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Beschreibung der Kreise^ nebst Angabe de? Grenzen und des Flächeninhaltes, der Höhen, Ge^
wäjfer und Strißen, der Devölkerung, der Glaubensbekenntnisse, der politischen nnd religiösen
Eintheilnng, der Schul- und Mxdicinalverfajsung, Schilderung des Klimas, der Naturprodukte,
der Gekonomie, des Fabriks- und M.. tctucwesens, des Handeis, der A'i-ten nnd Sprachen,
Tleberblick der Ges. Uchte,'^arjlclluug der Städte, Märkte nnd Schlösser;
e n d l i ch e i n e r
Anleitung zur zwecrmäßigen Bereifung in Rücksicht alles Sehenswerthen an Kunst,
Alterthum und Naturschönkeit.
V o n
'L L midmm,
Mit 25 <5hron!vlitl)0grgpl)ie!t Originathandzeichnungen von Z. Fischbach ttttd T h. En
fünf topographischen Kreiskarten.
ilfäÄgv
^ f
Erzherzogtums Oesterreich
ob der Enns.
M i t
Karten, Ansichten der Städte, Gegenden, Denkmale mtd Trachten .
und
%
Beschreibung der Kreise, nebst Llngabe der Grenzen und des Flächeninhaltes, der Höhen, Ge-
wässer und Straßen, der Bevölkerung, der Glaubensbekenntnisse, der politischen und religiösen
Eintheilung, der Schul- und Medicinalversassung, Schilderung des Klimas, der Naturprodukte,
der Oekonomie, des Fabriks- und Manufactnrwesens, des Handels, der Sitten und Sprachen,
Tleberblick der Geschichte, Darstellung der Städte, Märkte und Schlösser;
endlich einer
Anleitung zur zweckmäßigen Bereifung in Rücksicht alles Sehenswerthen an Kunst,
Alterthum und Naturschönheit.
Von
& i
Mit £5 Chromolithographien nach Originalhandzeichnungen von I. Fischbach und T h. End er, nnd mit
fünf topographischen Kreiskarten.
0
ßromotithographien
aus
tm G^rzherzVgthUMe DeAerreich
ob der Enns.
Der Mühlkreis.
Ansicht von Linz, Freistadt, Pührnstein, Ruine Oberwallsee, Ruine Wachsenberg, Schloß
Pührnstein, Säule zu Freistadt. Trachten der Landleute.
Der Traunkreis.
Ansicht von Steyer, von Ischl, des Gmundner Sees, Schloß Alt-Pernstein bei Kirchdorf,
Ruine Klaus bei Spital am Pyhrn, Christkind!, Vorhalle der Pfarrkirche in Steyer. Trachten der
Landleute.
Der SalMrger Kreis.
Ansicht von Salzburg, von Gastein, der Trauneralpe, Schloß Werfen, Kirchthür zu Ins-
dorf, Kirchthür zu Nonnenberg, Schloß Kaprun. Trachten der Landleute.
Der Hausruckkreis.
Ansicht von Ried, Reichersberg, Braunau, Kirche zu Schöndorf bei Böklabruck, Ruine
Schaumburg, Portal der Kirche zu Efferding, Ruine Polheim. Trachten der Landleute.
Der Innkreis.
Ansicht von Wels, Mondsee, Wolfsegg, Suben, Schloß Wildenau, Portal der Kirche in
Braunau, Pfarrkirche zu Maurkirch. Trachten der Landleute.
------ ----;—
Gedruckt bei Z. P. Sollinger in Wien.
Der Mühlkreis
i m
Grzherzogthum Österreich,
Land ob der Enns.
Von
F. C. Weidmann.
Mit einer Karte und fünf Chromolithographie».
Wien, I840.
Verlag der Kunsthandlung H. F. Müller, am Kohlmarkt Nr. 1149.
II
51 llgemeiueDarstellung. Der Mühlkreis gehört zu den am wenigsteil ge-
kannten und besichtigten Theisen des Erzherzogthnmes, und doch verdient derselbe
in vieffacher Beziehung die Beachtung und Aufmerksamkeit der Fremden und Ein-
heimischen. Entbehrt er auch des hohen Reizes der Alpennatur, wie sein südlicher
Nachbar, der Traunkreis, der in dieser Beziehung alle andern Theile des Landes
überflügelt, so ist doch der lebhafte Verkehr in seinem Innern, die Schönheit seiner
großartigen Waldparthien im Norden und Westen, und die Pracht der Scenerie
an seinem Donannser, dann der reiche Schmuck seiner vielen alten Burgen und
Schlösser, deren mehrere sowohl in pittoresker als in historischer Rücksicht zu den
ausgezeichnetsten, nicht nur der Provinz, sondern des gestimmten Kaiserstaates ge-
hören, höchst bemerkenswerth. Seit 1812 ist auch die Provinzialhauptstadt des Lan-
des obderEnns, das srenndlicheLinz, früher zu dem Hausrukkreise gehörig, dem
Mühlkreis zugetheilt worden. Die den Kreis seiner ganzen Breite nach von Nord nach
Süd durchschneidende Budweis-Linzer Eisenbahn, der interessante fürstlich Schwar-
zenberg'sche Schwemmkanal, dessen Hauptrechen an der Ausmündung der großen
Mühl (insgemein Michl genannt) gelegen ist, verleihen dem Kreise ein eigenthüm--
liches Leben. Der ganze Kreis, mit Ausnahme des Distrikt-Kommissariates Linz
und einiger längs dem Donauufer hinziehender ebener Strecken, ist von Hügeln und
Bergen erfüllt, welche, mit Ausnahme der tieferen Waldgegenden im Nord und West
des Kreises an der böhmischen und baierischen Gränze, bis an die Gipfel bebaut sind.
Diese Berge gehören fammtlich der Granitformation an, und sind Ausläufer des gro-
ßen Böhmerwaldes und des hereynischen Gebirgssystems. Die höchste Elevation
erreichen diese Gebirge im Nordwest des Kreises, wo der hohe Plökenstein, nördlich
von Unter - Schwarzenberg, bis zur Höhe von 4350 Fuß emporsteigt (alle früheren
Angaben, z. B. Liechtensterns und selbst Pillwein's, geben ihm unbegreislicherweise
fast nur die Hälfte dieser Höhe). Ihm zunächst muß der H o ch si ch t genannt wer-
den, welcher sich 4224 Fuß hoch erhebt. Dort ist auch das Gebiet der bedeutendsten
Wälder des Kreises, und ihre Dnrchwandlnng gewährt einen wahrhaft überraschen-
den Anblick. Nicht minder prächtig sind die Stromufer der Donau, welche von Engel-
hardszell bis Hirfchenan unterhalb des Wirbels die Südgränze des Kreises bildet.
Hier zeigen sich zum Theile die prächtigsten Ufer des Stromes, auf feinem ganzen Lauf
durch Österreich. Mauthausens malerische Gestade, Grein, und die berühmte
Scylla undEharybdis der Donau: Wirbel und Strudel, gehören auch noch in das
UZMMZ
Gebiet dieses Kreises, dessen Naturschönheit daher Wohl vollen Anspruch ausdie Auf-
merksamkeit der Fremden haben dürste.
Gränzen. Der Mühlkreis gränzt gegen Norden an das Königreich
Böhmen, gegen Westen an das Königreich Baiern (das ehemalige Hochstift
Passau) , und gegen Osten an den K r e i s O b e r - M a n n h a r t s b e r g in Nie-
der-Österreich. Gegen Süden bildet der Donaustrom die Gränze des Kreises; die
Gränzlinie läuft in der Mitte des Stromes von En gel Harbszell bis unterhalb
H i r s ch e n a u.
Flächeninhalt. Nach den neuesten Messungen umfaßt der Muhlkreis
55 Quadratmeilen. Er liegt zwischen dem 31. Grad 28 Minuten bis 32. Grad 39 Mi-
nuten der Länge, und 48. Grab 27 Minuten bis 48. Grab 10 Minuten ber Breite.
Man zählt im Mühlkreise 191,022 Joch, 941 □ Klafter Ackerlanb, 10,0136 Joch,
252 ^ Klafter Wiesen, 443 Joch, 1185 Klafter Gärten, 23,356 Joch Hutwei-
ben unb 126,660Joch Wälber. Das Übrige bes Areale ist Flußgebieth unb Felsen.
Gebirge unb Wälber. Wie bereits oben erwähnt, sinb bie Gebirge,
welche ben Kreis burchkreuzen, Fortsetzungen unb Ausläufer ber böhmischen Ge-
birge. Sie erfüllen benfelben in ben verschiedensten Richtungen ihrer Abstufung. Die-
ser östliche Zweig bes ben Mineralogen wohlbekannten Böhmerwalbes bilbet bie Ge-
birgskette, an welcher ber Donaustrom von Engelharbszell an hinabgleitet. Die ein-
zelnen Verästungen bieses mächtigen Granitgebirges brängen sich bei Linz, O t-
t enshe.im, Mauthausen, Saren, Grein unb am Strubel unbWir-
b el bicht an bas nörbliche (linke) Ufer ber Donau, unb setzen in allen biesen Ge-
genben über ben Strom. Die Wälber bieses Kreises sinb außerorbentlich bebeu-
tenb, besonbers nn Norb unb Norbwest. Die namhaftesten Forste sinb: Der Kloster
Schlägel'sche Sonnwalb, bie Wälber von St. Wolsg a n g unb Peilstein (Jul-
bachforst). Die Wälber bei St. U l r i ch, Schlägel unb St. O s w a l b u. f. w.
Sch w ar zw alb bei Eichelberg, bie Winb b erg erfor ste.
Seen, Flüsse, Teiche, Kanäle, Heilquellen u. s. w. Seen sin-
ben sich im Mühlkreise nicht, bagegen mehrere Teiche, z. B. bei Klaffer, bei
Stift Schlägel, bei Hagenberg unb Walbenfels, bei Freistabt, ber
große Fischteich zu L ü ft e n b e r g u. a. m. Von Sümpfen ist bie sogenannte P e r-
g e r - A u bemerkenswerth. Zwischen ber von Perg nach Baumgartenberg
führenben Straße behnt sich eine nicht unbebeutenbe, von bem Naarnflusse burch-
fchlängelte Fläche an bie Donau hinab. Das Gefäll bieses Flüßchens ist sehr geringe,
bas Beet sehr niebrig. Wenn baher Regengüsse bas Gewässer schwellen, so tritt es
häufig aus, unb überschwemmt bie nahen Grünbe, baselbst bebeutenbe Sümpfe
V
!
bildend. — An Flüssen ist der Kreis sehr reich. Obschon nur Gränzfluß, muß
doch hier zuvörderst die Donau genannt werden. Sie bildet die Südgränze des Krei-
ses von Engelhardszell bisHirs chena n, unterhalb Sarmingstein. Wie ich
bereits oben erwähnte, gehört die Scenerie ihrer Ufer in diesem Theile des Landes
zu der prächtigsten während ihres ganzen Laufes durch Österreich. In die Donau
münden voul Jochenstein bis Hirschenan alle Flüsse des Kreises, von denen allen sie
allein schiffbar ist. Als Gränzgewässer nenne ich ferner den G e g e n b a ch (in den bar-
r i s ch c n nnd böhmische n geschieden) ;derbairischeGegenbach entspringt
in dem Walde zwischen S p i e ß b r u n n und N i e n d l h ä u se l, und vereint sich
mit der M ü h e l; der b ö h m i sch e G e g e n b a ch entspringt im Plökensteiner
Waldgebirge. Der F i n st e r b a ch vereint sich oberhalb Klaffer mit der Mühel. Das
Oster w äffe r vereint sich mit der Nana. Die R a n a entspringt bei Wilden-
rana, schon im bairischen Gebiete. Zum Theile macht die Rana nebst dem Gegen-
bach die Gränze zwischenBaiern und Österreich. Unterhalb Gretenbach aber wendet
sie sich, und läuft dann ganz auf österreichischem Gebiete bis zu ihrer Einmündung
in die Donau bei der Ranamühle. Im Norden, gegen Böhmen, stellen sich der R o t h-
bach, der I gelb ach, der Schicdb ach und der Malsch in g als Gränzbäche
dar, im Osten der kleine Kamp, entspringend im Weinsbergerwalde bei Rapot-
tenstein, sich dem großen Kamp vereinend, dann der Schwemmbach und die
I sp e r. Dem Mühlkreise selbst gehören an: Die große Mühel, welche eigentlich
dem Kreise den Namen gibt. Sie wird zwar im Munde des Volkes gewöhnlich Mich l
genannt, aber sowohl der celtische Ursprung (Mühel bedeutet im Keltischen weiß,
schäumend. — Pallh. Boj. Top. 1.139), als der aktengemäße, althergebrachte Name
des M ü h l v i e r t e l s verbürgt, daß man Mühel, nicht M i ch l schreiben müsse.
Die große Mühel entspringt in dem Plökensteiner Forst und mündet bei N e u h a u s
in die Douau. Die k l e i n e M ü h e l entspringt in dem G n g l w a ld e und vereinigt
sich bei Haslach mit der gro ß en Müh el. Die gr oß e Rott el (Rodel in dem
Volksdialekte) entspringt im Sternwalde und strömt zwischen Goldwerth und Ottens-
heim in die Donau. Die kleine R o t t e l hat ihre Quelle im Schallenbergerwalde
und vereint sich unterhalb St. Gotthard mit der großen Rottel. Die große
Gusen entspringt bei Habruk und fließt in den Wäldern bei Reichenau herab.
Die k l e i n e G n se n entspringt in dem Hirschbekauerwalde und vereint sich bei Rie-
dek mit der großen Gusen, welche nun, so verstärkt, sich zwischen Gusen und
Steining in die Donan ergießt. Die F e l d a i st entspringt nördlich von Freistadt
und mündet zwischen Naarn und Mauthausen in die Donau. Mit ihr vereinigen sich
die W e i ß a i st und die S ch w a r z a i st, welche beide im Reichensteinersorst entsprin-
WD
4
gen, nach ihrer Vereinigung bei Marksdorf den Namen Waldaist erhalten, und
beim »hohen Steg« in die Feldaist strömen. Die obere Naarn entspringt
im Greinburgerwald und fällt bei Eitzendorf in die Donau. Die untere Na a r n
vereint sich bei dem Z ellhofe mit ihr. Endlich ist noch das S armingflüß ch e n
zu nennen, welches bei Waldhausen entspringt, und bei S a r m i n g st e i n, wo es
eine artige Cascade bildet, in die Donau strömt. Außerdem ist dieser ganze Kreis noch
von sehr zahlreichen kleinen Waldbächen in allen Richtungen durchschnitten, welche,
oft nach Gewitterregen zu mächtigen Wässern geschwellt, bedeutende Verheerung an-
stellen, aber in ihrem gewöhnlichen Zustande so unbedeutend sind, daß es überflüssig
wäre, sie alle hier namhaft zu machen.Bemerkenswerth ist der fürstlich Schwar-
z e n b e r g'sch e S ch w e m m k a n a l, welcher einen Theil des Mühlkreises berührt.
Durch denselben werden aus den großen, an der böhmischen Gränze befindlichen,
mehr als 24,000 3och bedeckenden Urwäldern der Schwarzenberg'schen Herrschaft
K r u m a u und des Stiftes Schlägel über drei Millionen Klafter Holz
in den M ü h e l fl u ß, und aus diesem an die Donau zu dem großen Rechen bei N e u-
Haus (eigentlicher bei P a r t e n st e i n) getriftet werden. Dieser Kanal theilt sich nach
der Geschäftssprache in den alten und in den neuen. Die erste Abtheilung ent-
stand unter dem Fürsten I o h a n n, im Jahre 1788, und reicht von H i r sch b a ch
bis zur Einmündung des Kanals in die Mühel bei Li chte nau. Diese Strecke
mißt 20,737 Klafter, oder etwas mehr als 5 deutsche Meilen; dieser Theil des Ka-
nales ward von dem genialen fürstlichen Ingenieur R o se n au e r 1788 — 1780
vollendet. Die Verlängerung desselben ist eine kühne Fortführung durch Urwälder
bis an das letzte Territorialgewässerder fürstlichen Herrschaft K r u m a u, das L i ch t-
Wasser, entspringend am Dreisesselberg an der Gränze Baierns. Diese Strecke
desKanales, welche der neue Kanal heißt, ward durch den fürstlichen Güter-
Verwalter Mayer in den Jahren 1821 — 1822 vollendet. Der neue Kanal ist
18,000 Klafter lang. Das Kanalbeet hat an seiner Sohle 6' Breite, die Öffnung
am Horizonte mißt das Doppelte, und der Kanal ist 3' tief. Derselbe betritt in dem
Glöcklberger Walde am R o t h b a ch den österreichischen Boden, geht am
Ni glb ach e wieder auf böhmisches Gebiet über, und lenkt am Reichenauerbache
abermals nach Österreich ein. Die Parthie von hier bis zu seiner Einmündung
in die Mühel bei Lichtenau gehört zu den großartigsten in der Führung des Kana-
les, besonders in der Gegend, welche »in d er Murau« heißt. Von derB ruk-
m ü h l e bei Neufelden bisNeuhaus strömt die M ü h e l zwischen hohen, steilen
Gebirgswänden. Die Länge desMühelflusses von der Einmündung des Ka-
nales bis zur Mündung in die Donau mißt vier Meilen (16,000 Klafter). In P a r-
tenstein an der Mühel und bei der Ausmündung des Flusses sind die großen
Holzrechen, die Kais, die Holzlegstätten n. s. w. — Das Ganze ist ein höchst inter-
essantes, großartiges, nützliches Werk. Alljährlich werden auf diesem Kanäle an, oder
über 20,000 Klafter Holz getriftet, wovon in Folge privilegienmäßiger Verpflichtung
12,000 Klafter anfdie Holzlegstätten Wiens geliefert werden müssen. — Im ganzen
Umfange dieser Schwemmstraße werden jährlich 20? angestellte Kommissäre, Auf-
^ scher und Arbeiter, 40 Personen beim Scheitereinwnrs und 300 — 350 Holzaus-
länder iu Neuhaus beschäftigt. Außer der Müh el wird auch noch auf folgenden
Bächen geschwemmt: Anfder N a n a (von den Herrschaften R a n a r i e d l und A l-
Üjj tenhos), anfder kleinen Mühel (von Bauern), aufderRottel (von der
HerrschaftEschelberg),aufdemReichenbache (vonderHerrfchaftPulgarn),
anf der A i st (vom Freiherrn von Haklberg), aus der N a a r n (von dem Her-
k zöge von Sachsen-Coburg) und auf der Isper (kaiserliche Schwemme).
D Eigentliche G e fn n d b r u n n e n hat der Mühlkreis nicht, aber mehrere Bade-
U anstalten. Ich nenne den Brunnen von Pötzleinsdors, das Bad zu Müh l-
laken, jenes zu Kirchschlag, das Brünnl zu Leonfelden, das Bad zu
Ob erneu kirchen, den Röhrlbrunn im Landhause in Linz das Riend-
lerwasser, den Hakelbrunnbei S andel, das Brünnl zu St. Oßwald,
das Bad zu D a m b a ch, das H e d w i g s b r ü n n l zu Zell. — Die bedeutendsten
unter diesen, so auch die besuchtesten sind Mühllaken und Kirch schlag.
M ü h l l a k e n liegt im Bezirks-Kommissariate Eschelberg, und gehört dem Stifte
Wilhering. Es ist Schade, daß fo wenig dafür geschieht, diesen angenehmen Ba-
deort in größeren Aufschwung zu bringen, denn selbst jetzt, in dem wirklich verwahr-
|| lösten Zustande, in dem es sich, was die Unterkunft, Bequemlichkeit und das Ver-
gnügen der Badegäste betrifft, befindet, ist der Zuspruch aus allen Theilen des Lan-
des bedeutend. Kirch schlag liegt im Distrikts-Kommissariate W i l d b e r g. Die
Quelle entspringt nächst der St. Annakapelle unter den Wurzeln einer Buche. Sie
wird durch Holzröhreu in das Badhaus in Kirchschlag geleitet, und dort zum Bade-
gebrauche gewärmt. Auch hier liegt die Heilkraft bloß in der außerordentlichen Rein-
heit des Wassers. Man badet Morgens zwischen 6 — 7 Uhr. Die Badesaison ist
vom Mai bis September. Für die Unterkunft der sehr zahlreichen Badegäste ist gut
gesorgt.
Straße n. Die B u d w e i s - L i n z e r E i s e n b a h n. Der Hauptstraßen-
zng dieses Kreises ist die Poststraße von Linz über F r e i st a d t uach Böhmen. Diese
Straße mißt in dem Kreise eine Länge von 29,256 Klafter, oder sieben Meilen, 1256
Klafter. Von M a u t h a u f e n führt die sogenannte S a l z st r a ß e über Z i e r k i n g,
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tri
BKI
Obenberg, Wartberg und Hagenberg nach Kötschka,wo sie sich mit
der Hauptpoststraße nach Böhmen vereinigt. Auf dieser Straße ward früher alles
Salz aus den großen Magazinen in Mauthaufen nach Böhmen geführt und sie er-
hielt daher ihren Namen. Jetzt dient sie nur mehr zur Verbindungsstraße, da das
Salz kontraktmäßig auf der Budweis- Linzer Eisenbahn befördert wird.—Diese
Salzstraße mißt 11,484 Klafter.
Die Ottensheimer Ärarialstraße zieht sich von Urfahr über Bu-
chenau, Ottensheim, Rottenek, Gerling, Neufelden, Lang-
halsen, Liebenstein, Rohrbach und Schlägel nach Aigen. Sie ist
34,944 Klafter lang. Außer diesen Hauptstraßen sind sämmtliche Orte dieses Krei-
ses durch gut angelegte Kommerzialstraßen verbunden.
Die Budweis-Linzer Eisenbahn ward von 1825 — 1832 erbaut.
Die Idee, zum Vortheile des Handels die Moldau mit der Donau zu verbinden, war
schon im XIV . Jahrhundert rege geworden. 1375 erbot sich das mächtige Haus der
Rosenberge, zu diesem Zwecke einen Kanal zu erbauen. Kaiser KarlIV. ließ sogar
schon die Vorarbeiten beginnen, die Sache gerieth aber aus unbekannten Gründen
ins Stocken. Unter Kaiser Ferdinand II. brachte Wallenstein neuerdings diesen
Gegenstand zur Sprache; er ward aber wieder fallen gelassen. Eben dieß war der
Fall unter der Kaiserin Theresia und dem Kaiser Joseph. 18(17 vereinte sich
die »h y d r o t e ch n isch e G ese llsch a st« in Böhmen. Auch sie zählte die Verei-
nigung der Moldau mit der Donau zu ihren Zwecken. Herr Professor von Gerstner
war scientisischerDirektor dieserGesellschaft. Er schlug vor,zu jener Bestimmung eine
E i se n b a h n zu erbauen. Der 1809 ausgebrochene Krieg unterbrach die VerHand-
lungen. Als 1819 die Verhandlungen über die Regulirung der Elbschiffahrt in das
Leben traten, kam auch die Verbindung derMoldan und Donau wieder zur Sprache,
und der damalige Präsident der Kommerzhossielle, Ritter von Stahl, forderte Herrn
von Gerstner, den Sohn des Obigen, auf, sich dieser Unternehmung zn widmen. Dieser
reichte dann 1823 das Gesuch um Concession für den Bau einer Eisenbahn zwischen
der Moldau und Donau ein, welche er 1824 erhielt. 1825 bildete sich dieAktienge-
sellschast, welche dann das Unternehmen als k. k. p ri v. Erst e österreichische
Eisenbahn unter zum Theile sehr ungünstigen Umständen, mit Vorurtheilen
und Hindernissen aller Art kämpfend, mit rühmlicher Ausdauer und Beharrlichkeit
zu Ende führte. — Die Kosten der Bahnstrecke von Budweis bis Li u z, 67,940
Klafter, oder beinahe 17 deutsche Meilen, beliefen sich auf 1,654,322 fl. C.M.
Sie ist einfach, mit Ausweichplätzen versehen, und besteht aus hölzernen, mit
schmiedeisernen Schienen benagelten Geleisen. Diese Abtheilung der Bahn (sie ward
4 7
^ später, wie man aus der Darstellung des Trannkreises in unserem Werke ersieht, von
Linz bis Ginnnden fortgesetzt) erheischte 320,000 Kubik-Klafter Erdarbeiten, 42,100
Kubik-Klafter nasse Steinmauern, 955 Klafter Kanäle und Brücken. Die Bahn
&! von Budweis bis Leopoldfchlag (acht deutsche Meilen) ward durch Hrn. Franz Ritter
|| von Gerstner (den Sohn), die Strecke von Leopoldschlag bis Linz von dem genialen
m Ingenieur Herrn Mathias Schönerer (dem jetzt auch der interessante Bau der
|| Wien-Raaber Eisenbahn anvertrant ist) erbaut. Ein Pferd zieht mit Leichtigkeit
M 70 Centner auf der Bahn. (Sic wird nämlich nicht mit Dampfwagen, sondern mit
|1 Pferden befahren ) Seit 1. August 1832 wird sie in ihrer ganzen Länge zum Trans-
M Porte des Salzes, Holzes, aller Arten Güter und als Reisegelegenheit benützt. —
H 1838 wurden über 600,000 Centner auf der Bahn transportirt. Die Perfonenfre-
qnenz stieg schon in einzelnen Monaten aus mehr als 3000 Personen. Die Ober-
fgü leitnng des Geschäfts wird durch eine Direktion besorgt, die ihren Sitz in Wien hat.
|| Aufder Bahn selbst besorgte ein technischer Kommissär nebst einem Adjunkten, acht
D Wagenmeister, zwei Kassiere, sechs Spediteurs mit zehn Kommis, zwei Magazineurs,
D ein Salzverschleißer und fünf Stellwagen - Condncteurs den Dienst. Außerdem
P sind mehrere Kanzlei- und Kasse-Beamte und 100 Bahnwächter angestellt. Der
gl Schiffmeister, Herr L an a, hat das Fuhrwerk auf der Bahnstrecke von Budweis
W bis Linz in Pacht, und es ist sehr gutbesorgt. (Jene von Linz nach Gmunden hat
M Herr Schiffmeister Fink gepachtet.) Eine Anzahl von 300 Pferden, mit mehr als
W 100 Knechten, steht hier im Dienste. Die Unternehmung besitzt an 60 Personen-
Jf Stellwagen und an 700 Frachtwagen. Man bezahlt pr. Perfon von Budweis nach
Ig Linz 2 fl., von Linz nach Budweis 2 fl. t 6 kr., weil in dieser Richtung bis Tressling
Vorspann nöthig ist. Die Fahrt von Budweis uach Linz währt 14 Stunden. Man
kann auch Separatwagen miethen.— Die Frequenz auf der Bahn wird mit jedem
W Jahre belebter. Die Bahn betritt den M ü h l k r e i s und den österreichischen Boden
M zwischen Budetfchlag und E i fe n h u t, und läuft dann bis Linz in einer Länge
|| von mehr als 34,000 Klaftern anfösterreichischem Boden. Die Stationen K e r sch-
M bau m und Lest liegen tut Mühlkreise. Es ist dieß der interessanteste Theil der Bahn.
|| Bei Kerschban m erreicht sie ihre größte Elevation (244 Klafter), 1464 Fuß über
8|| dem Donauspiegel bei Linz, also 2250 Fuß über dem Meere.
D Bevölkerung. Der Mühlkreis war 1837 von 190,342 Menschen bewohnt,
§§j darunter 98,422 Weiber. Diese Bevölkerung theilt sich in 4 Städte mit 6 Vorstädten,
in 50 Märkte nnd 1355 Dörser mit nahe an 28,000 Häusern. Wohnparteien zählt
man an 50,000. Man findet unter den Bewohnern 362 Geistliche, 272 Edellente,
an tausend Beamte und über vierthalbtauseud Künstler, Gewerbsleute u. s. w.
8
Die Zahl der Fremden im Kreise steigt auf nahe an Vierthalbtausend. Die Zahl der
Geburten erhebt sich meist auf an, oder etwas über 6000, die Zahl der Gestorbenen
auf4000 — 4500, der Getrauten auf 1100 —1300 im Jahre. Es zeigt sich also
immer eine Zunahme der Bevölkerung.
Glaubensbekenntnisse. Im Allgemeinen sind die Einwohner römisch-
katholischen Bekenntnisses. Protestanten finden sich wohl hier und da zerstreut, aber
die Gemeinden sind zu klein, als daß sie Anspruch auf eigene Bethäuser machen
könnten. Man zählte 1837 in L i n z 52, im Dekanat Wartberg 12, im Dekanat
Freistadt 57und im DekanatSarleinsbach 19.
Politische und religiöse Eintheilung. Der Mühlkreis ist
eigentlich in zwei Haupttheile geschieden, nämlich in das o b e r e und untere M ü h l-
v i e r t e l (in früherer Zeit M ü h l v i e r t e l und Machlandviertel). Man be-
greift jedoch in allen Geschäftsverhandlungen beide Theile unter dem gemeinschaft-
lichen Namen des M ü h lk re ise s. Seit 27. September 1812 ist hinsichtlich der
politischen Geschäfte auch die Stadt Linz mit ihren Umgebungen, unter der Benen-
nung Distrikt-Kommissariat Linz, zugewiesen worden, welche eigentlich zum Hausruk- ||
kreise gehörte. Landgerichte, welchen dieAusübung derKriminal-Jurisdiction zusteht, '~k
bestehen im Mühlkreise folgende:
Im obern Mühl viertel: Perg, Falkenstein, Helfenberg, Marsbach,
Oberwallsee, Ottensheim, Pührnstein, Ranaridl, Schlägl, Wachsenberg, Wildberg.
Im untern Mühlvi ertel: Arbing, Baumgartenberg, Freistadt(Magi-
strat und Herrschaft), Greinburg, Harrachsfelden, Haus, Mauthaufen, Pulgarn,
Reichenau, Riedek, Ruttenstein, Schwertberg, Steyerek, Waldenfels, Waldhau-
fen, Weinberg, Windhag, Zellhof.
Alfo im obern Mühlviertel 12, im untern Mühlviertel 19, daher im ganzen
Kreife 31 Landgerichte.
Außer der k. k. Landesregierung, dem Kreisamte, der Staats- und Fonds-
güter-Administration, der Polizei-Direction, den vereinten Stadt-und Land-
rechten, Gefällsverwaltungen und verrechnenden Ämtern in Linz, ist der Mühlkreis
in politischer Hinsicht in 36 Distrikts - Kommissariate eingetheilt, und zwar:
Im obern Mühl viertel die Distrikts-Kommissariate: Altenhof, Berg,
Eschelberg, Götzendorf, Helfenberg, Leonfelden, Lichtenau, Linz, Marsbach, Neu-
haus, Ottensheim, Peilstein, Pührnstein, Ranaridl, Schlägl, Sprinzenstein,
Wachsenberg, Wildberg.
Im untern Mühlviertel: Baumgartenberg, Freistadt (Herrschaft
und Magistrat), Greinburg, Harrachsthal, Haus, Klam, Mauthaufen, Reichenau,
Niedek, Ruttenstein, Schwertberg, Steierek, Waldenfels, Waldhausen, Weinberg,
Windhag, Zellhof.
Also int obern Mühlviertel 18, im untern Mühlviertel 18,
zusammen 3G Distrikts - Kommissariate.
Linz und Freistadt sind landessürstliche Städte, S t e i e r e k und Grein
herrschaftliche. Von den Märkten ist Manthaufen landesfürstlich, alle übrigen sind
Munieipal-Märkte. Für die Jnstizgeschäfte in erster Instanz besteht für den Adel,
für Geistliche, Bürger und Einwohner der bürgerlichen Häuser, das Landrecht
in Linz (seit 182!). Für Unadelige nnd Bewohner der unterthänigen Häuser sind
die Magistrate nnd Dominien Behörden. Diese Justizbehörden stehen unter dem
Appellations-Gerichte in Wien, von dem sodann der weitere Rechtszug an die oberste
Justiz geht. Die Landstandschaft besteht aus dem Prälatenstande, dem Herrenstande,
dem Ritterstande und den landesfürstlichen Städten und Märkten. Das Steuerwesen
ist im Mühlkreise ganz nach dem Normale der übrigen Kreise des Landes geregelt.
Das Zollwesen steht unter der k. k. Zoll-Gefällen-Administration in Linz. Außer
dem k. k. Haupt-Zoll-und Aufschlags-Oberamt iu Linz besteht in diesem Kreise
noch das Zoll - Gefällen - Jnspektorat zn Rohrbach, 6 Waarenstempel-Stationen,
|| 3 Ausweis - Stationen, 2 Salzverschleiß-Ämter, ein Salztransport-Amt, 18
h Stationen für Tabak- und Siegelgefälle u. s. w. Die militärischen Angelegen-
M heiten des Kreises stehen theils unter dem in Linz stationirten Militär - Ober-
M Kommando, theils unter dem niederösterreichischen General-Kommando und in
W Civiljustizsachen der, bei keinem der in Niederösterreich stationirten Regimenter an-
1$ gestellten Militärpersonen (Pensionisten zc.) unter dem Judido delegato mili-
|| tari mixto in Wien. In Linz haben das k. k. Linien - Infanterie - Regiment
M Nr. 14 Richter, und das dritte Jägerbataillon ihre Clintons- und Standquar-
|| tiere, so wie das genannte k. k. Jnsanterie-Regiment im Mühlkreise seinen Werb-
bezirk hat. Eine Remontirungs- oder Beschälstation befindet sich in Baum-
|| garteuberg.
|1 Die kirchliche Gewalt über den Kreis übt das bischöfliche Konsistorium in
H Linz ans. Von den frühesten Zeiten des Mittelalters bis 1784 übten die Bischöfe
||| von Passau die Diöcesanrechte im Lande ob der Enns aus. Am 25. März 1784
hob Kaiser Joseph II. dieses Verhältnis auf, und errichtete für die Kreise des
H Landes ob der Enns das Bisthnm Linz, dessen Bischof ein Suffragan des Fürst-
|| Erzbischoses von Wien ist. Außer dem Prämonstratenserstist Schlägl, denKlö-
stern der barmherzigen Brüder, der Kapuziner und Karmeliter
zu Linz, dem I e s u i t e n-K l o st e r auf dem Freinberg, dem P i a r i st e n-K l o st e r
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zu Freistadt, den Ursulinerinnen und Elisabethinerinnen in Linz,
bestehen nun im Mühlkreise folgende Dekanate: D8
1. Dekanat Linz. 29,659 Einwohner. 4 Pfarren, 1 ErPositur.—
2. Dekanat Sarleinsbach. 38,031 Einwohner, 6 Pfarren, 13 Psarrvika-
riate und 1 ErPositur. — 3. Dekanat St. Johann am Windberge.
34,496 Einwohner. 3 Pfarren, 16 Pfarrvikariate, 2 Lokalpfarren und Kuratbene-
ficien, und 1 ErPositur. — 4. Dekanat Freistadt. 43,430 Einwohner, 14
Pfarren, 6 Pfarrvikariate, 3 Lokalpfarren und Kuratbenesicien, und 1 ErPositur.—
5. DekanatWartberg. 23,046 Einwohner, 10 Pfarren, 3 ^Pfarrvikariate,
2 Lokalpfarren und Kuratbenesicien. — 6. Dekanat Pabneukirchen. 25,911
Einwohner, 19 Pfarren, 3 Lokalpfarren und Kuratbenesicien.
Die öffentlichen Fondskapitalien der'Kirchen und Gotteshäuser dieses Kreises
beliefen sich 1824 (neuereBekanntmachungen fehlen) auf648,399 fl. ll V^kr. in
Obligationen, und 10,016 fl. 40 kr. in Eonv. Münze.
Schul- undMedicinalverfassung. Wohlth ätigkeitsanstal-
t e n. Für den öffentlichen Unterricht ist in dem Kreise eben so gesorgt, wie in den ||
übrigen des Landes. Es bestehen für den anfänglichen Unterricht Normal-Haupt- j|
und Trivialschulen, für den höheru Unterricht Gymnasien und Lycecn. 1
In Linz besteht ein Gymnasium und Lyceum, das erste mit 300—400 Stu- <g
dierenden, das zweite von 200 — 250 Jünglingen besucht. Für angehende Priester j|
ist in der Harr ach ein S eminari um. Die Stände errichteten auch außer der
allgemeinen Kunstschule eine I n g e nieur- und Zeichenschule, eine Tanz-
und Reitschule, einen Unterricht in italienischer und französischer Sprache u. f. w.
Zur Emporbringung der Musik hat sich ein Privatverein gebildet. Für Taubstumme
und Blinde wurden eigene Institute gestiftet. Für die Militärknaben der beiden
hier garnifonirenden Regimenter bestehen gut eingerichtete Erziehungshäuser. —
In Linz ist auch eineNormal-Hauptschule, womit zugleich eineKunstschule verbun-
den ist, in Freistadt besteht ebenfalls eine Haupt- und Normalschule bei den
Piaristen; Stadtschulen finden sich in Linz, Grein, Steierek und Frei- U
st adt, eine Mädchenschule bei den Ursulinerinnen in Linz, wo sich zugleich ein
Erziehungs-Jnstitut befindet.
In den drei Kuratien von Linz bestehen eine Haupt-, 3 Trivial- und eine
Mädchenschule, 4 Sonntagsschulen und drei eingeschulte Orte^ Es sind 13 Orts-
seelsorger angestellt, worunter 11 Katecheten; 1160 Knaben, 918 Mädchen und
H 7 protestantische Kinder besuchen die Schulen. Wiederholungsschüler zählt man
470 Knaben, 404 Mädchen.
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Im Dekanate Sarleinsbach finden sich 21 Kuratien, 22 Trivialschulen,
22 Sonntagsschulen, 361 eingeschulte Orte, 42 Ortsseelsorger, worunter 25 Ka-
techeten, 22 Lehrer, 15 Gehilfen; 1784 Knaben, 1410 Mädchen besuchen die Schu-
len. Wiederholungsschüler zählt man 594 Knaben und 584 Mädchen.
Im Dekanate St. Johann am Wind berge zählt man 22 Kuratien,
25 Trivialschulen, 25 Sonntagsschulen, 216 eingeschulte Orte, 35 Ortsseelsor--
ger, worunter 25 Katecheten, 23 Lehrer, 18 Gehilfen. 1773 Knaben und
1622 Mädchen besuchen die Schulen. Wiederholungsschüler sind 750 Knaben,
810 Mädchen.
Im Dekanate Frei st ad t befinden sich 25 Kuratien, eine Hauptschule,
25 Trivialschulen, 25 Sonntagsschulen, 385 eingeschulte Orte, 44 Ortsseelsorger,
worunter 33 Katecheten, 28 Lehrer, 21 Gehilfen. 2172 Knaben und 1981 Mäd-
chen besuchen die Schulen. Wiederholungsschüler zählt man 979 Knaben,
986 Mädchen.
Im DekanateWartberg befinden sich 15 Kuratien, 15 Trivialschulen,
15 Sonntagsschulen, 163 eingeschulte Orte, 23 Ortsseelsorger, worunter 17 Kate-
cheten, 15 Lehrer, 13 Gehilfen. 656 Knaben, 726Mädchen besuchen die Schulen.
Wiederholungsschüler 536 Knaben, 609 Mädchen.
Im Dekanate Pab neukirchen zählt man 22 Kuratien, 23 Trivialschulen,
23 Sonntagsschulen, 202 eingeschulte Orte, 32 Ortsseelsorger, worunter 25 Ka-
techeten, 22 Lehrer, 13 Gehilfen. 1500 Knaben, 1366 Mädchen besuchen die Schu-
len. Wiederholungsschüler 572 Knaben, 531 Mädchen.
Eigene Schulgebäude bestehen 107. Unentgeltlich gewidmete 4, gemiethete?.
Als Hilfsmittel zu diesem Unterricht nennen wir hier die Lyceums-und Gym-
nasial-Bibliothek, und das physikalische Museum, die Bibliothek und Naturalien-
sammlung amSeminarium in der Harrach u. s.w., die trefflichen Apparate zur Na-
turlehre und Mechanik in einem eigenen Gemach der k. k. Normal-Hauptschule in
Linz. Für die Dürstigen ist durch Wohlthätigkeitsanstalten ebenfalls gut in dem
Kreise gesorgt. In allen bedeutenderen Orten bestehen Versorgungshäuser und
Spitäler. Die umfassendste Anstalt dieser Art ist das große Versorgungshaus
zu Münzbach, für alle Personen bestimmt, die durch ekelhafte Krankheiten,
unheilbares Siechthum und Blödsinnigkeit der Gesellschaft zur Last fallen könn-
ten. Diese Anstalt hat schon oft bis an 200 Individuen aufgenommen. Ein eige-
ner Siechenhausverwalter, Ausspeiser und Wundarzt ist hier angestellt. Die in-
nere ärztliche Behandlung besorgt der Bezirksarzt des nahen Marktes P e r g. Im
Hause ist eine eigene Apotheke. Außer dieser großen Anstalt bestehen noch 44 an-
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bete Versorgungshäuser in dem Kreise. Überdieß finden sich 49 Armen-Institute,
unter Aufsicht der Pfarrer, der politischen Obrigkeit und einiger Mitglieder der
Pfarrgemeinde, welche Armenväter heißen. Diese 89 Anstalten sind mit einem
Fond von nahe an 800,000 fl. Conv. Münze dotirt. Eigentliche Krankenhäuserbe-
stehen in diesem Kreise nur zwei, nämlich jenes der barmherzigen Brüder, und
der Elisabethinerinnen in Linz. Ich erwähne hier auch noch des musterhaft ein-
gerichteten Provinzial-Strafhauses in Linz, des Gebär- und Irrenhauses daselbst,
des Taubstummen- und Blinden-Institutes. Durch rastlose Bemühung der Be-
Hörden hat die salzburg'sche Brand-Versicherungsanstalt im Mühlkreise große
Benützung gefunden. Schon 1824 belief sich das Brand-Versicherungskapital
auf nahe an 400,000 fl. Conv. Münze. Später hat sich auch in Wien eine Brand-
Versicherungsanstalt zur Subscription auf 2000 Aktien für die Dauer von 30
Jahren gegründet. Die Agentie davon für das Land ob der Erms übernahm der
Handelsvorstand, Herr Franz Plank in Linz.
Der öffentliche Gesundheitszustand ist im Mühlkreise unter guter Obsorge.
Die Oberaufsicht und Leitung führt die Landesregierung, bei welcher ein eigener
Referent in Sanitätsfachen, zugleich Protomedikus, angestellt ist. Früher bestan-
den, dieser Behörde untergeordnet, die Landesphysiker, von den Ständen besol-
det. Seit 1813 ward bei jedem Kreisamt ein Kreisphysikus angestellt, die Lan-
desPhysiker wurden in Bezirksärzte umgestaltet. Nebst diesen ist bei jedem Kreis-
amt ein Kreiswundarzt placirt.Auf dem Lande sind mehrere Chirurgen angestellt,
welche zugleich Geburtsärzte sind. Diese bilden ein eigenes Gremium, dessen Vor-
stand der Kreiswundarzt ist. Es besteht für sie eine eigene Gremialordnung. —
Im Mühlkreise sind außerdem noch 105 geprüfte Hebammen, unter dem Namen
Bezirks - Hebammen angestellt. Sie beziehen einen Unterhaltsbeitrag von den
Dominien, gegen dem, daß sie den Armen unentgeltlich ihren Beistand widmen.
Apotheken befinden sich in Linz 4, auf dem Lande 5. — Sie werden alljährlich von
dem Landesprotomedikus in der Stadt, von dem Kreisarzte auf dem Lande unter-
sucht. Seit l8l 5 besteht die Todtenbeschau und sind, um das Lebendigbegraben zu
verhindern, Todtenkammern eingerichtet. Die Kuhpocken-Jmpsung wird allseitig zu
befördern gesucht, doch zeigt sich besonders in den tiefern Wald- und Gebirgs-
gegenden noch, unglaublich genug, starkes Vorurtheil gegen dieses segensreiche
Schutzmittel.
Klima. In Linz und dessen Umgebungen, so wie überhaupt an den wenigen
flachen Gegenden dieses Kreises an der Donau ist das Klima ziemlich mild und
freundlich. Der mittlere Wärmegrad in Linz zeigt sich nach vieljährigen Beobach-
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timgen+7,6 und die mittlere Temperatur im kältesten Monat des Jahres nicht unter
13/4 Grad. Die größte Kälte steigt gewöhnlich bis auf 10 Grad. Die vorherrschenden
Winde sind West und Nordwest. Die Masse des jährlichen Niederschlages reicht in
Linz nie über 24 Zoll. DerWeinstock und mehrere andere, mildes Klima erheischende
Vegetabilien gedeihen in diesem Theile des Kreises, indessen sich das Klima in dem
nördlichen Theile, dem eigentlichen Gebirgslande, um vieles rauherzeigt. Dort bleibt
die Vegetation weit zurück und einen ganzen Monat später erscheintder Lenz und rei-
sen die Cerealien nnd das Obst. Desto reiner und klarer aber ist die Lust; überall ent-
sprudeln den Waldgebirgen klare Wässer, selbst mit Heilkraft geschwängert. Während
im gebirgigen Oberlandennd selbst an den Bergen umLinz,demPfennigberg und
H a m in e r m a y r b e r g e hell die Sonne leuchtet, sind Ottensheim, Stetere k,
Mauthansen, Urfahr, knrz die Orte am Strande des Stromes mit dich-
tem, der Urne des alten Jsters entsteigenden Nebeln bedeckt. Oft erzeugen diese kalte
Fieber. Bei Überschwemmungen des Stromes, denen diese ebenen Strandgebiete
so oft ausgesetzt sind, wird jene ungesunde Beschaffenheit der Lust sehr vermehrt; eine
skorbutische Diathesis und bösartige mit Friesel, ja selbst mit Petechien eomplieirte
Wechselfieberseuchen werden erzeugt, welche den Mindererfahrenen nicht selten als
typhöse Fieber täuschen. Dagegen sind Wechselfieber in den Gebirgsgegenden des
Kreises unerhört. Ja, wenn man die mit Wechselfieber Behafteten in jene Regionen
versetzt, z. B. nach dem so hochgelegenen Kirchschlag, nach Hellmonsöd u. s. w., so
genesen sie von selbst. Die Provinzialhauptstadt Linz ist durch ihre Lage zwischen der
Traun und Donau, an dem Jägermayrberg, Pöstlingberg und Pfennigberg, häufig
ungesunden Nebeln und einem starken Luftwechsel ausgesetzt, so daß man oft, vor-
züglich im Frühling und Herbst, dreierlei Temperaturen mit bedeutender Verschieden-
heit findet, wornach Krankheiten, die von gestörten Hautfunktionen herrühren, als
Zahn- und Ohrenschmerzen, Husten, Seitenstechen, Abweichen, Kolik u. s. w.
in diesen Perioden an der Tagesordnung sind.
N a t u r p r o d u k t e. Mineralreich. Wie ich bereits erwähnte, ist Granit
das Hauptgestein des Mühlkreises. Jener an der Donau, welcher dem Böhmer-
walde zunächst liegt, in dem Thale von Engelhardszellbis nach A sch a ch hin,
ist höchst grobkörnig, von stellenweise sehr ungleicher Mischung aus weißem, bläulich
weißem Quarz, weißem Feldspathe, und meist schwarzem, nur stellenweift stlber-
weißem Glimmer. Zuweilen ist der Quarz vorherrschend, und dann ist das Gefüge
feinkörniger; wo der Feldfpath vorwaltet, steht er öfters in Stöcken von einem halben
Kubikfuß vor. Die Glimmerblätter sind meist klein und stellenweise so häufig und
gedrängt über einander liegend, daß sie oft mitten in dem härtesten Granit Gänge
von grobschuppigem, und, wo sie zu Tage ausgehen, tombakbraunem Glimmerschiefer
bilden. VonOttensheim bis Linz zeigt sich Granit, Gneiß, schieferiger Sand-
stein und hie und da Glimmerschiefer. Von Linz bis Steierek und M a u t h a u-
se n Sandstein, Gneiß und große Blöcke von Granit, der vorzüglich durch die milch-
weiße Farbe seines Quarzes und Feldspathes bemerkbar ist. Dieser Granit wird hau-
sig gebrochen und verarbeitet. — Auf einem Hügel bei Mauthausen habe ich schon
ein schönes Stück Adularia in einem Geschiebe gefunden, unfern davon ein Gerölle
von Hornblende. In Mauthausen werden die Kalksteingeschiebe, welche die Traun und
Enns in den Strom herab schwemmen, aufgefischt, um Kalk daraus zubereiten. Von
Mauthausen bis Taxen ist nächst an der Donau bloß niedriges Land und
Torfmoor. Unterhalb S a r e n fängt wieder der Granit des Böhmerwaldes an.
Thonerde findet sich häufig. Bei P ötz le in sd or f trifft man auf den Feldern
schwarzen S ch ö r l in fester blauer Masse eingeknetet. Bei Sarleinsbach Gr a-
phit,hinund wieder Kristalle. Bei Sprinz enstein und Mühllaken röth- j|
lichenGran it,der sehr schönen Schliff annimmt. Bei Mühllaken und Alten-
b erg, Eifeno ch er. Bei Mursberg unzählige kleine, mit Schwefelkies durch-
drungene Conchilien, schöne Petresakte in den Perger Mühlsteinbrüchen; diese
Petrefakte: Ammoniten, Tannzapfen u. s.w. sind so berühmt geworden, daß sie
fast nach allen Naturalienkabineten Europens gesucht werden. In Mursb erg war
einst ein Steinkohlenbergwerk im Betrieb. Es ward von demBesitzerHrn. Strometz
1814 entdeckt. Er erhielt am 15. Dezember desselben Jahres von der Hofstelle die Be-
lehnung mit 2 Feldmafsen für die Fundgrube an der Wagleiten und mit 4 zur Fund-
grübe am Karlbauergrunde, jede zu 25,088 □ Klafter. 1818 war man so glücklich,
Kohl und Erz anzufahren. Schon 1824 stieg die Ausbeute an Steinkohlen aufmehr
als 6000 Centner, jenedes Alaunerzes aufmehr als 9000 Eentner.Die mit dem Alaun
zugleich einbrechenden Steinkohlen waren theils schweselhältige Glanzkohlen, theils
Schieferkohlen, die Erze selbst aber theils verwitterte Steinkohlen, theils schwarzer
thonartiger Alaunschiefer, mit Schwefelkies durchzogen. Beide Erzarten mußten, um
sie auf Alaun-zu benützen, geröstet werden. Das Interessanteste bei diesem Berg-
bau war die unerwartete Entdeckung eines zweiten, tiefern Steinkohlen- und Erz-
lagers, ferner die Auffindung großer Menschenknochen in der grobsandigen,
mit Thon und Schwefelkies durchzogenen blauen Sohle von diefem tieferen Lager.
Von den Knochen, welche ebenfalls zum Theile schwefelkiesartig petrificirt waren,
wurden 2 Exemplare nach Brünn gesendet. Bisher ward allgemein behauptet, es
gebe keine versteinerten Menschenreste. Wegen geringerAnsbeute war 1837dasWerk
außerBetrieb. Steinbrüche findet man an vielen Orten des Kreises. Torf gibt es D
VM
m
i
m
häufig im oben? und untern Mühlviertel. Vor mehreren Jahren versuchte man
einen Silberbau bei Weitersfelden, er ward aber bald wieder auf-
gelassen.
