Zusammenfassen deDar st ellung
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nisch-galizischen Kriegsschauplatz. War hier die russische Heeresleitung in
sofern erfolgreich, als sie, wenn auch keinen Durchbruch durch die deutsch-österreichisch-
ungarische Front, so doch ein Aufhalten der Operationen gegen das wolhynische
Festungsdreieck erkämpfen konnte, zog der .marschierende Sieg" der Verbündeten nörd
lich der Sumpfzone, wo die Hauptentscheidung gesucht wurde, unaufhaltsam seine Bahn.
Was den deutschen und österreichisch-ungarischen Heeresleitungen gestattete, den Rück
schlag, den Iwanows Gegenangriffe erzielt hatten, ohne Nachwirkungen zu ertragen.
Und das um so mehr, als zwischen den beiden östlichen Kriegsschauplätzen von Riga
bis Pinsk und Pinsk bis zur Reichsgrenze kein operativer Zusammenhang mehr be
stand und die gegenseitige Beeinflussung stark eingeschränkt war.
Der Fortgang der Offensive der Verbündeten in Wolhynien und
Galizien und die russische Gegenoffensive
.Als am 5. September die bereits vollendete Neuordnung im Bereiche der russischen
Obersten Heeresleitung bekanntgegeben wurde, lag Anlaß vor, zu vermuten, daß dieses
Datum aus besonderen Gründen gewählt worden sei," schrieb H. Stegemann im Berner
.Bund" (12. IX. 15). .In der Tat hatten die Russen mit großem Geschick eine Auf
hellung der augenblicklichen Lage benutzt, um die Uebernahme des Oberbefehls durch
den Zaren zu verkünden. Schon länger sichtbare Verschiebungen nach Süden hatten
sie instand gesetzt, der Heeresgruppe Iwanow neue Kräfte einzuflößen." Erstaunliche
Mengen von Artillerie und Munition waren auf diesem, seiner Lage an der Grenze
Rumäniens wegen so wichtigen Kriegsschauplatz angehäuft und dazu von Kiew her mit
der leistungsfähigen Bahn Kiew—Berditschew—Rowno alles herangebracht worden, was
noch ein Gewehr zu tragen hatte." Im Zusammenhang mit diesen wütenden Kraft
anstrengungen stand, wie Major F. C. Endres in der „Frankfurter Zeitung" (26. XI. 15)
vermutete, wohl auch die russische Verfügung, wonach der Landsturm zweiten Aufgebots,
der bisher nur in besonderen Landsturmverbänden auftreten durfte, von nun an auch
zum Ersatz der beim Feldheer entstandenen Lücken verwendet werden konnte. Iwanows
Zentrum brach dann nach den russischen Meldungen am 3. September 1915 aus der Front
am Sereth, wo ihm das überhöhende Ufer den Angriff erleichterte, zwischen Tarnopol
und Trembowla zu einem Gegenangriff vor. Durch Einsetzen größerer Kräfte wurde
die russische Vorbewegung an den folgenden Tagen verstärkt und hat am 7. und 8. Sep
tember kulminiert. Dabei sollen im Raume Tarnopol die Truppen des Generals
Bothmer, zwei Divisionen und eine österreichische Brigade, geworfen worden sein. Die
russische Meldung sagt, „vollständig geschlagen" und gibt an, daß zahlreiche Geschütze
genommen worden seien, fügt aber bei, daß man „nach kurzer Verfolgung" wieder auf
den Sereth zurückgegangen sei; die deutschen Meldungen dagegen bestreiten diese Be
hauptungen wiederholt nachdrücklichst.
Inzwischen hatte Puhallo, vorwärts der südlichen Heeresgruppen gestaffelt, nach der
Einnahme von Luck und Ueberschreitung des Styr den Vormarsch ostwärts fortgesetzt,
wo die Russen unter verzweifelten Anstrengungen die Bahn nach Rowno zu halten
suchten. Gleichzeitig drang Böhm-Ermolli nach der Einnahme von Brody am 1. Sep
tember sowie nach Ueberschreitung der Reichsgrenze längs der Bahn von Brody auf
Dubno vor und näherte sich unter heftigen Gegenangriffen der Russen der Jkwalinie.
Am 4. September schließlich gelang es, die russische Front an mehreren Stellen zu durch
brechen oder zurückzudrängen, so durch Puhallo östlich Luck, während Böhm-Ermolli
bereits südlich Dubno angriff.
Wie F. v. B. in seinem zusammenfassenden Bericht über „die Kämpfe im wolhynischen
Festungsdreieck" im „Berliner Lokalanzeiger" (29. IX. 15) ausführte, „zeigten auch die