sie wieder erzählen. Und diese Ge¬ 
schichte, die den Kleinen gar so gut gefällt, die sie immer und 
immer wieder vom guten Großvater verlangen, das ist die 
Geschichte, benannt: 
„Die Waise vom Ubbsthal."
	        
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