Pflanzenreich. Die Flora des Mühlkreises hat wenig Ausgezeichnetes
und ist so ziemlich gleichartig mit jener des ganzen südlichen Deutschlandes. Von
Bäumen findet sich die E i ch e (Quercus robur, Quercus foemina), dieUlme (Ulmus
sativa, Ulmus campestris), dieLinde (Tilia Eurepea), diePappel (Popu-
lus nigra), die Esche (Fraxinus excelsior), die Birke (Betulaalba), mehrere
Weiden (Salix alba , S. fragilis, S. caprea u. s. w.), derWeißdorn ((ürate-
gus Oxyacantha), der Holzbirnbaum (Pyrus pyraster), der Ho lfiapfeU
bau IN (Pyrus malus sylvestris), der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia),
der Tranb enk i rsch b anm (Prunus padus), die Tanne (Pinns abies), die
Fichte (Pinus picea), die Kiefer(Pinus sylvestris), die Schwarzföhre
(Pinus nigricans) u. f. w. In den großen nördlichen Wäldern des Kreises ist Na-
delholz vorherrschend. Obstbäume finden sich in allen Theilen des Kreises, aber sie
gedeihen des strengen Klimas wegen nicht überall gleich gut. Was die Cerealien be-
trifft, so werde ich in dem Artikel: Feldbau und Ökonomie darüber berich-
ten. Weinbau wird seit 1817 nicht mehr im Mühlkreise betrieben. Von S tr ä u-
chern und Stauden findet man: den Haselstrauch (Coryllus avellana),
den schwarzen und rothen Holunderstrauch (Sambucus nigra et racemosa),
denP faffenhfttch ettsttauch (Evonymus eurvpaeus),denJoh annisbeer-»
strauch (Ribes rubrum), mehrere Ginsterarten (Lrenista), die Himbeer-
staud e (Rubusidaeus), dieBrombeerstaude (Kubus casius), dieTollkir-
f ch e (Atropa Belladonna), diePreyfelbeerstaude (Vaccinium vitis), mehrere
Haiden (Erica) u. f. w. — Auch die große Familie der Kräuter, die wie ein
bunter Teppich Wiesen und Berge schmücken, durch den Schmelz ihrer Farben das
Auge ergehen, durch ihren süßen Dust dem Gerüche schmeicheln, die wirksamsten
Heilkräfte verschließen, die Heerden nähren und stärken, ist im Mühlkreise zahl-
reich. Die detaillirte Herzählung dieser Flora würde bei dem beschränkten Räume
unsers Werkes nicht zweckmäßig seyn. Daher hier nur so viel, daß officinelle Pflan-
zen allenthalben zu finden sind, und für die Sammler derselben einen eigenen Er-
werbszweig bilden. In den höhern Gebirgsgegenden, selbst auf den Höhen des ma-
lerischenHaselgrabens, um das Bad Kirchs ch lag, finden sich sogar schöne Alpi-
Neil, z. 33.Soldanella alpina, Calla palustris, Eripheron alpinum, Arnica mon-
tana, Polypodiumalpinum lt. s.w., auch sehr schöne Vaceinien, der Ranuncnhis
aconitifolius, Asplenium alternifolium u. s. W. Werden dort gesunden. Eine
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besondere Erwähnung verdient die früher so wenig beachtete Kardendistel. Sie
wird jetzt fleißig in der Gegend von Lnftenberg gebaut. Früher mußte sie für die hie-
sige Fabrikatur aus dem Auslande bezogen werden, nun bleibt durch ihren fünft-
lichen Anbau vieles Geld im Lande.
Thierreich. Von Raubthieren verirrt sich noch zuweilen aus den tiefsten W
Forsten der B är in die gelichteterenGegenden. Doch ist fein Erscheinen sehr selten. M
Häusiger ist der Wolf, der besonders zur strengen Winterszeit sich in die bewohn-
ten Gegenden auf Raub wagt, und Heerden und Bewohner ängstigt. Eine nicht
ganz seltene Erscheinung in den dunklen Gebirgswäldern ist auch der Luchs. Außer-
dem kommt der Fuch s, der Dachs, die Fischotter (in der Donau, und auch
öfters in der großen Müh el),Mard er, Jltiß, Wiesel, Igel, Maulwurf,
Spitzmaus,Eichhörnchen,Bib er(inderDonau),Fledermaus u.s.w.vor.
An Wild findet sich H ir sch, 91 eh, Hase u. s. w. Von Vögeln findet sich zuweilen,
doch höchst selten der Adler und der G e i e r, dann der H a b i ch t, mehrere Eulen-
gattungen (die einst so gefürchtete wilde Jagd ist in den tiefen Gränzwäldern hier
keine seltene Erscheinung, doch ist selbst der gemeine Mann über Natur und Entste-
hung dieser allerdings unheimlichen Erscheinung ziemlich aufgeklärt). Krähen,
Dohlen, Raben, Nußheher, Elstern, Tannenheher (hier Wald-
st a a r l genannt), Guckguck, Holzkrähe, Spechte, Wiedehopf, Baumläu-
fer, G änse, Enten, Schw a lben, Wasserschnepfen, P fuhlfch nep fen,
Kibitze, Rohrhühner, Wasserhühner, Wachtelkönig, Haus Hahn,
Fasan, Perlhuhn, Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn, Reb-
huh n,Wachtel, all eTaubengattungen, Lerche n,Staare,Drosseln,
Krammetsvö gel, Steinröthel, Amsel,Krnmmschnabel,K ern b ei-
ßer, Gimpel, Grünling, Emerling, Sperlinge, Finken, Stieg-
litze, Kanarienvögel, Zeisige, Hänflinge, Nachtigallen, Gras-
mucken, Waldsanger, Bachstelzen, Schwarzblatteln, Weißkehl-
che n, Roth sch wänzchen, Blaukehlchen, Rothkehlchen, Zaunkönig,
Schwarzkehlchen, Kohlmeise,Blaumeise,Tann enmei se, Sumpf-
meife u. f. w. — Von Amphibien: die gemeine Landkröte, die Was-
serkröte, die Feuerkröte, die Kreuzkröte, den Grasfrosch, den
Wassersrosch, die Sumpfeidechse, die Teicheid echse, die Kamm-
eidechse, den Molch, den schwarzen Molch, die Blindschleiche, die
Ringelnatter, die schwarze Ratter, die gemeine Otter, die schwarze
Otter u. s. w. — Von Fischen trifft man: die N e u n a u g e n (in der Do-
nau), die Uhl en (auchin der Donau), denStö r (ebendaselbst), die Ruth e, den
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Barsch, Flußbarsch (auchPerschling genannt), Sandbarsch (Schiel),
Strcberbarsch, Ziegelbarsch, Kaulbarsch, Schmibserbarsch,
Gründet, Steinbeißl, Lachs, Lachssorelle, g e m e i n e Forelle
H u ch e n, A sch e n, 9i heinanke n (auch in der Donau), S ch a i d e n, Hecht,
Barben, Karpfen, Schleyen, Weißfisch, Nößling, Brachsen,
D ü n n b a u ch, Atteln, G a r e i ß e l n, Lappen, u. s. w. — Von Insek-
t e n nenne ich nur die besonders gerühmten Krebse und dieB i e n e n, deren Zucht
stark betrieben wird. Von S ch a a l t h i e r e n muß der P e r l e erwähnt werden,
welche man in mehreren kleinen Flüssen findet; unterm 27. April 1811 ward von
der Staatsverwaltung erklärt, daß die Perlenfischern aus den Bächen im obern
Mühlviertel der Privat-Jndnstrie überlassen bleibe. Der Besitz der Perlen führenden
Bäche ist zwischen den Herrschaften R a n a r i d l und A l t e n h o f getheilt. Das
Erträgniß ist aber zur Zeit noch sehr gering geblieben, doch hat man einzelne, sehr
schöne Perlenmuscheln gefischt.
O k o n o m i e. Hier sprechen wir zuerst von der V i e h z u ch t. Man hat oft
behaupten wollen, daß der Viehstand des Mühlkreises sich alljährlich verringert
habe. Diese Behauptung ist gänzlich grundlos. — Er ist vielmehr vom Jahre 1818
an bis 1838 fortwährend gestiegen, und belief sich im letztgenannten Jahre aufnahe
an 5000 Pferde, mehr als 30,000 Ochsen, mehr als 50,000 Kühen, und nahe
an 60,000 Schase, während man 1818 nur 4383 Pferde, 30,092 Ochsen,
30,000 Kühe und etwas über 30,000 Schase zählte. — Auch die Zahl der Zie-
gen ist sehr groß, und der Gebirgsbewohner pflegt die Zucht dieser ihm so nütz-
lichen Thiere mit vieler Vorliebe. —Die Pferde, welche man in diesem Kreise trifft,
sind meist guten, kräftigen Schlages; das Hornvieh ist klein; seit mehreren Iah-
ren ist man auf Veredlung desselben, durch starken Ankauf von Mürzthalervieh,
thätigst bedacht gewesen. Die Schafzucht ist unbedeutend, nur für den Bedarf
des Landmannes. Auch hier ist indessen hie und da in neuester Zeit das Bestre-
ben bemerkbar geworden, die Zucht durch böhmische Störe oder ungarische Za-
geln etwas zn verbessern. Schweine werden in seder Haushaltung gefunden.
Man macht sie mit Erdäpfeln fett und verkauft sie so gemästet auf den Märkten in
den Städten. Viele Schweine werden auch aus Ungarn eingeführt, und uach ihrer
Mästung unter dem eigenthümlichen Namen „P a g on e r" verkauft. Die H ühn er-
z u ch t ist überall ausgebreitet. Auch die Entenzucht und Taubenzucht. Min-
der häufig findet man Gänse. Kalekutische Hühner (hier Jndian genannt).
P e r l h n h n e r oder Pfauen findet man nur in den ansehnlicheren Gehöften. —
Fasanen hegt man in den Auen, besonders von O tt e n s h e i m bis B e r g h e i m
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und in den Sie pereker-Auen. Die Viehzucht wird durch die immer mehr
zunehmende Stallfütterung und durch den Kleebau befördert. — Im Herbst
werden die Gemeindeweiden aufAngern, Feldern und Wäldern benützt, auch die-
nen dem jungen Rindvieh, den Schafen, Schweinen und Gänsen die brachliegen-
den Felder zur Weide. — Man schneidet das dürre Futter zu Häckerling (G'hak,
im Volksdialekte), und gibt es den Pferden und dem Galtvieh, oder man brühet
Kleyen, Abfälle von Obst, Körner und zufammengefuchteBlätter zu G so tt und
reicht es dem jungen, oder Zügelvieh, oder auch dem kranken in dem langen Trog
(Barren), an welchen es in kleinen Wirtschaften einzeln, in größeren der Reihe
nach mit Ketten an den Hörnern angebunden ist. Hingegen wirft man es dem bessern
Rindvieh in Bündeln entweder in die Barren, oder in die Krippe. Mit der Horn-
Viehzucht beschäftigt sich vorzugsweise der Landmann des gebirgigen Theiles des Krei-
ses, da er, bei der Sterilität seines Ackergrundes und bei den ungünstigen Umstän-
den, welchem der Ortlichkeit liegen, in diesem Ökonomiezweige einen sicheren Er-
werb findet. Vieles ungemästetes Vieh wird nach Bayern gebracht, dort gemästet
und dann als Mastvieh wieder eingetrieben. Im Lande selbst wird wenig gemästet;
nurbeiBräuern oder Müllern findet man Mastvieh.—Übrigens gibt es wohlBauern
im Mühlkreise, in deren Ställen 20 — 30 Stück des schönsten Hornviehes stehen.
Der Mühlkreis versieht größtentheils die Märkte der Provinzial-Hauptstadt Linz,
und zum Theile selbst jene Wiens, mit Horn- und Stechvieh. Viehseuchen sind
in dem Kreise nicht selten und richten oft große Verheerungen in den Heerden an. Die
am meisten vorkommenden Krankheiten derThiere sind: Nervöse Lungenentzündun-
gen, Löserdörre, Diarrhöe, Trommelsucht, asthenische Krankheiten. Sie entstehen
meist durch das Austreiben auf nasse, bereifte, mit Nebel bedeckte Weiden und durch
Unreinlichkeit in den Ställen, welche selten gelüftet werden. Die Staatsverwaltung
hat auch auf diesen Gegenstand ihr Augenmerk gerichtet und einen eigenen Landes-
Thierarzt ausgestellt, der alljährlich das Land zu bereisen, den Zustand der
Viehzucht zu untersuchen, bestehende Gebrechen abzustellen, mit Rath und That an
die Hand zu gehen und bei ausbrechenden Seuchen ärztlichen Beistand zu leisten hat.
Feldwirthschast, Gartenbau u. s. w. Der Fleiß des Landmannes
im Mühlviertel, in Bebauung seiner Gründe, gibt 'sich auch dem oberflächlichen
Blicke des Reisenden kund, der dieß Land betritt. Meist sind die Berge bis an den
Gipfel bebaut und dieses eben ist ein charakteristisches Zeichen des Mühlviertels über-
Haupt. — Trotz des strengen Klima, welches im Allgemeinen im Kreise herrscht, wird
doch daher der Ackerbau lebhaft betrieben, wenn er schon für den Bedarf nicht aus-
reicht. — Das Fehlende wird aus den übrigen Kreisen und aus dem benachbarten
wmm
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SS
Böhmen beigeschafft. — Der Boden des Mühlkreises ist an den Donaugegenden gut
und erträgnißreich. Er bringt alle Cerealien in genügender Ergiebigkeit. Der Boden
im Gebirge hingegen ist theils mittelmäßig, wie z. B. bei G e r l i n g, Rohrbach,
Gallneu?irchen, Weitersdorf, Pregarten, Hans u. s. w>, theils
wirklich schlecht, wie in mehreren Bezirken der Distriktskommissariate Schlögl,
Rutt enstein, Wald hausen u. s. w. In den meisten Bezirken daselbst
gedeiht, bloß Roggen und Hafer, und es wird daher weder Weitzen noch Gerste dort
gebaut. Wenn in den oben erwähnten Donaugegenden, in Linz, und in den flachen
Fluren vonEfchelberg, Ottensheim, Mauthausen, Schwertberg,
Klamm n. s. w. die Ernte zehnfaches Korn spendet, so darf der Bewohner der
genannten Bergdistrikte sich glücklich schätzen, wenn seine Aussaat das fünffache
Korn bringt. Gewitter, Schlössen und dieWuth der entfesselten, furchtbar ange-
schwellten Gebirgsbäche zerstören auch noch sehr oft diese geringe Ausbeute. In der
Gegend von Linz und in den flachen Bezirken werden alle Cerealien gebaut. Weitzen
und Gerste ist dort sogar sehr schön. In fruchtbaren Jahren reicht wohl auch der
Ertrag der Ernten für den Bedarf aus, doch ist sehr selten dieß im Ganzen der Fall.
Der zahlreiche Viehstand setzt die Erzeugung des Düngers so ziemlich mit dem Bedarf
ins Gleichgewicht. Würde die Stallfütterung noch mehr um sich greifen, so könnte
auch in dieser Beziehung das Verhältniß ganz hergestellt werden. Seit mehreren
Jahren hat übrigens auch der Kleebau sehr um sich gegriffen und der hiesige Land-
mann überzeugt sich, je länger je mehr, von dem Vortheile desselben. Im größten
Theile des Mühlkreises besteht die drei Felder -Wirtschaft (die Abtheilung der
Gründe in drei Theile, wovon abwechselnd zwei Drittheile mit Getreide bebaut, der
dritte aber brach gelassen, oder mit Erdäpfeln, Flachs u. s. w. besetzt wird).
Gemeine Rüben finden sich in jeder Wirthschast zumBedarfe, in vielen auch noch
zum Verkaufe. In der Gegend von Linz finden sich wohl Felder mit Erbsen besäet,
Buchweitzen, der erst gepflanzt wird, wenn das Korn schon geerntet ist, Hirse, Brei
u. s. w. In den kälteren Gegenden kommt diese Erscheinung nicht mehr vor. — Der
Kartoffelbau wird thätig betrieben, besonders im obern Mühlviertel. Um
Neilmarkt und Freystadt wird auch Hopfen gezügelt (in den Donau-Auen kommt
er wild vor), doch ist der Anbau sehr gering. In der künstlich en Bestellung der
Wiesen ist der Landmann im Mühlviertel noch sehr zurück gegen seine Nachbarn
in den südlichen und östlichen Kreisen des Landes. G e m ü se werden häufig und gut
gezogen. DerM eerrettig von Ottensheim ist sogar ein Handelsgegenstand gewor-
den. O b st k u l t u r ist in erfreulicher Aufnahme, eben so H o r t i k u l t u r; Sei-
denkultur ward versucht, aber bald wieder aufgegeben. Die Bienenzucht
g *
20
hat ebenfalls abgenommen. Weinbau wird seit 1817 nicht mehr in dem Kreise
betrieben.
Fabriks- und Manufakturwesen, Handel. DieGewerbsthätig-
keit ist in diesem Kreise nicht unbedeutend. —Man zählt in den 18 Distriktskom-
missariaten des unteren Mühlviertels 492 Kommercial- und 2546 Polizeigewerbe
und sonstige freie Beschäftigungen. Der Verkehr in den Handelsbeziehungen ist nicht
geringe. Man zählte 1834 im Wahlkreise 404 Kau stellte, 229 Tabakhändler, 23 Fa-
briken , 4723 Meister, 4502 Stühle, 17 Färbereien, 45 Druckereien, 48 Bleichen,
97 Hammerwerke, 10 Hütten, 11 Walken, 53 Stampfen, 46 Stricker, 27 Stri-
ckerinnen, 15,489 Spinnerund Spinnerinnen u. f. w. Die Lein-und Zeugweberei,
die Spinnerei in Hanf, Wolle und Baumwolle, die Wollenzeug-und Tuch- Ma-
nufaktur, die Leinwandbleichen, die Brauerei, die Färberei, die Eisenarbeiten, die
Mühlsteinbrüche, die Sägemühlen bilden den lebhaftesten Theil des industriellen
Wirkens. Die große Wirksamkeit und die ausgezeichneten Produktionen der k. k. ä r a-
rifchen Wollenzeug- und Teppich-Manufaktur in Linz sind aller
Beachtung würdig und es gehört dieselbe zu den großartigsten Etablissements dieser
Art. Die L e i n w a n d e r z e u g u n g ist seit langen Jahren einer der bedeutendsten
Nahrungszweige der Bewohner des Mühlkreises gewesen. Es deckt diese Erzeugung
nicht nur den Bedarf des Kreises, sondern hat sich auch als Gegenstand eines nicht
unbedeutenden Aktivhandels guten Namen in Europa erworben. Die sogenannten
„L ein w an dh ä n dl er," meist sehr wohlhabende Leute, ansässig in den Märkten
desobernMühlviertels, inLembach, Hofkirchen, Peilstein, Sarleins-
bach, Rohrbach, Haslach, Neufelden, Oberneukirchen, Leon-
fe ld e n, erkaufen die Leinwanden theils von den erzeugenden Landleuten im Hause
oder aufgroßen Leinenmärkten in Peilstein und Haslach, und treiben dann
Handel damit aufden Märkten in Wien, Pesth, Verona und Mailand. In mehre-
ren Städten der Lombardie haben sie sogar Niederlagen, und Trieft befrachtet alljähr-
lich mehrere Schiffe mit Leinwand des Mühlkreises. Der Holzhandeldes Mühl-
kreifes ist ebenfalls bedeutend. Man versendet Brenn- und Bauholz nach Unteröster-
reich. (Aus den Bezirken Ruttenstein, Waldhausen u. s. w. geht allein alljährlich
über eine Million Weinstecken nach Unterösterreich.) Überhaupt erportirt der
Mühlkreis nach Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Bayern: Bau- und
Brennholz, Bier, Ob st, Vieh, Schmalz, Käse, Hüte, Leder,
(von R o h r b a ch sogar bis in die Lombardie) M ü hlsteine (der große Mühlstein-
bruch bei Perg liefert allein alljährlich an 2000 Mühlsteine, welche stromauf-
wärts bis P a ffa u, stromabwärts bis tiesnach Ungarn gehen, und seit 1694 eine
umm
p
21
eigene Zunft in Perg: „die bürgerlichen Mühlsteindurchschläger"
beschäftigt), Schleifsteine, Bausteine, Pflastersteine (die großen
Steinbrüche zu Mauthausen liefern den berühmten Granit des Wienerpflasters),
Steine zu Fensterstöcken, Treppen u. s. w., Flachs, Leingarn, Lein-
w a n d, Tü ch er, w oll ene S trü m pfe, Tisch zen g e, Z wirn, Töpfer-
gefchirre u. s. w. Eingeführt werden dagegen Getreide, Wein,Ta-
bak, Safran, Senf, M i n e r al w ä ffe r, H o p fen (aus Böhmen), Re i s,
Metalle, Glaswaaren, Fayenee,Färbestoffe,Colonial-,Spe-
z ere i- und Apotheker waaren, Seide, Seide Nwaaren, Schaf-
und Baumwolle, feine Tücher, Knoppern,Papier,Bücher, Kunst-
e r z e u g n i s s e, G a l a n t e r i e w a a r e n u. s. w. Die Handelsbilanz steht in-
dessen immer zum Vortheile des Kreises. Der größte Handelsplatz des Kreises ist
Linz. Bedeutende Märkte werden in Aigen, Eschelberg, Freystadt,
Gallnenkirchen, St. Georgen an der Gusen, Grein, Haslach,
Hollmonsöd, H o ski r ch en, Käsermarkt, Ki rchberg, Klein zell,
Königswiesen, Laßberg, Lembach, Leonselden, St. Leonhard,
Mauthausen, St.Martin, Münzbach, Neufelden, Neumarkt,
Oberneukirchen, St.Oßwald, Ottensheim, St. Peter, Pier-
bach, Reichenau, Rohrbach,Sarleinsbach, Schönau, Steyerek,
Tragwein, Urfahr, Weifsenbach, Weitersfelden, Zell und
Z w e t t l abgehalten.
Bewohner, deren Sitten, Sprache, Häuser u. s. w. — Der Be-
wohner des Mühlkreises darf im Allgemeinen als stark und robust bezeichnet wer-
den. Besonders gilt dieß von den Bewohnern des gebirgigen Theiles und von den
Holzarbeitern in den Distrikts-Kommissariaten Schlögl und R u t t e n st e i n. In
den Niederungen an der Donau ist der Menschenschlag kleiner und unansehnlicher.
Cretinism findet sich häufig daselbst; die Kinder werden schon ftühzeitig zu harten,
ihre Kräfte übersteigenden Arbeiten angehalten. In diesem ist die Ursache des Zu-
rückbleibens im Wachsthume und mehrerer anderer körperlichen Gebrechen zu suchen.
Die überwiegende Zahl des weiblichen Geschlechts gegen das männliche ist noch Folge
der früher so anhaltenden Kriege. An Denkart und Sitte ist dieß Völkchen noch
unverdorben und bieder. Der Bewohner des Mühlkreises ist gutmüthig, fromm, ein
guter Unterthan, fleißig und betriebsam, genügsam bei geringem Erwerbe, sparsam
und gastfrei bei feiner Armuth. Nach alter Sitte wird noch auf Treu und Glauben
gehalten. Die Nachbarn leihen sich Geld ohne Verfchreibung und es wird stets redlich
bezahlt. —Die Schulen werden fleißig besucht, es ist daher die Kenntniß des Lesens
22
und Schreibens unter dem hiesigen Landvolke allgemein verbreitet. Es ist dasselbe
meist fröhlichen Sinnes, nur der Waldbewohner in dem westlichsten Theile des Krei-
ses ist ernsteren Geistes. Die Schattenseite des Charakters dieser Menschen ist Aber-
glaube, und Mißtrauen gegen alles Neue, sei es auch als nützlich anerkannt. Daß
es in einer Wald- und Gränzgegend, wie der westliche und nördliche Theil dieses
Kreises, nicht an Wildschützen und Schmugglern fehlt, ist begreiflich. Im Anfange
dieses Jahrhunderts (bis 1803—1806) warder große Schlöglerwald besonders ein
Aufenthalt der gefürchteten Passauer-Wildschützen und Schleichhändler. Die Aus-
lichtung der Forste und die fortgesetzte Jagd, die auf sie gemacht wurde, hat sie end-
lich vertrieben. — Die Nahrung des hiesigen Landvolkes ist höchst einfach. Sie besteht
in Roggenbrot, Knödeln (Klössen), Sterz, Griesbrei und Schmarren (eine aus
Eiern, Milch, Mehl und Schmalz zusammengesetzte Speise). Nur zuweilen wird
noch ein Eierkuchen, Gemüse oder Kartoffeln hinzugefügt. Fleisch wird höchst selten
genossen, und zumeist in geräuchertem Zustande. Fleischbrühe kennt man bei dem
Landvolke fast gar nicht, sondern man genießt Brennsuppe, Rahmsuppe oder Sauer-
suppe (die letzte wird aus Milch, Essig und Mehl bereitet). Die Waldbewohner an der
böhmischen Gränze sind meist auf diefe Sauersuppe, aufKartoffeln und Haferbrot
beschränkt. Das Getränk ist Wasser, Äpfelmost, oder einfaches Bier oder Branntwein.
Zu gewissen Zeiten feiern die vermöglicheren Bewohner besondere Gastereien, als zu
Martini, im Fasching, zur Erntezeit u. s. w. Das Allerheiligenfest ist besonders
berühmt; da ladet jeder bemittelte Bauer seine Pathen zum Mahle, welches so reich
ausgestattet wird, daß die Kleinen noch ansehnliche Portionen nach Hanse bringen;
doch ist es Sitte, daß auch sie dem Pathen irgend eine unbedeutende Kleinigkeit zum
Geschenke bringen. Zu den beliebten Volksbelustigungen gehört das Scheibenschießen,
Kegel-und Kartenspiel, Sackspringen, Wettrennen mit Pferden, Eierln <ein Spiel
ff mit den Ostereiern), Eisschießen und Tanzen. Hier, wie in den Alpenländern der
Monarchie, herrscht die Sitte, daß die Bursche beim Tanze Lieder (die sogenannten
B a sse l n) improvisiren, welche von ihrem natürlichen Witze zeugen; bei den Kinds-
taufen, Hochzeiten und Leichenbegängnissen herrschen in diesem Ländchen auch noch
eigenthümliche, uralte Gebräuche, deren Schilderung indessen für den Raum unserer
Darstellung nicht geeignet ist. Was die Sprache der Bewohner des Mühlkreises
betrifft, so wird im ganzen Kreise deutsch gesprochen. Nur an der böhmischen Gränze
wird oft vermöge des lebhaften Verkehrs, besonders auf dem Schwarzenbergischen
Schwemmkanale und dann auf der Eisenbahn, die böhmische Sprache laut. Man
bemerkt im Dialekte der Mühlkreisbewohner besonders dreierlei Abstufung. Längs
der Jsper im Osten des Kreises, so wie im Süden, längs der Donau, herrscht der
verständlichste und reinste, an der westlichen (bairischen)Gränze derrauheste, und
an der nördlichen (böhmischen) Gränze die singende Mundart der Deutschböhmen.
Im Allgemeinen ist der Dialekt des Landvolkes im Mühlkreise bis zu einem, für den
fremden Deutschen kaum^erständlichen Grade korrumpirt. Was die Kleidertracht
betrifft, so erscheinen die Männer im Mühlviertel mit Gupfhüten, seidenen oder kat-
tunenen Halstüchern, Kattunleibeln (auch wohl von Tuch), Gürteln mit in Pfauen-
federn ausgeilähten Namen und Jahrzahlen, kurzen, schwarzen Tuch- oder Leder-
Hosen, blauen Strümpfen, und Bundschuhen oder Stiefeln. An Festtagen trägt der
Landmann int oberen Mühlviertel einen niit Kattun gefütterten Tuchrock mit Hafteln.
Die Tracht im untern Mühlviertel ist dieselbe, nur tragen die Manner breitkrämpige
schwarze Hüte. Die Weiber tragen Kopftücher von Baumwolle, seidene oder bäum-
wollene Halstücher, kurze Röckeln, meist von Kattun, mit Leinwand oder auch mit
Taffet gefüttert, gehaftelte Leibeln, kurze Röcke von Schafwolle oder Kattun, blau-
baumwollene oder weiße Strümpfe und Schuhe. Im Winter ziehen die Männer
meist füchserne, die Weiber aber sogenannte Fingerfäustlinge an. Bis in unsere Zeit
herab trugen die ältern Wald- und Gebirgsbewohner lange Bärte, welche aber jetzt
schon sehr selten werden. Aufder 4. Tafel der Abbildungen dieses Heftes sind mehrere
Landleute in ihren Trachten dargestellt. — Die Wohnhäuser der Landleute sind
sehr einfach; in den nördlichen und westlichen Wald- und Gebirgsgegenden meist
von Holz.
Überblick der Geschichte. Die Ureinwohner des Mühlkreises waren
Celten. Im VI. Jahrhundert vor der christlichen Aera breiteten sie sich in dem Hercy-
nischen Walde bis an die Donau herab aus, welche die römische Reichsgränze bildete.
Öfters machten diese Barbaren über den geftornen Strom Einfälle in das römische
Gebieth, wurden in Folge derselben wiederholt von den Imperatoren bekriegt, bis end-
lich indenStürmen der Völkerwanderung das römischeReichzerfiel.JmjetzigenMühl-
viertel herrschten dann abwechselnd verschiedene barbarische Völker. Die erste Spur
der Kultur treffen wir urkundlich unter Thassilo dem Agilolfinger. K a r l der Große
beförderte diese Kultur. Er übergab diese Gauen dem Bisthume Pafsau. In den
furchtbaren Streifzügen der Ungarn litt auch das Mühlviertel, bis Kaiser Otto sie
auf dem Lechselde auf das Haupt schlug (955). Von nun an blühte das Land auf.
Es erstanden Städte und Dörfer, und 1156 ward die österreichische Markgraffchast
zu einem Herzogthume erhoben, und auch die Marchia Bavarica damit vereinigt.
|| 1176 litt das Mühlviertel durch Einfälle derBöhmen. Der BifchofPeter von Passau
|| verlieh fämintliche Passauerlehen an die Söhne Kaiser Rudolphs von Habsburg
hj (1277). 1351 kam es zwischen dem fehdelustigen Adel an den Gränzmarken Öfter-
24
reichs und Böhmens zu blutigem Kampfe. Die Böhmen drangen über Freystadt
bis Hellmonsöd und Ottensheim vor, und verheerten weit und breit das Land. Der
Landeshauptmann, Eberhard von Wallsee, lieferte ihnen bei Hellmonsöd und bei
Freystadt ein Treffen, worauf sie den Rückzug antraten. Inden Hussitenkriegen litt
auch der Mühlkreis wiederholt von feindlichen Einfällen. Von 142? —1433 wur-
den Klamm, Wartberg} Pregarten, Reinbach, Waldhaufen, Baumgartenberg,
Leonfelden, Rohrbach, Haslach, Schlögl, Sarleinsbach, u. s.w. zerstört. Auch
in den folgenden Kriegen mit Böhmen ward das Mühlviertel allezeit mehr oder min-
der ins Mitleiden gezogen. Auch in den Fehden zwischen Kaiser Friederich IV.
und MathiasCorvinus ward Brand und Zerstörung in diese friedlichen Gefilde
getragen. Nach der Schlacht von Mohacz befolgte man das Vordringen der Türken
nach Deutschland. In allen Kreisen des Landes bestimmte man für diesen Fall Zu-
fluchtsorte für Weiber und Kinder. Im Mühlkreise benannte man als solche: L i n z,
Neuhaus, Pührnstein, Leonfelden, Kreuzen undFreystadt. 1529
und 1532 wurden die Schlösser S t r u d e n und S a r m i n g st e i n mit starken Besa-
Hungen gegen die Türkengefahr belegt. Auch 1594trafman Vorkehrungen. Die
Reformation hatte sich, so wie in ganz Oberösterreich , auch im Mühlkreise schnell
verbreitet. Schon 1595 kam es darüber zu öffentlichen Tumulten. Bei dem unseligen
Bruderzwiste zwischen Kaiser R u d o lp h II. und König Mathias litt der Mühl-
kreis sehr durch das sogenannte Passauervolk. Es kam förmlich zum Kriege zwischen
dem Landvolke und diesen Söldnern, welche argen Unfug trieben, und endlich am
30. Jäner 1611 das Land verließen. 1624 herrschte die Pest und raffte viele Men-
schen weg. Am 8. Oetober 1624 war das kaiserliche Patent erschienen, daß sich alle
Protestanten binnen 6 Wochen in Linz stellen, und wenn sie nicht zum katholischen
Bekenntnisse rückkehren wollten, das Land verlassen sollten. 1526 brach der Bauern-
aufstand aus. Beim Miuiwirthe Jakob Zeller bei St. Agatha im Hausruckkreise hat-
ten sich die Bauern verschworen und Stephan Fädinger zu ihrem Anführer erwählt.
Am 17. Mai erhob sich der Aufstand. Schon ain 18. stand das ganze Landvolk des
Mühlkreises unter Waffen. Der Verlauf dieses unseligen Aufstandes ist bekannt.
Fädinger erhielt bei der Belagerung von Linz die Todeswunde. Die Generäle Her-
bersdorf und Pappenheim trieben nach blutigen Gefechten die Empörer zu Paaren,
die Rädelsführer bluteten aufdem Schaffet. Aber der Kampfkostete an 25,000 streit-
baren Männern das Leben und der Schade, den Oberösterreich durch diese Empörung
in sieben Monaten litt, war sehr bedeutend und noch lange fühlbar. Noch 1636 wur-
den ähnlicheZuckungen im Mühlviertelkund, aber diese Unruhen waren schnell gestillt.
Ihr Urheber, derFanatikerMartin Laimbauer ward in Linz hingerichtct.Jn den letzten
Jahren des dreißigjährigen Krieges war der Mühlkreis mehrmals durch die Schwe-
den hart bedroht. Schwere Kriegsdrangsale wälzten sich über denselben, als nach
dem Hinscheiden Kaiser E a r l s VI. von allen Seiten der Thron seiner Erbtochter, der
großen Maria Theresia, von Feinden bedroht ward. Die Bayern drangen in Linz ein;
am 2. Oktober 174t ließ sich der Ehursürst in Linz huldigen. Wild entbrannte der
Krieg, dessen Hauptschauplatz das Mühlviertel ward, und schon im Februar waren
die Bayern vertrieben. Später drohte ein preußischer Einsall. Der französische Revo-
lutionskrieg berührte auch mit seinen Schrecken dieß Ländchen dreimahl. 1800,1805
und t809 ward es von den Franzosen besetzt, am bedeutendsten war der Schaden
1809. Auch sah dieses Jahr die blutigsten Kämpfe im Mühlkreise. Die Kanrzimer
Landwehrebestand in dem blutigen Gefechte am breiten Stein bei Kirchschlag ihre
Feuerprobe, so wie die österreichische bei Ebersberg und die steyrische am Schütt-
kästen bei Raab.
Darstellung der Städte, Märkte und Schlösser. Man zählt
im Mühlkreise 4 Städte, nämlich:Linz, Steyerek. Freystadt und Grein.
Linz ist die Provinzial-Hanptstadt des Landes obderEnns. Sie zählt 1339
Häuser, mit nahe an 25,000 Einwohnern. Ihr gegenüber, gleichsam eine Vorstadt,
liegt der Markt Nr sa h r mit 206 Häusern und 2797 Einwohnern. Eine hölzerne
Jochbrücke, 144Klafter lang, verbindet beide Ufer. In Linz befindet sich das Mili-
tärkommando der Provinz, das Stadt- und Landgericht, das Merkantilgericht, die
Zollgefällen-Admimstration, die Salzverwaltung u. f. w. Ein städtischer Magistrat
verwaltet die städtischen Angelegenheiten, ein Bischosmit seinem Domkapitel hat dort
seine Kathedrale und die Landstände Oberösterreichs vereinigen sich dafelbst. Ob das
alte Lentium der Römer hier stand, ist ungewiß, daß aber die römischen Legionen in
der Umgegend standen, ist entschieden. Das Schloß in Linz und später um dasselbe
die Stadt, entstanden im X. Jahrhundert. Im Xl. war sie bereits befestigt. Sie
gehörte damals den mächtigen Dynasten von Kir nb e rg, von denen sie 1140 Leo-
p o l d von Österreich aus dem Stamme der Babenberger erkaufte. Das Bisthum
errichtete Kaiser Joseph 1784. 1800 ward die Stadt durch eine wüthende Brunst
zum Theile zerstört, erhob sich aber schnell und schöner wieder aus der Asche. In
neuester Zeit gewann Linz eine bedeutende militärische Wichtigkeit, durch die Anlage
der sogenanntenMarimilianischen Thürme. Erhöhtes Leben ward der Stadt auch
durch die Eisenbahn (siehe oben) und die seit 1837 auch aus die obere Donau ausge-
dehnte Dainpsschiffsahrt. Die Stadt scheidet sich in vier Viertel und in drei Vorstädte
(die obere, die untere und die Kalvariwand). Diese Vorstädte hängen jetzt aber nnmit--
telbar mit der Stadt zusammen. Der Hauptplatz, 125 Klafter lang und durchaus
26
mit schönen Häusern besetzt, gehört zu den schönern öffentlichen Plätzen im Lande. In
seiner Mitte steht die von Kaiser K arl IV. 1723 zum Gedächtniß der Pest von 1713
errichtete Dreifaltigkeitssäule, die Hauptwache und 2 Springbrunnen. Von diesem
Platze führen sieben Gassen in die übrigen Theile der Stadt. In den Vorstädten ist die
Landstraße der schönste Theil. Dort befindet sich der schöne Gasthof zurKanone,
(zum Stuck, im Volksdialekte), die k. k. P o st, die P o li z e i d ir e kt i o n und der V o l k s-
g a r t e n nach dem Vorbilde des Wiener angelegt; vor dem L an d h a u se befindet sich die
mit Platanen besetzte Wandelbahn: P r o m e n a d e. An dieser Promenade steht auch
das Schauspielh aus mit dem Red outen s aale. Das Landhaus selbst ist
eines der schönsten Gebäude in Linz. In der Kapelle daselbst finden sich schöne Ge-
mälde von Altomonte und dem Kremser Schmidt. In der D o m k i r ch e (1670 er-
baut) ist die schöne Chrismann'sche Orgel bemerkenswerth. Die Stadtpfarrkirche
ist ein tüchtiger altdeutscher Bau aus dem XIII. Jahrhundert. In der Kapu-
zinerkirche befindet sich das Grabmal des großen Montecuculi und ein schö-
nes Altarblatt von Sandrart. Noch ist von Gebäuden bemerkenswerth das große
Khevenhiller'sche Haus, der Bisch ofh o f, das ehemalige Minoriten-
gebäude, das Provinzial-Strafhau s (musterhaft eingerichtet, in dein che-
maligen Schlosse), die k. k. Wollenzeug-Manufaktur, dieKarmeli- ff"
terkirch emit guten Gemälden von Altomonte, die U r su l i n e r k i r ch e mit ihrem M
Kloster, wobei eine weibliche Lehr-und Erziehungsanstalt, dasElisabethinerklo- fp
st e rmit dem weiblichen Krankenhospital und das Kloster der b a r m h e r z i g e n gf
Brüder mit ihrem Hospital. Seit 1837 befinden sich auch Jesuiten in Linz. Der
Erzherzog Maximilian von Österreich - Este, Hochmeister des deutschen Ordens,
räumte ihnen den von ihm angelegten Thurm auf dem Freinberge ein. Dieser Thurm
war nur versuchsweise angelegt und später bei Ausführung des ganzen Befestigungs-
systems, da er außer dem Rayon lag, von dein Erzherzoge zu einer Wohnung einge-
richtet, und eine Kapelle im gothischen Style daselbst erbaut. Der Punkt ist einer der
schönsten um Linz. — Die Lyceal - Bibliothek in Linz zählt 25,000 Bände mit schätz-
baren Jncunabeln. Außerdem besitzen die Karineliten, das Alumnat u. s. w. ansehn-
liche Büchersammlungen. Die Umgegend von Linz ist äußerst reizend, ich nenne als
vorzüglichste Punkte: den P ö st l i n g b e r g im Norden der Stadt, 283 Klafter hoch.
Die Kirche aufdem Berge ist Wallfahrtskirche, schön und einfach. Das Madonnen-
bild steht auf dem Hochaltar. Der Weg hinan ist etwas steil, aber die Aussicht höchst
lohnend. Nur im Norden ist die Aussicht beschränkt. Im West überschaut man die
Gegend bis Aschach hinan, stromabwärts bis Grein und Amstetten. Im Süden
steigt die prächtige Alpenkette hinter Kremsmünster und Steyer empor. — St. M a g-
27
dalena, 214 Klafter hoch an einem Vorhügel des Pftnnigberges. Auch hier ist die
Aussicht bezaubernd. Die Eisenbahn nach Bndweis fährt dicht an der Kirche vor-
icher. — StiftWilHering, der A n h o f, derKalvarienbe r g, der H a se l-
graben, mit dem Schlosse W i l d b e r g und dein Bade K i r ch s ch l a g; die Z iz e-
lau, das Hag erstö ckel, der Jägerinay er und der S chloßb erg von Linz
selbst, mit dem öffentlichen Gasthansgarten, sind ebenfalls sehr anziehende Stellen.
S t e y e r e k hat 1 1 2 Häuser mit 408 Einwohnern. Sie gehört zur gleichnami-
gen, den Grafen von Weissenwolf zuständigen Herrschaft. Wir finden sie urkundlich
schon im X. Jahrhundert. Einst war sie ganz mit Mauern umschlossen, jetzt ist sie
offen. Die St. Stephanskirche liegt außer der Stadt. Zwischen ihr und der Stadt
steht das ueueSchloß mitdenWirthschafts-Gebäuden.Auf einem Fels über derStadt
erhebt sich das alte Schloß mit einigen Beaiuten-Wohnnngen und der Schloßkapelle.
Dieses Schloß besuchte in frühern Zeiten öfters der ganze kaiserliche Hoszu den großen
Herbstjagden.
Freystadt (in böhmischen Urkunden Zahlow genannt) liegt an der Aist, drei
Stunden von der böhmischen Gränze entfernt; sie hat 3 Vorstädte, 322 Häuser
und 2165 Einwohner. Man findet hier mehrere sehenswerthe Gegenstände. Den
Hauptplatz ziert eine 1704 errichtete Marienstatne und ein schöner Springbrunnen.
Die Pfarrkirche zu St. Katharina datirt aus dem XIII. Jahrhundert. Der Tansstein
von 1478 ist bemerkenswert, so wie mehrere Grabdenkmale, besonders das Mug-
genberg'sche von 1266. Die Frauenkirche in der Böhmervorstadt ist ebenfalls
beachtenswerth. 9toch zieren sie schöne Reste von Glasmalerei, und die ansdem Kirch-
hosstehende altdeutsche Säule von 1488 ist so schön gearbeitet, daß wir ihr eine eigene
Vignette auf unseren Bildertafeln widmen zu dürfen glaubten In der Kirche selbst
finden sich interessante Grabdenkmale. In der jetzt gesperrten Spitalkirche finden sich
auch schöne Reste alter Glasmalerei. Außerdem sind noch bemerkenswerth das große
Stadtbräuh aus, derEzinnespannhos, das Rathhans, dasKanz-
leigebäude, die Stadtkaserne (einst Schloß) und der Salzhof. Frey-
stadt war in den Tagen des Mittelalters als Gränzveste und Handelsstadt bekannt.
Schon 1277 hatten die Freystädter von Kaiser Rudolph das Stapelrecht erhalten.
Im Bauernkriege ward es hart mitgenommen.
Grein, Stadt, mit 123 Häusern und 720 Einwohnern, liegt an der Do-
nan. Sie hat 2 Kirchen: die Stadtpfarre und die Franziskanerkirche, zwei Plätze: den
Stadtplatz und den Lorettoplatz, und 9 Gassen. Im Rathhause ist ein feuerfestes Archiv
und eiil Theater. Es befindet sich hier eine k. k. Tabak- und Stempelgefällen - Haupt-
Niederlage. Seit 1808 besteht ein organistrtes Bürgerkorps, welches bei festlichen
4: *
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Gelegenheiten in Parade aufzieht. Über der Stadt erhebt sich das Schloß Grein-
b u r g, dem Herzog von Sachsen - Koburg gehörig, mit einer herrlichen Aussicht über
den Strom.
Im Muhlkreise befinden sich ferner 49 Märkte, nämlich: Im obern
Mühlviertel,
Aigen, Gramastetten, Haslach, Hellmansöd, Hofkirchen,
Lembach, Leonfelden, Neufelden, Oberneukirchen, Ottens-
heim, Peilstein, Putzleinsdorf, Rohrbach, Sarleinsb ach, Ur-
fähr, Zwettl.
Im untern Mühlviertel:
Au , Dimbach, Gall neukirchen, St. G cor g en an d er Gufeu,
Gutau, Hütting, Käfermarkt, Klamm, Königswiesen, Kreu-
tz e n, L a s b e r g, St. Leonhard, Leopol dschlag, M a utha usen, Mit-
terk irch en, Mü nzba ch, N e u markt, St. N ikola, St. O ßw a ld, P a b-
neukirchen, Perg, Pregarten, Reichenau, Riedersdorf, Sar-
mingsiein, Schenkenfelden, Schwertberg, Struden, Trag-
wein, Wald Hausen, Weissenbach, Weitersfelden, Zell.
Ferner zählt der Kreis 1355 Dörfer.
An malerischen Schlössern, sowohl noch bewohnt, als sich in prächtigen Rui-
nen darstellend, ist der Mühlkreis sehr reich. Es befinden sich daselbst: A l t e n h o s,
Falken siein, eine der prächtigsten Ruinen des Landes, Hochhaus, Berg,
D Bergheim, Freudenstein, Oberwallsee (auf unserer Tas. III. ab-
ig- gebildet, untex den Vignetten sub Nr. 1). Eschelberg, Rottenek, Lich-
^ tenhag, Helfenberg, Piberstein, Windberg, Lichtenau, Haibach,
W Partenstein, Gneiffenau, Schallenberg, Neuhaus, Wolfstein,
W Pührnstein (anch dieser interessanten Burg ist eine Vignette subNr. 3 auf der
|| III.Taf. dieses Heftes gewidmet), Thum, Schönberg, Ran ariedl, Sprin-
W zen st ein, Wachsenberg (auch dieß zeigt eine Vignette Nr. 2 auf der III. Taf.),
M Loben st ein, Wildberg, Greinburg, Kreuzen, Werfenstein, Hau s-
p| stein, Klingenberg, Prandek, Greisenberg, Reichenstein, Klam,
Wasenek, Pragstein, Riedek, Schwertberg, Steyerek, Spiel-
berg, Waldenfels, Wartberg, Sareneck, Ruttenstein.
Eine eigentliche Festung besitzt der Mühlkreis nicht, doch hat Linz durch das
daselbst ausgeführte Befestigungssystem mit den Fortisikationsthürmen nach der
Erfindung des Erzherzogs Maximilian, als befestigtes Lager, im Falle der An-
Näherung eines Feindes, bedeutende militärische Wichtigkeit erhalten.
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29
Ailleitung zurzweckmäßigstenBer eisung des Mühlkreises.
Wir wollen nun den Mühlkreis nach allen seinen Richtungen durchwandeln, und
andeuten, was sich aus diesen Routen Sehenswerthes finden mag.— Wir beginnen
die erste Wanderung an der östlichen Gränze des Kreises, an der J sp e r. Wir nähern
ilns in diesem Richtung zuerst dein Markt S t. N i k o l a mit 25 Häusern und 132 Ein-
wohnern. Pfarrhof und Kirche, deni heiligen Nikolaus geweiht, liegen hoch auf
einem Felshügel. Hier stiftete schon 1144 B e atrir von Klamm, die Gemahlin
Walch uns von Machland, ein Hospital für Pilger. Die Umgegenden von St. Ni-
kola sind äußerst malerisch. Besonders interessant ist das benachbarte Sarming-
stein, pittoresk an der Donau gelegen. Der Sarmingbach brauset aus einer engen
Schlucht und bildet dicht vor seiner Ausmündung in die Donau sehr schöne kleine
Kaskaden. Romantisch thronen die Trümmer eines alten Wartthurmes überden Hau-
sern des Marktes, der 140 Einwohner zählt. Folgt man dem Sarmingbach aufwärts
in seiner Schlucht, so kommt man nach W a ld h a u se n, einem Markt von 27 Häusern
mit 173 Einwohnern, und einem aufgehobenen, 1148 von Otto von Mach-
l a nd gegründeten Chorherrnstist. Die ehemalige Stiftskirche ist groß und schön.
Unferne davon liegt auch der Markt Dimbach, mit 20 Häufern und 106 Einwoh-
nern. Die Kirche (früherWallfahrtskirche) ist ein schöner altdeutscher Bau. Der Hoch-
altar ward 1682 von dem Bildhauer Obermayer und dem Maler Purghart aus
Aschach verfertigt. In der Sakristei und dem Oratorium trifft man schöne Öhlgemälde
und unter den Kirchgeräthen ein beachtenswerthes Christusbild aus Elfenbein.
Wir kehren nach St. Nikola zurück. In seiner Nähe schaut man die großartig-
ste Seene auf dem Donaustrome, in seinem ganzen Laufe in dem Erzherzogthnme,
näinlich die berühmte Scylla und Eharybdis des Wirbels und Strudels. Mitten im
Strome, etwas oberhalb St. Nikolas, liegt die Klippe H a u s st e i n. Auf ihr thront
malerisch die Ruine des alten, gleichnamigen Schlosses. Dieser Fels, etwa 70 Klafter
lang, 50 breit, setzt sich der mit gewaltigen! Schwall aus dem Strudel herabbrau-
senden Donau entgegen, und wirst dieß Gewässer auf den langen Stein, am
nördlichen Ufer. Diefer Schwall ist dann der Wirbel. Wäre der Hausstein nicht, so
wäre auch kein Wirbel, wie denn bei großen Überschwemmungen, wo der Hausstein
überflutet wird, sogleich der Wirbel verschwindet. — Gleich oberhalb des Wirbels
brauset der Strudel. Auch hier liegt eine Insel mitten im Strome, der sogenannte
Wörth. Ausder Spitze ihrer Klippe liegen die Trümmer eines alten Schlosses, und
erhebt sich ein großes Kreuzbild. Am nördlichen Ufer liegt der alte, kleine Markt
S t r u d e n mit 40 Häilsern und 204 Einwohnern, und die äußerst pittoreske Ruine
von Werfenstein. Zwischen diesem Markte und der Insel Wörth schäumt der
Strudel. Ihn bilden Felsenklippen unter dem Wasser. Der jenseitige Arm des
Stromes zwischen der Wörth in sel und dem linken Ufer heißt derHeßgang.
In den Jahren 1777 — 1791 wurden bedeutende Sprengarbeiten am Strudel
vorgenommen. Man räumte einen großen Theil der vorragenden Klippen weg, und
beseitigte dadurch größtentheils die Gefahr für die Schifffahrt, so daß jetzt bei Acht-
samkeit der Schiffer kaum mehr ein Unglück möglich ist. Die ganze Scenerie dieser
Strompartie gehört zu dem Interessantesten, was er in seinem Laufe bietet. Ein
besonders majestätischer Anblick ist es , die Dampfschiffe durch den Strudel und
Wirbel pafstren zu sehen. Nun führt die Straße immer längs dem Stromufer nach
Grein (s. oben Darstellung der Städte), und von dort über K l a m, S a x e lt,
Baumgartenberg, Perg und Mauthausen. Dieser Weg bietet eine
angenehme Reihe wechselnder Landschaftsgegenden. Von den hier genannten
Orten ist Folgendes zu berichten: Kl am ist ein Markt von 31 Häusern, mit
162 Einwohnern. Sa^en ein uraltes Pfarrdorf, mit 42 Häusern und 264 Ein-
wohnern. Die alte Pfarrkirche St. Stephan ist ein fehenswerther altdeutscher Bau.
