Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

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1887 
melien an. Beide Höfe verpflichteten sich, keine Änderung des 
status quo auf dem Balkan ohne vorheriges Einverständnis zuzu 
lassen. 
Artikel 3 stellte den „europäischen und gegenseitig bindenden 
Charakter des Grundsatzes der Schließung der Meerengen des 
Bosporus und der Dardanellen“ fest. Die Mächte wollten gemein 
sam darüber wachen, daß die Türkei von dieser Regel keine Aus 
nahme zugunsten der Interessen irgendeiner Regierung machen und 
nicht etwa den Teil ihres Reiches, den die Meerengen bildeten, für 
militärische Operationen einer kriegführenden Macht hergeben 
dürfte. 
Das „Zusatzprotokoll“ enthielt hinsichtlich Bulgariens das Ver 
sprechen Deutschlands, Rußland bei der Wiederherstellung einer 
geordneten und gesetzmäßigen Regierung in Bulgarien beizustehen. 
Deutschland versprach ferner, in keinem Falle seine Zustimmung 
zur Wiedereinsetzung des Prinzen von Battenberg zu geben. Ferner 
verpflichtete sich Deutschland für den Fall, daß Rußland sich in 
die Notwendigkeit versetzt sehen sollte, die Aufgabe der Vertei 
digung des Zuganges zum Schwarzen Meere selbst zu übernehmen, 
zu wohlwollender Neutralität und zur moralischen und diplo 
matischen Unterstützung der von Rußland für notwendig erach 
teten Schritte. 
In Rußland war man von dem Vertrage durchaus befriedigt, und 
kein Gefühl der Enttäuschung schien zurückgeblieben 1 . Dabei hatte 
Schweinitz stets betont, daß Deutschland weder sein Bündnis mit 
Österreich noch seine Freundschaft mit irgendeiner anderen Macht 
aufs Spiel setzen wolle. Der Zar hatte den Termin zur Erneuerung 
des Drei-Kaiser-Bündnisses einfach ablaufen lassen, und Bismarck 
war auf den Gedanken seiner Verlängerung gegenüber den russi 
schen Staatsmännern nicht mehr zurückgekommen, weil die Russen 
nicht den Eindruck gewinnen sollten, als wenn Deutschland und 
Österreich besorgter und friedensbedürftiger wären als Rußland 
selbst. 
Als Bismarck diese Gedankengänge am 30. Mai 2 nach Wien 
mitteilen ließ, sprach er sich über die nunmehr geschaffene Lage 
deutlich aus. Es hieß in seiner Weisung für den dortigen Bot 
schafter: „Ein großer Krieg, der ganz Europa umfaßte, würde aller 
dings nach Ansicht Seiner Durchlaucht ,. . eine allgemeine Kala 
mität sein: er möchte ausfallen, wie er wollte, so würden alle Be 
teiligten schwer dadurch geschädigt werden. Dennoch ist es aber 
Seiner Durchlaucht Überzeugung, daß wir nicht nur vollkommen 
widerstandsfähig sind, sondern daß die Chancen schließlich nicht 
zugunsten Frankreichs und Rußlands stehen würden, sobald nur die 
1 Gr. Pol. Nr. 1093. 
3 Gr. Pol. Nr. 1095.
	        
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