Volltext: Album des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns

21 
dieser Weg. Man erreicht endlich Abtenau (Markt mit 70 Häusern und 600 
Einwohnern). Den Namen hat diese Gegend, weil sie seit den ältesten Zeiten 
zuni Stift St. Peter gehört. Außer dem Markt ist im ganzen Gau kein Dorf. 
Einzeln liegen die Gehöfte rings auf den malerischen Gebirgen. Majestätisch 
erhebt sich im Süden das kolossale Tännengebirg über 7000 Fuß hoch. Die alte 
Pfarrkirche von St. Blasien mit guten Gemälden, verdient einen Angenblick 
der Besichtigung; eben so das Kirchlein zu Mühlrain, eine halbe Stunde ent- 
fernt. Ans der reißenden Lämmer, welche das Thal durchströmt, wird Holz 
getriftet. Man findet auch an diesem Gewässer sogenannte Ö fen, das heißt 
Schluchten, wo der Wildbach unter gewaltigen Felsmassen sich den Durchzug 
bahnte. Bon Abtenau weg führt dann diese Straße nach Golling durch die 
Schäffau, einer höchst pittoresken Alpengegend, wo die St. Ulrichskirche 
vor Allem einen Besuch verdient. Es ist ein altdeutscherBau, mit einem höchst inter- 
essanten Schnitzaltar mit Gemälden von Wohlgemuth. Golling selbst ist ein 
alter Bannmarkt mit 85 Hänsern, und 116 Wohnparteien (555 Einwohner). 
Außer seiner schönen Lage und der pittoresken, ans einem Felshügel thronen- 
den, seit dem IX. Jahrhundert urkundlich genannten alten Burg, biethet Golling 
keine besondere Merkwürdigkeit. Aber in seiner Nähe brauset einer der herrlichsten 
Wasserfälle Enropa's. Man erhält in dem Wirthshause in Golling sowohl kleine 
Wägelchen, als Führer zum Wasserfall. Der Weg dahin führt auf einem lan- 
gen Stege über die Salzach an dem schönen, auf einem mächtigen Felsblock 
ruhenden St. Nikola-Kirchlein vorüber, in die Felsschlucht, wo uns das Brausen 
der Cascade begrüßt. Er theilt sich in drei Abtheilungen. Hoch oben dringt aus 
einer wilden Schlucht der Schwarzbach ans den Wänden des hohen Göhl, und 
bildet dort den ersten Absturz. Gleich unterhalb desselben den zweiten, den Herr- 
lichsten aus allen, an malerischer Wirkung von keinem in Europa übertroffen. 
Ein hoher Felsenbogen wölbt sich hier nämlich über den Sturz, und hinter dieser 
Wölbung schießt das brausende Gewässer hinab. Es ist ein Anblick sonder glei- 
chen. Endlich reißt sich der Strom wieder ans diesem Kessel hervor, und wirft 
sich über den dritten Absatz hinab. Der Hauptfall ist so mächtig, daß er weit 
über die Wand vorspringt, nur Nebenstrahlen des Gewässers gleiten von allen 
Seiten an der Wand hin, und bilden Spiegel an Spiegel. Ganz unten treibt 
der Bach noch eine Mühle und eilt dann sich der Salza zu vermählen. Noch 
1796 war diese herrliche Easeade ganz ungekannt. Die erste Anlage eines Weges 
dahin machte der damalige Pfleger von Golling, Regierungsrath von Mayern. 
Fürst Emst von Schwarzenberg, dem auch der Park von Aigen so viele
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.