Baumgartenberg hat 15 Häuser mit 141 Einwohnern. Hier gründete Otto
von Machland 1140 einCisterzienserstift, welches KaiserJos eph imJahrel784
aufhob. Die ehemalige Stiftskirche ist jetzt Pfarrkirche. In dem alten Klostergebäude
war bis 1811 das Provinzial-Strafhaus, in welchem Jahre es nach Linz übersetzt
ward. — Perg ist ein Markt mit 118 Häusern und 734 Einwohnern. Die Pfarr-
kirche mit ihrem mehr als ein halbes Jahrtausend alten Thurm ist sehenswerth. Hier
in Perg sind auch die stark bearbeitete» Mühlsteinbrüche, die eine eigene Innung mit
40 Steinbrechern beschästigen (s. oben). In Mauthausen herrscht ebenfalls große
Thätigkeit, und der Anblick des Marktes gibt eines der lebhaftesten Strombilder.
Mauthausen hat 142 Häuser mit nahe an 1000 Einwohnern. Hier sind die drei
großen Steinbrüche, welche den schönen Granit liefern, der auch zu dem Wiener
Straßenpstaster verwendet wird. Auch ist hier lebhafter Verkehr der Reisenden
an der Donau. Schifffahrt und Handel ernährt viele der Bewohner. Eine siie-
gende Brücke erhält den Verkehr mit dem jenseitigen Donauufer. Mitten im Strome,
doch mit dem Markt durch eine Brücke verbunden, steht das alte feste Schloß
Pragstein. Die Pfarrkirche von Mauthausen, dem heiligen Nikolaus gewidmet,
liegt hoch, und am Kirchhofe öffnet sich eine ganz herrliche Aussicht über den Strom
und auf die Alpenkctte. In der Nähe ist die schöne Ruine Spielberg auf einer
Donauinsel bemerkenswerth. Ferner erwähne ich auf dem Wege von Mauthausen
bis Linz des Marktes St. Georgen an der Gusen mit 97 Häusern und
643 Einwohnern, und des Städtchens Stey er e k (f. obenDarstellung der Städte).
31
Von Linz führt die Poststraße in einem Wechsel sehr angenehmer Gegenden
über Gallneukir che», einen schönen, heiter gelegenen Markt von 117 Häusern
und 923 Einwohnern. Es herrscht hier viele Betriebsamkeit in der Buchmüller'schen
Kattuudruckerei, iu der Guster'schen Lederfabrik n.f. w. Die Kirche ist sehenswerth.
In der Nähe ist das schöne Schloß R i e d e k in höchst pittoresker Lage. Dann gelangt
man an die Poststationen Weitersdorf, dann nach dem Markte Neumark
und endlich nach Fr e ystadt (s. oben Darstellung der Städte). Von hier ziehtstch
dann der Weg gegen die Gränze von Böhmen hin; zurückkehren wir nun aufder Linz-
Budweiser-Eisenbahn, über deren Bau und Einrichtung ich ebenfalls bereits oben
(s. den Abschnitt Straßen u\) berichtet habe. — Die Eisenbahn betritt das Mühlvier-
tel zwischen den Stationen S n ch e n t h a l und Kerschbaum, bei Budetschlag
und Eisen Hut. Leopolds schlag ist der erste österreichische Ort, den man gewahrt. D
Dieser Markt von 52 Häusern mit 354 Einwohnern liegt ziemlich pittoresk gruppirt
an der Malsch. In seiner Nähe beginnt der große Freiwald, immer noch ein bedeu-
tender Forst. Die Eisenbahn erhebt sich hier immer bis K er s chbaum. Von hier bis
L i n z ist die Bahn durch höchst malerische Gegenden geführt. Die Trace zieht, großen-
theils dem Gebirge abgewonnen, längs den Abhängen desselben hin. Das Gebirge
besteht durchaus aus Granit und Gneiß. Gleich außerhalb Kerschbaum fährt die
Bahn durch eine mächtige Felsensprengung. Die Station von Kerschbaum
bis L e st ist drei Meilen lang. Bis hieher ward die Bahn in ihrer bestimmten Rich-
tung gezogen; sie sollte damals nach Mauthausen führen. Veränderte Verhältnisse
und das Projekt, die Bahn bis Gmunden zu verlangen, veranlaßten, daß nun dieBahn
nach Linz gezogen ward. Dieses war, des Terrains wegen, mit großen Schwierig-
keiten verbunden. Doch wußte man Allem zu begegnen. Außerhalb Lest erhebt sich
die Bahn wieder um 10 Klafter und hat dann ihren bedeutendsten Absturz von mehr
als 100 Klafter auf eine Strecke von 4612Klaster. — Von Linz nach Budweis fah-
rend, muß hier auch aufder Eisenbahn ein Vorspannpferd gegeben werden. Die Ge-
gend wird immer anziehender, die Waldpartien wechselnder, dieAnsstcht im Osten
lebendiger. Sehr lieblich schimmert Neumark an der Gusenzwischen Wald und Gebirg
hervor. Dort ward 1809 lebhaft gefochten, so wie auch in den Tagen des Bauern-
krieges. Etwas weiter vorwärts gewahrt man Weite rsdor fund das hohe, weithin
schauende, Wartberg. So erreicht man die Station O b e r n d o r f. Hier nimmt
die Eisenbahn die Wendung westlich, gegen Linz. Bis zu dieser Station hat sie sich
sast bis aus den Thalboden herabgesenkt und läuft an diesem Punkte nur um 63 Klaf-
ter höher als Linz. Sehr malerisch und ganz nahe zeigt sich der Markt G all neu-
kirchen, mit seineruralten Pfarre und demschönen Friedhofe. Nun folgen herrliche
Wald-und Gebirgspartien in rascher Abwechslung und in stets steigender Schön-
heit. Von überraschendem Effekt zeigt sich die Ansicht der alten Burg R i e d e ck. Von
dunklen Waldgebirgen umgeben, thront die selbst in ihrem Verfalle noch höchst inter-
effante Burg, seit dem X V. Jahrhunderte im Besitze der Starhemberge. Etwas tiefer
abwärts liegt die Meierei. Die Bahn erhebt sich nun wieder bis zur Vorspaunstation
Treffling. Bis hieher nimmt der von Linz nach Budweis fahrende Stellwagen
• das Vorspannpferd. Von Treffling an senkt sich die Bahn wieder. Immer groß-
artiger eröffnet sich die Aussicht über das Land, bis sich endlich in der Nahe von
St. Magdalena der glänzendste Standpunkt überraschend zeigt. Der silberne Strom
schlängelt sich hinab durch das blühende Land; bis weit hinab nach Nieder-Österreich
schweift der entfesselte Blick. Im Süden taucht die prächtige Alpenkette mit all' ihren
himmelanragenden Gipfeln empor. Linz mit allen feinen Häusern, Thürmen, mit
den zahlreichen Villen seiner Umgebung, liegt höchst malerisch da. So erreicht man
St. Magdalena, einen sehr besuchten Spaziergang der Linzer, wo man gewöhn-
lich in dem dortigen freundlichen Gärtchen zahlreiche Gesellschaft findet. Seit der
Vollendung der Eisenbahn wird diese besonders benützt, und es stehen zu diesem
Zwecke auf dem Bahnhofe in Urfahr stets Gefellfchastswägen bereit, welche für diese
Lustfahrt in Anspruch genommen werden. Eine Denksäule auf dem freien Platze vor
der.Kirche St. Magdalena verewigt das Andenken an die Lustfahrt, welche Kaiser
Franz I. nach Vollendung dieser Bahnstrecke hierher machte. Die Magdalenen-
kirche ist sehr alt. Sie hieß früher die Filialkirche im Haselgraben, und ward schon
im Xl. Jahrhundert zur Pfarre erhoben. Von hier senkt sich die Bahn wider sehr
stark abwärts mit manch' herrlichen! Überblick in die dunklen Schluchten des Hasel-
grabens und in das offene Land gegen Linz. So erreicht man den Thalboden und den
Bahnhof in Urfahr bei Linz.
Wir schlagen nunmehr einen andern Weg von Linz aus ein, um auch die übri-
gen Theile des Mühlkreises kennen zu lernen. Jetzt folgen wir der Straße nach
Ottensheim, einem der ältesten Märkte des Landes, urkundlich schon 777 erwähnt.
Es geht die Sage, daß hier Kaiser Otto geboren sei und der Ort daher den Namen
trage, allein diese Sage beruht durchaus auf keinem historischen Grunde. Von
Ottensheim führt diese Straße nach Neuselden, Markt an derMühel. Er
zählt 75 Häuser mit 534 Einwohnern. In der St. Philipps- und Jakobskirche finden
wir schöne Altarblätter von dem Kremser Schmidt und Rhuckerbauer. Von N e u f e l-
den geht es dann nach R o h r b a ch, Markt, dem Stifte Schlögl zuständig, und nach
Aigen, nahe an der böhmischen Gränze. Aigen ist ein Markt, sehr freundlich gelegen,
mit 76 Häusern und 774 Einwohnern; der Markt liegt auf einem Hügel, alle Häuser
haben fteundliche Gärtchen. Sehenswerth ist hier die altdeutsche Kirche aus dem
XV. Jahrhundert, das St. Martinsspital und die MeißlischeKattnnfabrik. Ober-
halb Aigen beginnt der Schlöglerwald, welcher Österreich von Böhmen scheidet.
Hier in der Nähe liegt auch Kloster Schlögl. Es ward dieses Prämonstratenserstist
ini Jahre 1200 von Ehalchoch von Falkenstein, einen: Ministerialen von Passau
begründet. Er hatte sich in den Tiefen des Urwaldes ans der Jagd verirrt und mußte
in der Wildniß die Nacht zubringen, woselbst er anfeinem Binderschlögel schlief. Er
hatte in dieser Nacht ein Gelübde gethan, wenn er sich glücklich aus dieser Wildniß
wieder heraus finden würde, an der Stätte dieses seines Nachtlagers ein Kloster zu
erbauen. Es geschah, und er nannte dieses Kloster zum Andenken an jenen Schlögel,
der ihm zum Kopfkissen gedient hatte, Schlögel. Auch nannte man es später
Maria Schlag. Das Stiftsgebäude ist zwar seit dem letzten Brande, 1814, noch
nicht ganz hergestellt, zeigt sich aber doch in den vollendeten Theilen freundlich und
schön. Ober den? Hauptthor prangen die Statuen der Heiligen, Norbert und Augu-
stin. In dem Portraiten-Zimmer neben der Abtei findet man die Bildnisse vieler
Stistsmitglieder und Äbte seit dem Abte Wilhelm II., und im Tafelzimmer die
Portraits des Ordensstisters Norbert und der letzten eilf Äbte. Die Bibliothek hält
über 8000 Bände und ist in einem entsprechenden Räume aufgestellt. Die Stifts-
kirche ist groß, schön und hell, sie hat sieben Altäre (das Hochaltarblatt, Maria
Himmelfahrt, ist von Rhukerbauer), mehrere gute Altargemälde und eine fchöneOrgel.
Im Presbyterium sind die Ehorstühle der Capitularen fehenswerth. Auch befinden
sich daselbst schöne Gemälde von Rhukerbauer, dem Kremser Schmidt u.s. w. In
dem sogenannten grünen Zimmer sind mehrere gute Bilder von Albrecht Dürer. In
der Mitte der Kirche ist der Kreuzaltar, mit der Geschichte der Stiftung des Klosters in
Holz eingelegt. Dort liegt auch der Stifter mit seiner Gemahlin begraben. (Er starb
1238, sie 1225.) In den Sakristeien zeigt man werthvolle Paramente, Ornate,
Kunstarbeiten it. s.w. Nicht weit von der Nebenkirche, Maria Anger, ist ein Garten
mit 10,000 jungen Stämmen, welche der Forstmeister und Kapitular des Stiftes
Ludolph Vaceni pflanzte. Dieser würdige Greis hat um die Obstkultur im Mühl-
kreise seit 30 Jahren sich große Verdienste gesammelt. — Von Schlögl wenden wir
uns nun nachHaslach, einem der schönsten Märkte des Kreises, mit 142 Häusern
und 1098 Einwohnern, dann nach Leonselden, einem ebenfalls sehr schönen
und großen Markte, nicht ferne vom Sternwalde, wo die große Rottel entspringt, mit
88 Häusern und 575 Einwohnern. — Er ist mit Ringmauern, Basteien und Grä-
ben umgeben, wird des Nachts geschlossen, und ist überhaupt in mehrerer Hinsicht
fehenswerth. Von Leonselden kehren wir durch den wild romantischen Haselgraben,
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wo das pittoreske Bergschloß Wildberg, eine der sehenswerthesten Burgen des
Kreises, in deren Thurm König Wenzel 1394 gefangen saß, der interessante
Badeort Kirchschlag (s. oben bei der Darstellung der Heilquellen), und Hellmansöd
liegen, nach Linz zurück. — Noch erübrigt uns ein Ausflug an den Ufern des Flüß-
chens, welches dem Kreise den Namen gibt, nämlich an der großenMühel. Diese mün-
det, wie ich bereits mehrmal erwähnte, bei Neuhaus in die Donau. Von dort treten
wir denn anch die Wanderung an. Neuhaus ist eine der merkwürdigsten Stromburgen
der Donau. Reiche historische Erinnerungen knüpfen sich an ihre Thürme. Sie gehörte
schon im XlV. Jahrhundert zu dem großen Eigen der Grafen von Schaumberg,
wahrscheinlich waren sie auch Erbauer von Neuhaus. Sie herrschten als gewal-
tige Stegreifritter an der Donau, und auch Neuhaus war als Raubveste allge-
mein gefürchtet. Endlich wurden die Raubritter von den Landesfürsten gewältigt
und sie mußten geloben, jenen Theil von Neuhaus, der zerstört worden war, nicht
wieder aufzubauen. Noch im XVI. Jahrhundert war übrigens die Burg als
Beste so bedeutend, daß sie unter den Zufluchtsorten für Weiber und Kinder bei an-
nähernder Türkengefahr bezeichnet ward. — Jetzt ist Neuhaus im Besitze der Thum-
Valsassina. Die Ortschaft Neuhaus besteht aus 6 Häusern, von 122 Personen be-
wohnt. Inder Nähe erheben sich die malerischen Ruinen von Partenstein, dort sind
auch die Holzrechcn der fürstlich Schwarzenberg'fchen Schwemme (s. oben in dem
Abschnitte Flüsse, Kanäle u. s. w.). Bon hier folgt man dem Laufe der Mühel auf-
wärts in einem herrlichen Wald- und Felfenthale. Wir haben einen Punkt dieses Tha-
les, unter dem Titel, Gegend ander großenMühel, in der I.Tasel unserer Bilder-
beigäbe dieses Heftes geliefert. Sie zeigt den hoch pittoresken Reiz dieser Ufer. So
erreicht man den Markt N e u se l d e n, die Beste Pührnstein (das ist der Punkt, den
unsere Tafel darstellt) und die Beste Lichtenau. In der dortigen Gegend mündet
der Schwarzenberg'sche Schwemmkanal ein; wenn man seinem Laufe folgt, so
gelangt man durch höchst interessante Wald- und Gebirgsscenerien bis in den Pra-
chinerkreis des Königreiches Böhmen. Sehr interessant sind auf dieser Wanderung
die Gegend in derMur au genannt, dannjeneam Niglbach, imGlöcklberg-
Wälde, am Hefenbach, am Seebach (in welcher Gegend d/r Kanal unter-
irdisch geführt ist), am G a b r i e l st e i n und am L i cht w a ff e x. Diese unermeßli-
chen majestätischen Wälder zu durchwandeln, und die Herrschaft des menschlichen
Geistes zu bewundernder selbst in diese Wildnisse drang, sie dienstbar machend sei-
uen Absichten und seinem Willen, gewährt einen ganz eigenen Reiz; und gewiß wird
kein Wanderer von diesem Ausfluge zurückkehren, ohne sich einen reichen Schatz
interessanter Erinnerungen gesammelt zu haben.
35
Somit hätten wir denn die Übersicht dieses Kreises in allen Beziehungen vollen-
det und wir schließen damit, eine Höhentafel der vorzüglichsten gemessenen Orte dieses
Kreises zu geben. Er ist in dieser Hinsicht nicht so reich bedacht wie die übrigen Kreise
des Erzherzogthumes, und es bleiben noch eine bedeutende Menge der interessantesten
Punkte in dieser Beziehung unerforscht; seit einigen Jahren ist indessen auch hier die
Erforschung des Laudes bedeutend vorwärts geschritten und wir sind daher doch schon
im Stande, eine Menge früherer irriger Angaben zu berichtigen und zu ergänzen.
Höhentafel.
Namen der Orte und Gebirge.
Höhein
Wr. Klafter,
üb. d. Meere.
Allerheiligen, bei Schwertberg . 299
Alt-Aist, bei Wartberg............236
Ameisberg, bei Sarleinsbach .... 496
Backmauer, bei Lachsen............255
Birkenberg, bei Bibenau............553
Buchberg, bei Pabneukirchen .... 440
Burgstall, bei Kirchberg............823
Burgstallwald, bei St. Georgen > ' - 499
Dorfberg, bei Kerschbaum..........416
Dreißgerberg, bei Freistadt..........388
Eichelsberg ......................224
Ellenberg, bei Zell................385
Emersdorf........................312
Freystadt........................294
Führlingerberg, bei St. Leonhard - - 464
St. Gotthard ....................245
St. Gotthard, bei Eschelberg .... 243
Gramastätten ....................290
Grein, am Greinerschwall..........116
Gucklbühel, bei Gramastätten .... 316
Guttenbrunnerberg................377
Hagerberg, bei Gallneukirchen - - - 338
Höhein
Wr. Klafter,
üb. d.Meere.
Haidberg, bei Zell................336
Haizendorfer-Wald................339'
Haugenöderberg, bei Freistadt . - - 417
Hellmansöderberg..................485
Hellmansschlag, bei Königswiesen - - 479
Herzogsdorf......................313
Himmelberg......................495
Hintering, bei Helfenberg . . . - 486
Hinterleiter......................204
Hirschenstein, bei Weissenbach .... 540
Hochbuchet, bei Aigen..............461
Hochfeld, bei Marbach ............190
Hochficht, bei Ulrichsberg............704
Hochgatterer, bei Arburg..........230
Hochmauer, bei Nöchling............386
Hofkirchnerwald ..................421
Hollerberg........................494
Johannisberg, bei St. Veit - - . . 403
Kammerberg, bei Weissenbach - - - 516
Kampelbühel, bei Schenkenfelden - - 427
Kampfendorferberg, bei Neumarkt. - 408
Kirchschlag........................83
36
Höhe in
Wr. Klafter,
üb. d. Meere.
Leinbühel, bei Freistadt ......v 333
Leonfelden............, 394
Lichtberg, bei Linz ................488
Linz, an der Donaubrücke..........131
Lustenberg..............209
Lustnerberg, bei St. Peter..........394
Magdalenaberg....................349
Mareisch ........................493
Maria Trost, bei Rohrbach..........369
Maising..........................322
St. Martin......................291
Moserberg, bei Grünbach..........455
Groß - Mühel....................189
Klein - Mühel....................141
Ober-Neukirchnerberg..............456
Ottensheim .......... • 133
St. Peter........................357
Pfarrkirchen......................438
Pfennigberg......................323
Pilgram, bei Münzbach............267
Platzberg..................270
Pleßberg, bei Riedersdorf..........441
Plöckenstein (höchster Punkt des Kreises) 726
Höhe in
Wr. Klafter,
üb. d. Meere.
Plochwald........................549
Pöstlmgberg, bei Linz..............283
Predigberg, bei St. Leonhard .... 470
Rannerwald, bei Neustift..........529
Schallenberg, bei Traberg..........502
Schauerwald, bei Kirchschlag .... 503
Schifflberg, bei Peilstein............395
Schindlauerberg, bei Ulrichsberg - - - 567
Schmidtfeld, bei Naarn............126
Schusterberg, bei Ulrichsberg .... 340
Steinbauerberg, bei Reichenau . - - 401
Steinbruchleiten, bei Mauthausen - - 155
Steinbühel, bei Windberg..........414
Sternwald, bei Leonfelden..........592
Strohbauer, bei Bergkirchen .... 160
Struden..........................115
St. Thomas......................381
St. Ulrich........................333
Viehberg, bei Freistadt..............585
Vierhöferberg, bei Freudenthal - - - 406
Weidholz, bei Mühllacken..........274
Witzelstein, bei Kreutzen............333
Zwiselberg, bei Schwarzenberg - - . 611
Inhalt
Seite
Allgemeine Darstellung des MühlkreiseS................1
Gränzen.........................2
Flächeninhalt........................—
Gebirge.........................—
Gewässer.........................—
Straßen.........................5
Bevölkerung........................7
Glaubensbekenntnisse......................8
Politische und religiöse Einteilung..................—*
Schul- und Medicinal - Verfassung..................10
Schilderung des Clima.....................12
» der Naturprodukte...................13
» » Ökonomie...............'.....17
» des Fabriks- und Manufakturwesens ..............20
» » Handels.....................—
» ' der Sitten und Sprache.................21
Übersicht der Geschichte.....................23
Darstellung der Städte, Märkte, Schlösser :c................25
Anleitung zur zweckmäßigen Bereisung in Rücksicht alles Sehenswerthen an Kunst, Alterthum und
Naturschönheit....................29
Angabe der Berghöhen.....................35
Chromolithographien.
Ansicht der Stadt Linz.
» » » Freystadt.
Gegend an der großen Mühel mit der Ruine Pührnstein.
Ruine Ober-Wallsee.
» Wachsenberg.
Schloß Pührnstein.
Gothische (päule auf dem Kirchhofe in Freystadt vom Jahre 1&88.
Trachten der Landleute.
Topographische Karte des Mühlkreises.
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Der Traunkreis
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Grzherzogthnm Ost erreich.
Land ob der Cnns.
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Mit einer Karte und fünf Chromolithographien.
Wien, 184Ö.
Verlag der Kunsthandlung H. £. Müller, am Kohlmarkt Nr. 1149.
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Unter den einzelnen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates zeigt sich das
Stamm-! und Wiegenland der Monarchie, das Erzherzogthum O st e r r e i ch, als
besonders reich ausgestattet an malerischer Schönheit. Es erstreckt sich diese Provinz
(Salzburg, welches unter dem Namen des Salzachkreises auch dazu gezählt wird,
mit eingeschlossen) von 29" 44' 50" bis 34° 40' 15" östlicher Länge, und von 46°
57' 25" bis 49° 0' 30" nördlicher Breite. Das eigentliche Erzherzogthum Oster-
reich scheidet sich in Oberösterreich (das Land ob der Enns) und in Niederösterreich
(das Land unter der Enns). Das erste« in fünsKreise (den M ü h l k r e i s, H a u s-
ruckkreis, Traunkreis, Jnnkreis und Salzachkreis), das letztere
in vier Kreise (ob dem Wienerwalde, unter dem Wienerwalde, ob
demMannhartsberge und unter demMannhartsberge) getheilt.
Das Areale der ganzen Provinz mißt nach dem Berichte des k. k. Generalquartier-
meisterstabes 70 86 /100 □ Meilen.
Unter den hier genannten Kreisen des Landes nun nimmt der T r a u n k r e i s
in vieler Beziehung eine der ausgezeichnetsten Stellungen ein. An Naturschönheit
überbietet ihn nur der Salz ach kr eis, eines der herrlichsten Alpenländer Euro-
pa's, in der Erhabenheit seiner Hochgebirgsscenerie inderTauernkette, wo sich die
ewigen Eis- und Schneegebirge eils- und zwölstausend Fuß hoch erheben, mit der
Schweiz und Tirol wetteifernd, und besonders in dem zauberischen großartigen
Fuscherthale, und in der Gletscherwelt der Umgebung des G r o ß g l o ck n e r s
keinen Vergleich mit diesen gepriesensten Alpenländern der europäischen Erde
scheuend. — In dein Trau n kreise verbindet sich jeglicher Reiz des Hochgebir-
ges mit allen Segnungen des Flachlandes. Im Norden zeigt sich das reiche Strom-
gebiet der majestätischen Donau, und fruchtbares Ackerland; bebaute Hügel, schöne
Waldberge gewähren dem Auge lieblichen Wechsel. Im Süden erhebt sich die im-
posante Kalkalpenkette,— dort ragt der Provinz Österreich höchste Alpenspitze, der
gletscherumgürtete T h o r st e i n in die Luft; ihn umgeben herrliche Hochgebirge, im
West und Ost, dort wird der wichtigste Bergbau des Landes, in den reichen Salinen
von Ischl und Hallstadt betrieben. Die schönsten Seen der norischen Alpenkette,
jene reizvollen Binnenwässer des Traunsees, Hallstädtersees it. s. w>, spiegeln in
ihren Wogen die prächtigen Felsenzinnen der an ihren Gestaden stch thürmenden
Hochgebirge, ringsum entströmen diesen kolossalen Massen rasche, helle Gewässer
durch reiche Matten und blühende Gefilde hinströmend, kurz, in diesem reizenden
Gelände vereint sich auf die anziehendste Weise jeglicher Glanz, welchen die Hand
der Natur zu verleihen vermag.
G r ä n z e n. Der Traunkreis wird begränzt im Norden von der D o n a u,
imOsten von dem Kreise ob demWienerwald e, im Süden vondemJu-
denburgerkreisedes Landes Stey ermark, im Westen von dem Salz ach-
k r e i se (Salzburg) und dem Hausruckkreise.
Größe. Die hier angegebene Gränzlinie umfaßt ein Areale von 74'/.« □
Meilen (nach den neuesten Vermessungen für den stabilen Kataster). Davon er-
gab sich folgende Eintheilung:
Ackerland........ 143,883 Joch 1449 □ Klafter
Wiefen und Gärten..... 96,281 „ 251 „ „
Wälder . ........ 341,574 „ 604 „ „
Hutweiden und Gestrippe .... 26,837 „ 1575 „ „
Felsen und Wildnisse, Gletscher u. s. w, 132,423 „ „ „ „
Zusammen: 741,000 Joch. 679 □ Klafter,
oder: 74Vl<,H^ Meilen. 679 „ „
Das österreich'sche Salzkammergut, als ein für sich bestehendes
Ganzes, im Umfange der Gränzen des Traunkreifes, und im Süden und Osten
selbst dessen Gränze bildend, mißt 117,424 Joch, 273 Klafter, oder 75 Joch,
1327 □ Klafter weniger als eilf drei Viertel Quadratmeilen.
Höhen. An Höhenmessungen fehlt es in diesem Theile des Landes nicht.
Fast alle ausgezeichneten bedeutenden Punete sind trigonometrisch oder baro-
metrisch bestimmt. Die Vollständigkeit der beigegebenen Tabelle wird sich daraus er-
kennen lassen, daß sie mit mehr als 200 Höhenangaben ausgezeichneter Puncte
bereichert ist, welche sich in keinem andern Werke finden, und es dürften nur wenige
merkwürdige Stellen übergangen worden seyn.
Seen, Teiche und Flüsse, Wasserfälle. Mit G ewässern ist
der Traunkreis besonders reich ausgestattet. Schiffbare Flüsse berühren oder durch-
strömen feine Gauen. Zahllose Bäche entrieseln den Alpen nach allen Richtungen,
bewässern die schönen Wiesen, und treiben in ihrem raschen Laufe die Räder der
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Mühlen, Sägen, und Hammerwerke. Bei Hochgewittern, welche sich auf den Höhen
entladen, tragen freilich auch oft diese alpengebornen Gewässer, zu fast unglaubli-
cher Höhe geschwellt, Schrecken und Verderben in die Thäler.
Die vorzüglichsten Flüsse, welche diesen Kreis berühren oder durchströmen,
sind: D i e D o n a u. Sie bildet die Nordgrünze des Kreises, von der Z i z e l a u, wo
die Traun in sie mündet, bis zum T a b o r, nördlich von Enns, wo die Enns ihre
Wogen mit ihr vereinigt. Die Enns entspringt im Salzachkreise, im P o n g a u, in
der F l a ch a it, ans den kolossalen Felsenwanden des Bärenkars. Imposante Alpen-
riefen, der K r a r e n b er g, der B e n z, das S ch i e d e ck und der Faulkogel um-
ragen die stille schweigsame Kluft, der die klare Quelle entströmt. Bei dem Passe
M and ling betritt sie die Steyermark, gibt dort dem herrlichstenAlpenthaledes
Landes Namen und Reiz, durchrauscht in einer Kette von Kaskaden die furchtbare
Schlucht des G esause s, und strömt dann nördlich, bei Alt enmarkt in den
Traunkreis eintretend, den sie seiner ganzen Länge nach von Süd nach Nord
durchrauscht, von Stadt Steyer bis zur Einmündung in die Donau seine östliche
Gränze bildend. Die Traun entspringt in Steyermark, aus dem Grundelsee im
Judenbnrgerkreise, und betritt die Gränze Österreichs, und den Traunkreis im Fü-
derlgraben zwischen dem Sarstein und Koppen, durchströmt den Hallstädtersee,
das Salzkammergut, den Traunsee, tritt bei Gmunden wieder aus demselben, und
bildet dann, bis zur Einmündung in die Donau, des Kreises westliche Gränze. Die
Steyer entspringt im sogenannten Baum schlage r- Reith (im Traunkreise
selbst, in den südlichen Gränzgebirgen, den mächtigen Hochalpen zwischen dem Tod-
tengebirg und den Hochsteineralpen); die Wand, der sie entrauscht, heißt Taschen-
ö r t e l; so durchströmt sie das ganze Stoderthal, mehrere andere Thäler, und müu-
det in Stadt Steyer in die Enns. Die Teichel entströmt aus dem W i l d se e, eben-
falls im Traunkreise selbst, in den südlichen Hochgebirgen ; sie durchrauscht dann
den Boden zwischen den Alpen Filzmoos und Wurzerin, und verliert sich an dem
„rodelnden Lug" (dieser Felseukessel trägt seinen Namen von dem Gerölle, welches
den Hochgebirgen entstürzt, ihn erfüllt) in die Erde. Zwei Stunden weiter tritt sie
am Pyhrn wieder zu Tage, und mündet bei D ü rn b a ch in die Steyer. Die Alm
(Alben) entspringt ebenfalls im Kreise selbst, in den südlichen Hochgebirgen. Sie
durchströmt den Albensee und ergießt sich bei Fischelham (nächst Lambach) in die
Traun. Die K r e m s entspringt im Schellenberge südlich von Kirchdorf, durchströmt
das von ihr genannte Kremsthal, von Kirchdorf bis Ebelsberg, und vereint sich eine
halbe Stunde vor Ebelsberg mit der Traun. Die Ischl entströmt dem Wolfgang-
fee, und fällt bei Ischl in die Traun. Die Anrach nimmt ihren Ursprung im söge-
j
W
nannten Aurachkorbe an der Schafalpe, und vereint sich beiRitzing mit der
Ager. Außer diesen zählt der Kreis noch zahllose kleinere Alpenbäche, welche sich mit
den genannten vereinen. Schiffbar ist außer der Donau noch die Enns, die Traun
und die Alben. Die Enns ward 1577 durch den berühmten Zimmermann aus
Tyrol, Hanns Gasteiger von der Hiefelau in Steyermark bis nach Steyer, und in
die Donau für Schiffe fahrbar gemacht. Früher befuhr man sie nur mit Flössen. Die
Traun dankt ihre Schiffbarmachung und den fahrbaren Kanal am Traunfalle bei
Roitham dem biedern Forstmeister Thomas Seeauer im XVI. Jahrhundert. Die
Alben wird stark mit Flössen befahren, mit Brennholz, Kohlen und Bretern ans
den Grünauergebirgen, Schiffbauholz aus den Scharnsteinerforften u. s. w. beladen.
An S e e n und Teichen ist der Traunkreis reicher als irgend ein anderer des
Landes. Man zählt 27 Seen und an 50 Teiche. Einige dieser Seen gehören zu den
größten und schönsten der ganzen norischen Alpenkette; der T r a u n se e und Hall-
städtersee scheuen, durch den Reiz ihrer Ufer, der majestätischen Gebirge, welche sich
an ihnen emporthürmen, und des romantischen Glanzes, welcher sie umschwebt,
keinen Vergleich mit den Wasserbecken der gepriesenen Schweiz.
Der Traunsee (Lacus Veneris der Römer) ist 6310 Klafter lang, 1570 Klaf-
ter breit, und hält 4309 Joch 429 □ Klafter Flächeninhalt. Die tiefste Stelle
(zwischen Traunkirchen und Karbach) ist 99 Klafter 4 Fuß. — Der Hallstädter-
see ist 4260 Klafter lang, 1130 Klafter breit, und mißt 1495 Joch Flächeninhalt.
Seine Tiefe ist an manchen Stellen noch nicht erforscht. Mit 300 Klafter fand man
oft noch keinen Grund. — Von dem Wolfgangsee gehören nur 215 Joch zu
Österreich, die größere Hälfte zu Salzburg. — Der Albensee liegt im Süden
des Kreises, am Abhänge des Todtengebirges in der Grün au. Er ist 800 Klafter
lang, 330 Klafter breit, und mißt 128 Joch 1370 □ Klafter Flächeninhalt. In fei-
nem Hintergrunde erheben sich die mächtigsten Gebirgsmassen des Kreises. Der
vordereGosausee ist 840 Klafter lang, 250 Klafter breit, und hält 89 Joch
Flächeninhalt. Der h i n t e r e G o fa u se e ist 400 Klafter lang, 230 Klafter breit,
und hält 43 Joch Flächeninhalt. Beide Seen liegen am Fuße des Dachsteins, an
seiner westlichen Absenkung. Der vordereLangbathsee ist 570 Klafter lang,
250 Klafter breit, mit 65 Joch 230 □ Klafter Flächeninhalt. Der Hintere
Langbathseeist 340 Klafter lang, 215 breit, und hält 22 Joch 1263 □ Klaf-
ter Flächeninhalt. Diefe beiden Seen liegen auch im Westen des Kreises, in dem
Alpenthale, welches sich von Langbath westlich hinzieht. Der O f fe n se e liegt zwei
Stunden östlich von Langbath, hinter dem Eibenberge, in einem großartigen Alpen-
thale. Er ist 480 Klafter lang, 400 Klafter breit, mit 101 Joch 222 □ Klafter
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Flächeninhalt. Hier ist die schönste Hirschjagd im Salzkammergute. In diesem
abgeschiedenen Thale entwickeln sich besonders starke und häufige Gewitter. Es
trägt daher den Volksnamen des „W etterwinkel s." Der Laudachsee liegt
an der Ostseite des Traunsteins, schon sehr hoch im Gebirge. Er ist 260 Klafter
lang, 170 breit, mit 20 Joch 456 □ Klafter Flächeninhalt. Hier ist eines der rei-
zendsten, eigenthümlichsten Echo's der ganzen Alpenkette. Der Schwarzensee
bei Ischl ist 735 Klafter lang, 233 Klafter breit, und mißt 79 Joch 1073 □ Klaf-
ter Flächeninhalt. Der Nussensee, ebenfalls nahe bei Ischl, ist 350 Klafter
lang, 75 breit, mit 14 Joch 475 □ Klafter Flächeninhalt. Der M ö n ch fe e, mit
164 Klafter Läilge, 103 Klafter Breite, und 4 Joch 1073 ^ Klafter Flächeninhalt,
der Mitt er fe e, mit 56 Klafter Länge, 53 Klafter Breite, und 1 Joch 230 □
Klafter Flächeninhalt, und der Hallerwiesfee, mit III Klafter Länge, 77
Klafter Breite, und 3 Joch 793 □ Klafter Flächeninhalt, liegen hoch im Gebirge, ge-
gen den Gipfel des Schafberges hin.Der M i tt e r se e, hart an der Salzbnrgergränze,
welche hier über die Höhen zieht. Der G r o t t e n se e, ebenfalls in dieser Richtung,
ist mehr ein Sumpf, als ein eigentlicher See. Der große und kleine E d en se e lie-
gen in der Pfarre Grünau. Die Entfernung zwischen beiden maß ich mit 136 Schrit-
ten. Der größere See mag etwa 180 Schritte lang, 60 breit seyn. Der kleinere dürste
an 60 Schritte lang, und gleich breit seyn. Der große und kleine Feichtausee lie-
gen dicht an einander an einer Felsenwand der Rothenthaleralpe, am Fuße des
Großbuchberges und des Sensengebirges, im Ramsauer Bezirke. Der größere See
mag etwa 60 Klafter Länge und eben so viel Breite haben, der kleine ist um den
vierten Theil kleiner. Der Wild see, hoch auf dem Gebirge bei Spital amPyhrn
auf der Baumsteinalpe, ist eigentlich nur eine große Lache. Ihm entspringt der Tei-
chelbach. Der Windhagsee im Prewald am Vorderstoder enthält ebenfalls
kaum ein Joch Flächeninhalt. Der Gleink ersee, eine Stunde von Spital am
Pyhrn, zwischen dem S ch w a r z b e r g e und dem P r e w a l d, ist an 400 Klaftern
lang, an 300breit, nnd hält 24 Joch 18 Klafter. Auch hier erklingt ein zauberi-
sches siebenfaches Echo dem Rufe. Bei nahendem Regen vernimmt man donnerähn-
liche Detonationen im See. Auch ist er merkwürdig durch seine besonders kleinen
Krebse, deren man 7—9 auf einem Löffel speisen kann. Der Gösserin gsee, am
Hochbrand liegend, ist unbedeutend. Noch erwähnen wir des H ö h l e n se e s, hoch
in einer Kluft ain Röthelstein (am Traunsee), und des H ö h l e n se e s in dem Anzen-
auer Höllenloch zwischen Laufen und Goifern. Der Zugang zu dieser letzten Höhle
ist nun verrammelt. Das Wasser des Sees soll bei den Hunden die Wnth erzeugt
haben. Wie ich bereits oben erwähnte, finden sich anch in dem Traunkreise viele
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Teiche. Mehrere derselben sind sehr ansehnlich, wie z. B. der Egelhofteich bei ||
Windischgarsten, welcher 16 Joch mißt, dann der E d e l b a ch e r t e i ch in der Nähe ||
von Spital, mit 7 Joch Flächeninhalt, u. s. w. Im Ganzen steigt die Anzahl dieser
Teiche über 50. Die ansehnlichsten davon befinden sich im Distrietscommissariat
Spital amPyhrn (13). Der interessanteste dieser Teiche dürfte der sogenannte
Güntherteich in Kremsmünster seyn. An ihn knüpft sich die Sage der Entste-
hung des uralten Stifts durch Thassilo den Agilolfinger, welcher das Gelübde der D
Stiftung machte, als er feinen Sohn Günther, durch einen Eber zerrissen, an dieser
Stelle fand. An diefem Teich steht eine Grotte mit der Darstellung von Günthers
tragischem Ende, von Alexander a Laco 1607 errichtet. — Auch Heilquellen
hat die freigebige Hand der Natur demTr(umkreise zugetheilt. Er zeigt das B u ch-
rigler-, Egelhof- und T r o j e r b a d in der Pfarre Windifchgarsten, die in ||
neuerer Zeit berühmt gewordene Salzquelle bei Hall, und die schöne W ier ers-
quelle in Ischl. — Das Buchriglerbad, das Egelhofbad und Trojerbad sind
Schwefelquellen. Das erste und letzte liegen in der GemeindeD am b a ch. Schon
1697 analysirte Doctor Joh. Heinr. Fischer von Wels die Buchriglerquelle. Der Ig
Landschaftsphysicus Vitus von Büsch er nahm 1688 eine zweite Analyse vor, und
eine dritte fand 1772 Statt. Die Quelle entspringt kalt, und in geringer Quantität
auf einem Hügel. Sie führt am Ursprung gelben Schlamm mit sich, enthält Se- ||
lenitsalz, Bittersalz und Kalkerde, und hat beipodagrischen Leiden, beim Aussatz, m
offenen Schäden it. f. w. schon große Heilkraft bewiesen. Die Quelle wird zum Trin- D
ken und Baden gebraucht. — DieEgelhofquelle ist nicht ganz klar und ge-
ruchlos. Sie enthält kohlenfaures Gas, salzsauren Kalk, salzsaure Bittererde,
schwefelsaure Soda, kohlensauren Kalk und Gyps; als Sauerbrunnen ist diese
Quelle trefflich zu benützen. Das Egelhofbad liegt in der Gemeinde Pichl.
Uiber die Trojerquelle existirt keine Analyse. Doch scheint sie mir ziemlich in gleichen!
Gehalte mit derEgelhosquelle zustehen. Die Salzquelle bei Hall, zunächst
dem Sulzbache, war schon im XIII. Jahrhundert gekannt, kam aber sehr in Verfall
bis 1827. Um diefe Zeit wurden die Bürgerschaft von Hall und die Wundärzte des ||
nahen Ortes Pfarrkirchen, als Eigenthümer der Quelle, aufden reichen Jodgehalt
diefer Quelle aufmerksam gemacht, und erhielten von dem Stifte Kremsmünster die
Erlaubniß, eine Badeanstalt zu errichten. Diese fand bald sehr zahlreichen Zuspruch,
und 1830 erschien bereits eine eigene Broschüre in Wien: Das Haller Jodwasser in
Österreich ob der Enns. Die Quelle zeigt besondere Heilkraft bei Gewächsen ain
Halse, Leiden der Drüsen, Erhärtungen u. s. w. Die W i e r e r s q u e l l e in Ischl ist
seit uralter Zeit von den Bewohnern als Heilmittel in Unterleibsleiden benützt wor-
n
den. Sie hat eine sanft eröffnende diuretische Wirkung. Es ist ganz reines Wasser;
die strengste Analyse konnte in demselben keine fremden Bestandtheile entdecken
(eine ganz kleine Quantität Kieselerde ausgenommen). Man ließ dieses Wasser den
Äquator Passiren, und jahrelang in Flaschen stehen, ohne daß esseine Eigenschaf--
ten verloren hätte. Noch erwähne ich hier zweier Salzquellen bei Spital am Pyhrn,
und der in neuester Zeit so berühmt gewordenen Soolenbäder in Ischl und
Gmunden.
Daß es bei diesem Wasserreichthnm im Traunkreise, und bei der vielseitigen
Benützung desselben zum technischen Nutzen, zu Mühlen, Sägen, Hammerwerken
und zur Holztrift, nicht an merkwürdigen und interessanten Strombauten fehlt, ist
begreiflich. — Die einzelne Anführung der zahllosen Rechen, Wehren, Klausen
it. s. w. würde Raum und Zweck dieser Blätter bei Weitem übersteigen. Ich be-
gnüge mich daher, nur das Vorzüglichste namhaft zu machen. Dazu gehört vor
allen der fahrbare Traunkanal am wilden Traunfalle bei Roitham, eines
der interessantesten hydrotechnischen Meisterwerke.— Die Traun wälzt sich hier in
einem tiefen Bette. Gegen das linke (westliche) Ufer senkt sich der Boden, und bildet
endlich einen 42 Fuß hohen Abgrund. In diesen stürzt die Traun ihr Gewässer, und
bildet den wilden Fall, eine der schönsten Kaskaden Österreichs und Deutsch-
lands. Einen Theil des Stromes leitete nun Seeauer in einen Kanal, in Felsen ge-
sprengt, theilweise von Quadern aufgemauert, 209 Klafter lang. Außerhalb dieses
Kanales vereint sich dieser, der Schifffahrt gewonnene Arm des Stromes wieder mit
dem nun ruhig dahingleitenden Hauptarm. In 60 Secuuden durchfliegen die
Schiffe diesen merkwürdigen Kanal. — Außerdem nenne ich hier noch den großen
Holzfang in der Grünau, die interessante Chorinskyklause am Weißen-
bach, die Höllbachklanse, die RettenbachHaltse und die Rinnbach-
kla use im Salzkammergute, den Rechen bei I schl u. s. w.
An schönen Wasserfällen ist der Traunkreis anch nicht arm. Österreichs
herrlichste Kaskade, der Waldbachstrub, ziert das romantifche Wald- und
Felsenthal in der Echem beiHallst adt. In der Waldschlucht des Jainzen brau-
set der schöne Hohenzollern - Wasserfall. Unter dem Berghause am
Jschler Salzberg stürzt der Rosa-Wasserfall über die Felswand. Des
Traun fall es bei Roitham ward so ebenerwähnt. Der Karbach an der Ost-
seite des Trannsees bildet einen reizenden Sturz. Eben so der Rinnbach bei
Ebensee, und der M ü h l b a ch in Hallstadt selbst. Auf dem Wege zum Schwarzen-
fee bei Ischl rauscht der pittoreske Wi er er s strub über die Klippen. Am Lug-
kogel im Pyrgesforste beiSpital am Pyhrn bildet derTrattenbach eine schöne
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Kaskade, und unfern vom kleinen Priel die Steyer den Strumboding - Was-
serfall. Einen der malerischsten Katarakte zeigt der sogenannte schreiende
Bach im Pyhrnforste. — Kleinere Kaskaden bilden sich nach jedem Regen oder
Hochgewitter fast an allen Felswänden dieser Thäler.
Straßen. Gute Straßen durchschneiden den Kreis nach allen Richtungen.
Die große, sogenannte Reichspoststraße betritt ihn im Norden in Enns,
und führt über Osten nach Ebelsberg, wo sie ihn wieder verläßt. — Von
Enns mündet in südlicher Richtung die Poststraße von Linz nach Grätz. Eine gute
fahrbare Verbindungsstraße führt von Steyer über Sierning, Hall und
Kremsmünster nach Wels und Lamb ach. Bei Lambach betritt auch die
Poststraße von Linz nach Grätz über Ischl den Tr a u n kr e i s; dieß ist auch zu-
gleich die Poststraße von Salzburg nach Grätz. Zwischen Ischl und Anssee, auf der
Höhe der Pötschen, ist die Gränze zwischen Österreich und Steiermark. — Von
Ischl führt auch einTheil der Poststraße über St. Gilgen und Hof nach Salzburg,
und zwar bis gegen St. Gilgen auf dem Boden des Traunkreises. — Eine gute
Verbindungsstraße führt von Wels über K i r ch d o r f und Windischgarsten
und Spital amPyhrn nach Ließen in Steyermark. Auf dem Pyhrn ist die
Gränze. — Von dem Viertel ob dem Wienerwalde in Niederösterreich herein, führt
die sogenannte Eisenstraße von Hollenstein nach Weyer, und verbindet sich dort mit
der oben erwähnten Poststraße von Steyer nach Grätz. Von Altenmarkt führt eine
Seitenstraße durch denL a u ffa g r a b e n, zum E ck el i m R e ut h und nach W i n-
difchgarsten. Vom Albensee gelangt man ebenfalls auf einer Seitenstraße durch
dieGrünau über Scharnstein nach Gmunden, wie denn überhaupt der
rege Verkehr in allen Theilen des Traunkreises ein Netz von Verbindungswegen
in allen Richtungen über dessen Boden zog. — Die Linzer-Gmundner Eisen-
bahn berührt ebenfalls den Kreis. Sie betritt ihn bei L a m b a ch, und läuft bis
zum Bahnhofe bei Gmunden aufdem Boden des Traunkreises. Diese Bahn ward
1835 vollendet. Sie kostete von Linz bis Gmunden 650,000 fl., und wird mit
Pferden befahren. — Seit November 1838 ist auch ein Dampfboot aufdem
Traunfee erbaut worden, welches im Jahre 1839 die Reisenden regelmäßig über
den schönen See befördern wird. —
Klima. Das Klimades Traunkreises ist gut und gesund. Reine, trockene
Luft zieht im Allgemeinen über Höhen und Thäler dieses Landstriches. Bei der so
wesentlich verschiedenen Oberfläche des Bodens, welche von den Flächen an der
Donau und Traun, bis zu den Gletscherzinnen der Schneegebirge so unendlich
nuaneirt ist, läßt sich natürlich auch keine allgemeine Bestimmung des Klima
geben. Schon gleich südlich von Stadt Stey er erscheint dasselbe auffallend rauher.
Im Südosten, Süden und Südwesten des Kreises, allwo sich die höchsten Gebirge
erheben, zeigt das Klima die gewöhnlichen Eigenschaften, welche es in allen Alpen-
gebieten bezeichnen: Schneller Übergang von böseni zu gutem Wetter, und umge-
kehrt; früher Winter, später Lenz; mitten im Sommer oft kalte Schneewinde von
den Hochgebirgen, ja Schnee selbst. Manche Thäler, z.B. das Hinterstoderthal, die
Lahn bei Hallstadt, Hallstadt selbst, entbehren durch die vorstehenden Gebirge den
Strahl der Sonne durch mehrere Monate des Jahres, daher auch strenge Winter-
kälte, doch auch wieder heftige Hitze des Sommers. Durch starke Windzüge ausge-
zeichnet ist die Pfarre Heil. Kreuz bei Kirchdorf, und die Viechtau. Die starken Süd-
Westwinde des letztgenannten Thales bringen heftige Hagelschläge. In der Regel
wird jede dritte oder vierte Ernte ein Raub des Hagels. Vorherrschende Winde sind
der Nordwest, West und Nord. An den größeren Seen herrscht großentheils rauhe,
doch gesunde Seeluft. Nur im Herbste, wenn die dichten Nebel auf den Seebecken
lasten, entwickeln sich, bei Fremden, Fieber. An mehreren der großen Seen herrschen
regelmäßige Passatwinde. So z.B. amTraunsee, wo am Morgen und Abend der
Wind aus Süden, um Mittag und Mitternacht von Nord nach Süden weht. Ano-
matten in diesen Passatwinden bringen unsehsbar Wetterveränderung. Nach dem
Durchschnitte fünfjähriger Beobachtungen auf der Sternwarte in Kremsmünster,
zeigte sich der höchste Barometerstand mit 27 Zoll 7 Linien, der tiefste mit 25 Zoll
9,5 Linien. Der höchste Thermometerstand in einem gleichen Zeiträume zeigte (in
freier Luft, im Schatten) 23" 5' R., der tiefste 18" unter dem Eispunete.
Boden. Der Boden aller Thäler des Trauukreifes zeigt noch deutliche
Spuren, daß ihn einst Gewässer deckte. So z. B. enthält der ganze Thalgrund des
Hinterstoders überall jenen Sand, den die Steyer führt. Er ist nur mit einer dün-
nen, aber fruchtbaren Erdschichte bedeckt. In den Steinbrüchen findet man häufig
Antediluviana, und noch jetzt sieht man an den Felswänden, am Hallstädtersee
z. B., daß sie einst viel tieser im Wasser standen. Im südlichen Theile des Kreises ist
der Boden kalkig, gegen Norden thonig, in der Mitte meist abwechselnd sandig und
thonartig. Sümpfe und Moore finden sich in der Pfarre Gmund en, bei Schla-
gm, in der Pfarre V o r ch d o r f bei Moos, am Pyhrn, um Ebensee, an dem L a u-
d a ch se e u. s. w.
Geognosie, Mineralogie, Zoologie, Flora. Der mächtige Ge-
birgszng, der den Süden des Kreises von West nach Ost durchkreuzt, gehört zur
großen norischen Alpenkette, und zwar zu dem die Tauernkette nördlich begleiten-
den Kalkalpenzuge. Diese imposante Kette, bis zur Höhe von mehr denn 9000 Fuß
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emporsteigend, besteht aus Alpeukalkstein. Die sonderbaren Lagerungsverhältnisse
dieses Gebirges, das mächtige Erscheinen untergeordneter Gebilde (worunter beson-
ders das Steinsalzgebilde), die häufigen Einschüsse urweltlicher organischer Über-
reste machen dieses Gebirge eben so interessant als räthselhaft für den Geognosten.
