Volltext: Lauriacum oder Lorch unter römischer und deutscher Herrschaft

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(324) selbst dazu offen bekannte. Noch im Laufe des IV. Jahr¬ 
hunderts erhob sich das Christenthum zur ausschliessenden Re¬ 
ligion des Staates. Die Zahl der Christen in Norikum vermehrte 
sich nun bedeutend, und die kirchliche Einrichtung und Ver¬ 
waltung entwickelte sich erst jetzt zu solcher Ordnung, dass, als 
der heil. Severin beiläufig 130 Jahre nachher, also in der Mitte 
des V. Jahrhunderts nach Ufer-Norikum kam, er überall voll¬ 
ständig ausgebildete, christliche Gemeinden vorfand. Sie hatten 
ihre Kirchen und eigens bestellte Pfarrer und Seelsorger, ja oft 
eine ganze Clerisei von Priestern, Diakonen, Subdiakonen u. s. w. 
Gottesdienst Vor- und Nachmittags, das heil. Messopfer und die 
Vesper, Psalmodien und Gemeingebete, Todtenvigilien und Opfer¬ 
gänge, mit allen dazu nur immer gehörigen Kirchengeräthen. *) 
Wo so ausgebildete kirchliche Zustände waren, da musste 
auch ein Bischof vorhanden sein. Aus der Biografie des heil. 
Severin, welche das Zweitälteste, sichere Dokument über die 
christlichen Zustände in Norikum ist, ersehen wir in der That, 
dass Lauriakum bereits mehrere christliche Kirchen besass und 
der Sitz eines Bischofs mit Namen Constantius war.* 2) Dies ist 
der erste, geschichtlich gewisse Bischof von Lauriakum. Die da¬ 
mals in Norikum schon in voller Ausbildung befindlichen christ¬ 
lichen Institutionen lassen aber vermuthen, dass Constantius be¬ 
reits einige Vorgänger in diesem bischöflichen Sitze gehabt ha¬ 
ben mochte.3) Aus der Verteidigungsschrift des heil. Athana¬ 
sius wider die Arianer ersehen wir, dass es schon in der ersten 
Hälfte des IV. Jahrhunderts in Norikum Bisthümer oder wenig¬ 
stens ein Bisthum gab.4) Ob dieses in Tiburnia an der Drau im 
Mittelnorikum oder schon in Lauriakum seinen Sitz hatte, lässt 
sich schwer bestimmen. In der Lebensgeschichte des heil. Se¬ 
verin wird berichtet, es sei ihm einmal während seines Aufent¬ 
*) Eugippius, Vita sancti Severini; edid. Fez, script, rer. Au striae. I. 
2) Eugippius, l. c. sect. 27 et 29. 
3) Muchar II, 216. 
4) Athanasii opera, Paris 1698, I. Bd. I. Th. p. 155.
	        
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