Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

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1887 
rischen Verhältnisse Rat zu holen, eine Beruhigung für Rußland. 
Für den Zaren war es Ehrensache geworden 1 , eine Rückkehr des 
Battenbergers nach Bulgarien unter allen Umständen zu verhindern. 
Man wünschte in Petersburg, einen provisorischen Regenten von 
russischer Nationalität nach Bulgarien zu entsenden. Da Bismarck 
diesen Wunsch unterstützte, schlug Rußland den General Ernroth 
vor. Für diese Kandidatur suchte Bismarck bei den Mächten Stim 
mung zu machen, ohne aber den ersten Schritt zu tun 1 2 ; auf die Rolle 
des „bouc emissaire“, wie zur Zeit des Berliner Kongresses, wollte 
er nicht noch einmal hineinfallen, wie er am 13. Juni 1887 an 
Schweinitz schrieb. 
Am 7. Juli 1887 wählte die in Tirnowo zusammengetretene 
große Sobranje den Prinzen Ferdinand von Coburg zum Fürsten von 
Bulgarien. Dieser war gewillt, bereits im August feierlich in Sofia 
einzuziehen. In Berlin hatte man sich schon bereit erklärt, den 
General Ernroth als provisorischen Regenten zu unterstützen. Rus- 
sischerseits lag der Wunsch vor, den Coburger wieder zu besei 
tigen, Österreich aber wollte ein Erscheinen der Russen in Bulgarien 
unter keinen Umständen dulden. Auch wollte Kaiser Franz Joseph 
der Ernennung des Generals Ernroth seine Zustimmung nicht 
geben 3 . Bismarck aber hielt unerschüttert an seiner „Demarkations 
linie“ fest, die Bulgarien zu Rußland und Bosnien ebenso wie 
Serbien zu Österreich wies 4 . „Die orientalische Frage ist ein Ge 
duldspiel; wer warten kann, gewinnt.“ 
Der Rückversicherungsvertrag vom 18. Juni 1887 
Bei solchen Gegensätzlichkeiten zwischen Rußland und Öster 
reich-Ungarn war an eine Erneuerung des Drei-Kaiser-Bündnisses 
nicht zu denken. Schon am 17. Dezember 1886 hatte Schweinitz 
aus Petersburg gemeldet, daß eine amtliche Mitteilung der russi 
schen Regierung im „Regierungsboten“ eine Absage an Österreich 
enthalte. Graf Peter Schuwalow bemühte sich inzwischen um einen 
Vertragsentwurf für ein deutsch-russisches Geheimabkommen, das 
er an die Stelle des Drei-Kaiser-Bündnisses zu setzen wünschte und 
überbrachte einen solchen Entwurf am 1Ö. Januar 1887 dem Grafen 
Herbert Bismarck 5 . Bismarck war mit diesem Entwürfe im wesent 
lichen einverstanden, hoffte aber doch noch auf eine Beteiligung 
Österreichs 6 . 
1 Gr. Pol. Nr. 1030. 
2 Qr. Pol. Nr. 1040, 1043. 
3 Qr. Pol. Nr. 1053. 
4 Qr. Pol. Nr. 1052. 
5 Qr. Pol. Nr. 1063. 
6 Qr. Pol. Nr. 1065.
	        
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