Im Ganzen ist das Gestein dem Jurakalke analog. Der bewaldete Gebirgsgürtel,
der sich nördlich an das Hochgebirge schließt, besteht aus Sandstein, mit Lagern von
Mergelkalk, Schieferthon, Mergelschiefer, und ist analog dem Sandstein des Kah-
lengebirges. Das nördliche Hügelland ist eine tertiäre Bassinbildung, im untern
Theile aus einem weichen, glimmigen, bläulichen Sandstein und aus Mergel, im
obernTheile aus Kalknagelfluhe bestehend. Im Hochgebirge findet sich: Jaspis,
Hornstein und Feuerstein (am Raschberg bei Ischl). — Brauner und rother Thon-
eisenstein (an den Salzbergen). — Bleimehle (im Gosauthale).—Thon (sehr häu-
fig). — Bittersalz (in den Salzbergen bei Hallstadt und Ischl). — Wasserfreier,
schwefelsaurer Kalk (ebendaselbst). — Wasserhaltiger, schwefelsaurer Kalk (eben-
daselbst). — Kohlensaurer Kalk (ebendaselbst). — Glaubersalz (ebendaselbst). —
Steinsalz (ebendaselbst). — Polyhalit (im Jschler Salzberge). — Bloedit (eben-
daselbst). — Hornstein (bei Hallstadt). — Quarz, Chalcedon, Achat (in Geschie-
ben in den Alpenbächen). — Bolus (in Obertraun). — Schleif- und Mühlsteine
(am Sandling und in der Gösau). — Sitfstein (bei Kremsmünster, am Mühlberg
im Bezirke Losenstein, am Pyhrn u. s. w>). — Wetzstein (bei Ischl). — Marmor
(im Salzkammergute, am Pyhrn und Pyrgas). — Kreide (int Bezirke Klaus und
in der Gösau). — Mondmilch (zu Hallstadt, im Weissenbache und bei Lauffen). —
Gyps (im Salzkammergute und am Pyhrn). — Alabaster (zu Spital am Pyhrn).
— Torf (sehr häufig). — Schwefel (im Hallstädter Salzberg). — Von Stein-
kohlen fand man Spuren in der Eifenau, am Traunfee und bei Weyer. — Ver-
steinerungen findet man häufig. Aber in vorzüglicher Menge im Rinnbache, in
der Eisenau und im Gosauthale.
Von Waldbäumen zeichnet sich im Gebirge besonders die Zirbelnu ß-
kiefer(Pinus cembra) aus. Ihr Holz wird zu verschiedenen Zwecken bearbeitet.
Besonders liebt der Älpler die Möbeln davon, weil das Ungeziefer den Geruch die-
fes Holzes scheut. Außerdem findet man von Nadelhölzern in den mächtigen For-
stendie Fichte, Tanne,Weiß-, Roth-und Schwarz sö hre (Pinn« sylve-
stris, P. abies, P. picea, P. alba, P. rubra, P. nigricans, P. austriaca) und die
La t ch e(P.Larix). Auf den Höhen zeigt sich überall das Krumh olz (P- pumi-
lio. Als eine Merkwürdigkeit ist auch der schöne Lebensbaum (Thuja occiden-
talis) in Kremsmünster zu bemerken. Vereinzelt zeigt sich auch die Rotheibe
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Taxus baccata.) Von Laubholz findet sich im Kreise die Eiche (Quercus au-
striaca, Robur, pedunculata et femina),die ©Uch e(fagus sylvatica), Ahorne
(Acer campestris, A. platanoides, A.pseudoplatanus),Striae(Tilia europaea),
Esche Fraxinus excelsior),lUnt c (Ulmus campestris) lt.pt). — DieObst-
bau m z u ch t wird in dem Trannkreise sehr lebhast und ausgebreitet cultivirt, und
man findet daselbst alle vorzüglichen europäischen Obstarten. Bleibendes Verdienst
um die Obstbaumzucht erraug der verewigte Stiftsökonom von St. Florian, Jgnaz
Meyer. Er legte Baumschulen an, und vertheilte unentgeltlich an die Landleute
Pfropfreiser und veredelte Bäume. Auf den Höhen und Alpen sproßt und blüht
höchst ausgezeichnete Alpenflora, welche hier nicht vollständig namhaft zumachen
ist. Doch will ich einige der ni erkwürdigsten Pflanzen nennen, als: Acorus
calamus.AchilJeaClavennae.AconitumLycoctonum. Ajuga
alpina. Anemone alpina. Arabis alpina. Arbutus UvaUrsi.
Arnica montan a. Arnica scorpioides (weiße Gamswnrzel). Bart-
sia alpina. Carex alpestris. Cherleria sedoides. Daphne
mezereum (Seidelbast, auch Handelspflanze). Dianthus alpinus.
Doronicum austriacum. Draba aizoides, alpina U. stellata.
Gentiana pannonica (Enzian, auch Handelspflanze). Hieracium a 1-
pestre. Imperatoria ostrothium (als Meisterwurzel auch Handels-
pflanze). L e p i d i um alpinum. Lonicera alpigena. Ononis spi-
nös a (als Hauchechel auch Handelspflanze). Herrliche Orchiden; Phleum
alpinum, Phyteum spicata (deren Wurzel Höchst heilsam in Brustlei-
den). P o 1 y g a 1 a amara (als Kreuzblümchen Handelspflanze). pu 1 sati 11 a
alpin a. Ranunculus Thora (besonders häufig auf dem Hoch-Elm im
Stodergebirge, und von den dortigen Älplern unter dem Namen „Hahnen-
kamp" ein gesuchtes Mittel bei Viehseuchen). Rhododendron chamae-
cistus, hirsutum lt. ferrugineum (von den Älplern als Alpenröslein
häufig an Fremde verkauft). R i b e s alpinum. Rosa alpina. Saxifraga
sedoides (braune Gamswnrzel). Solanum dulcamara (als Bittersüß
aitch Handelspflanze). Serratula alpina. Sibbald ia procumbens.
Silena alpestris.Stachys alpina. Tliesium alpinum. Teu-
er i u m montanu in. T h laspi alpestris. Stellaria alpina. Thy-
mus alpinus. Tozzia alpina. Tussilago alpinum. Valeriana
celtica (dustiger Speck) und Valeriana 0 kki ci na 1 i s (Baldrian, auch
Handelspflanze). Viola alpina u. f. w. Die Gränze der Sträucher steigt im
Traunkreise bis nahe an 7000 Fuß, jene der Bäume zu 6300, Tannen kommen
%
selten über 5000 Fuß hoch, Eschen selten über 4500, Eichen nicht über 4000 Fuß
hoch vor. — Auf den Gebirgen und in den Hochwäldern erscheinen zahlreiche
Moose und Flechten, Farrenkräuter u. s. w., wovon ich hier nur den
Bärlapp (Lycopodium clavatum), das isländische Moos (Liehen islandicus),
das tiefgezahnteFarrenkraut(Polypodium filix)nenne. — Von Schwämmen
zeigen sich, wo der Boden mehr feucht alstrocken ist, der Bratling (Agaricus
lactiüuus),derPilzling, der Ch ampigno n, die Maurache (Phallus ex-
culentus),die Trüffel u. s. w. Futterkräuter und Gräser gedeihen im
Traunkreise besonders, sie bilden die herrlichsten Alpenweiden auf den Gebirgen.
Der schöne Alp e nkl e e (Trifolium alpestre), das Alpen gras (Poa alpina),
feie @ att sei) ist ei (Sonchus alpinus), die mehligen Schlüss elblumen, der
blaue und gelbe Speck werden begierig gesucht. — Doch trifft man hier auch Gift-
pflanzen, unter denen ich besonders den Eisenh ut Aconitum camaniin ». neo-
montanum), dieTo llkir sch e (Atropa Belladonna), bett Stech apfel (Datura
stramonium), dann Bilsenkraut, S ch ierlin g u. dgl. nenne. Auf den Wie-
fen und Feldern zeigt sich reich der röche und weiße Wiesenklee, Lucerne,
Esparsette, Rispengras, Reigras u. s. w. — Von den Cere alien
gedeihen in der Fläche alle Arten der Hauptkörner, Weizen,Roggen, Gerste,
Hafer, so wie der Bau von Garten- und Feldgewächsen lebhaft betrieben wird.
— VondemThierreich e nenne ich zuvörderst die Bewohnerin der Hochgebirge,
dieGemse(Rupicapra europaea). Früher war auch der Steinbock hier hei-
misch. In den Hochgebirgen der Grünau, in der R ö l l wurde 1706 das letzte dieser
Thiere geschossen. Seine Hörner befinden sich in der zoologischen Sammlung in
Kremsmünster. Bären kommen in den wilden Schluchten des Gebirges alljähr-
lich vor. In der Grünau und Fe ich tau durchschleicht der tückische Wolf (Canis
lupus), derLuchs (Lynx vulgaris) und die wilde Katze (felis catus) die dunk-
len Forste, und späht aus Raub.—Der mächtige Lämmerg eier (Vulturgypae-
tos) horstet in den Klüften der Felswände, und raubt zuweilen selbst Kinder. —
Reptilien von ungeheurer Größe, Laeerten, gleich kleinen Alligatoren, bevölkern die
öden Felsenschluchten. Von eigentlichen Giftschlangen findet sich die K r e u z o t t er
(Coluber berus)unfc die schwarzeOtter (Ooluber prester). Hausthiere, Vö-
gel u. s. w. sind hier gleich dem ganzen Lande Osterreich, nur nenne ich hier die dem
Hochgebirge eigenthümlichen: Auerhähne(TetraoUrogallus),Schildhähne
(Tetrao tetrix), Haselhühner (Tetrao bonasia) und Schneeh i't H ner (Te-
trao lagopus). Die Seen und Alpengewässer sind bevölkert von köstlichen Fischen,
unter denen ich den Koppen (cottusGobio), dieRütte (Luta vulgaris), den
i Ii
Li
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Barsch (Perca vulgaris), bett 9lal(Anguilla fluvialilis), den S«Haiden (Si-
lurus glanis), die Grundel (Cobitis barbatula), den Karpfen o^prinus car-
pio), den H uch e n (8»lmo Huclio), die Lachsforelle (salmv 8cbitkermüIIeri),
den Salbling(8almoSalvelinus), die Schwarzreiterl (Salmoalpinus),
die Forelle (Salino fario), die Rheinanke (Coregonus Wartmanni), den
Hecht (Esox lucius) nenne.
B evölkerung. Politische und religiöse Eintheilung. Schul-
wese n. Die Bevölkerungdes Kreises stieg nach den neuesten Zählungen (von
1836) auf 174,234 Seelen. (Seit zwanzig Jahren also hat die Bevölkerung um
mehr als 10,000 Personen zugenommen, denn 1816 stieg sie nur auf 163,000
Menschen.) Alljährlich werden zwischen 5—6000 geboren, und sterben zwischen
4—5000. Trauungen zählt man mehr als tausend jährlich. Von den Bewohnern
bekennen sich 168,003 zur katholischen, und 6231 zur protestantischen Religion.
Seit der Josephinischen Eintheilnng (1784) ist der Traunkreis in fünf Deea-
n a t e getheilt, nämlich: G m u n d e n, mit 32066 Einwohnern, Thalham, mit
35443Einwohnern, Spital, mit 25668 Einwohnern, Steyer, mit 48387
Einwohnern, und Enns, mit 32670 Einwohnern. In diesen fünf Dekanaten
befinden sich vier Stifter und Klöster, nämlich: das Benedictinerstist Krems-
münster, das Chorherrnstift St. Florian, das Cistercienserstist Schlier-
bach, und das Kapuzinerkloster in Gmunden. Ferner: 53 Pfarren,
39 Pfarrvieariate, 6 Euratbeneficien.
Die öffentlichen Fondskapitalien der Kirchen des Traunkreifes wurdeu 1825
mit 652,903 st. 25V» kr. ausgewiesen.
Im Traunkreise sind 3 protestantische Pastorate, nämlich in N e n k e m a t en,
G o i se r n und in der G o sa u. In Hallstadt ist ein Filiale von Goisern. Das Pa-
storat Neukematen zählt471, Goisern 2948, Gösau 1159, undHall--
st a d t 722 Glaubensgenossen.
Nach seiner politischen Eintheilung ist der Traunkreis in 30 Landgerichte
(Criminaluntersuchungsgerichte) und in 35 Districtseommissariate geschieden.
Als unmittelbar politische Staatsbehörde unter der k. k. Landesregierung in
Linz steht das Kreis amt zu Steyer, unter diesem die 35 Distrietseommissariate
mit den ihnen zugewiesenen Stenergemeinden. — Zu Ebelsberg befindet sich
ein Gräuzpolizeicommissariat. Zu Ebelsberg, Enns und Windischgar-
st e n bestehen Wegmeistersstationen. Die Justizgeschäste besorgen die 30 obenge-
nannten Landgerichte, und die drei landesfürstlichen Magistrate von Enns,
Steyer und Gmunden. Zu S p i t a l a m P y r n besteht eine Beschellstation.
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u
In militärischer Beziehung ist von dem Traunkreise zu bemerken, daß das k. k. In-
fanterie-Regiment Großherzog von Baden daselbst seinen Werbbezirk hat. Die mi-
litärischenAngelegenheiten des Kreises, so wie jene von ganz Oberösterreich, ste-
hen theils unter dem in Linz für diese Provinz niedergesetzten Militär-Obereom-
mando; was das Steuerwesen betrifft, so bestehen hier, wie in der ganzen Pro-
vinz die directen, von dem Landesfürsten oder den Ständen ausgeschriebenen.—
Für die wichtigenSalinendes Kreises besteht inGmunden das k.k. Salz-
Oberamt (seit 1826 ist demselben auch Aussee und H allein zngetheilt),
nebst den drei Verwesämtern zu Ebensee, Ischl und Hallstadt. Ein k.k.
Hofrath leitet, mit dem Titel eines Salz-Oberamtmannes, die Geschäfte. Ihm sind
sechs Salz-Oberamtsräthe mit den betreffenden Referenten zugetheilt. Die k. k. In-
uernberger Hauptgewerkschaft Hat eine Oberfaetorei inSteyr, eine Hauptgewerk-
schaftliche Hammerstelle, und Filial-Bergwerksbuchhaltung zu Weyer. Ham-
mer und Rechenverwaltungen zu Reichraming und Kleinreifling, und
eben dafelbst eine Waldbereitung. Wegen Behandlung der Waaren findet sich zu
Steyr eine Zoll-Legstätte, und Waarenstempelstation. Über die Tabak-und Sie-
gelgefälle sind Aufsichtsstationen in Ebelsberg, Enns, Kirchdorf und
Steyr. — Was die Unterrichtsanstalten betrifft, so sind im Dekanate Enns 22
Euratien, 22 Trivialschulen, 22 Sonntagsschulen, und 186 eingeschulte Orte. Im
Dekanate Gmund en sind 16 Euratien, 21 Trivialschulen, 2 Industrie-, 21
Sonntagsschulen, und145 eingeschulte Orte. Im Dekanate Steyr bestehen 22 En-
ratien, eine Haupt- und eine Mädchenschule, 31 Trivialschulen, 3 Industrie-, 30
Sonntagsschulen, und 137 eingeschulte Orte. Im Dekanate Spital zählt man
15 Euratien, 19 Trivial- und eben so viele Sonntagsschulen in 56 eingeschulten
Orten. Im Dekanate Thalham endlich trifft man 18 Euratien, 1 Hauptschule,
23 Trivialschulen, und 20 Sonntagsschulen in den eingeschulten 176 Orten. — Es
bestehen im Ganzen 5 Bezirksaufseher, 169 Ortsseelsorger, 125 Katecheten, 126
Lehrer und 69 Lehrgehilfen. Eigenthümliche Schulgebäude zählt der Traunkreis
113, gemiethete 6.
Inden drei Pastoraten des Kreises bestehen übrigens 5 protestantische Schu-
len mit82 zugetheilten Orten, mit 621 schulfähigen Kindern, wovon 318 Knaben
und 295 Mädchen wirklich die Schulen besuchen.
In Kremsmünster besteht ein Gymnasium, ein Lyceum, und ein Eon-
vict, so wie eine Musiklehranstalt, eineZeichenschule, ein Unterricht
in französischerund italienischer Sprache, und eine berühmte Sternwarte. In Spital
am Pyhrn befindet sich eine Stipendienstiftung zur Erlernung eines Handwerkes.
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In Eb ensee eine Schwimmschule. In Ischl und Hallstadt Zeichenschulen
für die Knaben der Salinenarbeiter. Bibliotheken, Naturaliensammlungen, Gal-
lerien, Kunstkabinete u. s. w. findet man in St. Florian,Krem smünster,
Schlierbach, bei den Capnzinern in Gmunden it. s. w. Von Privatsammlun-
gen nenne ich jene des Herrn Hörner vonRoithberg in seinem Freisitze Reith, bei
Gmunden, jene des k. k. Salz-Oberamtsrathes Lindner zu Gmunden u. s. w.
Interessant ist auch die Modelleusammlung des Salinen - Oberamtes in
Gmunden.
Von Wohlthätigkeitsanstalten besteht in jederPfarre ein Armeninstitut nebst
mehreren andern wohlthätigen Siftungen.
Medicinalw efen. In Beziehung auf das Medicinalwesen finden sich in
den 35 Distriktscommifsariaten des Traunkreises 11 Ärzte, 68 Wundärzte, 111
Hebammen, und 11 Apotheken. Der Kreisphystkns ist in Steyer. Kirchdorf
und Neyhofen haben Distriktsärzte. In Gmunden befindet sich der erste, in Ischl
der zweite Salinenphysikus. Alle Salinenarbeiter genießen sowohl die ärztliche Be-
Handlung als den Bezug der Mediearnente ganz unentgeltlich, wodurch der Staat
eine Ausgabe von mehr als 20,000 st. C. M. übernahm, da das Personale der Sa-
linenarbeiter über 6000 Köpfe steigt.
Städte, Märkte, Stifte, Schlöffer.Man zählt in dem Traunkreise
dreiStädte,nämlich Enns, Steyrund Gmund en, mit21 Vorstädten,
vierzehnMärkte, nämlich: Ebelsberg,St.Florian,Gaslenz,Hall,
Hallstadt,Ischl, Kirchdorf, Kremsmünster, Laufen, Neyhofen,
Weyer,Wimsdorf,Windifchgarsten, St.Wolfgang. Ferner 666
Dörfer und Weiler, im Ganzen mit26,800 Häusern.
F e st u n g e n hat dieser Kreis nicht. An schönen Schlössern und Burgen,
theils bewohnt, theils sich als malerische Ruinen darstellend, zählt man eine große
Menge.
Sprache, Sitten, Wirthschaft, Industrie undHandel. Im
Traunkreise wird durchaus teutsch gesprochen. Der Dialekt der Gebirgsbewohner ist
übrigens ganz eigenthümlich.
Die F e l d w i r t h s ch a ft wird in dem Traunkreise lebhast betrieben. Die Stif-
ter St. Florian und Kremsmünster zählen unter ihren Unterthanen die ausgezeich-
uetsten Landwirthe. Alle Arten des Getreides gedeihen auf den Flächen des Kreises.
Ihrer Fruchtbarkeit wegen bekannt sind die Felder in den Distriktscommifsariaten
Dictach,Ebelsb erg,Enns,Feyereg g, St.Florian,Garsten, Gleink,
G m n n d e n, G s ch w e n d t, H a l l, H o ch h a u s, K r e m s m ü n st e r, L o s e n-
*
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i
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steinleiten, Schlierbach,Sierning, Steint aus, <3tetyt, billig«
b u r g, W i m s b a ch. Der Weizen liefert dort sieben- bis achtfachen, Korn und Gerste
neunfachen, Haber zehnfachen Samen, und darüber. Auch pflegt dort der Bauer-
feinen Boden mit eben so viel Fleiß als Einsicht, und die Dörfer dieser Gegend bie-
ten ein erfreuliches Bild ländlichen Wohlstandes. In den Distriktsconnnissariaten
Spital, Klaus,Pernstein,Scharnstein, Losenstein,Ternberg,
Steinbach, Weyer und St.Wolfgang stellt sich, durch die gebirgige Lage,
und die damit verbundenen atmosphärischen Einflüsse das Verhältnis? minder gün-
stig. Hier gibt die Winterfrucht höchstens vierfachen Samen, die Sommerfrucht
kaum sechsfachen. Das Erträgniß des Bodens nährt die Bewohner trotz ihres ange-
strengten Fleißes kaum V» Jahr. Den Überschuß müssen die Kreisschrannen liefern.
Im Traunkreise besteht durchaus die sogenannte Dreifelderwirtschaft; zwei Jahre
Körnerbau, im dritten Trattfelder zum Theile mit Klee, Erdäpfeln, Flachs, Kraut,
Rüben u. s. w. bebaut. Der Wiesenbau ist reich und blühend. Seit 30 Jahren ver-
legt man sich stark aufKleebau. Zur Erziehung und Kultur des Obstes hat fast jedes
Haus einen Garten. Um St. Florian, Kirchdorf, Wartberg, Hall,
Kremsmünster, Achleiten, Ried und Neyhofen werden jährlich viele
tausend Eimer Cyder (Obstmost) erzeugt, ein Lieblingsgetränk derOberösterreicher.
Erdäpfelbau wird nun, da man den unschätzbaren Werth dieses Knollengewächses
erkannt hat, thätig betrieben. Pfarrer K n o l l im Hinterstoder hat große Verdienste
um die Verbreitung dieser köstlichen Frucht. Bienenzucht wird hie und da betrie-
ben. Weinbau besitzt der Kreis nicht. — DieVi eh zu ch t ist in einem Landstriche
wie der Traunkreis natürlich von hoher Wichtigkeit. Die herrlichen Alpen des Krei-
ses bieten den Heerden die besten Weiden. Mehr als 50,000 Kühe, und nahe an
ebenso viele Schafe werden aufdiese sonnigen, kräuterreichen Matten getrieben. Al-
penauffahrt und Abtrieb sind ländliche Feste für die ganze Bevölkerung der Alpen-
dörfer. Die Thiere erscheinen bekränzt mit Blumen und Bändern, die Sennerin
zieht im besten Staate auf. Die Heerden werden gewöhnlich im Mai auf die Alpen
getrieben. Im September geschieht die Heimfahrt. Das Rindvieh ist schön, meist
einheimischer Schlag. Das schönste kommt indessen aus der benachbarten Steyer-
mark; der Laeticrnsnutzen der Heerden ist bedeutend. Im St. Wolfgangergebiete
werden gute Käse gemacht. Die Spitäler oder Seebacher Schaf- und Ziegenkäse,
mit Kräutern versetzt, hatten früher großen Abfatz. Im Comniissariate Schlierbach
finden sich zwei eigeneKäsemacher. — Viel Schmalz und Butter wird nach Tern-
berg zu Markte gebracht. — Die Schafe sind meist gewöhnlicher Landschlag. Doch
findet man hie und da, besonders in Kremsmünster und Micheldorf, hungarifche,
17
mährische und spanische Schafe.—Ziegen finden sich sehr zahlreich. Die Schweine-
mast betreiben vorzüglich die Bräuer. Von Federvieh findet man Fasanen in den
Auen von Spielberg, Gottschalling, User n. s. w. in den Fasanerien von Krems-
Münster u. s. w. 1836 zählte man im Trannkreise: 14208 Ochsen, Pferde an 1 0000.
— Die letzten: sind fast lanter Oberländerschlag, d.h. SalzburgerRaee. Der Berg-
bau ernährt einen großen Theil der Bewohner des Salzkammergutes. Dort wer-
den die wichtigsten Salinen des Landes, in H allstadt und Ischl betrieben.Der
Salzberg in Hallstadt liegt zwischen hohen Kalkgebirgen in einem Hochthale,wel-
ches früher das Regenthal genannt ward. Das Mittelgebirg, das diesen Salzberg
bildet, ist Alpenkalk mit zahlreichen Versteinerungen. Sowohl außen amBerge als
in den Klüften, die den Salzstock einschließen, sitzt grauer Thon auf. Der Salzstock ^
streicht von Ost nach West; seine Mächtigkeit ist 675 Stabel (zu 4 Fuß, also 2700
Fuß) in die Breite, 1588 Stabel in die Länge. Die Teufe desselben ist nicht erforscht.
Die Höhe des Salzberges ist an 700 Klafter. Der neue Wass erberg, der jetzige
höchste Stollen, liegt 666 Klafter hoch. Über ihm sind aber noch ältere, todtgefagte
Stollen. Das Oberfchafferhaus liegt 609 Klafter hoch. Die Größe der ausgehaue- I
nen Salzstuben (hier Wehren genannt) ist stannenswerth. Es gibt deren mehrere,
welche 200,000 Eimer fassen. Der Salzstock ist hier sehr reich, und zeigt den wun- p
derbarsten Farbenwechsel. Man findet hier sogar lichtgrünes und blaues Salz. Im g|
Tullingerberg ist sogar eine Kapelle in das schwarzgraue, rothgestreiste Salz ge- |||
hauen. Der Salzberg liefert alljährlich an 2,000,000 Eimer Soole, wovon aber H
nur 400,000 in dein Pfannhause in der Lahn beiHallstadt versotten werden. Das §g
Übrige wird nach Ischl und Ebensee geleitet.—Der JschlerS alzb erg liegt süd-
östlich des Marktes. Der Salzstock streicht auch hier von Ost nach West; seine Länge
mißt 590 Stabel, seine Breite 93 Stabel, seine Teufe 244 Stabel. Der Salzberg er-
hebt sich 529 Klafter hoch, uud liefert jährlich über 600,000 Eimer Soole. Pfann-
häufer sind in der Lahn beiHallstadt, inJs chl und inLangbath. DieErzeu-
gung stieg in neuesterZeit bis aus800,000 Centner Salz. Ein höchst ansehnlicher Er-
werbszweig desTraunkreises sind die Eisenarbeiten.DerKreis selbst hat indessen keine
Eiscngrnben (begonnene Arbeiten bei Mölln und Ternberg lieferten nur ungenü-
gende Resultate), das Eisen wird von der k. k. Hanptgewerkschast in Eisenerz und
von Vordernberg geliefert. Schon in frühester Zeit, als dieses Eisen verführt ward,
mußte es,den Privilegien von Stadt Steyer znfolge,dort niedergelegt, und den Bür-
gern um den Preis verkauft werden, wie ihn zwei Rathsmänner bestimmten. So
kam Steyer schnell zu großem Wohlstände und Flor. Indessen entstanden später-
große Wirren in diesem Verkehr, so daß endlich 1625 eine ganz neue Ordnung der
ffb;
Dinge eintreten mußte. Der Schuldenstand wurde liquidirt, und eine große Gesell-
schaft unter dem Titel der InnernbergerHauptgewerkschast gebildet, welche unter
der Leitung eines vom Landesfürsten gestellten Ober - Kammergrafen stand. In
S t e y e r ist nun der größte Handelsverkehr der Eisenwaaren. — Die Fabricate der
Eisenarbeiten bilden einen beträchtlichen Aetivhandel nach Frankreich, Pohlen,
Rußland, in die Türkei, Schweiz u. s. w. Beachtung verdienen auch die zahlrei-
chen Holzarbeiter im Traunkreise. — In der Viechtau ist das Berchtesgaden Oster-
reichs. Die Hauptniederlage dieser Holzschnitzwaaren ist in der Meierei in der
Viechtau. Am Plankenstein im Salzkammergute ernähren sich mehrere Familien
von den Steinbrüchen. Gyps wird etwa jährlich zu 3 — 4000 Centner verhandelt.
Die meiste Leinwand im Traunkreise bereitet man in den Districtscommissariaten
Gmun den, Osch wandt, Hall, Hochhaus, Kremsmünster, Ort,
Pernstein,Scharnstein, Sierning, Spital und Steinhaus. Von W
Köhlerei und Holzknechtarbeit lebt ebenfalls eine große Zahl der eigentlichen Ge- §§
birgsbewohner. Das Volk ist von guter Art. Einfach, redlich, bieder, etwas aber- ^
gläubisch, wie es der Älpler stets ist, und stark an alten Gewohnheiten hängend. Der
Bewohner des Traunkreises ist übrigens fleißig, thätig, froh und zufrieden, selbst
bei großer Dürftigkeit, folgsam den Gesetzen, treu und anhänglich dem Fürsten. Der
Körperbau der Bewohner ist ziemlich kräftig und schön. Im Süden, in der Kalk-
kette herrscht leider auch hier starker Cretinism. Die Wohnungen des Traunkreis-
bewohners in den Flächen und offenen Gegenden sind meist gemauert, und von gn-
ter Form. Im Gebirge sind die hölzernen Hütten vorherrschend. Die Kleidertracht
ist besonders im Gebirge malerisch. Der Bauernbursche in den Alpen, so wie der
Holzknecht gefällt sich in der freudigen Jägertracht; Er liebt den grünen Hut, mit
dem Gemsbart, und der Auerhahnfeder, die graue Jacke mit grünem Ausschlag
u. f. w. Die Weiber tragen Korsetten, dunkle Röcke, und entweder Kopftücher, oder
weiße große Filzhüte. An eigenthümlichen Sitten und Volksgebräuchen hat sich noch
erhalten der uralte Schwerttanz der Halloren, das Fischerstechen der Traunschiffer,
das sogenannte Sternsi ng e n, die Production der Glö ckler, die Fa sch i n g-
Hochzeit, die vi er Stände, die Jahreszeiten u. s.w. Auch bei Ho chzei-
ten,Kindstaufen und Begräbnissen herrscht noch Sitte und Gebrauch
wie vor Jahrhunderten. Die Gebirgsbewohner sind meist leidenschaftliche und auch
treffliche Schützen. Der Tanz wird auch sehr geliebt. Er ist nationell und eigenthüm-
lich, besonders der sogenanntePfannhäuferische. Verwandt ist diese Tanz-
weise in Form und Melodie der Begleitung mit dem steyermärkischenAlpentanz.
Das E i s s ch i e ß e n ist eine ungemein beliebte Winterunterhaltung. Gesang ist be-
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19 M
sonders aufdeu Alpen heimisch, und das Jodeln der Dirnen auf den Hochgebirgen
erschallt weit über alle Höhen des Landes.
Geschichte. Wir wollen nun auch einen Blick ans die Geschichte dieses Krei-
ses werfen. Die Urbewohner desselben waren Celten. Von den Röniern besiegt,
ward dieser Theil ihres Landes bctnNoricuin ripense zugetheilt. Die Römer behaup-
teten sich hier, bis die Stürme der Völkerwanderung immer heftiger wurden, stets
neueBarbareuschaareu herandrängten, und endlich den Koloß der römischen Welt-
Herrschaft stürzten. Im sechsten Jahrhunderte eroberte der Agilolsinger Garibald
Ulit Hilse des fränkischen Königs Theodobald Norikum und Vindelieien. BeidePro-
vinzen empfingen nnn den Namen Bojoarien, und standen unter den bairischen
Herzogen, welche ihrerseits wiederdie fränkische Hoheit anerkannten. Die fränkischen
|§ Könige theilten die Provinz in Gauen; der Traunfluß gab nun dem Traungau den
H| Rainen. Als Gaugrafen traten nun besonders die Grafen von Steyer vor. Die Ge-
ll schichte nennt von diesem Geschlechte zuerst Ad a lb ero (um 960), dann Otto kar I.,
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welchem KaiserOtto den Traungau, nebst allem Land, von der Enns bis an die
Drave und Save übergab. Dieser erbaute um 980 Burg und Stadt Steyer, wo-
von später die ganze Mark den Namen der steyrischen trug. — Ihm folgte O tt o- ||
kar II., diesem Ottokar III., unter welchem die steyrischen Erbhofämter einge- W
führt wurden. Auch stiftete er das Chorherrenstift Garste n. Unter Ottokar IV. f|
fielen die Grafschaften Rein und Marburg von Kärnthen an die steyrifcheMark. !|
Leopold der Starke verlegte 1127 seine Residenz von Steyer nach Grätz,stis-
tete die Abtei Rein, und brachte die Grafschaften Aslenz, Mür zth alund Ep- ^
Pen st ein an Steiermark. Unter Ottokar V. ward Pütten undPortenau er-
worben.Unter ihm ward Sekau,Seitz, Mariazell und Borau gestiftet. M
O ttokar VI., der frühzeitig und kinderlos starb, trat Steiermark 1186 anL eo- |§§
pold VI. von Österreich ab. L e o p o l d theilte die Stadt Steyer nebst Wels dem
Lande ob der Enns zu, welche Eintheilnng indessen erst unter Herzog A l b r e ch t I V.
ganz bestätigt ward. 1237 zog Kaiser Friedrich gegen den streitbaren Baben-
berger. In Enns bestätigte der Kaiser die Privilegien des Fürstenthums Steyer.
Nachdeul F r i e d r i ch der Streitbare in der Schlacht bei Neustadt gegen die Tarta-
ren gefallen war, trat der Böhmenkönig Otto kar auch iu den Besitz Ob eröster--
reichs. 1276 zog Kaiser Rudolph von Habsburg gegen ihn zu Felde. Mit 700
Reiteru erschien der Kaiser zu Ebelsberg, und schlug sein Lager vor Enns aus, wel-
ches ihm der Befehlshaber C o n r a d von S u m m e r a u bald übergab. — Nach-
dem Otto kar in der Schlacht am Marchfelde Sieg und Leben verloren hatte,
wurde HerzogAlbrecht, Kaiser Rudolph's Sohn, als Statthalter in Öfter-
MWWWW
SRI
reich eingesetzt. Er begründete zuerst den Bau der Salinen. In der Fehde Fried-
r i ch's des Schönen mit Ludwig von Baiern um die Kaiserkrone, litt der Traun-
kreis sehr durch Werbung, Durchzüge der reisigen Schaaren u. s. w. In der Fehde
wegen Tyrol, welche 1363 zwischen Österreich und Baiern entbrannte, kam aber-
mals großes Kriegsdrangfal über Enns, Florian, Kremsmünster u. s. w. Eben so
in den unruhvollen und ernsten Tagen der Regierung F r i e d r i ch s IV. Die
Schaarendes großen Ungarkönigs C orvin streiften bis an dieThore vonSteyer,
und der Traunkreis litt Plünderung und Brandschatzung zu wiederholten Malen,
besonders in der Nähe seiner östlichen Gränze. Die Reformation brachte auch viel
des Unheiles über das Land. Sie griffschnell und kräftig um sich, und wirkte dadurch
zu einer starken Gegenbewegung. Am Ende des Jahres 1595 erhoben sich die
Landleute um Pettenbach, Kirchdorf, Sierning u. f. w. zu offener Empörung, an
20,000 Mann stark. Der Wirth Tasch von Pettenbach und Johann Sallig, ein
Unterthan von Kremsmünster, stellten sich an die Spitze der Empörer. Bald wurde
indessen der Tumult gestillt. Die Rädelsführer bestiegen das Schaffot zu Wels und
Steyer. Doch währten die Reibungen zwischen den Katholiken und Protestanten
fort, bis F e r d i n a n d II. Oberösterreich wurde um diese Zeit pfandweise an Baiern
gegeben. 1626 brach abermals ein Aufstand der Bauern aus. Stephan Fadinger
stellte sich an die Spitze der Empörer, welche 70,000 Mann mit 30 Kanonen zähl-
ten. Schnell fielen Wels, Kremsmünster, Vöcklabruck, Steyerund
G m u n d e n in die Macht der Rebellen, und in vierzehn Tagen hatte Fadinger mit
Ausnahme von E n n s, L i n z und F r e i st a d t ganz Oberösterreich erobert. Er
belagerte Linz, und empfing dort am 28. Juni eine tödtliche Wunde, an der er am
5. Juli starb. Ihm folgte im Kommando AchazWiellinger. Poppenheim schlug fie
endlich in drei Treffen bei E ff e r d i n g, Vöcklabruck und G m u n d e n, und
nach vielem Blutvergießen wurde dann der Aufstand unterdrückt. — Als letzte
Zuckung dieser Unruhen zeigte sich 1633 eine Erhebung der Bauern zu Mölln. Sie
wurde aber schnell, ohne weitere Folge unterdrückt.Als sich 1683 dieOsmannen vor
Wien lagerten, traf man auch im Traunkreise alle Anstalten zur Verteidigung, da
auch bei der ersten Belagerung Wiens der Großherr Suleymann ein Streiftorps
von 30,000 Mann nach Oberösterreich entsendet hatte, welche zum Theil über die
Enns gedrungen waren, und Brand und Zerstörung im östlichen Theile des Traun-
kreises verbreitet hatten. Nach Enns und Steyer wurden Truppen geworfen, die
Enns bis nach Steyer verschanzt, von dort bis an die Gebirgspässe Verhaue und
Schanzen angelegt. Doch blieb es dießmal bei der Furcht, und bald erscholl die
Freudennachricht des Entsatzes von Wien, wodurch alle Gefahr befeitigt wurde.
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K.Jc. accsieM priv. CIiToirLoIitograyMe v.Alois ieyltum ±n_lVie:n
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"Wieu iii cTev X u nlYh rm dlunp rT<;s U P. Mirlloi- olt» J^oVI«nerliC U? 117i9 .
Beinl Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges stellte der Traunkreis gegen Baiern
eine Anzahl von Scharfschützen. Als nach Kaiser Carl VI. Tod sich gegen seine
Erbtochter, die großeTheresia, von allen Seiten Feinde erhoben, war auch
Oberösterreich am ersten durch Baiern bedroht. 1741 stellte der Araunkreis zum
Ausgebothe 3 Eompagnien zu 310 Mann. Spielberg und Enghageu wurden ver-
schanzt it. s. w. Am 12. September 1741 besetzten indessen doch die Baiern das
Land. — Der Kurfürst zog am 15. in Linz ein, und einige tausend Mann wurden
detaschirt,Enns,Steyer und die Pässe bei Spital zu besetzen. Am 23. traf der Kur-
fürst in Enns ein, und ließ sich am 2. Oktober als Erzherzog von Österreich huldi-
gen. Er halte dem französischen General Segur das Obereommaudo in Oberöster-
reich übergeben. Dieser ließ Enns und Steyer befestigen. Bald kam es auch zu bluti-
gen Seenen. Des österreichischen Generals Khevenhiller Vorposten streiften schon
in den ersten Tagen desDecembers bis an die Enns.Husaren hattenEnnsdorfbesetzt
und beunruhigten ohne Unterlaß die feindlichen Arbeiten. Am 9. December fetzten
endlich 2000 Franzofen über den Fluß und vertrieben sie. Hingegen wurden die
Baiern von den Österreichern aus Weyer vertrieben, und am 30. December ging
Khevenhiller über die Enns. Die Österreicher drangen nun schnell überall vor. Ge-
ueral Bernklau ward beordert, den Feind aus dem Salzkammergute zu treiben,
Trent mit seinen Pandureu erhielt den Befehl, die Alpenpässe bei Klaus, Win-
difckgarsten und Spital zu foreiren, und das Gros der Österreicher zog vor Linz,
welches Segnr selbst vertheidigte. Überall erlag der Feind uusern siegreichen Was-
fen; schon am 25. Jänner war Oberösterreich vom Feinde befreit, und am 13. Fe-
bruar zogen die Österreicher in München ein. Bei den drei feindlichen Invasionen
im Revolutiouskriege, nämlich 1800,1805 und 1809, litt der Traunkreis bedeu-
tend. Am stärkste» 1809. Das blutige Gefecht bei Ebelsberg am 3. Mai 1809 ist
welthistorisch geworden. Die Wiener Landwehr focht dort mit derTapferkeit einer in
Feldzügen ergraute» Soldateska. In diefem Gefechte fiel auch der Dichter Leo von
Seckendorf. Länger als zwei Stunden vertheidigten die Österreicher unterHiller
den Übergang der Traun gegen Massena. Von 80 Häufern des Marktes Ebelsberg
wurden 62 ein Raub der Flammen. Die Franzosen verloren 6000 Mann.—Die
Division ward vernichtet. Dennoch sorcirte die Übermacht und Tapfer-
keit der Franzosen den Übergang. Seit dieser Zeit hat kein bedeutenderes geschicht-
liches Ereigniß den Traunkreis mehr berührt.
Wanderung d urch d en Kr ei s m it B erücksi chti gun g alles
Sthenswerthen an Kunst, Alterthum und Naturschönheit.
Nachdem wir nun das Gebieth des Traunkreises in allen Beziehungen beleuchtet
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sahen, wollen mir die freundlichen Leser auf einer Wanderung folgen, welche sie auf
die wichtigsten Punkte des Kreises in malerischer Beziehung aufmerksam machen
soll. E n n s ist einer der ältesten Orte des Landes. Hier erlitt der heilige Florian
den Martertod unter D i o c l e t i a n um 304. Das heutige Enns erstand als Gränz-
feste gegen die Ungarn im X.Jahrhundert (903) durch Luitpold, den Grafen
im Nordgau. Hier war die Münzstätte der alten Nordgaugrafen (in dem heutigen
Rathhause), das jetzigeAuersperg'sche Schloß Ennseck ist die alte Ennsburg. Die
alte Pfarrkirche (zugleich die reichste Pfründe Oberösterreich's) besteht aus 3 Ab-
Heilungen, deren mittelste die eigentliche Kirche bildet. Die rechte Abtheilung ist die
Minoritenkapelle, die linke die Wallseekapelle. Die Orgel der Kirche ist von Chris-
manni.Jn derWallsee'schenKapelle haben sich schöne Glasmalereien erhalten. Mit-
ten ausdem Stadtplatze erhebt sich der große freistehende Thurm, von Quadern, int
XVI. Jahrhundert erbaut. Enns hat fünf Vorstädte: Enghagen, Lerchenthal,
Ober- und Unter-R e n n t h a l und Schmiedberg. Sie zählt mit diesen 176 Häu-
ser mit fast 1600 Einwohnern. Die Stadt liegt aufeiner Anhöhe, und gewährt da-
her einen ziemlich malerischen Anblick. Blühende Gefilde umgeben sie, und herrlich
steigen vor dem Blicke im tiefen Süden die Schneegipfel der großen Alpenkette em-
por. Hier in der Nähe, aufdem Georgenberg, fand 1186 die Übergabe der steyrifchen
Mark an L e o p o l d VI. von Babenberg Statt. Eine Viertelstunde von Enns, gegen
Norden, liegt St. Loren z, ein höchst merkwürdiger Ort in Österreich's Ge--
schichte. Hier stand nämlich das römische Laureacum, das alte Lorch. Hier, in die-
sem, jetzt nur 15 Hütten zählenden Dörfchen, wardie Wiege des Christenthums für
unser Vaterland. Die schöne Laurenzkirche hier baute M a r I. Das Hochaltarblatt,
den Opfertod des heil. Laurenz, malte Dallinger 1715. In der Schärfenberg'-
schen Grabkapelle haben sich einige Glasmalereien erhalten. Wir treten nun die Wan-
derung nach Steyer an, aufwelchem Wege das 1142 gestiftete, 1784 aufgehobene
Benedictinerstist Gleink sehenswerth ist. Es gehört jetzt demBisthume zu Linz, und
das Stiftsgebäude istdieSommerresidenzderBischöse.Steyerentstand im X.Jahr-
hunderte durch Otto kar von Traungau, als Gränzfeste gegen Ungarn und Avaren.
Bald reihten sich um die feste Burg mehrere Häuser, und so entstand die Stadt. Frei
und heiter liegt sie an der Vereinigung der Enns und Steyer, in einem freundlichen
Thale. Hier ist das Kreisamt des Traunkreises. Die Stadt hat 10 Vorstädte, näm-
lich: Ramingsteg,Cunsdorf, Schönau, Reichenfchwall,Vogelsang,
Stcyerdors,Aichat, bei der Stey er,Wiefenfeld und Ort, mit 9236 Ein-
wohnern. DerHauptplatz istsehrgroß und schön,mitBrunnen geziert. Dortsteht auch
das R a th h a u s (im Rathssaale die interessanten Portraite F e r d i n a n d's von Tirol
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und der Philippine Welser). Dann bemerken wir noch die schöne altdeutsche Pfarr-
kirche, 1443 von Purbaum, dem Baumeister des Wiener Stephansthurmes, er-
baut, vollendet 1508. Der mächtige Thurm ist ganz von Quadern. Die schönen
Formen der Eingangshalle ersieht man aus unserer 4. Tafel, Nr. 4. Merkwürdig
ist das alte Taufbecken, 1569 ans Metall gegossen, mit erhabener Arbeit. Das Hoch-
altarblatt, die heil. 3 Könige, ist von Noslseld.Die Orgel von Chrismanni. In den
Fenstern findet man noch herrliche Glasgemälde. Die schönsten kamen aber schon
früher in die Ritterburg in Lachsenbnrg. Die Kirche ist den Heiligen Ägid und Colo-
mail geweiht. Die Dominikan e rk ir ch e von 1472 und die schöne Mi ch a eler-
k i rch e in Steyerdorssind sehenswerth.Dieletztere, einstJesuitenkirche,liegtimpo-
saut ans einer Anhöhe, und ward durch den Fürsten von Eggenberg 1677 den
Jesuiten gebaut. Sie hat 7 Altäre und eine Orgel von Chrismanni (aus Garsten).
Das Schloßgebäude erhebt sich am rechten Ufer der Enns. Von den Babenbergern
kam es all die Habsburger. Diese setzten Burggrafen hierher, von denen später die
Fürsten von Lamberg Schloß und Herrfchaft Steyer eigenthümlich bekamen. Sie be-
sitzen es noch. Das imposante Gebäude, dessen Thurm noch für ein Rönierwerk ge-
halten wird, zeigt sich auf unferm Blatte rechts im Vorgrunde. Nahe am Schlosse
ist auch das artige Theater. Steyer ist eine lebhaste, gewerbsleißige Stadt. Im
X VI. Jahrhundert war sie nächst Wien die reichste Stadt des Landes. Noch jetzt ist
der Wohlstand bedeutend. Steyer ist der Sitz der lebhaftesten Eisenindustrie. Hier
sind zwei bedeutende Jahrmärkte. Steyer ist die Geburtsstätte des Dichters B l u m-
a u e r, des Kapellmeisters S ü ß m a y r, des berühmten Sängers V o g l, des
vr. P o r t e n sch l a g - L e d e r m a y e r d. ä., des Dichters M a y r h o s e r, des
Gelehrten S ch ü tz e n b e r g e r, der Malerin Maria Katharina Gürtle r. Von
der Umgegend Steyer's nenne ich das reizende „Ehr i st k i n d l" auf unserer 4. Ta-
fefsub Nr. 3 abgebildet. Ein äußerst angenehmer Spaziergang führt im Westen,
längs der rauschenden Steyer, durch die reizende Gegend,„unter dem Himmel"
genannt, nach dem einst sehr berühmten Wallfahrtsort. Die Kirche, eigentlich
„Christkindl am Baum" genannt, trägt die Aufschrift :„Nollifepeccare in
Puerum." Sie ward 1698 erbaut, seit 1709 ein Filiale von Garsten, und ist seit
1784 selbstständige Pfarrkirche. Veranlassung zum Bau gab ein wächsernes Chri-
stnskind, welches der Pfarr -Chorregent in Steyer, Sirtl, hier zu seiner Andacht an
die Felswand hing. Bald wurden Wallfahrten hierher gemacht, und so ließ der
Abt Angerer von Garsten die Kirche nach dein Modell der Kirche Maria Rotunda
in Rom bauen. Carlone und Prandauer führten den Bau. Am Hochaltäre ist das
Christkindl. Die Altarblätter der beiden Seitenaltäre, Christi Geburt und Tod,
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malten Röselsfeld und Carlo Lotto. Femer ist in der Umgebung Steyer's das che-
malige Stift Garsten interessant. Es liegt eine halbe Stunde südlich von Steyer.
Eine Allee führt dahin. Garsten ward 1082 erbaut, 1787 ward es aufgehoben.
Erster AbtwarBerth o ld , Graf vonWürtemberg. Er starb 1142 inhohem Al-
ter und Ruf der Heiligkeit. Die Stiftskirche ist ein schönes, edles Gebäude mit
2 Thürmen, 1676 vom Abt Roman begonnen, 1685 vom Abt Angerer vollendet.
Am Eingang die Inschrift: „Venite, adoremus." Herrliche Fresken von R ö fe l s-
feld. Hochaltarblatt: Himmelfahrt Maria von de Neuve. St. Benedikt von
Sandrart. Madonna von Turriani (ein Meisterwerk ersten Ranges). St.
Kunegund von Strudel, St. Berthold von R ö s e l s f e l d, St. Gertraud von
Heyß. Unter dem Kunegundenaltar fand auch der Maler Röfelsfeld seine Ru-
hestätte. Er war aus Tyrol gebürtig, und starb 1735, nachdem er 51 Jahre
Stiftsmaler war. St. Sebastian in der Laurenzkapelle ist auch von Röfelsfeld.
In der Kirche stehen die Grabdenkmale des Stifters Markgraf Ottokars IV. von
Steyer, und des Abtes Berthold. Höchst interessant ist die Grabkapelle der alten
Losensteiner. In der Sakristei Satlers merkwürdige Schnitzarbeiten, besonders das
Bettelmännchen. Im ehemaligen Kapitelzimmer alle Porträte der Äbte, Schnitz-
arbeiten und Fresken. Im Speisesaale mit sieben Musikchörcn und in der Vor-
halle schuf Röselsfeld's Meisterhand einen unglaublichen Reichthum historischer
und allegorischer Fresken. Ein Theil des Klostergebäudes gehört jetzt Privaten.
Die Schule, der Saal und der ganze Haupttrakt aber dem Religionsfonde. —
Noch müssen wir, ehe wir von Steyer scheiden, S t. U lr i ch s erwähnen: Es ist dieß
ein kleines Dors mit einem pittoresk auf einem Hügel gelegenen Kirchlein des heil.
Ulrich. Von hier eine halbe Stunde südlich liegt der 393 Klafter hohe T a m b e r g.
JnD amb ach, am Fuße des Berges, ist die Försterwohnung; dort erhält man
Führer aufden Berg, der eine der herrlichsten Fernsichten bietet. Die ganze nörd-
liche Fläche bis Linz und weit über die Donau liegt wie ein offenes Meer vor dem
Blicke. Überraschend dagegen ist der Eontrast im Süden, mit den dunkeln Wäldern
des Losensteinerforstes und dem ernsten Alpenzug im Hintergründe.
Von Steyer setzen wir nun unsere Wanderung am rechten Ennsufer fort.
Wir berühren im Verlaufe desselben das alte Ternberg mit seiner interessanten,
altdeutschen Pfarrkirche. Es liegt romantisch von Felsen umgeben. Dann betreten
wir L o se n st e i n. Es liegt wild und rauh, hart an der rauschenden Enns, von
Gebirgen und Wald eingeschlossen. Hoch am Felsen thront die Ruine der alten Beste.
Unten am Ennsstrome das neue Pfleghaus. Dittmar von Steyer erhielt vom Kö-
nige Ottokar 1252 die Herrschaft Losenstein und nahm diesen Namen an. Die
Losensteiner, wie die Starhemberger stammen daher von den alten Grafen von
Steyerab.—1692 starben die Losensteiner ans, und die Herrschaft kam mit der
Schwester des letzten Losensteiners, verehelichten Fürstin Anersperg, an diese letztere,
welche sie noch besitzen. Im Dorfe mit mehr als 700 Einwohnern gibt es sehr viele
Eisenarbeiter. Die interessante alte Kirche ist dein heil. Blasius geweiht. — Eine
Stunde weiter sieht man tief in der Schlucht des R a m i n g b a ch e s, der sich hier
der Elms vereinigt, das DorfReichra m ing, mit 1137 Einwohnern; hier be-
findet sich die Stahl- und Eisenfabrik der k. k. Hauptgewerkschaft, und eineMessing-
sabrik des Stiftes Seitenstetten, so wie 12 Eisenhämmer, Drahtziehereien u. s. w.
