Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Welttrieges 1914/16. 
Vorrichtungen zum Abkochen des für Trinkzwecke bestimmten Wassers. 
Bäckerei eines Etappenlagers, die durch gefangene Russen betrieben wird. 
Ansichten von Etappenlagern- 
Nach photographischen Aufnahmen der Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b. H. 
Im Laufe des Vormittags 
brach die Sonne durch und be 
schien die siegesfroh vorwärts 
eilenden deutschen Truppen. 
Sie zogen über die drohenden 
Höhen hinweg, die vor ihnen 
lagen, und ließen dem Feinde 
kaum irgendwo Zeit, sich in 
der starken zweiten Verteidi 
gungslinie festzusetzen. So fie 
len manche sorgfältig vorberei 
tete vorzügliche Stellungen fast 
ohne Kampf in ihre Hände. An 
demselben Tage noch kamen die 
unermüdlichen Kämpfer bis zur 
nächsten russischen Linie, ja 
stürmten sie zum Teil schon in 
der Nacht. So fiel unter ande 
rem auch die Schlüsselstellung 
von Eorne, die nach früheren 
Erfahrungen als uneinnehm 
bar galt. Mehr, als man hof 
fen durfte, hatten mit einem 
Schlage die Treffsicherheit der 
Artillerie und der ungestüme 
Tatendrang der Infanterie er 
reicht: binnen vierundzwanzig 
Stunden war Prasznysz von 
beiden Seiten gefaßt und nicht 
mehr zu halten. 
Am 14. Juli ging fast un 
unterbrochen ein feiner Regen 
nieder. Der Durchzug durch 
das ausgebrannte, völlig men 
schenleere Prasznysz war trüb 
selig genug, aber die deutschen 
Soldaten klappten wohlgemut 
die Zange zu und vereinigten 
sich südlich des Ortes zu einer 
Ramme, die nun die neue feind 
liche Stellung, die letzte ge 
schlossene vor der Narewlinie, 
mitten entzweibrach. Die Rus 
sen hatten alle Zwischenlinien 
aufgegeben und schleunigst die 
seit Monaten vorbereitete, au 
ßerordentlich starke Verteidi 
gungstellung Wyszogrod—Lie 
ch anow —Zielona— Szczuki — 
Krasnosielc beseht, die wieder 
aus mehreren Verteidigungs 
reihen hintereinander bestand. 
Die deutschen Truppen mochten 
zunächst im Zweifel sein, ob sie 
hier noch stärkeren Widerstand 
zu erwarten hätten. 
Der 15. Juli gab eine ernste 
Antwort. Als nach kräftiger Artillerievorbereitung die 
Schützenlinien vorzugehen begannen, empfing sie überall 
ein heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Der 
Feind setzte offenbar alles daran, sein letztes Bollwerk bis 
zum Äußersten zu verteidigen. So ging es an den meisten 
Stellen nur langsam vorwärts, die für das Wirkung 
schießen der Artillerie angesetzte Zeit mußte mehrfach ver 
längert werden. Trotz des hellen, sonnigen Wetters, das 
eine gute Beobachtung zuließ, war der Erfolg nicht mehr 
so durchschlagend wie am ersten Tage. Gerade in der 
Mitte vor der Hauptdurchbruchsfront aber standen Truppen 
von ganz besonders ausgeprägter Draufgängerlust. Die 
eine Division hatte als Angriffsziel die Höhen südlich und 
südöstlich von Zielona und war schon am Vormittage stellen 
weise bis auf dreihundert Meter an den Feind heran 
gekommen. Die Garderegimenter auf dem rechten Flügel, 
die sehr bedeutende Anstrengungen hinter sich hatten, sollten 
eigentlich das Vorgehen der Nachbarn abwarten; da mel 
deten sie um halb zwei Uhr: sie hielten die feindliche 
Stellung für sturmreif und würden in einer halben Stunde 
angreifen. Als dies die Truppen des linken Flügels hörten, 
wollten sie natürlich nicht zurückstehen, und so trat die 
Division Punkt zwei Uhr zum Sturm an. Es war ein 
gewagtes Unternehmen, diesen Stoß ohne die heran 
beorderten Verstärkungen zu unternehmen. Sein Gelingen 
ist dem hervorragenden Zusammenwirken von Infanterie 
und schwerer Artillerie zu verdanken. 
In vollem Vertrauen auf die Treffsicherheit der „schwar 
zen Brüder" sprangen die deutschen Schützen durch das hohe 
Kornfeld vor den russischen Stellungen vor, sobald dort eine 
Lage Granaten eingeschlagen hatte. Durch verabredete 
Zeichen gaben sie ihre neuen Linien zu erkennen. Dann 
legte die Artillerie ihre Geschoßgarbe hundert Meter weiter 
vorwärts, und unter ihrem Schirm stürmte die Infanterie 
in die frischen Granatlöcher. So ging es ununterbrochen 
vorwärts. Weder das russische Schnellfeuer noch das dop 
pelte Drahthindernis vermochten den Sturm aufzuhalten. 
Als das deutsche Sturmhurra donnernd heranrollte, liefen 
die Russen, verblüfft durch solche begeisterte Angriffslust, in 
Hellen Haufen davon. 
Um halb drei Uhr erhielt der Divisionsstab vom linken 
Flügel die Fernsprechmeldung: die feindliche Stellung ist 
genommen; und kaum war der Apparat frei, so traf vom 
rechten Flügel dieselbe Nachricht ein. Wenig später und 
ebenfalls aus eigenem Antrieb stürmte die Nachbardivision, 
die aus jungen, erst während des Krieges eingestellten
	        
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