Volltext: Englands Wirtschaftskrieg gegen Deutschland [36]

Fast jeder der am Weltkrieg beteiligten Staaten hat in der 
Zwischenzeit Dokumente erscheinen lassen über den Ursprung des 
Krieges. Jeder sucht durch Zusammenstellung von allerlei Beweis¬ 
stücken die Verantwortung für den Ursprung des Krieges dem 
Gegner zuzuschieben. Für den Historiker späterer Zeiten werden 
diese Weißbücher und Gelbbücher, und wie sie alle genannt seien, 
ihren wenn auch bedingten Wert haben. Lelfferich hat auf 
Grund einer Vergleichung dieser Dokumente das Wort von 
Rußland als dem Brandstifter dieses Krieges geprägt. Aber 
der Volksinstinkt, jene unwägbare Seelenstimmung des Volkes, 
von der Bismarck einst sprach, hat längst erkannt, daß es sich 
in diesem Weltkrieg nicht handelt um die Mordtat in Serajewo 
und deren Sühnung, nicht handelt in erster Linie um russischen 
Expansionsdrang oder französische Revanchelust, sondern daß es 
den Kampf gilt zwischen England und Deutschland, einen Kampf 
um Leben und Tod, einen Kampf um Größe oder um Unter¬ 
gang, nicht herausgeboren aus völkischen und politischen Gegen¬ 
sätzen der Nationen, nicht herausgeboren aus dem Gefühl, emp¬ 
fangene Niederlage auf dem Schlachtfeld zu sühnen, sondern um 
einen Kampf, herausgeboren aus wirtschaftlichen Beweggründen, 
der als der gigantischste Wirtschafts kämpf aller Zeiten dastehen 
wird und der im deutschen Volk lodernden Zorn mit vollem Recht 
deshalb ausgelöst hat, weil seine Motive letzten Endes in der aus 
dem Äochmutsgefühl der Weltherrschaftsbestimmung entspringen¬ 
den Erregung gegen einen unbequemen Wettbewerber und in einem 
schrankenlosen Erwerbsdrang liegen. Das deutsche Gefühl, das 
seit Scharnhorsts Zeiten in dem Grundsatz der allgemeinen Wehr¬ 
pflicht seine höchste Ehre sieht, wendet sich mit Verachtung hinweg 
von einem Land, das mit Söldnern seine Kriege führt, die alte 
Traumjörgnatur des Deutschen fühlt sich abgestoßen von der kühlen, 
rechnerischen Natur eines englischen Ministers, der davon spricht, 
daß dieser Kampf geführt werden muß bis zur letzten silbernen 
Kugel. Der Gegensatz Rom-Karthago steigt im 20. Jahrhundert 
erneut auf, und die Welt hält den Atem an, um zu sehen, wer in 
diesem Ringen Sieger bleiben wird. 
Mit dieser Stimmung des deutschen Volkes gegen England 
sind vor allem die weitesten Kreise der Industrie und des Handels 
einig. Als die Nachricht von der Niederlage Englands bei St. Quen- 
tin an der Börse zu Hamburg bekannt wurde, da spielten sich dort 
Szenen eines Freudenausbruches ab, die man dem korrekt steifen 
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