Dann kommt man nach G r o ß - N a m i n g, und nach Anger. Dort mündet von
Osten her der Weg von Weyer und G a fl e n z in die große Straße. Wir wollen
auch einen Blick aus diese Orte wersen.Wey er ist ein Markt mit 1222Einwoh-
itcvit, am Graben-, Dürren- und Gaslenzbache. Hier ist die hauptgewerkschaftliche
Hammerverwaltung, das Ober-Jnspektorat u. s. w. Ringsum liegen lebhaft be-
trjebene Hammerwerke, Stahl- und Blechhämmer u. s. w. Auch die Natur zeigt
hier vielen Reiz. Am Alpkogel (795 Klafter hoch) rauscht ein schöner Wasserfall;
der L i n d a n b e r g (596 Klafter) ist durchklüftet mit interessanten Höhlen u. s. w.
— Wir kehren nun zur großen Straße zurück, und folgen ihr nach stets am rech-
ten Ufer der Enns. Die Gegend ist einfam und wild in hohem Grade, eine Wald-
und Gebirgsschlucht der pittoreskesten Art. Die Gegend von Kasten bis gegen Alten-
markt heißt „nach der Enns." Nur wenige zerstreute Hütten begegnen hier dem
Auge. Wir übersetzen endlich die Enns, und lenken nun in den Lanssagraben ein.
Hier trägt die Gegend schon ganz den Charakter des Hochgebirges. Der Weg führt
dann fort bis zurZechaleiten. Hier zeigen sich noch die Trümmer eines 1809
errichteten Blockhauses. Mau wandelt nun zwischen Felsen, von denen kleine Kas-
kaden herab rauschen. Immer höher erheben sich die Wände des .Thales. Über sie
erhebet sich noch die T a n s a h r a l p e und der g r ü n e R i n g, dann die Bare n-
karmaner, der Marderriedel,die rauhe Mauer, und der hoheScho-
b e r, lauter Eolosse der Alpenwelt. Dann geht es über den G surb e r-g an der viel-
fach zerklüfteten G a m b e r m a u e r vorüber, über die Mooswirthalpe zum Ekel
im Reuth. Dieses Haus ist der Sammelplatz aller Köhler und Holzknechte der
Gegend. Es liegt schon sehr hoch, und bietet eine imposante Ansicht der Gebirge, auf
die Gambermaner, den Pyrgas. Von hier gelangt man an die R o f a l e i t e n, und
erblickt nnn dasmajestätischePrielergebirge, die Spitzmauer, denPyr-
gas, das Wasch en ek u. f. w. Herrliche Matten liegen zu den Füßen derhim-
melanragendenKolossen. So erreicht man W ind i sch g a rst e n, einen schönen,
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lebhasten Markt an der Handelsstraße von Linz und Wels über Spital am
Pyhrn nach Steyermark.Windifchgarsten zählt an 1000 Einwohner. Sie nähren
sich durch das starke Fuhrwerk, welches hier geht, und von den gewöhnlichen Gewer-
ben. Die hier verfertigten Hüte und ledernen Beinkleider stehen im Rufe vorzüglicher
Güte. Außerdem ist hier ein eigener Erwerbszweig die Schneckenmästung. — Von
den Heilquellen derhiestgen Umgegend habe ich fchon in der allgemeinen Schilderung
gesprochen. In W i n d i sch g a r st e n ist auch der beste Standpunkt zu mehreren
der interessantesten Ausflügen in die benachbarten Hochgebirge. Wir werden sie
hier berühren.
Den ersten Rang nimmt die Ersteigung des P r i e l ein. Man geht von W i n-
d isch g arsten zum hohen Eck und von dort nach Vorder - und Hinter-
st o d e r. Vorderstoder ist ein Pfarrdorf mit 313 Bewohnern. In der Kirche zeigt sich
ein schönes Altarblatt von dem Kremser Schmidt: Maria Himmelsahrt. Von hier
folgt man dem reißenden Wildbache nach Hinterstoder. Dieses Dorf zählt
505 Bewohner. Hier ist der eigentliche Standpunkt zur Ersteigung des P r i e l. —
Man geht vom Dorfe durch die Polsterluke, einem grandiosen Felsenkessel,
durch die ungeheuren Stoßwände des Ost erwitz, der S p i tz m a u e r und des
Priels gebildet. Im Hintergrunde donnert, besonders nachHochgewittern, zu
mächtiger Masse geschwellt, der Klinser Wasserfall aus einer Felsenhöhle (dem
Bärenloch) in das Thal herab. Von der Polsterluke ersteigt man die Klinser-
a l p e, wo man übernachtet. Dann ersteigt man über den K u h P l a n und das
Schneefeld unter der Felsenwand des B r o t f a l l e s in 4 Stunden den Gipfel des
Priel. Über dieK l in sersch a r t e gelangt man etwas weniger beschwerlich, aber
erst in 6 Stunden dahin. Der Gipfel des Priel stellt sich als eineAiguille, auf
welcher höchstens 10 Menschen Raum haben, dar. Die Fernsicht ist unermeßlich.
Vom Kahlenberg! bei SBien bis an die Tiroler Eisberge liegt die Alpenkette ausge-
breitet vor dem Blicke. — Der Priel ist 1324 Klafter hoch.
Zur Ersteigung des W afch e n e cke s , 1256 Klafter hoch, geht man vom
Stockerwirthe in Vorderstoder durch das Frizesthal.
Von W i n d i s ch g a r st e n nach Süden ist auch die Wanderung nach S p i-
talamPyhrn sehr interessant. Die Straße zieht voin Markte zwischen hohen
Bergen, an mehreren Teichen, dem Pyhrn, der Gränzscheide zwischen Osterreich
und Steyermark entgegen. — Spital am Pyhrn liegt 270 Klafter über dem Meere.
Das Dorf zählt 1108 Einwohner. Über dem Pyhrn führte schon eine Römerstraße.
Noch zeigt das Volk eine Stelle, wo nach ihrer Sage einst ein Heidentempel stand. —
Das ehemalige Klostergebäude (jetzt Schloß) ist groß und schön. Hier stiftete Otto,
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Blschofvon Bamberg, 1 130 ein Pilgerhospital, welches 1418 jit einem Chorherren-
stifte erhoben wurde. 1807 ward es ausgelost, und man versetzte hieher die ausge-
wanderten Benediktiner von St. Blasien int Schwarzwalde, welche aber schon 1808
nach St. Panlin Kärnthen zogen. Tie ehemaligeprächtige Stiftskirche, derMutter
Gottes geweiht, ist jetzt Pfarrkirche der Gemeinde. Dieses herrliche Gebäude ward
von dem Probste Heinrich F ü r st 1714 von Grund aus neu aufgeführt. 1768
wurde sie conseerirt. Sie hat sieben Altäre und ist reich, prächtig und geschmackvoll
verziert. Das Hochaltarblatt, Maria Himmelfahrt, ist von Altomonte. Die Marmor-
arbeit des Altars vonKöniger in Graz. Bonden 6 übrigen Altärenmalte4 Blät-
ter der Kremser Schmidt (welch erhier sein eigenes Portrait am Frauenaltare als
Dominikaner anbrachte) und 2 von Altomonte. Auch am Eingangeder Kirche,beim
Opferstocke, ist das Gemälde der 4000 Gespeisten von Altomonte. Die Orgel ist von
Hochleitner, das Henriche Kirchengitter von Lindenmayer. Bon Spital an erhebt sich
die Straße an dem Pyhrn. Der Übergangspunkt des Gebirges ist 412 Klafter über
dem Meere gelegen. Hier ist denn auch die Gränze des Traunkreises. Jenseits senkt
sich der Weg nach Steyermark in das herrliche Ennsthal hinab.
Auch die Besichtigung der sogenannten K r e i d e n l u ck e, einer interessanten,
noch sehr wenig gekannten Höhle, kann von hier aus geschehen. Man geht in den
Hinterstoder, und übersetzt dort die Steyer. In der Nähe bildet diese eine prächtige
Kaskade, und so gelangt man im Wechsel herrlicher Naturseenen an den Eingang
der Höhle. Ein imposantes Felsenportal bildet ihn. Die Höhle hat mehrere geräu-
mige Abtheilungen. — Im Norden von W i n d i s ch g a r st e n liegt das malerische
Hochsensengebirge, dessen zahlreiche Gipfel (der höchste, der Hohenok, ist
1033 Klafter hoch) höchst lohnende Punkte für die Mühe des Ersteigens gaben.
Nun setzen wir unsere Wanderung fort. Von W ind i s ch ga rsten gehen
wir aus der sehr guten Straße über bewachsene Hügel über St. Pankraz nach
Dürnbach. In Dürnbach lenken wir westlich ein, in das Steyerlin gthal.
Es ist eng, aber trefflich benutzt. Jeder Fleck Landes ist bebaut und bewohnt. Auf
dem Steyerling ist auch starke Holztrift. Am Einfluß der Steyerling in die Steyer
ist auch ein Rechen angebracht. Das Brennholz geht bis Stadt Steyer, das Schnitt-
holz, Breter und Latten bis Wien auf Flössen. So erreicht man das sogenannte
Hoflager, ein artiges Haus, welches ein Graf Sallaburg mitten im Thale
erbaute. Hier zeigen sich wieder herrliche Alpenansichten. Dann geht es über die
Langscheidalpe (2416 Fnß hoch) hinab zum Strachenekbach. Aufdiesem Wege
zeigen sich immer im Süden die herrlichsten Hochgebirge: der Feige nth alhim-
mel, die W e ißmau er, der Pred igt stuhl, der Priel u. s. w. Dann
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gelangt man in die Habernan. Hier erblickt man den schönen Kasberg, denMit-
tagskogel, das Geröll, kurz, alle jene mächtigen Kalksmassen, welche im
Westen, Osten und Süden sich in dem friedlichen Albensee spiegeln, dessen Becken
hier vor uns liegt. Wir überschiffen ihn ausdem wiegenden Kahn bis zu dem freund-
lichen Seehause des Stiftes Kremsmünster in seinem Süden. Es steht mitten auf
einer herrlichen Alpenmatte, umschlossen von den höchsten Gebirgen des Landes.
Wir setzen, in die Habernau zurückgekehrt, unsern Weg über Grünau nach
S ch a r n st e i n fort. Das Thal erweitert sich zu einem großen Kessel, in dessen Mitte
G r ü n a u liegt. Die Pfarre G r ü n a u ist die größte des Landes. Die Pfarrkirche
liegt malerisch auf einem Hügel, und ist St. Jakobus major geweiht, vom Abt Ale-
rander 1709 erbaut. Der herrliche Schnitzaltar, von Johann Peyser in Nürnberg
1531 verfertigt, bis 1731 eine Zierde der Stiftskirche in Kremsmünster, wird jedem
Kunstfreunde anziehend erfcheinen. Aufder Höhe, über welche die Straße von hier
nach Scharnstein führt, verlassen wir das Hochgebirge, und uns umfangt wieder
das Hügeltand. Getreidereiche Fluren, bewaldete Höhen grüßen das Auge, nur
die rauschende Alben, welche hier noch viele Mühlen und Sägen in Bewegung setzt,
erhält noch den Anklang an das Gebirgsland. Die Ausläufer der Alpen senken sich
sanft gegen die Fläche hinaus, und außer dem Traunstein, der im Westen seine
kahle Krone emporstreckt, ist kein hoher Berg mehr sichtbar. Das neue Schloß
Scharnstein vorwärts und Alt - Scharnstein mit seinem Wartthurme, auf dein
Felfen aus düsterm Walddunkel hervorschimmernd, vereinen Vergangenheit und
|| Gegenwart in Einem Blick, so wie das Saatfeld mit den klappernden Mühlen den
§ beglückenden Bund zwischen Ackerbau und Gewerbe darstellt. — Scharnstein liegt
1694 Fuß über dem Meere. Die Gründer dieser Beste waren die Polheime. Von
Scharnstein lenken wir westlich ein und gelangen über S t. C o n r a d nach G m u n-
den. G mu nd e n ist eine landesfürstliche Stadt am nördlichen Ufer des Traun-
sees. Sie zählt mit den Vorstädten: See st ade l, Lehen,Pinsdorf, K r o-
n a w e t und ,Tr a u n d o r f 3229 Einwohner. Wahrscheinlich stand das alte La-
riacum der Römer hier. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt finden wir im
XIII. Jahrhundert. — Wir bemerken von dieser Stadt das alterthümliche Rat h-
Haus, den k. k. Salzamts Hof mit seiner weithinschauenden Terrasse, die
Pfarrkirche, das Badhaus an der Traunbrücke, die Thörln nächst
der Klause, dieKüfflerzeile, wo die Salzküfel verfertigt werden. Der K a l-
v a r i e n b e r g mit einem sehenswerthen Ecce liomo. Die Wunderburg (Gar-
ten mit Pavillon), die schönen G ä rt en des Bürgermeisters von Fernstein, des
Hrn. Solterer von Mühlwang, Hrn. von H ö r n e r s Freisitz zu R e i t h b e r g,
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die Tuschenschanze, der M a x h ü gel u. f. w. — Wir überschiffen nun den
herrlichen See. Da zeigt sich uns im Westen der G m u n d n e r b e r g, zwar nur
2586 Fuß hoch, aber mit bezaubernder Aussicht, an seinem Fuße die freundliche
R e i n d l ni ü h l e, ferner das Land- und Wasserschloß Ort, letzteres im See gele-
gen, durch eine lange Brücke mit dem festen Lande verbunden. Ort zählt 306 Ein-
wohner. Das Seeschloß war schon im XIV. Jahrhundert genannt. Kaiser F e r-
d i n a n d Ü. schenkte es dem Grasen H e r b e r s d o r f. Die rebellischen Bauern zer-
störten es 1626. Herbersdors erbaute es wieder. Später ward es wieder kaiserlich
und ist es noch. Ferner erblicken wir am westlichen Ufer die uralte Pfarre A l t m ü n-
st er, in deren Kirche das Grabmal Herbersdorf's. Dann grüßt uns Eben-
z w e y e r, das schöne Landschloß des Erzherzogs M a r i m i l i a n von Osterreich
Este. Dort rückwärts liegt die B i e ch t a u , das Berchtesgaden Österreich's, durch
seine Holzarbeiten weit und breit gekannt. — Ferner erschauen wir am westlichen
User das zauberisch schöne Eap, welches die Johanniskapelle von T r a u n k i r ch e n
trägt. Traunkirchen ist uralt. Die Sage geht, daß die alten Traungauer nach einem
Siege gegen die Ungarn (erfochten am Eharsamstag 907) die Kirche erbauten. Im
X. Jahrhundert erscheint sie auch schon urkundlich. Im XII. Jahrhundert finden
wir es als Nonnenkloster. Dieß Wardt 563 aufgehoben und 1624 verlieh Fer-
d i n a n d H. Traunkirchen an die Jesuiten, nach deren Aushebung es abermals
kaiserlich ward. Die Lage Traunkirchens ist bezaubernd. Es ist hier eine der rei-
zendsten Stellen des Sees. Hier zeigt sich auch der Pyramidalische S o n n st e i n,
2822 Fuß hoch. Im Osten des Sees erblickten wir, von Gmunden herschiffend, die
schöne H i mm e lrei ch w iese, dann die kolossalen Massen des gewaltigen
Traunsteins (890 Klafter hoch), des Ro th e lst ei ns, des Edlakog els
und Spitzelsteins. Dort brauset auch der K a r b a ch heraus, und bildet tiefer
im Gründe eine schöne Kaskade. Die interessante Sage von dem kühnen Jüngling,
der allnächtlich von der Karbachmühle nach Traunkirchen schwamm, wo seine Ge-
liebte im Kloster weilte, bis er einst von den Wogen des stürmenden Sees verschlun-
gen ward, geht hier noch von Mund zu Mund. Die Ei se n a n mündet ebenfalls am
östlichen User des Sees. An der Rückseite des Traunsteins liegt der romantische L a u-
d a ch se e mit seinem Geisterstimmen ähnlichen Echo. Von der Eisenan über den
Hochkegel imd die Meyeralpe ersteigt man auch gewöhnlich den Traunstein. So
vereint sich an den Usern dieses schönen Sees der höchste landschaftliche Reiz. In sei-
nein tiefsten Süden liegt L a n g b a th und E b e n se e. Erstem- Ort zählt 1614,
Ebenste 2374 Einwohner (das heißt, mit allen zur Pfarre gezählten Häusern.) In
Lang bathbefindet sich ein Verwesamt und ein Distriktscommiffariat. Inden
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großen Pfannhäusern, welche seitdem letzten Brande vor4 Jahren neu aufgebaut
wurden, erzeugt man jährlich 450,000 Centner Salz. Sehenswerth ist auch die so-
genannte Schätzlsäge. Sie trägt diesen Namen von dem frühern Besitze ihres Er-
bauers, Christoph Traxl, der Schätzmühle bei Viechtwang. — Wir können nicht
von dem herrlichen Traunsee scheiden, ohne noch einen erklärenden Blick auf das
Blatt zu werfen, welches in unferm Werke dieses reizende Binnengewässer dem Leser
vor das Auge führt. Wir erblicken hier den See von Nord nach Süd. Tief im Grunde
schimmert zwischen den Büschen Ort hervor. In der Ferne, rechts im Hintergrunde,
zeigt sich Trau nk ir ch en, die mächtige Felsenmasse links ist derTraunst ein,
und den Hintergrund schließen die Hallstädtergebirge. —Von Langbath aus lassen
sich herrliche Ausflüge machen. Westlich, dem Langbathbach entgegen, über die
freundliche Kr ehr zu den L a n gb athfe en; auf den Kra n ab itsattel
(5586 Fuß hoch), dem Nordvorsprung des Höllengebirges; nach dem Offensee
mit seiner prächtigen Hirschjagd und dem Wasserfalle des R i n n b a ch e s. Von
Langbath fuhrt dann die schöne Poststraße nach Ischl (1V2 Post). Dieser freund-
liche Markt, seit 1822, wo daselbst die Soolenbäder errichtet wurden, schnell zu einem
der besuchtestenBadeorte erblüht, liegt beinahe im Mittelpunkt des Salzkammergu-
tes an der Traun und der hier in sie mündenden Ischl. Der Markt zählt 1922 Ein-
wohnex. Er liegt 264 Klafter über dem Meere. Seit Ischl Badeort ward, sind Ver-
schönerungen entstanden, von denen man früher nichts ahnete. Die schönsten Häu-
ser stehen am Traunuser. Die Pfannhäuser wurden 1834 neu erbaut. Das neue
Badhaus erstand 1831 durch den Architekten Lößl. Auf dem Wolfsbühel liegt das
schöne Schlößchen Sr. Ereellenz des Staatsministers Grafen von Kollow rat,
eines großen Gönners Ischls, dem es viel verdankt. Großes Verdienst um das Auf-
blühen des Ortes hat auch Hr. Hofrath Doktor von W i e r e r. Auf der Promenade,
welche jetzt eben im Entstehen ist, wird das dankbare Ischl seine Büste aufstellen.
Ferner ist in Ischl zu nennen: die fchöne Villa des Hrn. Doktor Eltz , das Post-
h a u s des Hrn. Koch, mit guter Unterkunft für Fremde. Das Haus des Hrn. Dok-
tors Götz, das T h e a t e r, 1827 erbaut, das B ü r g e r fp i t a l, von Doktor
W i e r e r bedeutend erweitert und dotirt, die ebenfalls von diesem würdigen Freunde
Ischls begründete Spinnanstalt, die schöne Pfarrkirche, in ihrer jetzigen Ge-
statt von der Kaiserin Maria Theresial 778 erbaut. Am Thurm e ist ein alter
Römerstein. Rings um Ischl sind auf allen Höhen herrliche Anlagen und Spa-
ziergänge erstanden, deren einem, dem Kaiserin Carolinen- Platz, wir in diesem
Werke ein eigenes Blatt widmeten, da er eine der reizendsten Übersichten Ischls ge-
wahrt. Wir sehen hier den Markt von Süd nach Nord. Der Berg zur Linken ist der
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Jainzen,der zur Rechten der hohe Schrott. Zwischen beiden schimmern im Nor-
den die Gebirge am Traunsee, namentlich der Spitz elftei n hervor. — Aber den
Salzberg von Ischl habe ich schon in den früheren Abtheilnngen dieses Werkes
berichtet.
j|| So setzen wir denn jetzt unsere Wanderung in südlicher Richtung fort. Wir
folgender schönen Poststraße nach Steyermark. Uber Neiterndorf und Brunnleiten
gelangen wir nach Laufen, einem uralten Markt mit 397 Einwohnern. Hier ist
fehenswerth die schöne altdeutsche Kirche mit einem prächtigen Altar und einer Ma-
donna von Steingnß. Ferner der Tranncatarakt, unter dem Namen des wilden
L a u f e n. So erreicht man denn das schöne DorsG o i se r n mit 722 Einwohnern,
größtencheils von protestantischem Bekenntnisse. Hier steht auch ein protestantisches
W Bethans und eines der Pastorate des Kreises. — Der Kirchhof ist sehenswerth. In
jj§ der Ortschaft A n verläßt man die steyrische Poststraße, welche sich an der P ö t sch e n
hillanzieht, auf deren Höhe die Gränze des Traunkreises ist. Wir wenden uns rechts
und gelangen bald nach Steg an die Ufer des Hallstädtersees. Wild thürmt sich
jH zur Rechten das Ramsauergebirge in scharfen Abstürzen empor. Zur Linken bildet
der langgedehnte Sarstein die Gränze des Sees. Der Charakter desselben ist
H ernste Größe. Wir überschreiten die Traunbrücke bei ihrem Ausflusse aus dem See,
und wandeln längs seinem westlichen Ufer hin zur G o fa u m u hle. Sie liegt an
der Einmündung des Gofaubaches in den See. Hier zur Rechten öffnet sich der Ein-
W gang in das Gofanthal, aus welchem der Bach hervorrauscht. Die Soolenleitung
^ ist gerade an der Mündung des Thales über dasselbe geführt. Dieß ist der berühmte
G o sa u z w a n g. Auf sieben Pfeilern, deren höchster 130 Fuß sich erhebt, wird
dieSoole über das 70 Klafter breite Thal geführt. Das Sprengwerksgeländer ge-
stattet die Leitung ohne Scheu zu betreten. Ein gemeiner Arbeiter, Namens Joseph
Spillbüchler, vollendete im Jahre 1757 diesen kühnen Bau. — Der Weg von hier
in die G o sa u schlängelt sich immer in der wilden Waldschlucht hin, ans welcher der
Gosaubach brauset. Endlich öffnet sich die Schlucht und das schöne Gosauthal mit
seinen reichen Matten, seinen zahlreichen Gehöften und seinem majestätischen Hin-
tergrunde grandiöser Gebirge zeigt sich dem entzückten Blicke. Der Pfarrbezirk G o-
sau zählt 1089 Bewohner, meist Protestanten. Sie nähren sich von Holzarbeit,
Hornviehzncht, Alpenwirthschaft, den Schleifsteinbrüchen u. f. w. Die Pfarrkirche
W und das protestantische Bethans liegen aufHügeln. Das Ganze gibt ein ergreifend
p schönes Bild. Ein sanft aufsteigender Weg führt durch dunkle Wälder immer dem
$1 tobenden Wildbach entgegen an den vordern G o f a n s e e. Hier zeigt sich der Dach-
stein mit seinem Gletscher und seinen Schneefeldern in imposanter Schönheit. Der
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Hintere Gosausee liegt noch anderthalb Stunden weiter, dicht am Fusse des Dach-
steins, aufdessen Gletscher hier auch ein Alpenpfad führt. Die westliche Gebirgskette
bildethierdie Gränze des Traunkreises gegen Salzburg. Der Paß G sch ü tt führt
aus dem Traunkreise nach A b t e n a u. — Wir kehren nun zur Gos au mühle
zurück und schiffen uns dort nach Hallstadt ein. Bald haben wir den wunderbaren
Markt erreicht. Er liegt amphitheatralisch andem westlichenUfer des Sees.In drei-
fachen Terrassen über einander gethürmt stehen die Häuser, so daß man aus einer
Gasse in die andere nur ausTreppen gelangt. Mitten im Markte brauset der M ü h l-
b ach, eine herrliche Kaskade bildend, herab. Auf einem vorspringenden Felsblock
liegt die Kirche und der Friedhof, auf seiner Terrasse eine weite bezaubernde Aus-
ficht über den See gewährend. —Die Kirche ist ein interessanter altdeutscher Bau.
Sie ward 1321 geweiht. Das Portal ist besonders schön. Im Innern ist der alte
Flügelaltar interessant. Er ist wohlerhalten, einer der schönsten in Österreich. Der
Mitteltheil zeigt die Madonna zwischen der heil. Katharina und der heil. Barbara.
Im Süden, etwas entfernt vom Markte, steht das Amthaus und Pfannhaus in der
Lahn. Hallstadt zählt 1038 Einwohner. Der Ort war schon den Römern be-
kannt, wie die hier aufgefundenen Sarkophage, Kaisermünzen, Waffen, Geräthe
u. s. w. beurkunden. Das heutige Hallstadt stand schon zu Rudolfs von Habsburgs
Zeit. In den Umgebungen Hallstadt's sind interessant: der S a l z b e r g (über die-
sen sprach ich schon früher), der herrliche Wasserfall des Waldbaches in der Echern
(Waldbachstrub), ohne Widerspruch die prächtigste Kaskade Österreichs, der H i r sch-
b r u n n e n und der K e sse l, zwei Felsentrichter, aus denen nach Gewittern und
im Frühlinge, wenn der Schnee auf den Hochgebirgen schmilzt, starke Ergießungen
Statt finden; das Schlößchen Grub am Sarstein, das malerische Dörfchen Ober-
traun.Vonhier führtauch ein Weg über den Koppen nach Aussee. Auf diesem
Wege ist sehenswerth die wilde Ko pp enbrülle r hö h le, endlich der G l e t-
sch e r am Dachstein, die erhabenste Naturscene der österreichischen Alpenwelt. Die
Ersteigung des Gletschers kann in dreifacher Richtung geschehen. Erstlich von Hall-
stadt über den Salzberg, zweitens von Obertrau n durch den W a l l n e r g r a-
b e n über das S ch a f e k und Krippenek, drittens vom Gosausee herauf über
die Kogelgasse, die Kirchschlagalpe zur Schreiberwand, dann
aufden Gletscher. In einem Umfange von mehr als 10,000 Klafter umgürtet das
Eismeer die Felsen. Aus den Eisfeldern ragen die Felsengipfel des Gjaidsteins, des
hohen Kreuzes und die Doppelpyramide des Dachsteins und Thorsteins in die Luft.
Der Thorstein selbst ist erst zweimal, 1819 und 1823 durch den Alpenjäger Ja-
kob Buchsteiner von Schladming und seinem Gefährten, Georg Kalkschmidt aus der
Ramsau erstiegen worden. Wir kehren nun nach Ischl zurück, um von dort aus
noch einen Blick auf den westlichsten Theil des Kreises zu werfen, nämlich nach
St. Wolfgang. Der Weg dahin geht von Ischl überPsandl, dort scheidet
sich derselbe, und fuhrt links über St. Gilgen nach Salzburg, rechts an das oft-
liche Ufer des W o l f g a n g f e e s, wo der Markt St. Wolfgang liegt. Dieser Markt
zählt 518 Einwohner. Die prächtige St. Wolfgangskirche ist allein eine Reise
Werth. Sie ward zn Ehren des Heiligen, welcher fünfJahre als Anachoret in der
Einsiedelei am Falkenstein lebte, 1 084 erbaut, und der See, welcher früher Aber-
fee hieß, wurde nach ihm benannt. Diese alte Kirche brannte im X V. Jahrhundert
ab; die jetzige ward 1400 vollendet. Ihr Inneres birgt einen der größten Kunst-
schätze Deutschlands, den herrlichsten altdeutschen Flügelaltar, den ich kenne. Er ist
im Ganzen 37 Fuß hoch, mit trefflichem Schnitzwerk ausgestattet. Die Darstellung
im Mittelkasten ist die Krönung Maria. Auf den Flügeln befinden sich, von Mei-
sterhand genialt, Darstellungen aus dem Leben und der Passionsgeschichte Jesu
und aus dem Leben St. Wolfgangs. Den Altar verfertigte laut der Inschrift Mei-
ster Michael Pacher von Praunek 1481. Der Mahler ist nicht genannt. Der präch-
tige Wolfgangsaltar, die Wolfgangskapelle u. s. w. sind ebenfalls fehenswerth.
In der Sakristei zeigt man St. Wolfgangs Pastorale, Evangelienbuch u. s. w. In
derPrälatur (jetzt Schloß des Herrschaftsbesitzers) wohnte 1683 während derBe-
lagerung Wiens Kaiser Leopold I. Der schöne Bleibrunnen verdient auch Besich-
tigung. Er ward 1515 gegossen. An der Falkenstcinwand ist eines der herrlich-
stenEcho's.Von hier wird auch gewöhnlich der S ch asb erg bestiegen. Er gehört
aber, als zu Salzburg gehörig, nicht mehr in den Bereich unsers Werkes. Wir
scheiden nun von dem schönen Salzkammergut, und lassen uns in einem Kahne
auf den raschen Wogen der Traun hinabgleiten. Schnell und rasch geht diese
Fahrt. Ihr merkwürdigster Punkt ist der Traun fall bei Roitham, über wel-
chen ich ebenfalls bereits früher das Nöthige gemeldet habe. Von Lambach
aus verlassen wir wieder das Schiff und schlagen den Weg östlich ein, um auch
diesen Theil des Kreises zu besichtigen. Aus dieser Wanderung berühren wir zu-
erst Wimsbach, einen schönen Markt mit 474 Einwohnern, dann das pitto-
reske Schloß A lm e k, an der Alben, das uralte S t e i n a k i r ch e n mit seiner
schönen altdeutschen Psarrkirche; bei dem sogenannten Wirth im Holz zwi-
schen Steinakirchen und Kremsmünster mündet die große Straße von
Nord nach Süd ein, welche von Wels nach Windisch garsten führt. Wir
müssen ihrer Fortsetzung noch einen Blick widmen, da sie einige merkwürdige Orte
berührt, deren einem, der Beste P ernstein, wir auch eine eigene Vignette
34
unsers Werkes gewidmet haben. Sie befindet sich auf Taf. 4 unter Nr. 1. Wir er-
blicken hier die pittoreske Burg auf ihrem Fels. Sie ist zum Theile noch bewohn-
bar, und hat eine Wallfahrtskapelle mit einem schönen Madonnenbilde aus Ti-
tians Schule. Es ist diese Burg das Stammhaus des ritterlichen Geschlechts die-
ses Namens; die Ritter von Pernstein werden schon im XI. Jahrhundert als
Schirmvögte von Kremsmünster genannt. — Hoch im Gebirge (zur Linken auf
unserer Vignette) gewahrt man die Ruinen einer zweiten Burg. Dieß ist Schel-
lenstein. Die Sage geht, daß einst hier ein Bruder des Besitzers von Pern-
stein gehanset habe. Die Brüder waren feindlich gesinnt, und noch zeigt man in
Pernstein das Fenster, an welches der Pernsteiner seinen Bruder geführt habe, als
er, während eines Festmahles, zu welchem er ihn geladen hatte, Schellenstein an-
zünden ließ. Er zeigte ihm den Brand, und schleuderte ihn dann selbst in den
Abgrund. Die zweite Vignette derselben Tafel unsers Werkes zeigt uns die Beste
Klaus, auch an dieser Straße, doch noch südlicher. Diese Burg besteht eigentlich
aus zwei, neben einander liegenden, durch ein Gärtchen getrennten Schlössern auf
einem Fels, in einem Passe, der früher sehr befestigt war. Klaus war einst Eigen-
thumder Polh eime, und gehört jetzt dem Religionsfond. Noch müssen wir auf
dieser Route des Stiftes Schlierbach erwähnen. Es ist dieß ein Cisiereienser-
stift und Dorf mit 1436 Einwohnern. Es liegt im schönen Kremsthale, am Fuße
eines mäßigen Hügels. Hier stiftete 1355 Eberhard von Wallsee ein Nonnenklo-
ster.Es ward im XVI.Jahrhundert ausgeloset, und 1620 von Ferdinand II.
den Eistereiensern eingeräumt. Das Gebäude bildet ein Oblong, durch die in der
Mitte stehende Stiftskirche in zwei Höfe getheilt. Die Kirche, schön und reich, hat
acht Altäre. Das Hochaltarblatt ist von Tam 1701 gemalt. Die übrigen sind von
Röslfeld,Höß und Rothmayr. Die Bibliothek ist fehenswerth, so wie Schwanthal-
lersSchnitzwerke. — Wir nahen uns nun Kremsmünster. Die Sage schreibt
die Entstehung dieses Stiftes einem Gelübde Thassilo's des Agilolfingers zu, als
er seinen Sohn hier auf der Jagd durch einen Eber getödtet fand. Gewiß ist, daß
dieser Fürst 777 Kremsmünster stiftete. Das Stiftsgebäude, groß und prächtig,
liegt auf einem Hügel, 20 Klafter über dem Markte. Ein anfehnliches Thor an der
Westseite führt auf einen großen Platz, dessen Flügel zwei Meierhöfe bilden, hin-
ter denen die berühmten marmornen Fischbehälter, welche selbst der französische
General Leeourbe 1809 für die Akademie in Paris zeichnen ließ. Am Einfahrts-
portal stehen die Bildsäulen Karls des Großen und Heinrich II. Die Stifts-
kirche hat 12 Altäre. Das Hochaltarblatt ist von Wolf, die übrigen sind von Sney-
ders, Remp, Turriani, Röslfeld, Loth und de Neuve. Die Fresken von den Brüdern
35
Grab enb erger. Drei Orgeln von Eg cd ach er in Salzburg. Die Schatzkammer, die
Sommerabtei, das Refeetorium mit Fresken von Steuerl, und den Habsburger-
bilden: von Altomonte, die Kaiferzimmer und der herrliche Bibliotheksaal sind
sehr fehenswerth. Die Bibliothek zahlt 50000 Bande, 700Jncunabeln jc. Die
Fresken des Saales sind von Lederwasch. In der Sommerabtei sind die Münzen-
sammlung, Kupferstichfammlung, die Herbarien u. s. w. Die berühmte Sternwarte
ist 25 Klafter hoch, hat 8 Stockwerke und ward durch AbtAlerander 1748—1756
erbaut. Im Erdgeschosse befinden sich römische und türkische Grabsteine, die Mam-
matten und Amphibien des zoologischen Kabinets n. s. w. Beim ersten Absätze
der Treppe steht die Bildsäule Ptolomäus'.Jm ersten Stockwerke sind 240 Por-
träte von Zöglingen der einst hier bestandenen adeligen Erziehungsanstalt, die
zweite Abtheilung des zoologischen Kabinets (Ornithologie und Entomologie)
it. s. w.Ausdem Treppenabsatze steht die Statue Tycho Brahe's. Im zweiten Stock:
Camera, obscura, j 52 Gemälde aus allen Schulen. Physikalisches Kabinet. Im
dritten Stock: Studierstube, Bibliothek und Wohnzimmer des Astronomen. Mi-
neralien - und Kunstkabinet. Auf der Treppe die Statue Keppler's. Im vierten
Stock die Gemäldegallerie, 432 Pieeen, meist Meisterwerke. Im fünften Stock:
Waffen- und Antiquitäten-Sammlung. Im sechsten Stock: Das Observatorium.
Im siebenten Stock: Zimmer des Astronomen, Capelle, Fremdenbuch. Zwei Atta-
nen. Im achten Stock die eigentliche Sternwarte. Herrliche Aussicht. Unter dem
Gebäude der astronomische Brunnen, aus welchen! man am Tage die Sterne er-
blickt. Außen an die Meierhöfe schließen sich der englische Garten, der Lindenhü-
gel und der Güntherteich, über den ich schon früher sprach. Das Stift unterhält
ein k. k. Lyeeum, ein Gymnasium, ein Conviet, eine Musik- und eine Haupt-
schule.— Von Kremsmünster gelangt man dann über S i e r n i n g nach S t e y e r,
wo sich wieder der Weg anschließt, auf welchem wir die Wanderung begannen.
Zum Schlüsse dieses Werkes müssen wir noch dem altehrwürdigen Chorherrn-
stifte St. Florian einen Blick widmen, einem der merkwürdigsten Orte des
Kreises. — Es ist das älteste Stift Österreichs, durch St. Severin, an der Grab-
stätte des Märtyrers St. Florian, im Jahre455 begründet. Die jetzige Gestalt erhielt
das Stift durch den berühmten Baumeister Prandauer unter Kaiser Carl VI.
Die Gebäude sind im großen Style gehalten, und bilden das vollendetste Ganze
ans allen Stiften des Landes. Schon im VII. Jahrhundert ward St. Florian
den Benedietinern übergeben. 1080 übergab es Bischof Altmann von Passau den
Chorherren St. Augustins. Die Verdienste dieses ehrwürdigen Stiftes um Kultur
des Bodens, um Ökonomie, um Kunst und Wissenschaft sind des Dankes der Mit-
36
und Nachwelt würdig. Seine Unterthanen stehen im begründeten Rufe der glück-
lichsten und verständigsten Landwirthe. Ausgezeichnete Männer, unter denen ich
nur den geachteten Geschichtsschreiber Kunz nenne, gingen aus dem Schooße
dieses Stiftes hervor. Der Merkwürdigkeiten zählt dasselbe viele. Ich nenne die
prächtige Prälatur, die herrliche Kirche mit Chrismani's Orgel, den unterirdischen
Tempel, einst Versammlungsort der unter den Römern so verfolgten ersten
Christen; die Katakomben, den prächtigen Kaisersaal mit den Fresken von
Altomonte, die Gastzimmer, wo so oft Prinz Eugen verweilte, die treffliche, reich
dotirte Bibliothek (über 40000 Bände), die ausgezeichnete Gemäldesammlung. Im
sogenannten deutschen Saale schöne Glasgemälde, das Münzkabinet, die Minera-
liensammlung, das ormthologische Kabinet, Van der Null's Conchylien, den Herr-
lichen Garten, die Meierei u. s. w.
Somit hätten wir denn den Spaziergang durch den Kreis vollendet, und
denLeser auf die interessantesten Punkte aufmerksam gemacht. Wir glauben da-
durch unsere, im Eingänge ausgesprochene Behauptung, daß der Trauukreis
zu den interessantesten Theilen des Kaiserstaates gezählt werden müsse, vollkom-
men gerechtfertigt zu haben, und scheiden von dem Leser mit dem Wunsche sei-
ner Theilnahme auch für die Fortdauer eines Werkes, welches zur nähern Be-
kanntmachung der Vorzüge unsers theuren Vaterlandes einen Beitrag lie-
fern soll.
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Aamen der Orte und Gebirge.
Höbe in
Wr. Klafter.
Abenberg, Bergrücken bei Gilgenberg 280 A
Alpkogel, westlich von Weyer - - . 795 A
Alt Gschwandt, nordwestl. v. Gschwandt 271 A
Anzenberg, bei Goisern...... 673
Asten, nördlich vom Dorfe Asten - - 134 A
Arikogel, am Steg am Hallstädtersee . 216
Andrekogel \ ......... 909
Almberg > im Hallstädter Bezirke 928
Armkarkogel) ..................1022
An der Wacht, am Jschlbach - . - . 282
Albenhaus, am Albensee (Almsee) » . 296
Beerwurzkogel
Blankensteinalpe
Blassen (Plankenstein)
Brennkogel
Brettkogel
Burgau
Burgau (niederer)
Berghaus, am Salzberg
Brodsdorfberg, bei Pettenbach - - -
Bubenwies, nordwestl. v. Vorderlaussa
Buchberg im Steyerthale.....
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Huber zu Öd, bei Ohlkam -
Hundskogel, im Steyerlingthal
Hallstedt ......... ■
Höllkogel, bei Ischl (hoher) .
Höllkogel (kleiner).....
Hochjoch, an der Ziemitz, bei Ischl
Hallstädter Salzberg......
Jägereck ) im Hallstädter Be
Zochkopf j zirke
Julianaberg, bei Sommerein . -
Ischl............
Jschler Salzberg.......
Kainwiesen
Kalmberg
Kallenberg
Karstuben
Karkogel
Knie
Koppen I M
Kop penkarstein
Koppenbrucken
Kalvarienberg in Gösau
Kriegek \ ^
Kriesmooswiesen \ S
Krippenek
Krippenstein
Krippensteinthürml
Kuhschädl
Kreuz (hohes) ......
Kaferspitz, bei Steyerling - -
Kasberg, bei Steyerling . .
Kleine Waschenek, bei Lambach
Klebing, bei Weißkirchen - -
Kothalpe, bei Ischl - . »
Kuhberg, bei Klein-Reifling«
Katergebirg, bei Ischl - - -
Kohlkogel, bei Ischl ....
Kalkgraben zwischenObertraun u. Aussee
Kreuzsäule aus der Pötschen
Lahngangkogel
Langthalkogel
Lacken - Mies
Leislingkloks (
Locker - Moos
Hohe in
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Lökerkogel ) im Hattstädter
Leitgebkogel j Bezirke
Lindauberg, bei Weyer -
Looskogel, bei Ischl - -
Leonsbergzinken, bei Ischl
Laufnerberg, bei Laufen '
Mandlkogel
Mittagkogel
Mitterwand
Moderek
Moosklaus
Mörtenkogel
Morbeutelfeld, bei Neukirchen -
Mühlgrub, bei Hall.....
Naßthalalpen, bei Hallstadt » «
Niederhörbach, bei Vorchdorf •
Obertraunbach ).......
Ochsenkogel \ im Hallstädter Be
Oderstein } • •
Oberfeld, bei Steyer
Offensee, bei Langbath
Pfalzkogel j
Pötschenfeld l im Hallstädter Bezirke
Pötschenwand } .....
Plattenberg, bei Losenstein .
Priel (großer), bei Hinterstoder
Priel (kleiner), ......
Querwand, bei Kallstadt • •
Radsteig
Naschberg
Rauchkogel
Rosenkogel (hoher)
Rosenkogel (in der Gösau) \ gp
Roßrukenalpen
Rettengrabenalpe
Rettengrabenkogel
Rettenmoos l ^
Rubenkogel
Rudolphsthurm
Rußbergplatten
Radberg, bei Sommerein . .
Rosenberg, bei Hungelsberg
Rießgang, in der Gösau - .
Rinnerkogel, im Todtengebirg
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Inhalt.
Äl^alerische Beschreibung des Traunkreifts...............1
Gränzen........................2
Flächeninhalt • ......................—
Höhen.........................—
Gewässer........................—
Straßen.........................8
Bevölkerung........................13
Glaubensbekenntnisse.....................—
Politische und religiöse Eintheilung.................—
Schul- und Medicinal-Verfassung..................14-
Schilderung des Clima.....................8
2> der Naturprodukte...................9
A » Ökonomie....................15
» des Fabriks- und Manufakturwesens..............17
» » Handels....................18
» der Sitten und Sprachen.................—
Übersicht der Geschichte.....................19
Darstellung der Städte, Märkte, Schlösser Zc...............15
Anleitung zur zweckmäßigen Bereisung in Rücksicht alles Sehenswerten an Kunst, Alterthum und
Naturschönheit...................21
Angabe der Berghöhen.....................36
Chromolithographien.
Ansicht der Stadt Steyer.
N des Badeortes Ischl vom Kaiserin Carolinenplatze.
» des Gmundner See's und des Traunsteins.
Schloß Alt - Pernstein bei Kirchdorf.
Schloß und Ruine Klaus aus dem Wege nach Spital am Pyhrn.
Christkindl bei Steyer.
Vorhalle an der Pfarrkirche in Steyer.
Trachten der Landleute am Traunsee und der Gebirgsbewohner.
Topographische Karte des Traunkreises.
llgemeine Darstellung. Der Salzachkreis ist eine der kleinsten, aber
in vieler Beziehung eine der interessantesten und merkwürdigsten Provinzen des
österreichischen Kaiserstaates. An malerischer Schönheit reiht er sich dem Vor-
züglichsten an, was die europäische Erde zeigt. Salzburg ist ein Alpenland von
seltener Schönheit. Seine Gletscher, seine Alpentriften, seine prächtigen Thäler
dürfen in pittoresker Hinsicht keinen Vergleich mit der viclgerühmten Schweiz
fürchten. Seine Alpenspitzen gehören zu den Höchsten der alten Welt, seine
Wassersälle zu den herrlichsten Naturschauspielen dieser Art. Die Cascade der
Krimlerache, und jene des Schwarzbaches bei Golling werden an malerischem
EMt von keiner in Europa übertroffen. Reiche Flora, bedeutende Gaben des
Mineral- und Thierreiches schmücken das schöne Laud. Es wird bewohnt von
einem einfachen biedern Volke, eigenthümlich an Sitte und Gewohnheiten,
an Sprache und Tracht. Reiche historische Erinnerungen schweben über Salz--
burg's Gauen, und so vereint sich denn Vieles, das Ländchen interessant zu
machen. Der Stoff, den ich hier in dem Ranme eines Heftes zu geben habe, ist
so gewaltig, daß er ein bändereiches Merk süllen könute. Ich werde mich daher,
das Pittoreske als den Haupttheil meiner Ausgabe berücksichtigend , bei den
übrigen Angaben so kurz als möglich fasse«, um deu uöthigen Raum sür die
Wanderung zu gewinnen, welche hier des Sehenswerthen so Vieles bietet.
Lage. Gränzen. Flächeninhalt. Der Salzachkreis bildet eine der
westlichen Gränzen des Kaiserstaates. An und sür sich betrachtet gränzt der Sal-
zachkreis im Norden an das Königreich Baiern, und den österreichischen Inn-
kreis; gegen Osten an Steiermark und den österreichischen Traunkreis, im Sü-
den an Kärnthen und Tirol, und im Westen an Baiern. In Beziehung auf die
astronomische Lage liegt der Salzachkreis unter dem 29" 45' bis 31° 39' östlicher
Läuge, uud von dem 46° 59'bis 48° 2'nördlicher Breite. Der Flächeninhalt, bis
ans die. neuesten Zeiten stets unrichtig angegeben, beträgt nach den Messungen
des k. k. Generalquartiermeister-Stabes 130 geographische Quadratmeilen.
Davon betrugen Ackerland: 330,000 Joch (33 Quadratmeilen); Wiesen:
188,000 Joch (18V» Quadratmeilen); Hutweiden: 48,000 Joch (4% Qua-
dratmeilen) ; Waldstand: 450,000Joch (45Quadratmeilen); Gletscher undFel-
sen: 280,000 Joch (28 Quadratmeilen).
SalzachkreiS.
Gebirge. Die Gebirge, welche mehr als die Hälfte des ganzen Flächen-
inhaltes der Provinz einnehmen, sind der merkwürdigste Bestandtheil desselben.
Sie gehören in jeder naturhistorischen Beziehung zu den Interessantesten unsers
Erdtheiles. Die salzburgischen Gebirge sind Fortsetzungen der rhätischen, juli-
schen und karnischen Alpen. Sie gehören zum türkisch-isländischen Bergmeridian,
und zur spanisch - sibirischen Bergparallele. Sie scheiden sich in Granitschiefer-,
Kalk- und Sandsteingebilde, mit den reichsten Spenden des Mineralreiches. Die
Granitgebirge ziehen im Süden des Landes; sie scheiden Salzburg von
Kärnthen und Tirol, und gehen im Osten nach Steyermark über. In dieser Kette
befinden sich die berühmten Tauern, daher auch die ganze Kette den Namen
der Tauern kette trägt. Ihrer Reihe nach von West gegen Ost, hat Salz-
bürg den K r i m l e r-, F e l b e r-, F u s ch e r-, R a u r i se r-, N a ß f e l d e r-, Korn-
und Radstädter tauern. Über alle führen Saum- oder Fußpfade (meist
zwischen 7, 8500 bis 9000 Fuß hoch). Der niederste Übergang ist am Rad-
städtertauern. — Die Schiefergebirge, reich an Erzen, oft mit großen
Massen von Kalk bedeckt, streichen zunächst an der Tauernkette. Sie bilden Um-
gebung und Scheidewände der südlichen Alpenthäler. — Die Kalkgebirge
bilden die dritte Gruppe der Extremitäten des Erdrückens. Sie fassen die Schie-
fergebirge ein, bilden die nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Gebirgs-
thäler. — Die Sand st eingebt rge, Breeeia -Flötze und Thonhügel bilden die
letzten Erhöhungen des Landes. Die höchsten Alpengipfel 10, 11, bis 12,00!) Fuß
finden sich in der Tauernkette. Die Kalkkette steigt bis zn Spitzen von mehr als
9000 Fuß empor.
Gewässer, Flüsse, Bäche, Wasserfälle, Mineralquellen,
Seen und Teiche. Mit Gewässern ist der salzburgische Boden überreich geseg-
net. Das Land hat vier Hauptflüsse: S a l z a ch, Saale, E n n s und M u r.
Alle entspringen im Lande selbst. An den Felswänden des nahe an 8000 Fuß
hohen Geierkopses im Pingau, entspringt aus dem daselbst schimmernden Alpen-
see ein Gewässer, welches, nachdem es sich unten im Thale, mit der aus der
Kriml herabbrausenden Ache vereinigte, den Namen der Salzach erhält. Sie
durchströmt einen großen Theil des Landes, nild mündet bei Winkelheim in den
Inn. Die Saale entspringt ebenfalls imPinzgau an der Saalwand, im Pfleg-
gerichte Zell, fließt durch das Glemmerthal, an Reichenhall vorüber, und
mündet unterhalb Salzburg in die Salzach.
Die Enns entspringt im Pongau, im Hintergründe der Flach au, am Fuße
des Bärenkars, umgeben von Alpenkolossen. Sie strömt gegen Osten und tritt
am Mandlingpasse im Lnngau nach Steyermark über. Die Mur entspringt im
Lnngau , im sogenannten Murwinkel. Auch sie tritt nach Steyermark über. Außer
diesen vier Hauptflüssen hat Salzburg noch zahllose, größere und kleinere Wild-
bäche in allen Thälern, und Tausende solcher Wasseradern durchkreuze« das Land
in allen Richtungen. Salzburg zählt, wie ich bereits oben erwähnte, mehrere
der schönsten Wasserfälle in seinem Schooße. Tie vorzüglichsten sind: Tie Cas-
cade der Krimlerache (Krimlsall) im Pinzgan, bei dem Dorfe Kriml. Der
Wasser fall des Schwarzbaches bei (Solling (Gollingsall). Die Cas-
cade der Gasteinerache bei dem Wildbade. Der Kesselfall, der Bä-
reu fall und der Schleier fall, am Naßfelde bei Gastein. Der Bichl-
fall in der Abtenau. Der Wassersall auf dem Radstädtertauern. Der
F i sch b a ch s a l l und der S t a u b b a ch im Unkeuthale. Der D i e s b a ch sa l l in den
Hohlwegen. Der Fürstenbrunneu und der Kuhbachfall am Untersberge.
Der Adl e rs ba chfa ll bei Hallein. Der Strub in derSchäffau. Der Hirzbach
in der Fnsch. Der Kitzloch w asser fall bei Taxenbach. Der Achenfall bei
Lend. Der Wassersall im Anlausthale. Dies sind nur die vorzüglichst male-
rischen. Es gibt aber wenigstens noch hundert, größere und kleinere Cascaden
in Salzburg. Man zählt im Lande mehr als 50 Seen, darunter im Flachlaude:
deu Wolfgaugsee, Wallersee, Fischlsee, Mattsee, Hintersee, Trümmersee, Gra-
bensee, Krottensee, Bibersee u. s. w. Im Gebirgslande (Pongau, Lungau, Pinz-
gau), der Zellersee, der Goldekersee, Lugsee, Schniblingsee, Jägersee, Griessen-
see u. s. w. Die Mehrzahl der kleinen, meist höchst pittoresken Seen liegt schon
auf den Hochgebirgen selbst. So der See auf dem Fieblingsbcrg, die Seen auf
dem Schafberge, die Seen am Hochtauern, die Pokhartseen, die Seen auf der
Erzwiese it. v. a. Die merkwürdigsten Teiche sind: der Weiher bei Leopoldskron
(jetzt Schwimmschnle), die Teiche bei Ursprung, der Teich ans dem Zellerberge,
die Teiche bei Sieghardstein und Seeburg. Sümpfe und Moorgründe sind leider
häufiger in Salzburg, als wünscheuswerth ist. Die bedeutendsten (hier zu Lande
Moose genannt) sind: Das Viehhauser-, Loiger-, Leopoldskron- und Schall-
moos, und die nassen Wiesen (bei Salzburg), das Biermoos und Weitmoos,
das Apsalter- und Grubenmoos, die Moose bei Michelbeuern, die Sumpfwiesen
bei Seekirchen und Mattsee, im Hochfelde, auf der Ebene bei Radstadt. Die
Sümpfe und Sumpfwiese« von Dorf- bis Badgasteiu, das wilde Moos bei Gum-
ping, die große« Moose im Piuzgau u. s. w.
Es fehlt in Salzburg nicht an Heilquelle». Jene von Gastein hat euro-
päische Berühmtheit erlaugt. Ihr zunächst an Berühmtheit steht St. Wolfgang
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in Unterpinzgau. Die übrigen sind außerhalb des Landes nur wenig bekannt;
sie sind folgende: Die Quelle zu Stegeuwacht am Groß-Arlbache; die Quelle
bei Rauns; die Quellen im Parke zu Aigen; die Sauerquelle im Wiesthale bei
Hallein; die Schwefelquellen am Moseker-Gypsberg bei Hallein; die Quelle in
der Alpe Ebene (bei Hallein); die Salzquelle in der Au (bei Halleiu); die
Salzquellen in der Abtenau; die Tauben-Brunnen bei Abtenau; derBlühnbach
bei Werfen; der Schwefelbrunnen am Predlingberge und der Schwefelbrunnen
Kelchbrunn im Lungau; die Quelle'am Badgraben bei Leogang und die Quellen
im Urslauerthale, im Unter-Pinzgau; die Quelle zu Sererholz, die Quelle bei
Schwarzenbach und die Quelle bei Unterfulzbach, im Pinzgau; die Quellen in
der Bergwiese beiMittersill; die Salzquelle am Pfannhausberge im Unknerthale.
Straßen. Salzburg wird von mehreren Poststraßen durchschnitten. Die
Eine, welche von Lambach in Österreich nach Salzburg führt, betritt das
Herzogthum mit der Poststation Neu markt und geht dann nach Salzburg.
Jene, welche von Ischl in Österreich nach Salzburg führt (die Grätzer-oder so-
genannte Eisenstraße), betritt die salzburgische Grenze unweit Strobel, und führt
über die Poststationen St. Gilgen, Hos nach Salzburg. Von Salzburg aus
führt eine Poststraße nördlich uach Lauffen, westlich nach Neichen hall
(bairisch) dann wieder auf Salzburgergebiet über Unken nach Lofer, und dann
weiter in's Tirol. Im Süden führt eine Poststraße von Salzburg über H a l-
lein, Golling, Werfen, St. Johann, Lend und Hof-Gastein nach
dem Wildbade Gast ein. Von Werfen mündet sich gegen Osten eine Seiten-
poststraße über R ad st ad t nach Schladming in Steiermark, und wieder
von Radstadt südlich über den Tauern. Die Straße über Mauterndorf und
St. Michael nach Kärnthen. Eine Seitenstraße führt ferner von Lend über
Tarenbach, Mittersill und Wald, über die Gerlos in das Zillerthal
nach Tirol. Übrigens ist das ganze Land nach allen Richtungen und Thälern
mit guten und wohlerhaltenen Kommerzial- und Vicinalstraßen durchbahnt.
Bevölkerung, Glaubensbekenntnisse, religiöse und poli-
tische Eintheilung. Salzburg zählte im Jahre 1839, 146,28? Einwoh-
ner. Herrschende Religion ist die römisch-katholische. Hie und da zerstreut findet
man einige Protestanten, aber nirgends so zahlreich, daß sie eine Gemeinde bil-
den. Die Verwaltung der geistlichen Angelegenheiten untersteht dem Erzbischose
von Salzburg. Einst Landesherr, einer der ältesten deutschen Kirchenfürsten,
führt er noch den Fürstentitel, ist Legat des apostolischen Stuhles, und Primas
von Deutschland. Außer dem allen Erzbischöfen zustehenden Gebrauche des
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Palliums hat er auch das Vorrecht des, sonst nurdemCardinals-Collegium zuste-
henden Purpurs. Er hat sechs Suffragan-Bischöfe, nämlich: die Bischöfe von
Trient, Briren, Leoben, Seckau, Lavant und Gurk. Er hat das
Recht, die Bischöfe von Lavant und Seckau allzeit, den Bischof von Gurk abwech-
selnd mit dem Kaiser, als Herzog von Kärnthen zu ernennen, und kanonisch
zu consirmiren. Sein Domkapitel besteht ans einem Propste, Dechant, Schola-
stiker, Custos, acht Capitularen, und zwei Domicellaren. Auch besteht ein fürst-
erzbischöfliches Eonsistorium. Der Sprengel erstreckt sich über den ganzen Salzach
kreis und einen Theil des Unter -Jnnkreises in Tirol. Der Salzachkreis ist in
14 Dekanate getheilt, nämlich: Flaches Land: Dekanat Salzburg mit 8
Pfarren und Kaplaneien; Bergheim mit 11 Pfarren, Vikariaten u. s. w>;
St. Georgen mit 6 Pfarren und einem Stifte; Hallein mit 12 Pfarren,
Vikariaten, Beneficien it. f. w.; Kest end orf mit 11 Pfarren u. s. w.;
Thalgau mit 8 Pfarren u. s. w.; Gebirgsland (Pongau, Lungau,
Pinzgau). Dekanat Alten markt mit 12 Pfarren, Vikariaten zc.; St.Jo-
Hann in Pongau mit 7 Pfarren :c. ?c.; Piesendorf mit 7 Pfarren :c. :e.;
Saalfel'den mit 10 Pfarren :c. :c.; Stuhl felden mit 9Pfarren :c. je.;
Ta m sweg mit 13 Pfarren :c.:c.; Tarenbach mit 14 Pfarren u\ :c.; Wer-
fen mit 7 Pfarren :c. :c. Im Ganzen zählt man im Kreise 216 Pfarreien,
Vikariate, Euratieu und Beneficien.
Salzburg ist iu politischer Hinsicht in vier Haupttheile geschieden, nämlich
in das flache Land und die Gebirgsgauen: Pongau, Lungau und
Pinzgau. Es besteht die Eintheilung des ganzen Kreises in 22 Pfleggerichte
(ohne Salzburg als Stadt). Diese Pfleggerichte sind im flachen Lande:
St. Gilgen mit 3300, Golling mit 8000, H allein mit 80Z0, Matt-
fee mit 4500, Nenmarkt mit 9000, Salzburg mit 16,000, Thalgau
mit 5500, Weitwörth mit 8500, zusamnien50,000 Einwohnern; dazu die
Stadt Salzburg mit 15,000, also Gesammtsumme: 64,000 Einwohnern. Im
Pongau: Abtenau mit 5900, Gaste in mit 3903, Goldegg mit 4990,
Großarl mit 3600, St. Johann mit 4790, Radstadt mit 8300,
Werfen nüt 6500 Einwohnern. I in Lungau: S t. M i ch a e l niit 6000 und
Tamsweg mit 7500 Einwohnern. Im Pinzgau: Lofer mit 2600, Mit-
tersill mit 8500, Saalselden mit 6500, Tarenbach mit 6500 und
Zell am See mit 5800, zusammen81,283 Einwohnern. Dazu obige Summe
des Flachlandes mit 50,000, dann die Stadt Salzburg mit 15,000, also Ge-
sammtsumme: 146,283 Einwohner. Herrschaften mit Civil - Jurisdiction sind:
Das Benedictinerstift Michaelbeuern und das Benedietinerstift St. Peter in Salz-
bürg. Mitten im Herzogthume liegt eine bairische Enclave, das Landgericht
Berchtesgaden. Als unmittelbare Staatsbehörde unter der k. k. Landesre-
gierung in Linz steht das Kreisamt in Salzburg. Unter diesem der dortige Ma-
gistrat mit den 22 landesfürstlichen Pfleggerichten.
Die Polizeigegenstände werden durch das Polizei-Oberkommissariat in Salz-
bürg, und zu Oberndorf bei Laufen durch ein Grenz-Kommissariat besorgt.
Für Civil-Justizgeschäste besteht das k. k. vereinte Stadt- und Landrecht.
In Salzburg sind sechs beeidete Hof- und Gerichtsadvokaten. In Streitsachen
gilt die westgalizische Gerichts-und Tarordnung. Die Besorgung des Steuer-
w e se n s ist dem Kreisamte zugewiesen. Der Salzhaudel ist seit 4 829 im Salzach-
kreise frei. Seit 4834 ist die Saline zu Hallein mit der Berg- und Salinen-
direktion zu Hall in Tirol vereinigt. Seit 4834 besteht die k. k. Kameral-Ge-
fällen-Verwaltung, welcher das Zoll-, Salz-, Verzehrungssteuer-, Weg- und
Brückenmauthe. Tabak- und Stempelgefäll, zugewiesen ist. Unter derselben stehen
auch die Staats- und Fondsgüter, Tar-, Forst- und Jagdwesen u. s. w. Das
Militärwesen untersteht dem Oberkommando der Provinz Österreich ob der Enns
in Linz. Das Truppen Brigadekommando in Salzburg führt ein k. k. General-
Major. Es besteht daselbst auch ein Festungskommando, Platzkommando, Lokal-
Genie-Direktion, nebst einem Fortifications-Rechnungsführer, ein Garnisons><
Artillerie-Distriktskommando, und ein Transport - Sammelhaus - Kommando.
Ferner ein Verpflegsmagazin mit Rechnungsführung. Als Werbbezirk ist der
Salzachkreis dem Linien-Infanterie - Regiment Nr. 59 Großherzog von Baden
zugewiesen. Von der k. k. Grenzwache befinden sich die 4. Kompagnie, mit 4
Führern, 40 Oberjägern, und 200 Gränzjägern zu Salzburg.
Schul-und Medizinalwesen. Wo hlthätigeAn stalten u. s. w.
Für das Schulwesen sorgt die österreichische Regierung mit jener Thätigkeit
und Regsamkeit, welche sie überall diesem so wichtigen Zweige des Wohles kom-
mender Geschlechter widmet. Man zählt in dem ganzen Kreise: 420 Curatien, 1
Hauptschule, 437 Trivialschulen, 4 Mädchenschulen, 6 Industrieschulen, 135
Sonntagsschulen. Salzburg zählte 4839:1122 eingeschulte Orte mit 7439 fchnl-
besuchenden Knaben, und 6322 schulbesuchenden Mädchen, worunter 3018
Wiederholungs- Schüler und 34 34 Wiederholungs-Schülerinnen. Das Lehr-
und Aufsichtspersonale bestand in dem genannten Jahre in 429 Orts-Seelsorgern,
447 Katecheten. 449 Lehrern mit49 Gehilfen, 4 6 Lehrerinnen mit 3 Gehilfinnen und
44 Bezirksaufseher. Es bestanden 99 eigene, 26 gemiethetc und 4 9 unentgeltlich
7
hergeliehene Schulhäuser. Au der Spitze der höher» Lehranstalten steht das Lyceum
und Gymnasium in Salzburg. Als Hilfsmittel findet man gute Bibliotheken,
Sammlungen u. s. w. Was das Medizinalwescu betrifft, so finden sich im Kreise
zu: Abteuau 2 Wundärzte, 4 Hebammen; Gaste!» 1 Badearzt, 1 Bezirksarzt
(in Hofgastein), 2 Wundärzte, 2 Apotheken, 3 Hebammen; St. Gilgen 1 Wund-
arzt , 2 Hebammen; Goldegg 2 Wundärzte, 3 Hebammen; (Solling 3 Wund-
ärzte, 7 Hebammen; Groß-Arl 1 Wundarzt, 2 Hebammen; Hallein 1 Salinen-
arzt, 5 Wundärzte, 1 Apotheke, 5 Hebammen; St. Johann 2 Wundärzte, 3
Hebammen; Loser 1 Wundarzt, 3 Hebammen; Mattsee 3 Wundärzte, 6 Heb-
ammen; St. Michael 2 Wundärzte, 6 Hebammen; Mittersill 1 Distrikts-Phy-
sikus, 4 Wundärzte, 11 Hebammen; Nenmarkt 1 Distrikts-Physikus, 4 Wund-
ärzte , 1 Apotheke, 8 Hebammen; Radstadt 1 Distrikts-Phystkus, 2 Wundärzte,
1 Apotheke, 8 Hebammen; Salzburg 9 Ärzte (worunter der k. k. Kreisarzt),
3 Wundärzte (zugleich Magister der Chirurgie und Operateurs), 7 bürgerliche
Wundärzte, 4 Apotheken, 26 Hebammen; Tamsweg 1 Distrikts-Physikus,
1 Wundarzt, 6 Hebammen; Tarenbach 4 Wundärzte, 5 Hebammen; Thalgau
2 Wundärzte, 5 Hebammen; Weitwörth 3 Wundärzte, 8 Hebammen; Werfen
2 Wundärzte, 7 Hebammen; Zell am See 1 Distrikts-Physikus, 3 Wundärzte,
5 Hebammen. Die Pocken-Inokulation wird thätig betrieben. Seit 1811 ist die
Leichenbeschau, seit 1819 sind die Leichenkammern eingeführt. Salzburg ist sehr
reich an frommen und milden Stiftungen. Es würde zu weit führen, sie alle
namhaft zu machen, aber die Erzbischöfe, die reichen Gewerken des Mittelalters,
die vermöglichern Bürger überhaupt beeiferten sich stets durch milde, zum Theil
höchst großartige Stiftungen das Elend ihrer Mitmenschen zu lindern. Fast kein
Städtchen, kein Markt im Herzogthume ist ohne solche schöne Denkmale der
Nächstenliebe. Unter der österreichischen Regierung ward in diesem Geiste stets
vorgeschritten. Vom Mai 1816 bis Mai 1817 z.B. allein ließ Kaiser Franz
der Gütige, der unvergeßliche Vater seiner Völker, im Salzachkreise über 60,000 fl.
Conv. Münze an Arme vertheilen. Im Jahre 1826 war das ganze Armen-
Wesen des Kreises neu organisirt. Schon 1811 war die Brand-Assekuranz ent-
standen, 1827 trat die in Salzburg errichtete Commandite der ersten österreichischen
Sparkasse in Wirksamkeit.
Klima. Das Klima von Salzburg besitzt alle guten und bösen Eigen-
schaften des Klima's der Hoch- und Alpenländer. Obschon das Land zu den
südlichsten in Deutschland gehört, so ist das Klima doch in Folge der hohen,
meist mit Schnee und Eis bedeckten Gebirge, der ungeheuren Wälder, und vielen
Gewässer, endlich der hohen Lage des Landes selbst, dessen Thalboden von
1000 bis 3000 Fuß Seehöhe wechselt, rauher, als es der südlichen Lage des
Landes gemäß, seyn könnte. Lange und strenge Winter, kurze, aber oft sehr
heiße Sommer, mehr trübe, regnerische Tage als heitere (das Regenwetter von
Salzburg ist sprüchwörtlich in Österreich geworden), meist schön andauernde
Herbstwitterung, plötzlicher Wechsel der Temperatur und vorherrschende Feuch-
tigkeit der Atmosphäre, dieß sind die bezeichnenden Eigenschaften des hiesigen
Klima; diese Eigenschaften sind dem Gedeihen der heimischen, wild wachsenden
Pflanzen förderlich, daher der Reichthum der Flora. Hingegen wirken sie meist
schädlich auf das Gedeihen exotischer, Wärme liebender Gewächse, und auch auf
den Organismus der Menschen, besonders der nicht hier gebornen. Herrschende
Krankheiten sind im Frühling Katarrhe, Lungenentzündungen, Seitenstechen,
gastrisches Fieber. Im Herbste Ruhrfieber. Merkwürdig ist, daß im Lungau besou-
ders viele Menschen an Harthörigkeit leiden. Gicht, rheumatische Zustände, Fieber
(in den sumpfigen Gegenden des Pinzgau) und Wassersucht sind chronische Übel,
welche nnr zu häufig vorkommen.
Naturprodukte. I. Mineralreich. Die Salzburger Gebirge ent-
halten: Gold (noch immer nicht ganz unbedeutender Bau), Silber, Eisen, Blei.
Kupfer. Arsenik. Kobalt, Quecksilber, Steinkohle, Steinsalz. Alaun, Vitriol, Mer-
gel, Gyps.Kalkspath, Marmor (amUntersberge besonders treffliche und reiche Gru-
ben), Asbest, Serpentin, Hornblende, Glimmer, Quarz, Feldspath, Schörl, Gra-
naten, Kristalle it. s. w. Bei diesem Reichthnme in mineralogischer Hinsicht,
trifft man auch in allen Theilen des Gebirgslandes Berg- und Hüttenwerke,
über welche ich bei dem Abschnitte: Bergbau und Gewerke, Näheres berich-
ten werde.
II. Pflanzenreich. Die Gaben des Pflanzenreiches in Salzburg sind
von staunenswerther Fülle. Wir wollen zuerst die Niesen dieses Naturreiches, die
Bäume betrachten. Wie ich oben bereits erwähnte, so steigt der. obschon in
frühern und neuern Zeiten so sehr gemißbrauchte Waldstand Salzburg's noch
jetzt bis 450,000 Joch oder 45 Quadratmeilen; der größte Theil dieser Wälder
ist Nadelholz, Fichte, Tanne und Lärche im majestätischsten Wüchse. Das Laub-
holz nimmt in den Gebirgswäldern nur eine untergeordnete Stelle ein. Am
häufigsten ist darunter die Buche. An Pflanzen und Kräutern ist Salzburg bis
zum Unerschöpflichen reich. Die Üppigkeit und Fülle salzburgischer Vegetation
hat das Staunen aller Naturforscher erregt, und der Umstand, daß diese Vege-
tation mehr als eine halbe Million zahmer und wilder Thiere nährt, und noch
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überdies der gescimmten Bevölkerung einen Theil ihrer Nahrung uud Bedürfnisse
spendet, spricht deren Fülle hinlänglich ans. Mehr als 2C00 Arten wildwach-
sender Pflanzen biethen dem Naturforscher in diesem Lande den stillen Neiz
ihrer Schönheit, und Flora hat über diese Höhen und Thäler wahrlich ihr Füll-
Horn ausgegossen. Es ist durchaus unstatthaft, in nnferm Werke über diesen
Gegenstand in ein Detail einzugehen, denn auch nur die Augabe des Merkwür-
digsten und Interessantesten würde den Raum der uns zn diesen Mittheilungen
vergönnt ist, weit überschreiten. Der ganze Schatz der Vegetation Salzburgs
enthält, einige eigenthümliche Pffanzengebilde abgerechnet, eine Mischung jener
Pflanzenarten, welche auch anderwärts in Europa vorkommen, und drei ver-
schiedenen Haupt-Vegetationen, nämlich der scandinavischen, der helvetischen
und österreichischen Flora angehören. Der Charakter der ersten ist in der Ve-
getation des flachen Landes und in den Gebirgsthälern vorherrschend, jener
der zweiten zeigt sich überhaupt und größtentheils in der Pflanzenwelt der
Gebirge, und von dem Dritten kommen die Spuren der beiden ersten, und
insbesondere im Lungau vor. Über Cerealien, Gemüse, u. s. w. werde ich bei
dein Abschnitte: Ökonomie, sprechen.
HI. hier reich. Die mächtigsten Gaben des Thierreiches sind die schönen
Heerden des Hornviehes. Man zählte deren im Jahre 1839 mehr als 100,000
Stück. Auch die Salzburger Pferde sind ihres guten Schlages wegen in gutem
Rufe. Ihre Zahl im Laude betrug in dem erwähnten Jahre mehr als 10,000.
Auch die Schafe sind zahlreich (1839 gegen 90,000). Der Steinbock, einst hier
so zahlreich heimisch, ist bereits auch in diesen Alpengebiethen ganz ausgerottet.
Gemse» finden sich noch viele, besonders zahlreich ans den Hochgebirgen im
Lungau. Außerdem zeigen sich Bären, Wölfe, Luchse, Hirsche, Rehe, Füchse,
Dachse, weiße Hasen, Iltisse, Marder, Murmelthiere, u. s. w. Unter den Raub-
vögeln ist der große Bartgeier (Lämmergeier), besonders im Lungau, uoch oft zu
sehen. Auch au kleineren Vögeln, Geiern, Falken, Uhn, u. s. w. fehlt es nicht.
Das friedliche Volk des schön befiederten Alpenhühnergeschlechtes, nämlich Auer-
Hühner, Schildhühner, Haselhühner, Schneehühner n. s. w. tummeln sich gerne
uud zahlreich aus den höher» Bergen. Reptilien finden sich bis zur fabelhasten
Größe in den Felsklüften. Die Gewässer sind von köstlichen Fischen reich. Der
Salme zahlreiches Geschlecht, Karpfen, Hechte u. s. w. durchschiffen jene klaren
Bäche und die zahlreichen Seen. Bienen gibt es nicht sehr viele. Einige Bauern
»treiben Seidenbau.
Ökonomie. Die Viehzucht liefert im Gebirgslande den reichsten Erwerb.
SalzachkreiS.
i
Das Hornvieh im Lungau zeichnet sich durch seine Größe aus. Doch stellt sich
der Lacticinsnutzen der Pongauner- und Pinzgauerkühe ergiebiger. Man rechnet
hier im Durchschnitte auf eine Kuh 70 bis 75 Pfund Schmalz, und 130 bis
140 Pfund Butter. Die herrlichen Alpenweiden befördern den Ertrag. Man
pflegt süße und saure Käse zu machen. Ein Zentner Käse erheischt 15 Pfund
Salz und wird um 5 bis 15 fl. verkauft. Schafzucht ist rücksichtlich der Qua-
lität der Thiere nicht besonders. Noch sind die Schafe fast durchaus gemeiner
Art, doch nimmt die Veredlung durch spanische Widder immer zu. Ein Widder
gibt im Durchschnitte 2% Pfund Wolle. Ziegen werden in großer Menge gehal-
ten. Schweine fast bei jeder Meierei. Was die Kultur des Bodens betrifft, so
zeigt auch Salzburg den ehrenwerthen Fleiß und die Beharrlichkeit in der Arbeit,
welche den Älpler überall auszeichnet. Jedes Stück Erdreich ist benützt, die
Brache kennt man nicht. Man baut Weizen, Korn, Gerste und Hafer. In den
Gebirgsgegenden meist Korn und Hafer; Gerste sieht man außer im Lungau
nur wenige. Diese Cerealien decken indessen den Bedarf des Landes nur zum
Theile. Der Abgang muß durch Zufuhr ersetzt werden. Flachs und Hans wird
zur Nothdurft gezogen. Klee- und Kartoffelbau nimmt auf erfreuliche Weise zu.
Gemeine Rüben findet man überall. Auf dem flachen Lande trifft man Buch-
Weizen (hier Hoadn genannt), Hirse, Hülsenfrüchte u. f. w. Seit 1811 baut
man auch Reps. Fast jede dritte Ernte wird durch Hagelschlag oder Reife ver-
nichtet. Im Lungau kann der Bauer erst im Juni sein Kornfeld bebauen!
Unter den Gemüsen findet man das Kraut (den weißen Kohlkopf), Schnittlauch
u. s. w. In Gärten und um die Stadt Salzburg herum pflanzt man alle Gat-
tungen von Gemüsen, auch treiben die Gärtner starke Blumenzucht. Die Obst-
kultur ist in Aufnahme, doch gedeiht es im Lungau und Pinzgau selten. Wein-
bau wird in dem Salzachkreise gar nicht betrieben. Bienenzucht nicht sehr
lebhaft.
Bergbau. Bei dem großen montanistischen Reichthume des Landes ist
natürlich Bergbau und Hüttenbetrieb thätig. Der Salzbetrieb im Dürrenberge
nimmt die erste Stelle ein. Dieser Bergbau ist so alt, daß er sich in die Zeit der
Mythe verliert. Seitdem XII. Jahrhunderte besteht eine geregelte Bergregie. Der
ganze Salzberg ist in 9 Abtheilungen geschieden, nämlich, der Georgenberg (der
höchste), der Leonhardsberg, der Freudenberg, der Glamerberg, der Obersteinberg,
der Untersteinberg, der Johann Jakobberg, der Rupertsberg und der Wols-Diet-
richsberg. Man hat hier die Erzeugung des Salzes in einem Jahre schon bis'
300,000 Zentner getrieben. Der Bergbau auf edle Metalle war einst in Salzburg
höchst ergiebig, und man nannte es das Potosi der alten Welt. Jetzt ist dieser
Bergsegen fast ganz entwichen. Doch werden noch, nicht ganz unergiebig, die
alten berühmten Gold- und Silbergruben am Nathhanöberge bei Gastein ans-
gebeutet, ferner der Goldberg in der Ranris, die Goldminen am Hirzberge in
der Filsch, am Gangthalgebirge im Lungau. Kupfergruben finden sich zu Lim-
berg und Glnken bei Zell am See, in Mühlbach und Untersulzbach am Schwarz-
lergraben in der Leogang; Kupfer-, Schwefel- und Vitriolbergwerke bestehen,
in Mühlbach zu Hüttschlag (bei Groß-Arl), Arsenik - Gruben zu Nothgülden,
Eisenbau zu Werfen in der Flachan in Dienten, Bundschuh und Hinteralpen.
Fabriks- und Ma nnfactnrwefen. Die Thätigkeit ist in dieser
Beziehung in Salzburg nicht nnbeachtenswerth, wenn schon nicht zu jenem
Grade ausgebildet, der zu erreichen möglich wäre. Man zählte 1839 im Kreise
20 Fabriken. Ich nenne darunter besonders die Lederfabriken in Salzburg, die
Glasfabriken zn St. Gilgen und Weissenbach. Die chemische Warenfabrik in
Hallein, die chemische Produktenfabrik in Oberalm (jetzt das wichtigste Fabrik-
werk des ganzen Kreises); eine Majolikfabrik besteht in der Rietenburg bei
Salzburg. Der zu Adnet und am Untersberge gebrochene Marmor wird häufig
zu jeglichem Gebrauche verarbeitet. Die Verfertigung der Schnellkügelchen, hier
Schusser genannt, beschäftiget viele Hände. Zu Oberalm bei Hallein, und in
Klansgraben bestehen Glashütten. Gold- und Silberarbeiter finden sich in Salz-
bürg. In Ebenau wird das Kupfer zu Blechen, Kesseln, Pfannen u. s. w. ver-
arbeitet. Eisenhämmer findet man häufig im Gebirge. Gägemühlen, Öhlstam-
pfen 11. s. w. trifft man an allen Bächen. Bierbrauerei wird thätig betrieben.
Überall gibt es Weber uud Walkmüller. Gemeine Spitzen werden zu Henndorf
im Thalgau und zu Saalfelden geklöppelt. In Bergfelden und Werfen wird
Papier gemacht. Pottafchefiedereien finden sich außer der Gnigl bei Salzburg
und in Radstadt. Schiffe für die Salzach werden in Salzburg gezimmert. Die
Fabrikation von Holzschnitzwareu (sogenannten Berchtesgadner-Arbeiten) betreibt
man lebhaft, besonders in und bei Hallein.
Handel. Einst war der Handel des reichen Erzstistes höchst blühend.
Dies ist nun allerdings nicht mehr der Fall, doch ist der Handelsverkehr immer
noch lebhaft. Von den Produkten des Kreises werden ausgeführt: Salz, Kupfer,
Messing, Stangen- und Gußeisen, Draht, Kobalt, Vitriol, Arsenik, Pferde
(ganz eigener, seiner Größe und Stärke wegen, gesuchter Schlag), Rindvieh,
Schmalz, Käse, Leder, Thierhäute, Baumwollenwaren, Schnsserkugeln, Mar-
mor, Gyps, Speck, Theriak, Öle, Holz, Branntwein und Holzschnitzwaren.
Ein fuhrsa rtike l sind: Getränke aller Art, Hopfen, Seide, roh und ver-
arbeitet in Stoffen, Tücher, Baumwolle, feine Leinwand, Tabak, Spezerei-
waren, Wachs, Honig, Knoppern, Zwetfchken, Galmey, Quecksilber, Stahl,
Blei. Der größte Handelsplatz ist die Stadt Salzburg. Den innern Verkehr
beleben mehr als 200 Jahrmärkte in 105 der bedeutendsten Orte des Kreises.
Be wohn er. Sprache. Sitten. Häuser. Die Bewohner dieses Landes
sind durchaus Deutsche (versteht sich einige wenige Eingewanderte, italienischer,
slavischer oder magyarischer Zunge abgerechnet). Die Sprache ist ein Dialekt der
hoch- oder eigentlich oberdeutschen Mundart. Die gebildeten Klassen in Salzburg
zeichnen sich durch ihre Sprache vor vielen Bewohnern süddeutscher Städte vor-
theilhaft aus. In den Thälern aber herrschen die verschiedenartigsten, zum Theile
jedem Fremden (auch Deutschen) ganz unverständlichen Dialekte. Fast jedes
der größern Seitenthäler hat eigene Ausdrücke des Jargons, welche man durch-
aus erst studieren muß. So z. B. die Mattseer, die St. Gilgner, die Abtenauer
die Werfner, die Goldegger, die Großarler, die Nauriser, u. s. w. Der Charakter
der Salzburger ist bieder und redlich. Besonders in den tiefern Thälern herrscht
noch die ganze Einfachheit und Traulichkeit, welche die Gebirgsbewohner, wo
sie unverdorben blieben, auszeichnet. Äußerste Treuherzigkeit und Zutrauen
herrscht daselbst. Häufig wird Nachbarn und Freunden Geld ohne alle schrift-
liche Versicherung geborgt, und stets redlich bezahlt. Alles nennt sich gegenseitig
Du, höchstens wird die Obrigkeit mit Os (Ihr) angeredet. Gegen Fremde,
besonders gegen Städter ist der Älpler aber mißtrauischer, und es ist einem
solchen nicht leicht, Vertrauen in irgend Etwas zu gewinnen. Arbeitsamkeit ist
dem salzburgischen Landmanne im hohen Grade eigen. Der Landbau ist hier-
mit großen Beschwerden verbunden. Ost spannen sich 10 bis 12 junge Männer
vor den Pflug, um das Ackerland umzureißen. Oft wenn dieÖrtlichkeit denPflug
gar nicht zuläßt, bebauen sie das Erdreich mit Hauen. Oft müssen sie Erde und
Dünger in großen Körben auf die steilsten Abhänge tragen. Die Ernte selbst
ist hier niit Beschwerde verbunden. Die Heuernte auf den steilen Bergwiefen, wo
die Mäher nur mit Steigeisen fußen können, hat schon manchem wackern Älpler
das Leben gekostet. Auch das Herabziehen des Heues von solchen Stellen, welches
durch Menschen geschehen muß, dann das Bergen des Heues zur Winterszeit
auf der Schneebahn ist lebensgefährlich. Bei der Ernte des Streugrases in den
pinzgauischen Sümpfen stecken die Arbeiter oft bis an den halben Leib im Moor.
Trotz allen diesen Beschwerden ist der Salzburger dennoch meist heitern Sinnes.
Er liebt Gesang und Tanz, und die Freuden der Tafel, ist gesellig, gastfrei,
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13
witzig und lebhaften Geistes. Der Salzburger ist fromm und religiös im hohen
Grade, vom Aberglauben nicht frei, fest, bis zum Vorurtheil am Althergebrach-
teil hängend. Dem Landesherrn ist er treu und gehorsam. Als Jäger voll Much
und Verwegenheit, ist er doch nicht eben der beste Soldat. Der Körperbau ist
meist rüstig und kräftig. Leider ist der Kretinismus ziemlich häufig, und Lappen
(Blödsinnige) und Feren (Trotteln, Kretinen, fast ganz des Verstandes beraubt),
werden nur zu Viele gefunden. Reinlichkeit ist, besonders im Gebirge, nicht eben
vorherrschend. Der Bauer des Gebirges kleidet sich von der Wolle seiner Herden.
Er bereitet sich selbst den Loden grauer und schwarzer Farbe. In der Stadt
ist die französische Tracht allgemein. Der Salzburger hängt mit eben der Liebe
wie alle Älpler an dem Boden seiner Heimath. Nirgend ist ihm wohler als auf
feinen Bergen, im Anschauen jener großen herrlichen Natur, deren Reiz er
fühlt, ohne sich eben Rechenschast darüber geben zu können. Daß das Jntelli-
genzvermögen der Salzburger nicht unbedeutend sei, beweisen die vielen ausge-
zeichneten Männer in Kunst und Wissenschaften, welche aus diesen Bergen her-
vorgingen. Fast in allen Fächern des Wissens und der Kunst zeigt Salzburg
mit Recht geachtete Namen (das von Pillwein 1821 herausgegebene Künstler-
lerikon von Salzburg liefert biographische Andeutungen über 354 Künstler), unter
denen ein Name obenan steht, der für alle Zeiten der Bewunderung gewiß ist;
Mozart ist in Salzburg geboren!
Es fehlt in Salzburg nicht an eigenthümlichen Volksbelustigungen. Dahin
gehört das Schifferstechen der Halleiner, der Schwerttanz der Halloren, das An-
glöckeln, das Perchtenlaufen, das Aperschnalzen, Holztriften und Pirosseln, das
Hofenrecken (Ringen) der Pinzganer und Pongauer. Kindstanfen, Hochzeiten,
Leichenbegängnisse werden in allen Thälern mit eigenthümlicher Feierlichkeit be-
gangen. Der Salzburger ist ein eben so geschickter als leidenschaftlicher Schütze.
Das Scheibenschießen ist überall im Lande üblich, und selten wird ein Ort
ohne Schießstätte gefunden werden. Das Eisschießen im Winter ist auch überall
verbreitet. Kegel- und Kartenspiele, Wettlausen, Springen, Wettrennen mit
Pferden, Ochsen und Hunden. Der Alpen-Auf- und Abtrieb ist auch ein eigen-
thümliches Volksfest. Der Landmann in Salzburg nährt sich von den Produkten
seines Bodens. Jener im Flachlande bereitet sich seine Speise fast durchaus von
Mehl aus Weizen und Korn. Der Trunk ist Bier. Dagegen liebt der Gebirgs-
bewohner mehr den Branntwein, besonders jenen aus der Enzianwnrzel. Vom
Korne wird das feinste Mehl zum Kochen aufbehalten, das übrige fammt den
Kleien zusam.mengeschroten, und das tägliche Brot daraus gebacken, welches
natürlich sehr grob ist. Für Gäste findet man aber fast in jedem Hause Weiß-
brot. In Gegenden, wo starke Viehzucht getrieben wird, ißt man häufig Speisen
mit Schmalz und Milch bereitet, und verbraucht mehr Fleisch, welches geräu-
chert wird.
Übersicht der Geschichte. Die Urgeschichte dieses Kreises ist in die
undurchdringlichen Schatten der frühesten Vorzeit gehüllt; die ersten mit Gewiß-
heit bekannten Bewohner dieser Gauen waren die Bojer. Im Jahre 739 nach
Erbauung Roms (15 Jahre vor der christlichen Aera) eroberten die Römer das
Noricum. Das heutige Salzburg steht unbezweifelbar an und um die Stätte,
wo das Juvavia der Römer sich erhob. Man findet zwar im ganzen Herzog-
thume Spuren jenes weltbeherrschenden Volkes, aber nirgends so häufige, so
sichere, als eben in Salzburg selbst. Anfänglich errichteten die Legionen an diesem
strategisch wichtigen Punkte ein Kastell. Kaiser Hadrian erhob dieses Kastell,
Juvavia, zu einer römischen Kolonie (oft auch nach seinem Namen Colonia Ha-
driana genannt)- Herrlich erblühte die schöne Kolonie, bis auch ihr, wieso vielen Rö-
merstädten, der Einfall der Barbaren den Untergang brachte. Im Jahre 372 began-
nen für Juvaviabiefe Zerstörungen, unter Westgothen, Hunnen und Herulern. Durch
die Letzten ward 478 der letzte Rest der Kolonie in Schutt verwandelt. Die Ein-
wohner wurden in die Sklaverei geschleppt, und öde Trauer lag über den ver-
lassenen Ruinen der Tempel und Paläste der alten Römerstadt. So blieb es
über 100 Jahre. Gegen Ende des VI. Jahrhundertes kam der heilige Ruodpert
(Rupert), Bischof zu Worms, an den Hof des Herzogs Theodor zu Regensburg.
Der Herzog ward Christ und bat seinen Freund Rupert, er möge doch in sei-
nem Lande verweilen. Der fromme Mann gewährte gerne diese Bitte und zog
an den Wallersee. Dann erbaute er am Seekirchnersee ein Kirchlein und eine
Einsiedelei; dort hörte er sprechen von den prächtigen Trümmern der nahen
Römerstadt; er besuchte sie, und fand die Stätte am besten geeignet zu einer
Ansiedlung. Der Herzog schenkte ihm auf sein Verlangen die ganze Gegend;
Rupert ließ nun die Ruinen wegräumen, und erbaute dem Apostelfürsten St. Pe-
trus zu Ehren eine Kirche und ein Kloster, wozu er zwölf Mönche aus Franken
berief. Zugleich stiftete seine Nichte Erntraut das Nonnenkloster auf dem Nonn-
berge, dessen Äbtissin sie ward. Bald mehrten sich die Ansiedler um diese srom-
men Stätten, und es erwuchs ein Städtlein, Salzburg genannt, welches sich
bald zur Stadt ausdehnte. Schon der sechste Bischof Arno (zugleich Abt von
St. Peter), ward 768 zum Erzbifchof erhoben. Von ihm bis auf unsere Tage
saßen 66 Erzbischöfe auf dem Throne des heiligen Rupert. Im Jahre 1179 erhielt
der 22. Erzbischof, Conrad III., von Papst Alexander III., für sich und seine
Nachfolger am Erzstifte die Würde eines apostolischen Legaten. Nach der am
4. Juli 1278 von Kaiser Rudolph von Habsburg zu Wien gefertigten Urkunde,
gehören die Erzbischöfe von Salzburg zu den großen Reichsfürsten. Auch behaup-
teten sie den Rang als Primaten von Deutschland, welche sie keinem andern
Metropoliten je einräumten. Schon der heilige Virgil, der vierte Nachfolger Ru-
perts hatte 77? eine neue Eathedrale erbaut und eingeweiht. Erzbifchof Thiemo,
welchem man die Erfindung der Kunst des Steingusses zuschreibt (er hinterließ
mehrere Bildsäulen dieser Art von seiner Hand), lebte im XI. -Jahrhundert.
Erzbischof Gebhard nahm 1076 auf dem Tage zu Worms laut Partei für
den Papst, in dem unseligen Zwiespalt zwischen Kaiser und Papst über die
Investitur. Dafür traf ihn Kaiser Heinrich's Zorn schwer. Er entsetzte ihn des
Erzbisthums, vertrieb ihn, und Gebhard irrte lange als Flüchtling in Deutsch-
land umher. Erst 1086 ward er durch Herzog Wolf wieder nach Salzburg
geführt, starb aber bald darauf in Werfen. Er hatte zuerst die Feste Hohen-
salzburg erbaut. Nach Gebhard's Tode ward der oben erwähnte Thiemo
früher Abt zu St. Peter, Erzbischof von Salzburg. Auch er erlag den Wirren
jener Zeit. Berthold von Moosburg, den der Kaiser Heinrich, nachdem er Geb-
hard entsetzt hatte, znm Erzbischof ernannt hatte, der sich aber gegen Wolf
nicht halten konnte, trat jetzt wieder auf, seine vermeintlichen Rechte zu behaupten.
Er schlug Tfnemo's Streiter und nahm ihn selbst gefangen. Jahrelang fchmach-
tete Thiemo im Kerker, sollte endlich selbst ermordet werden, allein der ausge-
sandte Mörder vermochte es nicht, den Streich zu vollführen. Das Gerücht von
seinem Tode ward zwar verbreitet, aber er war geborgen in tiefen Gewölben.
Seine treuen Ärüder von St. Peter befreiten ihn ganz. Doch war keine Sicher-
heit für ihn in Salzburg. Er floh nach Eonstanz und schloß sich endlich den
Kreuzfahrern an, welche nach Palästina zogen. Dort gerieth er in die Gefan-
fchaft der Saracenen und verhauchte unter ihren Säbeln, da er jede Zumuthung,
zum Islam überzutreten, zurückwies, sein Leben. Im Jahre 1203 legte eine
große Feuersbrunst fast die ganze damalige Stadt Salzburg in Asche. Im Jahre
1295 kam es zwischen dem Erzbischöfe und Herzog Albrecht von Osterreich
zur Fehde. Die Salzburger zerstörten des Herzogs Salzwerke in der Gösau,
endlich vermittelte Elisabeth, die Herzoginnen Frieden. 1357 war Krieg mit
Herzog Stephan von Baiern, doch wurde auch hier bald Friede geschlossen. Aber-
mals brach 1364 bis 1369 die Fehde ans. Erzbischof Ortolph und sein Nach-
folger Piligrin verheerten mit Österreichern unter dem Grafen von Schaum-
16
bürg und Waldsee ganzNiederbaiern. Darüber ergrimmt, warfen sich die Herzoge
mit ihrer ganzen Macht auf Salzburg, belagerten Mühldorf und trugen des
Krieges Schrecken bis an die Mauern Salzburg's. Im Jahre 1403 ward der
sogenannte Jgelbund geschlossen. Salzburg nahm auch Theil an den Zügen gegen
die Hussiten. Die salzburgischen Söldner wurden aber beinahe vernichtet. 1463
und 1482 wüthete die Pest. Es starben im Stadtpfarrbezirke der Stadt Salz--
bürg allein über 4000 Menschen. 1491 ras'ten unerhörte Orkane. Unter Erz-
bischof Bernhard erhob sich 1481 ein bedeutender Aufstand. Ein kühner Älpler
Georg Erzknapp versammelte eine Schaar eben so vermessener Genossen, über-
stieg den Tauern, besetzte Gastein, und raubte und plünderte. Die Pinzganer
erhoben endlich die Waffen gegen dieß Gesindel und vernichteten es. 1495
raffte abermals die Pest viele Menschen weg. Unter Leonhard von Keutfchach
1495 bis 1519 stieg Salzburg zu dem Gipfel seines Glanzes. Die neu eut-
deckten reichet! Goldminen lieferten ihm unermeßliche Schätze, welche er zu gro-
ßen Unternehmungen, Straßenbanten u. s. w. verwendete, ohne deshalb den
Unterthan belasten zu dürfen. Übrigens ward auch feine Regierung durch Uiiru-
hen getrübt. Die Stadt Salzburg war reich und groß geworden; die Bürger
trugen Gelüste, die Oberherrfchaft des Erzbifchofes abzuschütteln, und gleich
den deutschen freien Reichsstädten sich zu eoustitutioniren. Kräftige Gegenmaß-
regeln des Erzbifchofes erstickten schnell diese Umtriebe. Unter dem Erzbischose Mat-
thäus Lang von Wellenburg ging Salzburg wichtige» Ereignissen entgegen. Er
machte sich durch thätige Regierung Verdienste um das Land. Er führte große
Baue, liebte aber Glanz und Pracht. Im Jahre 1525 brach in Salzburg der
große Bauernkrieg los für das Lutherthum. In mächtige Massen vereinigt, zog
das Gebirgsvolk gegen die Hauptstadt. Der Erzbischof warf sich in die von ihm
neu befestigte Burg Hohenfalzburg, ward dort drei Monate von den Bauern
belagert und durch Herzog Wilhelm von Baiern endlich entsetzt. Es ward im
August 1525 eine Art Vergleich geschlossen. Darum aber war der Friede nicht
hergestellt. Die Bauern hatten nur dem Drange des Augenblickes nachgegeben.
Kaum war der Herzog Wilhelm abgezogen, so brach der Aufstand im Pinzgau
vom Neuen los. Der Hofmarschall von Thum zog gegen sie aus, ward aber
geschlagen. Nun erhob sich auch das Volk von Pongau und die Knappen von
Rauris und Gastein gegen den Erzbischof. Furchtbar wütheten sie im Lande,
Raub, Mord und Brand bezeichneten ihre Schritte. Der Erzbifchof zog Truppen
aus Schwaben an sich, ward aber überall geschlagen. Die festen Burgen Kaprun,
Mittersill, Fischhorn, Lichtenberg, Tarenbach u. s. w. fielen in die Hände der
m 17
Empörer. Nur vor Radstadt erlitten sie eine Schlappe. In zwei Jahren fraß
dieser Krieg über 15,000 streitbare Männer. Endlich gelang es 1526, den ans
Schwaben und Steier herangezogenen Truppen den Aufstand zu bändigen, und
die alte Ordnung kehrte zurück. 1570 entstand ein unbedeutender Aufruhr unter
dem Baueruvolke imPongan, welcher bald gedämpft war. 1578 erneuerten sich
diefe Zuckuugeu, wurden aber noch schneller gestillt. 1597 erschien wieder die
Pest. Der unzeitige Eifer, Berchtesgaden zu erwerben, nach welchem Besitze die
Erzbischöfe längst lüstern waren , verleitete den Erzbifchof Wolf Dietrich 1611
einen Einfall in dieses Ländchen zu unternehmen. Darüber fielen die Baiern
(der Propst von Berchtesgaden war bairischer Prinz) über Salzburg. Der Erz-
bischof floh nach Kärnthen, ward aber eingeholt, in der Festung Werfen ein-
gekerkert, mußte resigniren, und starb auf der Burg Hohenfalzburg 1617.
Unter seinem Nachfolger Markus Sittikus ward Stadt und Land verschönert
und bereichert. Man dankt ihm treffliche Gesetze und mehrere Institute. In die
Regierungsperiode des Erzbischofs Paris von Lodron fällt der dreißigjährige
Krieg. Der Erzbifchof beschloß seinem Lande um jeden Preis den Segen des
Friedens zu erhalten. Er verweigerte standhaft den Beitritt zur Ligue und erklärte
sich, so weit es mit seinen Lehenspflichten als Reichsfürst vereinbar war, für die
strengste Neutralität. 1645 regten sich abermals Unruhen im Pongau. Unter Mar
Gandolph ereignete sich am 16. Juli 1669 der Bergsturz in der Gstätten in der
Stadt Salzburg, 13 Häuser wurden zermalmt, 300 Personen fanden den
Tod. Der spanische Erbfolgekrieg blieb nicht ohne Einfluß auf Salzburg. Als
der Kurfürst von Baiem sich mit den Franzosen gegen Kaiser und Reich verband
und 1703 in Tirol eindrang, war auch Salzburg auf das Äußerste bedroht.
Man mußte Land und Stadt mit großen Kosten in Vertheidigungsstand setzen.
Unter dem Erzbischof Leopold von Firmian fand die große Emigration statt,
welche dem Lande eine Wunde schlug, von der es nicht mehr genas. Obwohl
seit dem Erstehen der Reformation, im ganzen Erzstifte die strengsten Maß-
regeln gegen die Verleitung der neuen Lehre genommen wurden, so nahm
doch die Anzahl der Protestanten immer zu. Am 31. Oktober 1731 erließ
eudlich der Erzbischof das weltberühmte Emigrations - Edikt. Diesem gemäß
sollten alle der protestantischen Lehre Geständigen oder Verdächtigen, welche
in fürstlichen Diensten standen, entlassen, alfo solche Bürger oder Bergarbeiter
ihres Bürgerrechtes verlustig seyn. Alle unansäßigen Protestanten sollten binnen
8 Tagen, die Ansäßigen nach 3 Monaten oder längstens bis Georgi 1732 aus-
wandern. Am 23. November begann die Emigration, zum Theil mit militärischer
Exekution, weil manche sich nicht im Guten dazu verstehen wollten. Am stärk-
sten war die Auswanderung im Pongau. Von den Emigrirten ließen sich viele
in den protestantischen Ländern Europas nieder, mehrere gingen nach Amerika.
Durch diese Maßregel verlor das Erzstift über 25,000 betriebsame Einwohner,
und mehr als 5 Millionen an Geld. Es folgte nun für das Erzstift durch eine
Reihe von Jahren, Unfall auf Unfall. Im baierischen Erbfolgekrieg ward die
Neutralitätserklärung des Erzstiftes von den streitenden Heeren nicht beachtet.
Baiern und Österreicher durchzogen dasselbe, das Flachland oeeupirten 1742 die
Hessen, als Verbündete Baierns, und verursachten einen Schaden von mehr als
300,000Gulden. Elementarereignisse, Viehseuchen u. s.w. vergrößerten denNoth-
stand. 1772 ward Hieronymus Eolloredo Erzbischos. Den Anfang seiner Regie-
rung bezeichneten eben so kräftige als wesentliche Verbesserungen in allen Theilen
der Verwaltung. Es brach der Revolutionskneg aus. Salzburg nahm keinen
andern Antheil, als daß es sein Contingent zum Reichsheere stellte. Es mußte
nach so blutigen Kämpfen mehrmals ergänzt werden, und schon nach wenig
Jahren hatte der Krieg dem Erzstifte 2600 Mann und mehr als vier Millionen
Gulden gekostet. Schon 1796 war Salzburg selbst von den vorrückenden Frau-
zosen bedroht. Die Siege des Erzherzogs Karl entfernten damals noch die Gefahr.
Im Junius 1796 sah Salzburg die Depots der Emigranten-Armee des Prinzen
Cond«, mit vielen Edelleuten, Priestern u. s. w. Am 3V. August 1796 ward
wegen dieser Durchzüge eine Fremden-Eommission errichtet. 1797 sah Salzburg
die Franzosen in den Lungau eindringen. Sie hielten es bis zum Waffenstillstände
von Leoben besetzt. 1797 am 17. Oktober ward der Friede von Eampo Formio
geschlossen. Sein fünfter Artikel erwähnte bereits der Säcularisirung des altehr-
würdigen Erzstiftes. 1800 nach der Schlacht bei Hohenlinden rückten die Fran-
zosen wieder in Salzburg ein. Es ward auf den Walserfeldern bei Salzburg
hitzig gefochten. Am 15. Dezember besetzten die siegreichen Neufranken die Haupt-
stadt. Der Erzbifchof hatte eine provisorische Regierung eingesetzt und war nach
Brünn geflohen. Am 25. Dezember ward die Waffenruhe zu Steyer, am 9. Fe-
bruar 1801 der Friede von Lüneville geschlossen. Am 8. Llpril verließ die letzte
Heersäule der Franzosen Salzburg. An Brandschaden hatte das Land 66,000 fl.,
an Plünderung über 3,000,000 verloren. Die legalen Requisitionen betrugen
3,900,000 Livres. Der Vorspannsdienst kostete 80,000 fl. Aus allen öffentlichen
Sammlungen, selbst von Privateigenthum wurden die ausgezeichnetsten Kunst-
schätze für das National-Jnstitut in Paris requirirt. Im Frieden von Lüneville
war die Säeularisation des Erzstiftes definitiv ausgesprochen. Es kam als
'OÖ
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Kurfürstenthum an die Secundo-Genitur von Österreich, an den ehemaligen Groß-
Herzog von Toskana, Ferdinand. Der Erzbischof Colloredo erhielt die reichs-
schlnßmäßige Ruhe mit einem Gehalt von 80,000 fl. Er starb 1812 und ruht,
der letzte der regierenden Erzbischöfe Salzburg's, im Dome von St. Stephan in
Wien. Die Regierung Ferdinand's war durch Weisheit und Energie ausgezeich-
uet. Er strebte mit der edelsten Thätigkeit, die tiefen Wunden des Landes zu hei-
len, aber nur zu schnell ward er von dieser Thätigkeit zu einem neuenWirkungs-
kreise abberufen. Es brach der Krieg von 1805 aus. Abermals überschwemmten
die Franzosen nach den Unfällen bei Ulm das unglückliche Salzburg, und aber-
mals kostete diese Invasion den Staatskassen über 2 Millionen, dem Lande über
3 Millionen Gulden. Am 26. Dezember 1805 ward der Friede von Preßburg
geschlossen. Er hob das Kurfürstenthum Salzburg auf. Ferdinand erhielt Würz-
bürg, Salzburg kam an Österreich. Es blieb bei diesem Staate bis 1809. Nach
den unglücklichen Ereignissen, welche in diesem Kriegsjahre die Österreicher bei
Regensburg getroffen hatten, fielen die Franzosen wieder in Salzburg ein. Diese
Invasion kostete dem verarmten Lande wieder mehrere Millionen. Im dem Frie-
den von Wien, ward Salzburg an das Königreich Baiern abgetreten. Es erhielt
den Namen des Salzachkreises, und blieb bei Baiern bis 1816, wo es wieder
von Österreich in Besitz genommen ward. Seit dem Tode Colloredo's (1812)
ward das Erzbisthum von dem Bischöfe in Chiemsee bis 1816, dann bis 1824
von dem Bischöfe von Lavant verwaltet. 1824 ernannte Kaiser Franz den Erzbi-
schos Gruber, welcher 1835 starb, und gegenwärtig ist Fürst Friedrich Joseph
von Schwarzenberg, Erzbischof. Das Herzogthum ist unter dem Namen des
Salzachkreises, mit der Monarchie, und zwar der Eintheilnng nach mit Öfter-
reich ob der Ens verbunden.
Städte, Märkte, Schlösser. Salzburg zählt in seinem gegenwärti-
gen Bestände 3 Städte, 5 Vorstädte, 21 Märkte und 734 Dörfer mit 29,428
Häusern. Die drei Städte sind: Salzburg, Hallein, Radstadt. Die 21 Märkte:
Abtenau, Goldegg, Golling, Hosgastein, St. Johann, Knchel, Loser, Mau-
terndorf, St. Michael, Mittersill, Neumarkt, Rauns, Saalfelden, Seekirchen,
Straßwalchen, Tamsweg, Tarenbach, St. Veit, Wegrain, Werfen, Zell am
See. Davon liegen Golling, Kuchel, Neumarkt, Seekirchen und Straßwalchen
im flachen Lande, die übrigen 16 im Gebirge.
Festungen hat das Land zwei, aber beide von geringer Bedeutsamkeit. Die
eine ist Höhensalzburg an der Hauptstadt, und Werfen im Pongau. An
zum Theile sehr malerischen, theils in Ruinen liegenden, theils noch bewohnten
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agj Schlössern und Burgen ist Salzburg sehr reich. Ich nenne darunter nur: Gotting,
fg Puchstein, Urstein, Seeburg, Anif, Gartenau, Glanek, Hellebrunn, Montfort,
W Aigen, Leopoldskron, Radek, Nenhaus, Goldenstem, Hintersee, Goldegg,
H Schernberg, Blühnbach, Klausek, Hieburg, Lichtenberg, Fischhorn, Taren-
^ bach, Kaprun und viele andere.
W Wanderung durch den Kreis. Ich beginne nun den Leser auf einer
H Wanderung nach allen Theilen dieses interessanten Gebirgslandes zu führen,
i Der Stoff ist hier, wie gesagt, so überreich, daß ich mich durchaus nur auf
II Andeutungen werde beschränken müssen, doch werde ich streben, keinen nur
W einigermaßen bemerkenswerthen Punkt zu übergehen, und so einen Führer zu
m den wichtigsten Momenten zu biethen. Wir betreten zuerst den Kreis auf der
H Poststraße von Ischl her, im Osten. Bald außerhalb des Badeortes überschreitet
|| man die Grenze und schreitet längs dem schönen Ufer des Wolfgangsees dahin.
H Dieser herrliche See, dessen Gewässer nach seinem größten Theile zu Salzburg
m gehört, ist einer der schönsten des Landes. An seinem Ufer erhebt sich der be-
I rühmte S ch a fb e r g, 5676 Fuß hoch, eine der prächtigsten Alpenspitzender nori-
M schert Alpen, mit einer Fernsicht, welche mit jener des Rigi in der Schweiz
W wetteifert. Seine Ersteigung wird meist von St. Wolfgang oder von St. Gilgen
?! aus unternommen. In drei Stunden hat man den Gipfel erreicht. In den Alpen-
H Hütten ist ziemlich gute Unterkunft. Man gelangt, den oben erwähnten Weg fort-
D setzend, nach St. Gilgen (Markt mit 77 Häusern uud 557 Einwohnern). Er
W biethet keine besondere Merkwürdigkeit. Dicht hinter dem Markte erhebt sich die
M Straße, und der Überblick der Gegend und des Sees von hier ist von unbe-
H schreiblichem Reize. Nun geht es am schönen Fuschelsee vorüber im stäten Wech-
W sel von Wald und Bergen nach Hof (Poststation, Dorf mit 33 Häufern und
ff 184 Einwohnern), auf einer Höhe gelegen. Die alte Kirche ist fehenswerth. Von
f| Hof geht der Weg wieder meist auf den Höhen fort, senkt sich dann hinab und
jp vereint sich außerhalb Gingt mit der Poststraße von Lambach nach Salzburg.
D Der Anblick des Salzachthales mit der herrlichen Stadt, der hochthronenden
W Beste Hohensalzburg, dem Mönchsberge, dem Stauffen, Untersberg und den
ft fernen Hochgebirgen Berchtesgadens und Pongau's ist von überraschender Schön-
|| heit. So gelangt man dann an die Thore Salzburg's. Ein zweiter Weg von
W Osten (M^L)sterreich) herein, ist jener aus dem Gösauthale, und über die
W Abtenan. Er ist malerisch in hohem Grade, aber nur für leichtes Fuhrwerk
D passierbar. Aus dem herrlichen Gosauthale wandelt man über das Gschütt, auf
p schönem Wald- und Alpengebieth über die Grenze. Majestätisch und ernst ist
aÜ!
21
dieser Weg. Man erreicht endlich Abtenau (Markt mit 70 Häusern und 600
Einwohnern). Den Namen hat diese Gegend, weil sie seit den ältesten Zeiten
zuni Stift St. Peter gehört. Außer dem Markt ist im ganzen Gau kein Dorf.
Einzeln liegen die Gehöfte rings auf den malerischen Gebirgen. Majestätisch
erhebt sich im Süden das kolossale Tännengebirg über 7000 Fuß hoch. Die alte
Pfarrkirche von St. Blasien mit guten Gemälden, verdient einen Angenblick
der Besichtigung; eben so das Kirchlein zu Mühlrain, eine halbe Stunde ent-
fernt. Ans der reißenden Lämmer, welche das Thal durchströmt, wird Holz
getriftet. Man findet auch an diesem Gewässer sogenannte Ö fen, das heißt
Schluchten, wo der Wildbach unter gewaltigen Felsmassen sich den Durchzug
bahnte. Bon Abtenau weg führt dann diese Straße nach Golling durch die
Schäffau, einer höchst pittoresken Alpengegend, wo die St. Ulrichskirche
vor Allem einen Besuch verdient. Es ist ein altdeutscherBau, mit einem höchst inter-
essanten Schnitzaltar mit Gemälden von Wohlgemuth. Golling selbst ist ein
alter Bannmarkt mit 85 Hänsern, und 116 Wohnparteien (555 Einwohner).
Außer seiner schönen Lage und der pittoresken, ans einem Felshügel thronen-
den, seit dem IX. Jahrhundert urkundlich genannten alten Burg, biethet Golling
keine besondere Merkwürdigkeit. Aber in seiner Nähe brauset einer der herrlichsten
Wasserfälle Enropa's. Man erhält in dem Wirthshause in Golling sowohl kleine
Wägelchen, als Führer zum Wasserfall. Der Weg dahin führt auf einem lan-
gen Stege über die Salzach an dem schönen, auf einem mächtigen Felsblock
ruhenden St. Nikola-Kirchlein vorüber, in die Felsschlucht, wo uns das Brausen
der Cascade begrüßt. Er theilt sich in drei Abtheilungen. Hoch oben dringt aus
einer wilden Schlucht der Schwarzbach ans den Wänden des hohen Göhl, und
bildet dort den ersten Absturz. Gleich unterhalb desselben den zweiten, den Herr-
lichsten aus allen, an malerischer Wirkung von keinem in Europa übertroffen.
Ein hoher Felsenbogen wölbt sich hier nämlich über den Sturz, und hinter dieser
Wölbung schießt das brausende Gewässer hinab. Es ist ein Anblick sonder glei-
chen. Endlich reißt sich der Strom wieder ans diesem Kessel hervor, und wirft
sich über den dritten Absatz hinab. Der Hauptfall ist so mächtig, daß er weit
über die Wand vorspringt, nur Nebenstrahlen des Gewässers gleiten von allen
Seiten an der Wand hin, und bilden Spiegel an Spiegel. Ganz unten treibt
der Bach noch eine Mühle und eilt dann sich der Salza zu vermählen. Noch
1796 war diese herrliche Easeade ganz ungekannt. Die erste Anlage eines Weges
dahin machte der damalige Pfleger von Golling, Regierungsrath von Mayern.
Fürst Emst von Schwarzenberg, dem auch der Park von Aigen so viele
Verschönerung dankt, erweiterte sie, und er schuf eigentlich erst die volleZugäng-
lichkeit zu diesem Naturschauspiele. Kein Fremder reiset jetzt mehr durch diese
Gegend, ohne die schöne Najade begrüßt zu haben. Von Golling setzt man den
Weg nach Salzburg über Hallein fort. Auch dort fesselt eines der großen Na-
turwunder des Landes, der altberühmte Salzberg den Fuß des Wanderers.
Hallein ist nach Salzburg die bedeutendste Stadt des Herzogthumes. Im XI. Jahr-
hunderte standen nur wenige Häuser daselbst. Als man aber 1123 wieder die
reichen Salzlager im Dürrenberge entdeckt hatte, erhob sich schnell die Stadt zum
namhaften Orte. Hallein liegt am linken Ufer der Salzach, welche hier schiff-
bar wird (Schiffahrt seit 930). Die Stadt zählt 324 Häuser mit 3763 Ein-
wohnern. Sie hat 4 Plätze, 5 Thore, 6 öffentliche Brunnen. In der Pfarr-
kirche, 1770 neu erbaut, finden sich schöne Altarblätter von Neffelthaler, Strei-
cher, Lo^haller u. s. w. Das Pfarrhaus, das Rathhaus, der Dechanthof :c.
sind die merkwürdigsten Gebäude. Die größte Merkwürdigkeit Halleins aber ist
der D n r r e n b e r g. Er bildet ein eigenes Vicariat. Der Dürrenberg ist ein Flötz-
kalkgebirge, südwestlich von Hallein. Eine Fahrstraße, und mehrere Fußpfade
führen hinan. Die Höhe gewährt eine herrliche Aussicht. Auf der Höhe steht die
Wallfahrts- und Vicariatskirche am Dürrenberge. Sie ist ganz von rothem Mar-
mor erbaut. Die Erzbifchöfe Wolf Dietrich und Markus Sittikus erbauten sie
von 1594 bis 1612. Der Thurm von Quadern ist mit Marmorsäulen geschmückt,
mit einer Blechkuppel gedeckt, 199 Stufen führen hinan. Am Hochaltare steht
das wunderthätige Muttergottesbild. Der Salzberg selbst, schon von den Römern
gekannt, fiel nach den Zeiten der Stürme der Völkerwanderung in Vergessenheit.
Der heilige Rupert erhielt ihn mit dem Land umher von Herzog Theodo zum
Geschenk. Dieser benützt die Salzquellen neuerdings, und gab daher dem Strome
und seiner neuen Stiftung den Namen Salzache und Salzburg. Seit 1123
besteht eine geregelte Salzregie. Seit jener Zeit wurden aus diesem unerschöpf-
lichen Schatze gegen 3000 Millionen Zentner Salz geliefert. Um in den Salz-
berg einzufahren, muß man sich bei der k. k. Salinenverwaltung in Hallein um
einen Erlaubnißschein melden. Die Einfahrt geschieht auf Rollen, die Ausfahrt
auf einer Bergwurst. Es gibt 17 Einfahrten, die längste Einfahrtsrolle hat
90 Lachter. Man zählt 20 Sulzenstöcke, von denen das Werk Stoberer gegen
600,000 Eimer Soole faßt. Fremde werden gewöhnlich am Freudenberg-Haupt-
stollen eingefahren. Der ganze Stollen ist 293 Klafter lang, er ist theils ver-
zimmert, theils besteht er aus Salz und Gypsgebirge. Zu Ende des Stollens
gelangt man an die Freudenbergrolle, 570 Klafter lang, 40'/- Grad im Winkel.
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Über diese Rolle fährt man dann blitzschnell hinab in den Untersteinberg-Haupt-
W stollen. Man durchwandert in demselben eine Strecke von 108 Klafter und fährt
fg dann über die Johann - Jacob-Bergrolle in den Johann - Jacob - Berg-Haupt-
W stollen, 1200 Klafter lang. In diesem Nievier befinden sich die salzreichsten Werke,
|| er hat auch die stärkste Verzimmerung. Matt durchwandert diesen Schacht ge-
|| wohnlich in der Länge von 325 Klafter bis an die Königsrolle, und begibt sich
H in den Rupertsberg. Hier findet man einen geräumigen Hallenraum, in welchem
M früher die sogenannte Himmelschan (Bergbeschau) abgehalten ward; dieser Platz
1U heißt daher noch jetzt das Berg- oder Commissionszimmer. Man sieht hier die
W Marmordenkmale St. Ruperts und St. Sigmunds, und dann einen, im schön-
-D sten Salzgebirge ansgehanenen Platz, in welchem die Stufen der verschiedenen
gl im Berge vorkommenden Salzgebirgsarten, und die 1825 und 1826 über Tage
jr| vorgefundenen römischen Alterthümer aufbewahrt und den Fremden gezeigt wer-
M den. Der Rnpertsberg ist 390 Lachter lang. An diesen Stellen befindet sich das
U Kaiser Franzenswerk, ausgezeichnet durch einen kleinen See aus Salzwasser, der
H bei der Grubenbeleuchtuug einen wahrhaft magischen Eindruck gewährt. Die
H Ausfahrt aus dem Berge geschieht sodann durch den prächtigen Wolf-Dietrich-
|| Stollen, 1341 Lachter lang. Mitten in diesem Stollen pflegt man zu halten,
«Z und die Bergleute machen auf einen Stern aufmerksam, den man in der Ferne
|| sieht. Es ist dies das Tageslicht, welches sich immer glänzender gestaltet, bis
man wieder aus dem Stollen zu Tage tritt. An dem Barmsteine bei Hallein ist
»I auch Kaltenhausen merkwürdig; die große Bier- und Branntweinbrennerei,
U welche diesen Namen trägt, ward 1751 unter dem Erzbischof Dietrichstein erbaut.
H Seit 1805 gehört Kaltenhausen der Kursürstin von Baiern, Leopoldine. Von
jH Hall ein führt dann die Poststraße an Anif vorüber, nach Salzburg.
|| Es erübrigt uus nun noch, auch des Weges zu erwähnen, der vonL a m b a ch
M nach Salzburg leitet. Er ist eigentlich die Hauptpoststraße aus Osterreich herein,
H und betritt das Herzogthum bei Straß walchen. Es ist dieß ein Markt mit
ZZ 154 Häusern und 813 Einwohnern. Die stattliche, schon 799 erbaute , dem
|| heiligen Martin gewidmete Pfarrkirche steht auf einem Hügel. Ihre jetzige Gestalt
§f erhielt sie 1730. Von dort geht es dann nach N e u m a r kt. Dieser Markt hat 109
|1 Häuser mit 615 Einwohnern. Die schöne Nikolanskirche auf einem freundlichen
W Hügel hat ein gutes Attarblatt von Zanuffi, und eine im Lande berühmte
|1 Orgel Egedachers. Der Posthof ward 1790 von dem Wiener Buchhändler Ritter
II von Mösle erbaut, der von hier gebürtig war. Das Pafchinger'fche Haus ist
jjl auch ein schönes Gebäude. Von Neumarkt führt dann die Straße am östlichen
Ufer des freundlichen Wallerfees vorüber. Er biethet dem Fremden manchen
Gegenstand der Aufmerksamkeit. An seinem Ausflüsse liegt das uralte See-
kir ch e n, ein Markt mit 85 Häusern und 600 Einwohnern; historisch merk-
würdig als erster Sitz des heiligen Rupert. Hier baute der Heilige seine erste
Kirche 58t , in der uralten Kapelle daselbst segnete er das erste christliche Ehe-
paar dieser Gegend ein. Das Hochaltarblatt der Kirche St. Peter ist von Beutler
1672 gemalt. Die Taufe des Baiernherzogs Otto ward 1826 von Zachhauser
neu gemalt. Von diesem sind auch die Darstellungen aus dem Leben des Heiligen
in dem Gruftgewölbe. Die Orgel ist von Egedacher. Die Kirche erhielt nach einem
Brande im Jahre 1669 ihre jetzige Gestalt. Noch ist die Ortschaft S e e b u r g am
See merkwürdig. Es erhebt sich eine Viertelstunde weit von Seekirchen nach
Art eines Kastells. Das Mansardendach ist sehenswerth. Es geht hier die Sage,
eines der Gemächer des ersten Stockwerkes sei die erste Kapelle des heiligen Ru-
pert gewesen. Ohne nun mehr einen interessanten Ort zu berühren, geht es nach
Salzburg.
Stadt Salzburg. Hier müssen wir, obschon uns der drängendsten
Kürze befleißigend, dennoch längere Zeit verweilen. Salzburg ist ohne Zwei-
sel eine der merkwürdigsten, und durch ihre Lage eine der schönsten Städte
Europa's. Auch ist sie reich an ausgezeichneten Bauwerken, und jeder Schritt
mahnt an die einstige Größe und Pracht der Stadt. Dieselbe liegt an beiden
Salzachufern, da wo der Strom zwischen dem Mönchsberge und dem Kapuziner-
berge hindurch rollt. Eine 370 Fuß lange Brücke verbindet beide Stadttheile.
Der beträchtlichere ist jener am linken Salzachufer, wo die Festung Hohenfalzburg
und der Mönchsberg sich erheben. Dort liegt auch die Vorstadt Nonnthal, und
die Vorstadt Mülln. Am rechten Salzachufer erhebt sich der Kapuzinerberg, zu
dessen Füßen die Vorstadt Stein liegt. Die eigentliche Stadt Salzburg zählte
1839: 860 Häuser mit 10,400 Einwohnern. Die drei Vorstädte Mülla mit
968, Nonnthal mit 934 und Stein mit 400 Einwohnern zählen vereint 2302,
also steigt die Gesammtbevölkerung auf beinahe 13,000 Seelen. Salzburg ist
zum Theile mit Mauern umgeben, und hat zehn Thore. In dieser Stadt ist
der Sitz des Kreisamtes für den Salzachkreis, eilies Merkantil- und Wechsel-
gerichtes, eines Stadt- und Landrechtes, eines Erzbischoses mit seinem Dom-
kapitel, einer Brandassekuranz für Oberösterreich, einer Commandite der Spar-
kasse in Wien; es besteht daselbst ein Lyceum und Gymnasium (am Lyceum
bedeutende Bibliothek, über 30,000 Bande, worunter über 1000 Jncunabeln
und 300 Manuscripte, botanischer Garten, zoologisches Museum u. s. w>), das
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25
Stift St. Peter hat auch eine namhafte Bibliothek (über 40,000 Bände),
Kupferstichsammlung, Münzen- und Natnralienkabinet u. f. w. In Salzburg be-
finden sich ferner ein k. k. Militärspital, 3 Civilspitäler, das alte Leprosenhaus
für unheilbare Kranke, ein Irrenhaus, ein Stadt-Bruderhaus, eine Soolen-
Badeanstalt, eine Waiftnftiftung, ein Theater, eine Museumsgesellschaft u. f. w.
Das Museum ist eine Schöpfung der neuesten Zeit. Wir werfen nun einen Blick
auf die vorzüglichsten Sehenswürdigkeiten, und beginnen mit dem kleinen Stadt-
theile am rechten Salzachufer. Da betreten wir denn zuerst den berühmten Kirch-
Hof zu St. Sebastian. Nach dem großen Brande, welcher 1818 einen Theil
der Stadt zerstörte, ward dieser damals auch sehr beschädigte Kirchhof renovirt.
Der Todtenacker hält 920 Schritte im Viereck. Ringsum ist er mit Arkaden-
gängen umgeben. In der Mitte steht die Gabrielskapelle, in welcher der Grün-
der dieses schönen Ruheplatzes, Erzbischof Wolf Dietrich ruht (f 1612). Die
Wände sind von Elias Castello mit Mosaik geschmückt; das Hochaltarblatt, die
Fußwaschung, ist ein Meisterwerk Zanussi's. Man findet ausgezeichnet schöne
Grabdenkmale hier. Die St. Sebastianskirche, 1505 erbaut, 1818 ganz ueu
hergestellt, hat zwei schöne Altarblätter von Sattler. In einer Seitenkapelle ruht
hier der bekannte Theophrastus Paracelsus. Der Kapuzinerberg ist einer der inter-
essantesten Plätze Salzburg's. Er ist von unbedeutender Höhe (2122 Fuß)
ganz bewachsen. Ehe das Kapuzinerkloster dort erbaut ward, hieß er Imberg.
Wolf Dietrich stiftete 1599 die Kapuziner nach Salzburg. 1602 ward die
Kirche geweiht. Durch ein Thor in der Linzergasse öffnet sich der Aufgang (Fahr-
weg, mit Seiteutrottoir und Stufen für Fußgänger) zur Kirche. Die hölzerne
Stiege, welche weiter vorwärts auf den Berg führt, ward 1671 erbaut. Von
dem Kapuzinerkloster weiter aufwärts führen schön gebahnte Pfade (zuerst von
Ferdinand von Österreich 1802 angelegt), auf den höchsten Punkt des Berges,
wo ein kleines Schlößchen, das sogenannte Franciscischlößl steht. Hier ist die
Aussicht himmlisch. Der Kapuzinerberg ist auch in botanischer Hinsicht sehr reich.
Noch erwähne ich in diesem Stadttheil der St. Andreaskirche, der Drei-
saltigkeitskirche mit dem Virgilianum, der Lorettokirche mit dem Non-
nenkloster derKlarisserinnen,des alten Herenthurmes, das einstige Gefäng-
uiß für Zauberer und Heren (die letzte 1750 verbrannt), des Johannis-
k i r ch l e i n s a m B e r g e; des Stadtkaplaneihaufes, des Versatzamtes, des Theaters
auf dem Hannibalplatze. Die kaiserliche Sommerresidenz Mira bell ward zuerst
als Lustschloß von WolfDietrich für die schöne Salome Alt erbaut, von Markus
Sittikus vollendet. Durch den großen Brand auch fast zerstört, ward es schnell
26
wieder hergestellt, und 1828 vollendet. Es hat einen schönen Garten. In
Mirabell ward 1815 der jetzige König von Griechenland, Otto I., Sohn des
Königs von Baiern, der als Kronprinz damals in Salzburg residirte, geboren.
Das landschaftliche Getreidemagazin. In dem alten Zainingerhause am Platzl
wohnte Theophrastus Paracelsus. Im sogenannten äußern Stein liegt auf
dieser Seite des Stromes die große schöne Lederfabrik derHerrnZezi und Gschwend-
ner, und der Bürgelstein. Dieses Haus gelangte 1790 an den Gärtner Rosen-
egger. Beim Umgraben des Grundes entdeckte man 1792 sehr viele römische Alter-
thümer, sie kamen immer in größerer Masse zum Vorschein, und endlich war es
klar, daß hier das Busüim, die Begräbnißstätte der römischen ^uvsvia gestanden
hatte. Rosenegger und sein Sohn benützten den Fund. Die Nachgrabungen wur-
den fortgesetzt und die Ausbeute überstieg alle Erwartung. Außer Pompeji und
Herkulanum hatte man noch keinen Fundort von solcher Fülle gesunden. In
wenig Jahren hatte Rosenegger ein Museum gesammelt, welches in Deutschland
nicht seines Gleichen hatte. 1833 kaufte der König von Baiern diese höchst inter-
essante Sammlung. Rosenegger sammelte neuerdings, und abermals kaufte mit
königlicher Munificenz der hohe Kunstfreund 1837 auch diefe neue Sammlung
für München an. Rosenegger hatte indessen auch das Besitzthum des Vürgelstei-
nes an einen Herrn Balde übergeben, welcher die Nachgrabungen neuerdings
fortsetzte, und gegenwärtig schon wieder eine bedeutende Sammlung zusammen-
gebracht hat. Der Garten am Bürgelstein ist seiner schönen Lage wegen zahlreich
besucht. Wir gehen nun auf die linke Seite des Stromes über, wo der größere
und schönere Theil der Stadt steht. Hier besehen wir zuerst die prächtige Dom-
kirche, 1614— 1668 von Santino Solari ganz aus weißem Marmor erbaut.
Sie ist 360 Fuß lang, 150 breit, 220 hoch. Die herrliche Faxade füllt die
ganze Breite des Domplatzes aus. Das Innere ist einfach und edel. Die Altäre
von rothem und weißem Marmor. Herrliche Altarblätter von Sandrart, Skreta,
Schönfeld, Solari und Le Neve. Das Plafondgemälde ist von Mascagni und
feinem Schüler Solari. Die Kirche hat 5 große Orgeln, darunter des berühm-
ten Egedachers größtes Werk mit 48 Registern. Das Hochaltarblatt ist von Rense.
In der Kirche die Monumente der Erbauer des Domes, der Erzbischöfe Markus
Sittikus und Paris von Lodron. Unfern der Domkirche steht das uralte St. Peter,
die Stiftung Rupert's, eine der ältesten Abteien Deutschlands. Den Hof ziert ein
schöner Brunnen aus weißem Marmor. In der Kirche das Grabmal St. Rupert's,
Haydn's Monument, Altarblatt von Schmidt. Das alte Kirchenportal ist sehens-
Werth; dicht an der Kirche, unmittelbar unter den Felswänden des Mönchsberges
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ist der höchst pittoreske alte Kirchhof. Längs der Mauer zieht sich ein Bogengang
mit den Familiengräbern hin. Die Denkmale steigen bis zum XIV. Jahrhundert
empor. In der Mitte steht die düstere alte Margarethenkirche von 1485. Weiter
an dem Stift steht die Katharinenkapelle mit dem Grabe des heiligen Vitalis, und
am Mönchsberge die alte Krenzkapelle. Durch diese gelangt man in dieÄgidius-
kapelle im Mönchsberge selbst, und eine Treppe fuhrt in die in Felsen gehauene
Einsiedelei des heiligen Marimin, welcher mit allen seinen geistlichen Brüdern
bei dem Einfalle der Herulen im Jahre 478 den Martertod fand. Außerdem ist
noch in diesem Stadttheile die Franziskanerkirche (Stadtpfarre), ein mächtig alter
Bau. Schöne Altarblätter von Rottmayr. Die herrliche Universitätskirche, nach
den Zeichnungen Fischers von Erlach. Altarblätter von Herrmann, Bergmuller
und Rothmayr. In dem Hause Nr. 225, dieser Kirche gegenüber, auch mit einer
Fa?ade gegen die Getreidgasse, ward 1756 Mozart geboren. Die Cajetaner-
kirche ist im italienischen Geschinacke von Zagolli erbaut. Die Säulen am Portale
sind zwei Marmor-Monolithen von 28 Fuß Höhe. Das Innere stellt sich als eine
majestätische Rotonde dar. Herrliche Fresken und Altarblätter von P. Troger,
Rottmayr und Steidelt. In der Kapelle mit der heiligen Stiege ein Meisterbild
von Zanufsi. Das Kloster der Beuediktinerinnen steht auf dem Nonnberge; die
Kirche ist ein herrlicher altdeutscher Bau des XV. Jahrhunderts, an der Stätte
des uralten, von Rupert's Nichte, der heiligen Erntrudis gestifteten Tempels.
Hier stand zur Römerzeit das Castrum Juliani. Hinter dem Hochaltar ein großes
Fenster mit einer der herrlichsten Glasmalereien von 1480. In der Kirche das
Grab der heiligen Erntrudis. Die Bürgerfpitalskirche hat einen schönen Altar
von Högler, Bild von Troger. Die St. Erhardskirche ist ein Prachtbau im neu
italienischen Style. Altarblätter von Rottmayr und Altomonte. In der Johannes-
Spitalkirche zwei Altarblätter von Rottmayr. Im Hofe ein altrömisches Bad,
ganz wohl erhalten. Die Augustinerkirche hat auch schöne Altarblätter von Rott-
mayr; der Haupt-, Hos- und Residenzplatz ist 250' breit, 410' lang. Mitten auf
demselben steht der schönste Brunnen Deutschlands, ganz aus weißem Marmor,
45' hoch, 1668 durch den Erzbischof Guidobald von Thun erbaut. Die Muschel,
die Pferde und die Atlanten sind Monolithen. An der einen Seite des Platzes
erhebt sich die prächtige Residenz, ein kaiserlicher Palast, einst der Wohnsitz des
regierenden Erzbischofes. Das Gebäude ist majestätisch, die kaiserlichen Appar-
tements sind prächtig eingerichtet. Sehenswerth ist besonders der große Markus-
Sittikus-Saal. An der andern Seite des Residenzplatzes steht das sogenannte
Neugebäude, jetzt der Sitz des Kreisamtes, mehrerer Dicasterien u. s. w. Am
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Neugebäude befindet sich auch die Hauptwache, und in dem Thurme ist das
berühmte Glockenspiel angebracht. Es spielt täglich dreimal, um 7 Uhr Morgens,
um 11 Uhr und Abends um 7 Uhr. Monatlich wird ein neues Stück eingelegt.
Erzbischos Johann Ernst ließ es 1703 erbauen. Auf dem Domplatze steht eine
Mariensäule von Hagenauer. Der prächtige Marstall (jetzt Cavallerie-Kaserne)
für 130 Pferde übertrifft selbst den so hoch gerühmten Marstall in Versailles an
Schönheit. ErzbischofWolf Dietrich erbaute ihn 1607. Er ist 140 Schritte lang,
40' hoch. Der Albenbach ist durch geleitet. Alle Barren sind von weißem Marmor.
Die prächtige Schwemme. Dabei sind zwei Reitschulen; die Sommerreitschule im
Freien hat als Rückseite ein in die Felsen des Mönchsberges gehauenes Amphi-
theater von 3 Gallerien mit 36 Arkaden. Erzbischos Graf Thun ließ dieses Rie-
senwerk 1693 vollenden. Hier ist auch in der Nähe das berühmte Neuthor (Sig-
mundsthor) 415'lang, 22' breit, 39' hoch, ein kühnes Gewölbe, durch den
Mönchsberg gebrochen. Erzbischos Sigmund von Schrottenbach ließ es in zwei
Jahren, 1767 vollenden. Sein Marmorbildniß schmückt den Eingang an der
Stadtseite mit der Inschrift: Te Saxa loquuniur. Arn Ausgange sieht man die
kolossale Bildsäule St. Sigmunds von Hagenauer. Sie ist 16 Fuß hoch. Auf
einem hohen Fels thront die alt ehrwürdige Beste Hohensalzburg. Ein schmaler
Steig führt von der Stadt hinan. Sie wird jetzt als Gefängniß verwendet.
Sehenswerth sind: Der obere und untere Trompeterthurm, das Schlangenron-
dell, der Giftthurm, die Torturkammer, das heimliche Gericht und die schauer-
lichen Verließe, der Glockenthurm mit prächtiger Aussicht, die Georgskapelle mit
den prächtigen Marmorbildsäulen der Apostel, der Feuerthurm u. s. w. Das
Hornwerk ist ein großes Orgelwerk von Egedacher mit 200 Pfeifen. Es spielt
Morgens und Abends. Der langgestreckte Mönchsberg, welcher mit dem Fe-
stungöberg und Nonnberg in Verbindung steht, ist ein Sandsteingebilde, welches
sich längs der Salzach hinzieht. Er ist nicht hoch, bietet aber einen wahrhaft
bezaubernden Wechsel der lieblichsten und großartigsten Aussichten auf Strom,
Land und Alpen. Den Namen erhielt der Mönchsberg von den Mönchen zu
St. Peter. Sein lauggestreckter Rücken, welcher sich in sanften Wellenlinien
bald erhebt, bald senkt, ist mit wogenden Saaten, mit Wiesenstrecken und Mat-
ten bekleidet, zwischen denen, im freundlichsten Wechsel, Wäldchen von Buchen,
Ahorn, Linden und Eichen thronen. Drei Wege führen auf diesen Berg, dessen
Ersteigung kein Fremder versäumen soll, denn es ist wahrlich einer der schönsten
Punkte Deutschlands. Der erste Weg geht von der Augustinerkirche in die Vor-
stadt Mülln hinan. Der zweite zwischen dem Stifte St. Peter, und der Sommer-
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reitschule, über 278 Stufen. Der dritte endlich von dem Kapitelplatze aus, durch
das Schartenthor. Wir wählen den letzten. Bei dem Eintritt in das Schartenthor
erfreut uns schon die herrliche Übersicht der Stadt, dann wechselt mit jedem
Schritte die Aussicht mit neuen, überraschenden Bildern. Die Hauptpunkte dieses
Spazierganges längs des ganzen Bergrückens sind: der, mit steinernen Sitz-
bänken versehene Rastplatz am rothen Thurm, dann an den Pulver-
thürmen, am Constantinsthurm, an der Edmundsburg, und an
dem Schlößchen M ö n ch s st e i n. Durch die Monikapforte geht man dann den
oben erwähnten Weg an der Augustinerkirche herab, und hat auf diese Weise
den ganzen Berg bewandelt.
U m g e g e n d S a l z b u r g's. Die Umgegend Salzburg's ist ebenfalls reich an
interessanten Punkten. Da ist zuvörderst das kaiserliche Lustschloß Hellabrunn.
1615 durch Erzbischos Markus Sittikus begründet. Der Garten, zum Theile noch
im alten Style, ist durch seine Wasserkünste berühmt, die alle Sonn- und Feiertage
in Thätigkeit sind, und stets eine Menge von Besuchern anziehen. Auch das Land-
Volk findet sich in diesen Tagen zahlreich ein; der Spaß besteht darin, daß die
Fremdlinge plötzlich und unvermuthet mit einem Wasserstrahle begrüßt werden,
was besonders unter den Landlenten als eine Hauptergötzlichkeit gilt. Am frap-
pentesten ist die Neptunsgrotte, dann noch die Monstrumsgrotte, die Grotte der
Kleopatra, die Aktäonsgrotte, die Krön- und Mosaikgrotte, die Dianengrotte,
die mechanische Kunstgrotte, wo 108 Fignren durch Wasser in Bewegung gesetzt
werden, die Steinbockgrotte, die Amorsgrotte, die Regenbogengrotte, die Stern-
weihergrotte, die Tafelgrotte, die Orpheusgrotte, fämmtlich mit Wasserkünsten.
Im anstoßenden Thiergarten werden weiße Edelhirsche gehegt, und dort ist auch
das grandiose, in natürlichen Fels gehauene Theater, und das Monatschlößchen.
Vom Hellabrnnnergarten führt eine Obstallee in das Montfortschlößchen-
Ferner nenne ich das kaiserliche Lustschloß Kleßheim sdie Sommer-Residenz
des Erzbischofes), mit einer prachtvollen Marmortreppe, Fasangarten, Park u.s.w.
Das herrliche Aigen, durch seine großartige Umgebung der schönste Park der
Welt, am Fuße des Gaisberges, von dem Domherrn Fürsten Ernst von Schwar-
zenberg angelegt. Ilm keinen der zahlreichen Punkte zu übersehen, muß man einen
Führer nehmen. Die vorzüglichsten Stellen sind: Der Watzmannsplatz, der Was-
serfall, der Predigtstuhl u. f. w. Von Aigen aus kann man auch in zwei Stnn-
den den Gaisb erg ersteigen, der eine der herrlichsteil Aussichten biethet. In der
Zistelalpe ist ziemlich gute Unterkunft. Der Gipfel ist eine breite Fläche. Noch
nenne ich in der Umgebung Salzburg's das Schloß Leopoldskron, mit einer
30
nun schon ziemlich zerstückten Gemäldegalerie (besonders zahlreiche Künstlerpor-
träts), und einem großen Teiche, an welchem eine Schwimmschule eingerichtet
ist. Ferner: Die Kreuzbrücke in der Riedenbnrg, die Wallfahrtskirche Maria-Plain
mit einem schönen Altarblatte von Le Neve, und einer prächtigen Fernsicht; dann
das Schloß Radek, und das schöne DorsGnigl, mit dem Nokstein und
der Burg Neuhaus. Der Glanzpunkt aber in der Umgegend Salzburg's ist der
sagenreiche Untersberg, 1010 Klafter hoch. Doch ist seine Ersteigung ziemlich
beschwerlich und nicht ganz gefahrlos. Der höchste Gipfel ist der Berchtesgad-
ner hohe Thron. Der nächste Weg hinan führt über das Leopoldskron-Mars
und Glane?, zwei Stunden von Salzburg. Hier muß man durchaus Führer
nehmen (Joseph Schwaiger und der Kugelmüller sind die Berühmtesten, mit
der Örtlichkeit Vertrautesten). Die Ersteigung des Gipfels erheischt wohl sieben
Stunden. Man steigt über die Leopoldskron - Alpe, die steinerne Stiege, die
untere und obere Meisterbaueralpe, über das Geiereck (5500 Fuß hoch) auf den
Salzburg'schen hohen Thron (5620 Fuß hoch) am steinernen Käfer vorüber,
durch die Mittagsscharte auf den Berchtesgadner hohen Thron, den höchsten
Gipfel (6060 Fuß hoch). Die Aussicht von diesem Punkte reicht von den Höhen
des Böhmerwaldes bis an die Eiswüsten des Glockners. Der Rückweg wäre dann
über die Klingeralpe zum Polterhäusel zu machen, und in fünf Stunden zurück-
zulegen. Der Untersberg bildet die ungeheure Grenzwand zwischen Salzburg
und Berchtesgaden. Er ist ein Kalksteinkoloß mit Marmor haltendem Fnßgestelle.
Seine Seiten sind meist schroff und steil. Der große Marmorbruch zeigt eine Mar-
morpyramide. Der Ursprung des Glarbaches, Fürstenbrunn genannt, ist eine
höchst romantische Parthie. In den tiefen Schluchten des Berges schmilzt der
Schnee nie. Auf der Seite gegen Berchtesgaden wechselt die flüchtige Gemse.
Der Untersberg hat mehrere sehr interessante Höhlen, z.B. die Loiderhöhle
(von dem Gastwirthe Loider zum bequemen Asyl der Alpenbesteiger eingerichtet),
den Eiskeller, den steinernen Käser. Unter den Quellen ist derMuken-
brunn, der Jungfernbrunn, der Fürstenbrunn und der Wasserfall
an der sausenden Wand zu nennen. Viele Alpenhütten zieren die Höhen.
Die Freunde der Pflanzenwelt finden hier eine reiche Flora von 150 Arten Alpen-
pflanzen. Eine halbe Stunde von Glanek, an der Straße, hat man neben dem
Gasthause eine Schlammbad-Anstalt errichtet, deren Heilkraft gerühmt wird.
Wir wollen nun unsere Wanderung in die übrigen Theile des Kreises von
Salzburg aus fortsetzen. Wir verlassen die Kreisstadt in südlicher Richtung, um
das Lungau, Pongau und Pinzgau zu durchstreifen. Unfer Weg führt zuerst
5A
31
nach Halleiil (siehe oben), dann nach Golling (siehe oben). Hier stehen wir
dann an der Grenze des eigentlichen Gebirgslandes, und zwar des größten Gaues,
des Pongan's. Er enthält nenn Hauptthäler, nämlich: Abtenan, Wer-
f e n, R a d st a d t, St. I o h a n n, G o l d e ck, W a g r a i n, G r o ß-A r l, G a st e i n,
Ranris. Der größte Theil dieser Thäler gehört dem Stromgebiete der Salzach
an, nnd nur der kleinere, südöstliche Bezirk liegt am Strombette der Enns.
Über Abtenan haben wir bereits gesprochen (siehe oben). Wir betreten nun in
der Fortsetzung unserer Route von Golling aus den Bezirk Werfen. Gleich
außerhalb Golling übersetzen wir die ans der Abtenau herströmende Lammer,
und die Straße erhebt sich über den ziemlich steilen Berg von Brunek. Etwas
all der Höhe hinan zeigt sich rechts an der Straße eine Tafel mit der Inschrift:
Weg zu den Öfen. Parkähnliche Pfade leiten dann hinab zu einem Felfenla-
byrinth, durch welches die Salzach einen Weg gebahnt hat. Es ist ein wirklich
ganz eigenthümlicher Anblick, diese Schluchten, vom Strome, der sich wild an den
Felsen bricht, dnrchranscht zn schauen. Die Stelle, wo dieses Naturwunder sich
am besten überschauen läßt, heißt der Herzogssitz, so genannt von dem erhabenen
Freunde der Alpen, dem Erzherzoge Johann. An der andern Seite führen dann
ähnliche Pfade wieder heraus auf die Straße. Auch die Bahnung dieser Wege
dankt man dem Fürsten Ernst Schwarzenberg. Früher konnte man nur sehr
mühsam in diese Schlucht gelangen. Wir stehen nun an dem schönen Kirchlein
Maria am Bruneck. Die fromme Mythe der Landleute sagt, hier habe Maria
und Joseph mit dem Jesuskinde gerastet. Sie dursteten, und es entsprang die
schöne Quelle, die noch setzt silberklar ihr köstliches Naß neben dem Kirchlein
ergießt. Jenseits den Berg hinabgestiegen, sehen wir den Paß Lu eg vor uns.
Dieser Engpaß zwischen den Kolossen des Hagen- uiid Tenneligebirges gewähnt ein
eigenthümliches Bild. Nur die Straße und der Strom haben Raum in dieser
Enge. Schon 1316 war dieser Paß befestigt. In den Jahren 1800, 1805 und
1809 trotzte» hier die Schützen jeder Gewalt. Als aber im letzten Jahre zufolge
Übereinkunft der Paß geräumt ward, zerstörten die Franzosen das Blockhaus.
Dem Passe gerade gegenüber ist eine Höhle, das Kroatenloch genannt, weil 1742
Pandnren nnd Kroaten daselbst aufgestellt waren, den Paß zu vertheidigen.
Seit 1834 wurde Paß nnd Höhle wieder bedeutend befestigt, welche Arbeit 1837
beendet war, und den Paß wirklich uneinnehnibar machte. Wir kommen nun
zn dem Gasthause im Stegenwald, und an die Ascherbrücke. Hier führt ein
Seitenpfad zur Steinwandalpe, und zu einer der merkwürdigsten Tropfsteinhöhlen,
Scheikofen genannt. Das Thal erweitert sich,- und wir erblicken das hoch-
5(0 OrO Ocp OhO CVO QnO Q
32
thronende, langgestreckte Felsenschloß Werfen. Der Markt Werfen hat 85
Häuser mit 566 Einwohnern. Außer der Pfarrkirche hat Wersen noch ein 1837
begründetes Missionshaus der Kapuziner. Sehenswerth ist auch das alte Pfleg-
haus, der Brennhof mit seiner schönen Marmorbekleidnng. Die Festung Werfen
ist auf einem 532 Fuß hohen Fels erbaut. Sie entstand durch Erzbischof Geb-
hard 1076. Er starb auch daselbst 1088. Mathäus Lang ließ sie neu befestigen.
Jetzt dient sie als Gefängniß. Hohenwerfen hatte auch stets die Bestimmung als
Frohnveste für die Gefangenen der Erzbischöse. Die Gesängnißgewölbe waren
zum Theile furchtbare Behältnisse. Erst 1790 wurden diese Höhlen für immer
geschlossen und andere Gefängnisse eingerichtet. In Werfen ist ein Landgericht,
ein Bergamt und eine Papiermühle. Das Werfnerbrot ist im Lande berühmt.
Die jetzige Besatzung der alten Beste besteht in einigen Invaliden. Unter den
Umgebungen Werfens ist das Jmlauthal, mit vier temporären Wasserfällen,
das Höllenthal und das Blühnbachthal nennenswerth. Das letztere ist
für einen Ausslug besonders lohnend. Das ganze Thal ist ein imposanter Thier-
garten, im Hintergrunde von den kolossalen Wänden eines hohen Gebirges, welches
seines mächtigen Gletschers wegen der ewige Schnee heißt, und sich beinahe
10,000 Fuß hoch erhebt. Das schöne Jagdschloß der Erzbischöfe in dieser Alpen-
wildniß gewährt einen überraschenden Anblick. Von Werfen an, wird das Thal
nun immer weiter und schöner, und eine halbe Stunde außerhalb des Marktes
theilen sich die Straßen; links geht es über die Salzach nach Steiermark. Wir
ziehen aber gerade fort nach Bischofs Hofen. Die uralte Pfarrkirche dieses Ortes
und die schönen Glasmalereien der Frauenkirche verdienen längeres Verweilen.
Hier in der Nähe bildet der Gainfeldbach den sogenannten Bach fall, einen
Wassersturz über eine 400 Fuß hohe Wand. Der schönste Standpunkt, ihn zu
sehen, ist an der Georgskapelle. Dann gelangen wir nach St. Johann, Markt
mit 121 Häusern und 837 Einwohnern. In der Johanniskirche ein schönes Altar-
blatt von Zanussi. Von hier münden mehrere interessante Thäler. Durch die wilde
Schlucht von Stegenwacht, wo man die Heidenlöcher (Höhlen) und warme
Quellen in Arlbach findet, gelangt man nach Großarl und den Kupferwer-
ken von Hütt schlag. Von Hüttschlag kann man dann über den Frauenrieges
nach Hosgastein kommen. Über die Arlscharte führt ein Steig in das schöne
Maltathal in Kärnthen und über das Thörl ins Mnrthal. Das Großarlthal ist
durch eine Bergreihe vom Kleinarlthal getrennt. Dieses mündet bei Wagrain.
Von Wagrain gelangt man in 4 bis 5 Stunden an den Tappenkarfte, und über
das Tappenkar nach Zederhaus. Wir kehren nun nach dieser Andeutung aus
m
§8
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I
I
,1
unsere Poststraße zurück. Immer längs der Salzach gelangen wir nach
Schwarzach, wo in den Tagen der Religionskämpfe die Bauern den söge-
nannten Salzbund schloßen. An dem herrlichen Wasserfalle der Ache vorüber,
nahen wir uns nun Lend, einem Dorfe mit den großen Schmelzwerken für
das in der Rauns, in Pöckstein u. s. w. gewonnene Gold und Silber. Nördlich
von Lend führt der Weg nach Gold egg, wo das sehenswerthe Schloß mit
dem großen Saale von 1552 mit einem prächtigen Schnitzplafond, woselbst alle
Wape» der Reichsmitglieder prangen. Anch kann man von Lend in das Nauri-
ferthal gelangen. Der Weg von Lend nach Gastein ist in hohem Grade inter-
essant. Er führt zuerst dnrch die Klam, eine schauerliche Felsparthie, wo die
Straße durch lauter Felswände gesprengt ist. Der Kreis-Ingenieur Geißler, der
diese Straße baute, hat seinen Namen wahrhaft dadurch verewigt. Die Schlucht
ist etwa eine Stunde lang. Man erhebt sich bedeutend bis zur Klamhöhe
und steigt dann wieder abwärts an den Klampaß. Hier ist die engste Stelle
der Schlucht. Nun wird auch das Thal weiter, und man kommt über Mayer-
Hofen und Dorfgastein, nach Hofgast ein. Dieser Markt mit 113 Häusern und
700 Einwohnern war einst einer der reichsten Orte des Landes, als der Berg-
segen noch blühte. Die Kirche zu Unserer lieben Fran ist ein grandioses Gebäude
mit merkwürdigen alten Grabsteinen der reichen Gewerken, deren berühmteste
Namen man hier findet. Auch die mächtigen Gebäude zeugen für den einstigen
Glanz des Ortes. Der S t raß erh of (jetzt Brauhaus) mit seinem kühn gewölb-
ten Saale; die Ruinen der Weitmoser'schen Häuser u. s. w. mahnen an jene Zeit.
Hofgastein ward in neuester Zeit belebter durch die Errichtung einer Filial-Bade-
anstatt von Gastein. Der k. k. Oberwerkmeister Gainschnigg faßte den Plan auf,
das Wasser der Gasteinerquellen nach Hofgastein zu leiten. Es bildete sich 1828
ein Verein von 34 Bürgern und das Unternehmen gelang vollkommen. Bei der
Beschränktheit des Raumes im Wildbad ist die Unterkunft in Hofgastein doppelt
erwünscht. Schon sind viele Wohnungen daselbst für die Kurgäste bereit (im
Straßerhof/dem Dreilakeuwirthshans, der Apotheke, dem Bäckerhaus u. s. w>).
Im Straßerhose, dem Branhaus des Herrn Moser, ist auch das Badehaus.
Die Quelle kommt mit einer Wärme von 29 Grad Reanmnr in Hofgastein an.
Der Erzbischof Ladislaus Pyrker hat sein schönes Haus zu einem Militärbade
gewidmet. Auf dem sogenannten Fürstenwege gelangt man von hier in das
Wildbad Gast ein.
Gastein und seine Umgebung. Gastein ist ein ärmliches Dörfchen.
20 hölzerne und drei steinerne Häuser sind an den Wänden des Graukogels
84
hingebaut, eines kolossalen Gneisstockes, dem die fünf, mit Recht europäisch berühmt
gewordenen Heilquellen entströmen. Das Thal selbst liegt schon 2939 Fuß hoch.
Das Wasser zeichnet sich durch seine außerordentliche Reinheit aus. Es afficirt
weder Geruch noch Geschmack, und das wichtigste Ergebniß wissenschaftlicher Unter-
suchungen war wohl bisher, daß es ein auffallend starker Leiter der Elektrieität
sey, und Vg mehr Hydrogen enthalte als andere Quellen. Besonders interessant
ist auch dessen Wärme; die Quellen entspringen mit 38 Grad Reaumur, werden
Abends mit 36 Grad Reaumur eingelassen, und haben dann des Morgens noch
immer 28 Grad Reaumur als die allgemein angenommene Badetemperatur.
Sehr oft kühlt sich das Wasser nicht genug ab, und die Badewärter helfen sich
dann durch gewaltsames Schlagen desselben. Das Wasser setzt nicht den gering-
sten Niederschlag ab, aber an festen Körpern, die es auf seinem Laufe berührt,
das sogenannte Bademoos. Am wirksamsten ist die Quelle gegen allgemeine
Schwäche, Lähmungen, nervöse Übel, Gicht, Wunden u. s. w. Offenbar
schädlich ist sie bei Lungenkrankheiten, Entzündungen:c. ic- Auf den gesunden
Körper wirkt sie erregend. Die benützten Quellen sind:
1. Die Fürsten quelle; 2. die Doctorquelle; 3. die Franzens-
quelle; 4. die unterste Haupt quelle. Was die Badeanstalten betrifft, so
findet man im Wildbade etwa 150 Zimmer und 30 Bäder, was bei der starken
Frequenz und der Berühmtheit des Bades, die so viele Leidende anzieht, bei weitem
nicht ausreichend ist. Die Zahl der Curgäste steigt oft über 1000. Das Schloß,
von dem Erzbifchof Hieronymus Colloredo 1794 erbaut, und den Kurgästen
bestimmt, ward erst unter Kaiser Franz dieser Bestimmung wirklich gewidmet.
Es enthält in zwei Stockwerken und den Mezzaninen 28 Zimmer zu 1 bis 6 ff.
(rheinisch) wöchentlich. In diesem Schloß ist auch das mit Serpentin ausgelegte
Fürstenbad und in einem Hintergebäude noch 5 Bäder. Badetare ist 1 bis2ff.
42 kr. (rheinisch). Das Vollbad faßt 15 Personen. Seit 300 Jahren ist die
Familie Straubinger im Besitze des vornehmsten Bad- und Gasthauses,
und die „Straubingerhütte" ist so berühmt geworden wie das Bad.
Straubinger hat endlich, das Bedürfniß erkennend, auch ein zweites Haus von
Stein gebaut. Es enthält auch über 20 Zimmer zu 1 bis 4 fl. wöchentlich, und
3 Bäder. Das alte hölzerne Haus hat eine Capelle, 20 Zimmer und 7 Bäder.
Auch bestehen noch die Bade- und Gasthäuser des Grabenwirthes, Stätterwir-
thes u. a. m. Bequemlichkeit wird beinahe überall vermißt. Nur das neue Strau-
bingerhaus ist von Stein. Alles andere sind Holzhütten, in denen man weder
vor Zug, noch selbst vor Regen und Schnee geschützt ist. Für Arme sorgt das
J o K. TfxfcTibacli «Tel.
X. k ausfehL priv. 0Viramolüho^mphre V-AJois Leyicam in Wien
U . 1 il k .
MMVWM) GKZWM.
SaTzbtnr^erKreis
Wien in der KirnfSbatidltm^ des JU1. -MüHer .am XaEitmarkf 1148 .
35
Spital mit 4 Bädern, welches von dem reichen Gewerken Strochner aus Hof-
gastein schon 1489 gestiftet ward. Das Wildbad ist mit einem Arzte, 2 Chirur-
gen und einer Apotheke versehen. Jeder Badegast bezahlt eine Taxe für die öffent-
lichen Anstalten. Man speiset ««Table d'hote, bei Straubinger Mittags 12
Uhr, fünf Speisen für 50 kr. (rheinisch). Abends ißt man nach der Karte. Die
Kost ist mittelmäßig, Fremde dürfen für eigenen Gebrauch zollfrei einführen:
48 Bouteillen Wein, 20 Pfund Zucker, 15 Pfund Kaffee, 1 Pfund Thee,
5 Pfund Ehoeolade, und 5 Pfund Tabak gegen Zoll. Der k. k. Eilwagen geht
während der Badefaison zwischen Salzburg und Gastein. Die Person bezahlt
für diese Route 6 fl 13 kr. Schweres Gepäck befördert der Postbothe. Die Spa-
ziergänge in Gasten! selbst stud sehr beschränkt. Man findet nicht 50 Schritte
ebenen Boden. Bei regnerischem Wetter ist man auf das Billard im Schlosse,
auf ein paar Zeitschriften und die Ehrungsbücher von Gastein beschränkt. Übrigens
hat das Wildbad täglich nur 8 Stunden Sonne, und selbst zu Mittag, wo die
Hitze oft drückend wird, ist die Atmosphäre etwas feucht. Die Lage selbst aber ist
so romantisch und pittoresk, daß jeder Schritt ein neues Bild entfaltet. Die
ausgezeichnetsten Parthien sind: Die Schwarzenberg'schen Anlagen, der Schloß-
berg, das Echo an der Schreckbrücke, der Pavillon, die Eremitage u. s.w. Herr-
lich ist hier der Wasserfall der Ache, eiuer der schönsten im Gebirgslande. Neben
dem Schlosse stürzt die Ache 270' hoch aus einer Felsenenge, weit und breit
ihren Donner entsendend; unten im Dorfe an der Grabenbrücke hat man den
schönsten Anblick der Cascade. Am Fnße des Badeberges liegt die St. Niklas-
kirche; weiterhin im Örtchen Badbrücke ist eine Taverne. Die Umgegend Gasteins
ist überreich an herrlichen Alpengegenden; die interessantesten Ausflüge sind: In
das Köttschachthal; sowohl vom Wildbade gerade durch den Wald, oder
von der Badbrücke führt der Pfad in das Dörfchen Köttschach, am Eingange
desThales, welches die Köttfchache durcheilt. Zwei Stunden lang wandert
man über herrliche Matten der großartigen Gebirgsftenerie des Pöcksteinkogels,
des Kesselalpels, und den Gletschern des Tischlerkars entgegen. Vom Kesselalpel,
und dem Rauchzagel stürzen zwei sehr schöne Cascaden ab. Rüstige Alpensteiger
mögen dann emporklimmen zur Prossaualpe, dicht am Fuße des ewigen Eises
von Gletscherbächeu umrauscht. Unweit davon liegt auch die Redalpe mit einem
kleinen See. Die Beschwerden dieses Ausfluges werden durch den Ankogel,
den Nebenbnhler des Großglockners belohnt, welcher hier sein Haupt erhebt,
über 11,000 Fuß hoch. Die uugeheure Wand von mehr als 8000 Fuß, welche
fast senkrecht in's Thal abstürzt, die mächtigen Fels- und Eismassen geben dieser
36
Scene eine, selbst in den Alpen seltene Großartigkeit. Bequemer und minder
steil ist der Ochsensteig, aus dem man den Rückweg einschlägt (durch diese Alpen-
wüste kann man auch die kleine Elendscharte ersteigen, einen Übergangspunkt in
das Maltathal in Kärnthen).
DerAusflug auf den Flugkopf ist ebenfalls sehr lohnend.Er ist unter
allen Berggipfeln der Gasteinergegend am bequemsten zu ersteigen; der Weg ist nir-
gends beschwerlich, und der Gipfel gewährt ein herrliches Panorama. Man wandert
zurBadbrücke, dann über das Laternbergel zu der Zitrauerhütte. Über den malen-
schen Mandelberg, wo man eine schöne Cascade sieht, durch die Nosank, kommt man
auf die Passerwiese, wo man schon die Raurisergletscher erblickt, und zur Zitrauer-
alpe. Über das Thronegg hat man dann noch eine Stunde auf den Gipfel.
Der Gamskarkogel ist, seitdem Se. kaiserliche Hoheit der Erzherzog
Johann einen Weg hinan bahnen ließ, ebenfalls das Ziel häufiger Ausflüge
und Wanderungen geworden. Die Aussicht von seinem über 8000 Fuß hohen
Gipfel ist in hohem Grade lohnend, besonders gegen die Gletscherkette und den
Großglockner. Einer der anmuthigsten Spaziergänge von Gastein führt nach
Pöckstein. Pöckstein ist eine Häusergruppe mit dem Amtshause und den Poch-
und Waschwerken des Bergwerkes im Nathhausberge. Die Kirche vou Pöckstein
ist eine freundliche Rotunde mit einem schönen Altarblatte Hagenaners, der
hier das Bildniß seiner Gattin verewigte. Die hiesigen Werke sind sehenswerth.
Der Besuch des Goldberges wird auch Manchem interessant seyn. Man wählt
entweder die Fahrt in der Aufzugmaschine oder den (ziemlich beschwerlichen) Fuß-
psad. In zwei Stunden gelangt man über den Kniebiß, und das Wildenkar
zu den Gruben, welche in der Höhe von 6 bis 7000 Fuß liegen, von Gletscher-
eis bedeckt. Der höchste Stollen St. Christoph ist durch den ganzen Berg ge-
schlagen (1333 Klafter) und mündet jenseits 46° höher im kühlen Brunn
imKolbenkar, am Naßfelde. Der Gipfel des Rathhausberges ist der Kreuz-
kogel. Interessant ist ferner die Besteigung des Tisches, einer der schönsten
Punkte im Gasteinergebirge. Der ziemlich beschwerliche Pfad führt über das
Pöckfeld, und Hirschkarl in fünf Stunden auf den Gipfel; die Aussicht da-
selbst über das Gasteinerthal, und die ganze Gletscherreihe in der Tauernkette
ist großartig. Auch den Grau kogel könnte man besuchen, der den grünen See
enthält. Das Anlausthal ist ebenfalls sehenswerth. Man erblickt daselbst
den schönen Wasserfall des Höhkarbaches und noch weiter aufwärts den mäch-
tigen Tauernfall. Der Ankogel mit -seinem Gletscherhaupt schließt das Thal.
Er ist bereits mehrere Male erstiegen. Der Glanzpunkt unter den Umgebungen
37
Gasteins bleibt aber immer das Naßfeld. Man folgt von Pöckstein immer der
wildbrausenden Ache, durch den wilden Graben, ein Felsenthal, welches sich zur
Schlucht verengt, und nur Raum für den Bach und einen schmalen Pfad läßt.
Seit 1826 liegt an einer Stelle eine Lavine über den Bach, durch welche er sich mit
Gewalt einen Weg bahnte, so daß er hier unter einem Schneegewölbe fließt.
Himmelhohe Wände bilden dann den Kessel, wo dieAche über eine glatte Wand
in ein Granitbecken herab den Kesselfall bildet. Der Anblick des Ankogels, des
Schareks und der Pockhartscharte überrascht weiter oben, und aus halbem Wege
gelangt man an den Schleierfall, den Abfluß der Pockhartseen, 190 Fuß
hoch über die dunkle Wand kaum hörbar rieselnd, in einem durchsichtigen Bogen
wahrhaft schleierartig das Gestein umhüllend. Dicht daneben ist der Bandfall,
ans mehreren schmalen Wasserfällen bestehend, und in geringer Entfernung
bildet der wilde Bären fall den imposantesten Eontrast zu diesen romantischen,
lieblichen Fällen. Ein Denkstein an den Besuch des Erzherzogs Johann bezeich-
net die günstigste Stelle zur Übersicht des Wasserfalles. Der Pfad führt dann
weiter vor, zu der Straubingerhütte und Alpe. Man steht auf dem Naßfelde,
einem ungeheuren Bergplateau, s/t Stunden lang, % Stunde breit, zwischen
dem Gletscher der Schlapperebene, des Schareks, des Hochkars it. s. w. sich hin-
ziehend. Unzählige Eisbäche stürzen rings ab, und vereinen sich endlich, die Ache
zu bilden. Nur saures Gras keimt zwischen den Lagen von Schutt und Gerölle,
welche durch die Wildwässer von den Bergen herabgeführt werden, aber desto
köstlicher sind die Weiden an den höhern Thalwänden. Allenthalben ertönt das
Geläute der Heerden, denn es weiden hier über 300 Pferde, mehr als 700
Rinder und 4000 Schafe. 18 Alpenhütten stehen anf diesem Boden. Von der
Brauerhütte aus ersteigt man am besten den Pockhart, mit seinen schönen Seen.
Auf dem Wege dahin sieht man den Popelbrumi und Giftbrunn, zwei schädliche
Quellen, welche auch deßhalb mit Steinplatten verdeckt sind. Man hat eine schöne
Aussicht über die Gasteiuer und Rauriser Berge. Vom Pockhart führt ein Pfad, den
aber nur ganz Schwindellofe betreten können, gerade an den Kesselfall herab. Der
interessanteste Rückweg vom Pockhart führt zwischen der Pockhartscharte und der
Erzwiese hindurch, dann am Angerbache abwärts über die schönen Wiesen des
Angerthales. Über das Naßfeld führt auch der Saumweg über den Taueru nach
Kärnthen (Malnitz). Ein Kreuz bezeichnet den Übergangspunkt des Tanern, und
seit 1836 ist ein bequemes Tatternhaus oben errichtet. — Wir kehren nun wieder
dnrch das Gasteinerthal bis nach Lend zurück. Auch Lend ist ein Standpunkt
zu dreifachem Ausflug.
38
I Nach Kriml. Von Lend an führt eine sehr gnte Seitenstraße durch
das schöne Pinzgau- Salzachthal. Wir gelangen ans derselben zuerst nach T a-
renbach, Markt mit 36 hölzernen Häusern und 287 Einwohnern. Das alte
Schloß Tarenbach gewährt einen pittoresken Anblick. Neben dem alten Schlosse
und dem Pfleggerichtsgebäude führt der, durch den landesfürstlichen Pfleger Herrn
Zehntner neu angelegte schöne Weg zu dem, erst seit 1833 bekannt gewordenen
herrlichen Kitzloch-Wasserfall. Man überschaut ihn auf einer in den Felsen ge-
hauenen Terrasse. Der Zugang durch Felsengewölbe ist in hohem Grade malerisch.
Auch befindet sich hier eine Tropfsteinhöhle, das Eder-Kitzloch. Vom Taren-
bach geht es dann weiter über Hundsdorf, Bruck, Piesendorf und Ullendorf nach
Mitterfill. Auf diesem Wege kommt man auch an dem pittoresken Felsenschlosse
Fischhorn vorüber. Mitterfill ist ein Markt mit 68 Häufern und 527 Ein-
wohnern am Fuße des Sonnberges. Eine halbe Stunde von hier liegt das Wild-
bad Burgwiefen. Von Mitterfill gelangen wir nach Hollersbach, und
Mühlbach, mit Kupfer-, Vitriol- und Schwefelbergwerk.Malerisch ist das Dorf-
chen Weiherhof gelegen. Dann über Neukirchen, ander Ruine Hieburg vorbei,
nach Wald. Von Wald wenden wir uns südlich in das Krimlthal und er-
reichen in anderthalb Stunden das Alpendors Kriml. Hier in der Nähe schaut
man den schönsten Wasserfall der Monarchie, sicher einen der schönsten von Europa.
Die Krimlerache bildet ihn, in mehreren Absätzen mehr als 2000 Fuß hoch her-
abbrausend. Von Wald aus zieht dann der Weg über Rorach auf die Gerlos,
und tritt dann in das Zillerthal nach Tirol über. An der Südseite des Pinz-
gaues ziehen in der Folge, wie ich sie angeben werde, von West nach Ost, eine
Reihe von kleinern Alpenthälern voll der erhabensten Natnrfcenen. Ich werde
mich auch hier nur auf Andeutungen beschränken, da in pittoresker sowohl, als
naturhistorischer Hinsicht jedes einzelne dieser Thäler Stoff zu einem eigenen
Werke gäbe.
Krimlerthal, Standpunkt zum Besuche: DorfWald. Im Thale selbst:
der Krimlfall, die Platten, der Krimlertauern (Übergang nach Brune-
ken in Tirol). Krimlerkees (die Gletscher heißen hier Keese), das Heiligen-
geistkees u. s. w.
Oberes Sulzbachthal, Standpunkt: das Gasthaus imRosenthale. Im
Thale der Seebach, herrliche Alpen, die großen Gletscher, Ober-Sulzbachkees
u. s. w. Hier erhebt sich auch der Rieseugipfel der beiden Venediger, über 11,000
Fuß hoch.
Unteres Sulzbachthal, Standpunkt: Neukirchen. Im Thale der
TifcIiLacIi <EeC.
KMel. axLsfchr.priv. Chramolifbo^xApbie van Alois Leryfana in "Wien
IV . Lan^ Iflh
mmmism w« mw toä.üjhieim]lipib.
Die Traxrneralpe im irinter^ruiixlß die herleiten im Fixfcherthale .
"Wien xo. der KrnfthaTuäftm^ des JJ F JUäJIen- arrn KtMmarlcf: 3f? 4448 .
S9
Wass erfall in der Sulzau,schöne Alpen. Sulzbacher Gamsgebirge, diegro-
ßen Gletscher: Habachkees, Viltragenkees, Schlattenkees, Schlösser--
kees u. s. w. Die Riesengipfel der Venediger, des heiligen Geistkogels, des
hohen A r e l n. s. w.
Haba ch tbal, Standpunkt: Weyerhof. Dieser selbst ein interessantes
Gebäude des XVI. Jahrhunderts mit Holzgetäfel, gemalten Fenstern u. s. w.
Im Thale selbst, schöne Alpen, und der beste Anblick des großen Haba-
cherkeeses.
Hollersbachthal, Standpunkt: Mittersill. Im Thale: Dorf Hol-
lersbach. Schöne Alpen n. s. w.
Felberthal, Standpunkt: Mittersill. Im Thale selbst: die Ammenthaler-
Öd, das Tauernhaus Schößwand, ein zweites Tauernhaus-. Spital,
der Hintersee, das imposante Gebirg Freigewänd, der Felbertauern
(Übergang nach Windisch-Matrey in Tirol).
Stubbachthal, Standpunkt: Uttendors. Im Thale selbst: die hohe
Riffel, die Teufelsmühle, die Würferalm, der Wasserfall des Wür-
serbaches, das Tau ernmoos mit seinem See, der Grünsee, der Kalser-
t a n e r n (Übergang nach Kals in Tirol).
Kaprnnerthal, Standpunkt: Kaprun,Dorf mit einer prächtigen Burg-
ruine. JmThale selbst: das Kitzsteinhorn, dieHochtenn, der Bärkopf-
kees, die Wasserfallalpe, der Wassersall des Moosenbaches, die
Kapruuerthörln.
Fuscherthal, Standpunkt: Bruck. JmThale selbst: DvrfFufch. In-
teressante Kirche. Hirzbachthal, Hirzbachfall. Heilbad St. Wolfgang
(stehe oben Heilquellen), Ferleiten, die großartigsteAlpenscenerie, das Wies-
bachhorn, Fuscherthörl.
Ranriserthal, Standpunkt: Taxenbach oder Lend (siehe oben).
Im Innern des Thales: Embach, Dorf mit stark besuchtem Wallfahrtsort.
Rauris, Dorf. Die Hocheinödkapelle, die Grieswiesalpe, der Rau-
riser-Goldberg. Das Poch- und Waschwerk am Kollern u. s.w. Buch-
eben, das Tauernhaus, der Tauern. Übergang nach Heiligenblut
in Kärnthen.
Gasteinerthal (siehe oben).
Noch gehört zu diesen Thälern das Großarlthal, Kleinarlthal, Zeder-
h a u s t h a l und M u r t h a l.
Wir kehren nun wieder von der Kriml zurück bis nach Bruk, und
40
wenden uns dann nördlich nach Zell, an dem schönen Zellersee. Zell ist
ein Markt von 94 Häusern mit 572 Einwohnern. Den Namen erhielt er von
den Zellen der Mönche, die sich unter dem heiligen Virgil hier ansiedelten. Die
Pfarrkirche ist ein schönes, altdeutsches Gebäude. Der Ealvarienberghat eine herrliche
Lage. Von Zell aufwärts wandern wir nach S a alselden.Markt mit l38Häu-
sern und 922 Einwohnern. Die Umgebung Saalfeldens ist großartig. Malerisch
liegt das Schloß Lichtenberg auf den Höhen, darüber erheben sich im Nordosten die
ungeheuren Felsenmassen des steinernen Meeres. Von S a alfeld en führt
der Weg hinan über die Weißbach scharte auf das Plateau dieses wunder-
baren Gebirges; dort oben liegt der Grünsee und Fundensee. Riesige Gipfel ragen
noch darüber empor. Jenseits geht dann der Weg hinab an den Königssee in
Berchtesgaden. Nordwestlich des Marktes erhebt sich das Achselhorn, Breithorn
u. s. w. Von Saalfelden führt dann der Weg durch die berüchtigten „Hohl-
wege", eine schauerliche, durch Felsenabstürze auch gefahrliche Gegend. Bei dem
Bauernhofe Diesbach schaut man den schönen Wasserfall des Diesbaches.
Bei Frohnwies gestaltet sich das Thal zu einem großen Kessel, eine Vier-
telstunde weiter steht das einzelne Wirthshaus, woselbst ein Gedenkbuch ausge-
schlagen ist. Hier geht auch der Weg in die noch wenig gekannte, fast gar nicht
erwähnte Seifsenbergerklam. Ein Stückchen Weges vorwärts am Hirschbühel (wo
die Grenze von Berchtesgaden) zeigt sich eine Wegsäule zur Linken, man umgeht
den Rücken eines grünen Hügels, und steigt dann auf hölzernen Stufen hinab
in die Klam. Die Schlucht ist so enge, daß sie fast einem Grottengange gleicht.
In dieser Schlucht stürzt der Weißbach herab. Feste Holzbrücken leiten im Zick-
zack das chaotische Labyrinth entlang. Kein Sonnenstrahl dringt in diese ernste
Schlucht. Am äußersten Winkel sauset der Bach dem Wanderer entgegen. In
einer erweiterten Höhlung des Gesteines zeigt sich die Krone Baierns, und Oster-
reichs Adler mit den Namenszügen der Herrscher, und der Jahrzahl 1831. Diese
Fürsten schufen nämlich den romantischen Weg. Von Weisbach führt auch der
Weg links nach Lpfer, Unken, oder Wa idring, auf jene Straße, welche
von Salzburg über R e i ch e n h a l l (bairisch) nach Innsbruck zieht. Wir aber keh-
ren wieder nach der Lend zurück, den zweiten Ausflug über Dienten nach Saal-
felden zu bezeichnen. Dienten ist zwar nur ein Dorf von 29 Häusern mit 170
Einwohnern, aber der Eisenbau machte es so wichtig, daß im Volksmunde
der Scherz geht: Dienten sei eine Eisenstadt, aus deren Ringmauern 590 Kühe
grasen (Anspielung auf die fetten Alpen ringsum).
Endlich müssen wir auch noch der Straßen nach Steyermark erwähnen. Die
41
eine führt aber auch von Lend nach St. Johann (stehe oben), dann nach
W a g ra i n, einem Markte mit 64 meist schlechten Häusern und 358 Einwohnern.
Wagrain erscheint schon im XVI. Jahrhundert unter den alten Märkten des
Jahres genannt. Die Vicariatskirche liegt auf einem Hügel. Von Wagrain
gelangen wir nach Radstadt. Auf diesem Wege kommen wir durchAlten markt,
wo die Liebfrauenkirche, zwar oft durch Brand beschädigt, doch noch zum Theile
die Schönheit und Kraft ihrer altdeutschen Formen zeigt. In der Frauenkapelle
ist eine Madonna von Steinguß von Thiemo. Radstadt ist die dritte Stadt
des Kreises, hat 123 Häuser und 866 Einwohner. Mauern aus dem XIII. Jahr-
hundert umgeben sie. Radstadt hat zwei Thore, zwei Plätze, vier Brunnen,
zehn Gassen und ist in vier Viertel getheilt. Das Pfleghaus, die Frohnveste,
das Bürgerspital und Schulhaus, der Hofkasten, das Rathhaus und das Mauer--
fchlößchen sind die bedeutendsten Gebäude. An Kirchen findet sich die Vicariats-
kirche, die Eapuzinerkirche und das Lorettokirchlein. Unferne von hier, bei dem
Mandlingpasse geht die Straße nach Steiermark (in den Judenburgerkreis) über.
Südlich von Radstadt erhebt sich die interessanteTauerustraße, welche über
Mauterndorf. nach St. Michael und Gmünd in Kärnthen führt. Diese
Wanderung über den Tauern ist höchst merkwürdig. Der höchste Punkt des Über-
ganges liegt nach meinen Beobachtungen 5619 Fuß über dem Meere; daß dieser
Tanernweg bereits den Römern bekannt war, beweisen römische Meilensteine, deren
man drei hier fand. Die Römerstraße ging über die Taserneralpe nach St. Marga-
retha (dort fand man die eine Meilensäule), dann über den Murboden, durch
den Schindergraben nach Tweng (dort fand man die zweite), und über den
Tauern (wo man zwischen dem Passe und der Breitlochnerbrücke die dritte
entdeckte). Von Radstadt erhebt sich die Straße schnell, und führt an die vordere
und Hintere Gnadenalpe vorbei. Oberhalb der Gnadenalpe rauscht der Johanns-
Wasserfall. Ein Wegweiser zeigt rechts dahin. Sein Brausen donnert weit
hinaus in die Lüfte. Die Tauernache stürzt sich hier in einem weiten Bogen über
200 Fuß tief hinab. Die Cascade gehört zu den pittoreskesten des Landes. Nur
entfernt sich die Straße wieder von der Ache, und abermals an schönen Alpen
vorüber erreicht man das Tauernhaus, schon 1562 von Wolfgang Wieseneck
erbaut, dessen Familie es Jahrhunderte lang besaß. Auf dem höchsten Punkte
der Straße steht eine Kapelle, und der Friedhof. Es eröffnet sich übrigens auf
diesem Gipfel keine bedeutende Fernsicht. Die Kämme und Hörner der Tauern
die zwei hohen Mandeln, der Kesselspitz, und das lange Hundsfeld
strecken sich noch 1000 bis 2000 Fuß darüber hin. Die Spitze des Seekars
6
schwebt 7170 Fuß über dem Meere. Auf dem stillen Gottesacker ruhen die
Gebeine mehrerer Wanderer, die hier in Winterstürmen, oder durch Lavinen den
Tod fanden. Es vergehen wenige Jahre, die nicht mit einem ähnlichen Unfall
bezeichnet wären. In der Nähe findet man einige kleine Seen.
Somit hätten wir denn die Wanderung durch die südlichen Theile des Landes
vollbracht, und haben auf die vorzüglichsten Punkte aufmerksam gemacht. Der
Großglockner gehört, wenigstens zum Theile, auch der salzburgischen Tauernkette
an. Da aber seine Ersteigung meist von Heiligenblut aus geschieht, so haben wir
die Schilderung dieser Ascenston für die Darstellungen Käruthens vorbehalten.
Noch aber rnüssen wir zur Vervollständigung unserer Andeutungen auf einige
Punkte im Norden des Landes hinweisen. Darunter gehört der Haunsberg.
Es ist dieß ein Rasengebirge mit einem Areale von etwa 4V2 Quadratmeile,
über sechs Stunden lang, gegen drei breit. Er beginnt an der Rauchleiten, und
endet an der Grenze des Jnnkreises bei Perwang. Äcker, Gärten, Wiesen, Schlösser
und Dörfer schmücken seine Höhen und Abhänge, und sein Besuch ist bei der
geringen Entfernung von Salzburg sehr lohnend. Auch wird Niemand versäumen,
den Ausflug nach Berchtesgaden, mit dem herrlichen Köuigssee, dem majestäti-
schen Watzmann, dem romantischen Hinterfee, der Eiskapelle u. f. w. zu machen.
Die nähere Schilderung dieser Gegend gehört indessen nicht mehr in unsere Schil-
derung, da Berchtesgaden nur eine bairische Euclave ist, also nicht in der Dar-
stellung des Salzachkreises mitbegriffen werden kann. Dasselbe ist der Fall mit
dem in vieler Beziehung höchst interessanten Reichenhall, dessen großartige Sali-
nenwerke nach dem zerstörenden Brande großartiger als früher wieder erstan-
den. Auch Laufen ist bairifch. Noch müssen wir des an der nördlichen Gränze
des Herzogthumes bei Straßwalchen, unfern Neumarkt, gelegenen Dorfes
Jrrsdorf erwähnen, da das interessante Portal seiner altertümlichen Kirche der
Gegenstand einer Darstellung der Vignetten unserer Chromolithographien gewor-
den ist.—Es erübrigt uns nun nur noch, der Ordnung unseres Werkes gemäß,
die Höhenangaben der Gebirge mitzutheilen, aus denen man die Majestät erken-
nen wird, mit welcher hier die Natur prangt.
Höhentafel
W Namen und Lage der Gebirge.
Höhe inWr. Höhe inWr.
KZ Klafter, üb. Klafter, üb.
oA ^ dem Meere. dem Meere.
I Ächberg, bei Unken..............695 Fulsek, bei Gastein................1096
Alpriedhorn, bei Werfen ..........1239 Geißberg, bei Salzburg ..... 678
Altbühel, bei Abtenau...... 782 Gamskarkogel, bei Hofgastein - - - 1272
Ankogel, bei Gastein..............1715 Gamskogel, bei Hofgastein ...» 1299
Arappkogel, bei Hüttschlag ... - 1156 Geißstein, bei Mitterstll............1245
Arche (große), bei Niedersill .... 1292 Geißsteinkopf, bei Untertauern » - » 1146
Bachleitenkopf, bei Alm..............757 Gemsfeld, bei dem Gosauthale ' " - 1067
Bachwald, bei St. Johann .... 744 Gerhardstein, bei Oberweißbach . . « 808
Barnsteig, bei Ultendorf..........1164 Gernberg, bei St. Johann .... 939
Bärnstaffel, bei Untertauern .... 1235 Gernkogel, bei Wald........1192
Bärenkogel, bei Rauns............1225 Gelschen (hohe), bei Hallein .... 490
Benzek, bei Flachau..............1094 Gitzen (hohe), bei Bergham .... 356
Birchhorn, bei Saalfelden..........1387 Glingspitze, bei Hüttschlag .... 1281
Bischlinghöhe, bei Huttau..... 966 Göhl (hohe), bei Gotting..........1328
Blechwand, bei St. Wolfgang . . - 810 Göhl (kleine),....................923
Bleikogel, bei Abtenau............1270 Grafenbühel, bei Liefering..........229
Bleilingkeil, bei Untertauern .... 1317 Graukogel, bei Gastein............1313
Blünek, bei Neitdorf....... 903 Grieskarek, bei Wagrain..........1048
Breitlingberg, bei Saalfelden . - - 428 Grillokerfeld, bei Kuchel..........246
Breitkopf, bei Bromberg..........1274 Grossenek, bei Fell................1278
Brennkogel, bei Rauns............1590 Gründeck, bei St. Johann..........963
Bruckermoos, bei Bruck..... 396 Gschtosig, bei Remesing............997
Buchberg, bei Lend........ 621 Gsengplatten, bei St. Martin - - - 909
Buchberg, bei Mattsee ...... 419 Gugelspitz, bei Zederhaus..........1354
Capuzinerberg, bei Salzburg .... 438 Gurbatschek, bei Taneg ...... 1330
Dietrichhorn, bei Lofer...... 810 Hacklplatten, bei Filzmoos..........813
Draugstein, bei Hüttschlag..........1242 Hassek, bei Gastein................1116
Ebenfeld, bei Altenmarkt..... 568 Haunsberg, bei Arnsdorf ..... 440
Egg, bei Thalgau........ 400 Hilabstein, bei Saatbach..........111^
Cherstein, bei Hallein ...... 388 Hifelwand, bei Lofer........955
Eibenberg, bei Mandling..... 679 Hinterfeld, bei Maria Pfarr - - - • 623
Emberg, bei Abtenau....... 890 Hinterhorn, bei Lofer -............1320
FI Fannighöhe, bei Mauterndorf . - . 1114 Hintalspitz, bei Kriml..............1559
Fallhorn, bei Waidring...... 925 Hirschkopf, bei Rauns ...... 1187
W Freithofhöhe am Tauern, bei Radstadt 916 Hochek, bei Wagrain..............755
MMWWWZMMWMWMWWZWWWMMWMWLWSWMAWWWW
44
Höhe in Wr.
Klafter, üb.
dem Meere.
Hocheck, bei Eschenau............932
Hoche- Aar, bei Gastein..........1718
Hochglockner, bei St. Veit .... 832
Hochreid, bei Seekirchen..........292
Hochsäul, bei Ober-Weißbach > - > 926
Hochzinken, bei Saalfelden .... 1397
Höllberg, bei Reitdorf............833
Höllwandspitz, bei Schwarzach . - . 1198
Hradofen, bei Kendelbruck..........1055
Hundsfeld, bei Obertauern .... 1270
Hundsftein, bei Taxenbach .... 1116
Zllingerberg, bei St. Gilgen > - . 801
Zmbachhorn, bei Fusch..........1302
Kalchspitz, bei Mandling..........1294
Kallersberg, bei Gotting..........1238
Kammerkar, bei Waidring..........982
Kammerlinghorn, bei Ober-Weißbach 1309
Kitzstein, bei Großarl............1072
Kitzsteinhorn, bei Kaprun ..... 1684
Königsberghorn, bei Hintersee . > 845
Körndberg, bei Wald..............1284
Kollmannsberg, bei Thalgau - » « . 599
Korek, bei Steinwandeck..........1306
Kramkogel, bei Gastein............1293
Koreinberg, bei St. Martin .... 975
Kraxenspitz, bei Kleinarl..........1283
Kreuzhöhe, bei Lessach............1338
Kulmspitz, bei Mondsee............572
Lackenkogel, bei Flachau ..........1080
Lamberg, bei Ab:enau............864
Langweide, bei Fusch..............1049
Lasserberg, bei Tamsweg..........1017
Lerchek, bei Lessach................899
Lerchwand, bei Niedersill ... - 1258
Lidaunberg, bei Fristenau..........652
Mitterberg, bei Unterberg..........832
Moserwandel, bei Flachau .... 1412
Mühlhauserhöhe, bei Thomasthal - - 1166
Neunkogel, bei Mandling .... 1617
Nussigkogel, bei dem Glockner -- . 1572
Oberhöferberg, bei Neumarkt - - . 317
Peilwand, bei Abtenau............642
Pfaffenalpe, bei Kühl................810
Höhe in Wr.
Klafter, üb.
dem Meere.
Plattenkogel, bei Kriml............1070
Plattenkogel, bei St. Georgen ' « - 959
Pleißnitzkogel, bei Zederhaus - - » - 1336
Praghorn, bei Weißbach..........1128
Rathhausberg, bei Pöckstein .... 1414
Rauchek, bei Werfen..............1280
Rauchzagelkopf, bei Köttschach - - - 1282
Resserhöhe, bei Mittersill..........998
Röttelstein, bei Filzmoos..........1181
Romberg, bei Faustenau............731
Roßbrand, bei Radstadt............931
Röttelstein, bei Mühberg..........1246
Salzachkopf, bei Wald............1298
Salzburg (hohe Festung)..........286
Sonkar, bei Großarl............1077
Sausteigen, bei Viehofen..........1006
Schafberg, bei St. Wolfgang « - - 938
Schafkarkogel, bei Bucheben .... 1436
Scharet, bei Tweng..............1299
Schottbergkopf, bei Salbach - « 1103
Scheibelberghöhe, bei Mittersill - - 1288
Scheidet, bei Dienten............902
Schlachtentauern (imKrimlthal) • • 1445
Schmittenhöhe, bei Zell..........1033
Schmittenstein, bei Hallein .... 893
Schneeberg, bei Werfen..........1549
Schneeberg, bei Mühlbach..........1011
Schoberberg, bei Thalgau..........701
Schonbühel, bei Kriml............1076
Schoberstein, bei Abtenau « - » > 944
Schönalpe, bei Thomasthal .... 995
Schwabelwand, bei Gerling .... 1059
Schwarzenberg, bei Gotting .... 834
Schwarzberg, bei Tamsweg .... 937
Schwarzenberg, bei Salzburg - ♦ • 703
Seekarspitz, bei Unter-Tauern • • • 1238
Silberpfennig-Erzwiese, bei Anger > 1369
Sonntagshorn, bei Unken..........1034
Speyerek, bei St. Michael .... 1269
Spielberg, bei Hankam............330
Spielberghorn, bei Leogang - - - 1076
Stimmelhöhe, bei Mittersill.... 950
Strimskogel, bei Unter-Tauern ' - 1126
45
Höhe in Wr. - Höhe in Wr.
Klafter, üb. Klafter, üb.
dem Meere. dem Meere.
Stubnerkogel, bei Hofgastein « > - 1183 Venedigerspitz, bei Mittersill - . - - 1937
Tagweide, bei Werfen...... 1121 Viehapperspitz, bei Mittersill - - - 1324
Tannberg, bei Neumarkt..... 413 Watzmann, bei Berchtesgaden - - . 1429
Tauernkogel, bei Mittersill .... 1571 Weißeck, bei Zederhaus...... 1428
Teufelsmühle, bei Uttendorf.... 1316 Wiesbachhorn, bei Eusch..... 1886
Thurmbachhorn, bei Unken..... 983 Wieselsteinkopf, bei Werfen - - 1211
Türkelwand, bei Hofgastein» - - - 1357 Zinken (hohe), bei Abtenau ... 928
UnterSberg, bei Salzburg . - 977—(1006) . Zirnkogel, bei Niedersill...... 1166
Inhalt.
Allgemeine Darstellung des Salzachkreises........
Lage, Gränzen, Flächeninhalt...........
Gebirge..................
Gewässer, Flüsse, Bäche, Wasserfälle, Mineralquellen, Seen und Teiche
Straßen.................
Bevölkerung, Glaubensbekenntnisse, religiöse und politische Einteilung .
Schul- und Medizinalwesen, Wohlthätigkeitsanstalten k. k. .
Klima..................
Naturprodukte: I. Mineralreich...........
II. Pflanzenreich..........
III. Thierreich............
Ökonomie.................
Bergbau.................
Fabriks- und Manufakturwesen...........
Handel..................
Bewohner. Sprache. Sitten. Häuser..........
Überficht der Geschichte..............
Städte, Märkte, Schlösser............
Wanderung durch den Kreis............
Höhentafel........^........
Chromolithographien.
Ansicht von der Stadt Salzburg..........
» des Wildbades Gastein...........
Aussicht von der Trauneralpe...........
Schloß Werfen...............
Kirchthür zu Jrrsdorf %.........
Kirchthür zu Nonnenberg............
Schloß Kaprun...............
Der Hausruck Kreis
i M
Erzherzogthum Oesterreich.
Land ob der Enns.
Dargestellt von
JF. E. Weidmann.
Mit einer topographischen Karte und fünf Chromolithographien.
Nach Griginalhand^cichnungen von Joh. Fischbach.
Wien 1848,
Verlag der Kunsthandlung H. £. Müller, am Kohlmarkt.
31 (Igemeine Uebersicht. Dieser Kreis hat seinen Namen von dem Wald- p
gebirge Hausruck im westlichen Theile des Kreises, au den Grenzen des M
Jnnviertels (Jnnkreises). Dieser ganze Kreis bildet, ohne eben den hchen Zauber
landschaftlicher Reize zu besitzen, welche den benachbarten Traun- und Salz-
burger-Kreis auszeichnen, doch ein in vieler Beziehung anziehendes Bild. Im
Norden zeigen sich theilweise die Uebergänge des Granitgebirges, welche aus den
nördlichen Kreisen des Landes, die Donau überfetzend, herüber streifen, und die
nördlichen Wurzeln des Hausruck bilden. Das Donauufer von Aschach bis Wil-
Hering ist bloß aufgeschwemmtes Land. Doch zeigt das Stromuser an der Strecke
von Engelhardszell bis Linz mehrere der anziehendsten Seenerien der Donau in
ihrem ganzen Laufe durch Oesterreich. Die Gegend „in den Schlägen", auch die
Schlägleiteu genannt, ist ein ganz eigentümliches Gebild, für Maler und
Mineralogen besonders interessant. Die Ansicht der Gegend bei Aschach ist so
großartig, daß selbst der viel gepriesene Rhein kein Tableau bietet, welches diesem
zu vergleichen wäre; von Wilhering bis Linz erhebt sich wieder das Granitgebilde
des Kirnberges in wechselnden pittoresken Gruppen, doch ohne sich zu bedeutender
Höhe zu erstrecken. Im Osten breitet sich sodann die große Welser-Heide aus.
Im Süden, wo der größte See des Landes, der Atter- oder Kammersee,
dem Hausruck-Kreise angehört, so wie an dem, ebenfalls in diesem Kreise gele-
genen Mondsee, gewinnt die Scenerie wieder einen großartigeren Charakter.
Hier berühren die Grenze der interessante Schafberg, und mehrere andere
pittoreske Höhen der Kalkalpenkette des südlichen Oesterreichs. Im Ganzen stellt
sich dieser Kreis als ein freundliches, meist gut kultivirtes Hügelland dar, welches
dem Auge in wechselndem Reize von Dörfern, Weilern, Schlössern, Märkten und
Städten, in lieblicher, wenn auch nicht großartiger Lage erscheint.
Grenzen und Größe. Der Hausruck-Kreis ist einer der westlichen Kreise
des Erzherzogtumes. Er ist umschlossen vom Mühl-Kreise im Norden, vom Traun-
Kreise in Ost uud Süd, vom Inn-und Salzburger-Kreise im West uud Süd. Im
Norde» bildet die Donau in ihrem Lause von Engelhardszell bis Linz die Grenze. j§jj
(Linz und ei» Theil von dessen Umgebung, obschon am rechten, südlichen Ufer
der Donall gelegen, uud also dieser Lage nach zum Hausruck-Kreise gehörig, wird
seit einigen Jahren zum Mühl-Kreise gezählt.) Im Osten bildet die Traun, von
der Zizelan bis oberhalb Lambach, die Grenze. Dann läuft diese in der Nähe des
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m
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Der Hausruck-Kreis.
östlichen Ufers des Attersees (dessen sämmtliche Ufer aber dem Hausruck-Kreise an-
gehören) bis in Süden an die Atter-Ache, welche sodann zwischen dem Atter- und
Mondsee die Grenze bildet. Dann zieht sich dieselbe im Westen des Mondsees und
Zellersees fort bis gegen Frankenmarkt, dann längs des Hausrucksund des Pram-
baches hinan, bis Engelhardszell, wo sie sich wieder an die Nordgrenze, den
Donaustrom, schließt. —Zufolge der neuesten Messungen für den stabilen Kataster
hält der Hansruck-Kreis 409/lo □ Meilen. (Nach der Messung des Generalquartier-
meisterstabes 4l8/,0 □ Meilen.) Er ist also unter den fünfKreifen des Landes ob
der Enns der vierte im Verhältnisse des Flächeninhaltes, und nur der Jnnkreis ist
noch kleiner. Von Brunn bis an die Donau mißt der Hausruck-Kreis ungefähr 10
Postmeilen, von der Galgenleiten (dem Engelszeller'fchen Forste) bis an die Traun
12 Postmeilen. Der Kreis liegt übrigens zwischen 30" 56' und 32° 10' der
Länge und 47° 48' und 48° 42' der Breite. Was die Eintheilung dieses Areals
betrifft, so enthält derselbe: 124,176 Joch 988 HI Klafter Ackerland, 61.938 Joch
546 □ Klafter Wiesen, 88,867 Joch 3 □ Klafter Wald. Das Uebrige des Raumes
nehmen unfruchtbare, öde Gründe, die Gewässer, die Städte und anderen Orte
u. f. w. ein.
Gebirge. Wie bereits erwähnt, erheben sich die Gebirge dieses Kreises
nirgends zu bedeutender Höhe. Wir werden, wie gewöhnlich, die einzelnen bekannten
Berghöhen in einem Verzeichnis am Schlüsse dieses Heftes geben. Eine der höch-
sten Spitzen der dem Kreise Angehörigen Berge dürfte wohl der Kolomannsberg
bei Mondsee, mit 599 Klaftern Seehöhe, seyn. (Er ist in dem schätzbaren Verzeichniß
der trigonometrisch bestimmten Höhen von Oesterreich, Steiermark u. s. w. von
Baumgartner irrig als zum Salzburger-Kreise gehörig angegeben, denn die
Kolomannskapelle auf dem Gipfel gehörtnach Pillwein, zumDistrikts-Kommissa-
riate Mondsee.) Dann folgen der Breitenberg, der Schober u. s. w. Der Hausruck
erhebt sich bei Geboldskirchen und Haag nur auf kaum250 Klaftern. Wie ich auch
bereits oben erwähnte, so zeigt der Kreis im Norden Granit, im Süden Kalk,
und ist, einige Felsenpartien in dem nördlichen Theile abgerechnet, meist mit
Hügeln und waldigen Bergrücken, auch mit bebauten Anhöhen bedeckt, welche sich
nach allen Richtungen kreuzen. Im Ost und Süden aber, wo der Grenzzug über
mehrere der höheren Gebirge des Salzkammergutes (Traun-Kreises) hinzieht,
stellen sich mehrere der Gipfel dieser Gebirge als dem Hausruck-Kreise angehörig
dar. So z. B. erhebt sich der Grenzzug von der Traun herüber über den Alpen-
berg, Richtberg, Miefenberg undAurachberg aufdashohe Grenzeck
der Höllengebirgsgruppe, zieht über die Höhe des Hoch-Lockengebirges hin bis
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3
zur Rehstatt, erhebt sich dann aus dem Hundsfröttengraben wieder bis auf
das Tratten eck (der Ziemitzgruppe angehörig), und zieht dann hinab an das
südliche Ufer des Attersees. Alles, was westlich dieser Linie liegt, gehört zu dem
Hausruck-Kreife- Nach diesen Beziehungen muß daher auch die Schildwand, der
höchste Gipfel des Hoch-Lockengebirges, als zum'Hausruck-Kreife gehörig betrachtet
werden, und dieß dürfte alfo«der höchste Punkt desselben feyn, 794 Klafter. —
An schönen Thälern fehlt es dem Kreise nicht. Das prachtige Donauthal, von
Aschach bis gegen Linz herab, gehört ihm an; die Thaler ander Trattnach, am
kleinen Inn, an der Ager undVöckla, dann jene in dem oben erwähnten östlichen
Grenzzug, sind voll der wechselnden Schönheiten.
Wälder. An Wäldern ist der Hausruck-Kreis sehr reich. Die meisten und
größten derselben befinden sich in dem Gebiete von Mondsee. Sie theilen sich in
die alt-reservirten Waldungen für das Salzkammergut (jetzt von dem Besitzer von
Mondfee, Fürsten von W r ed e, gänzlich dahin verkauft) und in Privatwälder. Beide
zusammen betragen nahe an 20,000 Joch. Außerdem sind noch als beträchtliche
Forste namhaft zumachen: der Schüfflerwald, ein Ueberbleibfel jenes uner-
meßlichen Forstes, welcher sich von Passau längs der Donau hinab ausdehnte, die
r o th e S a l a, in der Nähe von Peyerbach, den Inn- und Hausruck-Kreis scheidend,
der Forst bei Mistelbach, der Schnallendorfer-Forst, der große Wald
amKirnberge, der gewaltige, durch feine Jagdbarkeit berühmte P olh amerw ald,
der Aichbergerwa ld bei Taufkirchen, der Gufenauerw ald in der Pfarre
Fornach, in meilenweiter Ausdehnung, der Lichtenberg erwald bei Weißen-
kirchen, der Mitterw asserw ald in der Pfarre Oberwang, die herrlichen
Nadelwälder am Wachtberg, Graberg und Zimmerberg in der Pfarre
Weyeregg, der schöne Derelbacherwald in der Pfarre Nußdorf, der
große Pramwald bei Geyersberg, der Koblingerwald in der Pfarre
Stroham u. s. w.
Flüsse, Seen, Teiche, Wasserfälle, Sümpfe, Heilquellen.
Der Hausruck-Kreis hat drei Seen, worunter auch der größte des ganzen Landes.
Dieses ist:
Der Attersee. Er ist 10,300 Klafter lang, nnd in seiner größten Breite,
von Weissenbach bis Buchenort, 1745 Klafter breit. Seine Tiefe übersteigt an
vielen Orten 1600 Fuß. Dieser schöne Wasserspiegel, das größte Seebecken in
dem Erzherzogthume, liegt 263 Klafter über dem Meere. Deu Alten war dieser
See wohlbekannt. Es ist der Atrolacus der Römer. In Weyeregg besonders
fördert der Pflug und die Haue manchen Rest des Wirkens der Legionen zu Tage.
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4
Sc
Noch 1830 fand man daselbst Trümmer römischer Gebäude mit Mosaikboden-
Resten u. s. w. Das westliche und nördliche, so wie ein Theil des östlichen Ufers
ist mit bewaldeten Hügeln, mit Feldern und freundlich gelegenen Dörfern besetzt.
Am obern Ostufer, bei Weissenbach, senkt sich der letzte Ausläufer des Höllenge-
birges, der Schob er stein, zum Theil in mächtigen Felsgebilden, an das Seeufer
herab. Im Süden ragt der Burgau, der Breitenberg und der Schafberg
empor. Der See wird öfters von heftigen Stürmen erregt, und dann ist er furcht-
bar. Besonders ist der Nordwind gefährlich. Er wird von köstlichen Fischen bewohnt.
Der Mondsee, Lunae lacus, von seiner halbmondförmigen Gestalt so
genannt, ist 5600 Klafter lang, 1070 Klafter breit, stellenweise an 200 Klafter
H tief. Er liegt 268 Klafter über dem Meere. Seine Ufer sind höchst malerisch. Im
W Osten der Hälblingerwald, die Bucht von Winkel, der Koppenstein u. s. w. Im
H Süden der schöne Schafberg, die schroffe Kirnbergwand und die Schärflinger
W Bucht. Im Westen der Griesberg, der Drachenstein, die Lorenzenwand, der Schober,
der Kolomansberg u. s. w. Unter den Fischen ist der Mondseer-Salbling (Salmo
Salvelinus, var. Mursilii) besonders berühmt.
Der Zellersee, auch in der Nähe des Mondsees, ist 2740 Klafter lang,
510 Klafter breit.
An zum Theile bedeutenden Teichen ist dieser Kreis nicht arm. Außer den
Schloßteichen zu Aistersheim, Bruck, Erlach, Feldegg, Gallspach, Hefft, Inner-
fee, Köppach, Liechteneck, Parz, Peyerbach, Puchberg, Puchheim, Schlüsselberg,
Traun, Wagrain, Weidenholz und Würting, sind noch die Teiche zu Annaberg,
zu Gaspoldshofen und Geboldskirchen, jene im Pfarrbezirke Grieskirchen, beim
Meier zu Grub, beimWirthshausezu Gröbming, am Brauberge und am Damm
bei Haag, zu Hagenberg, Freindors und Hofkirchen, zu Jaming, zu Michelnbach,
die Teiche zu Wilhering zu nennen.
Die Flüsse, welche diesem Kreise eigenthümlich angehören, sind nur klein
und wenig bedeutend, wenn auch zahlreich. — Die Donau und die Traun können
nur als Grenzflüsse genannt werden. Dem Kreise selbst angehörig sind:
Der Weissenbach. Er entspringt in der Pfarre Steinbach, durchströmt das
ganze Atter-Werssenbachthal, und mündet in den Attersee.
Die Ache entströmt dem Mondsee bei Oberach, durchläuft eine Strecke von
14-90 Klaftern, und ergießt sich bei Unterach in den Attersee.
DieZellerache fließt aus dem Zellersee in denMondsee(Lauf3710 Klft.).
Die Fufchlerache entströmt dem Fuschelsee, und fließt bei St. Lorenz in
den Mondsee.
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Die vordere und Hintere Rödel. Die erste hat ihre Quelle im Hausruck-Walde,
und fällt bei Schwanenstadt in die Ager. Die zweite entspringt unfern der Glashütte
bei Platzl, und müudet oberhalb Vöcklamarkt in die Vöckla.
Die Ager hat ihren Ursprung im Attersee, erhält ander, zwischen Seewal-
chen llnd Kammer nach Schörfling führenden Brücke ihren Namen, nimmt bei
Schöndorf die Vöckla auf, und ergießt sich in der Fischerau bei Lambach in die
Traun. Sic wird mit Flößen befahren.
Die dürre Ager entspringt bei Powang, und ergießt sich bei Wartenburg
in die Vöckla.
Die V ö ckl a hat ihre Quelle am Giebel des Hochwaldes in der Pfarre Zell
a m M o o s, erhält bei Frankenmarkt ihren Namen, nimmt bei Klingeran die Rödel
auf, und vereint sich bei Schöndorf mit der Ager. Voll Klingerau an wird sie
flößbar.
Die Aschach entspringt bei Peyerbach, und ergießt sich bei dem Markte
Aschach in die Donau.
Die Trattnach hat ihren Ursprung im Grubwalde, wird bei Wallern von
dem kleinen Inn verschlungen, welcher in der Pfarre G aspoldshofen entspringt, und
bei Straß, unter Efferding, in die Donau mündet.
Die Pram hat ihre Quellen am westlichen Stamme des Hausrucks, und
gehört nur in einem Theile ihres Laufes, auch als Grenzbach, diesem Kreise an.
Außerdem gibt es in großer Anzahl kleinere Bäche, unter denen wir hier
bloß den Ke sselb a ch (in der Pfarre St. Aegidiuud Waldkirchen), weil er Perlen
mittlerer Größe führt, und den Almosenbach, der in der Pfarre Engelhardszell,
von einer hohen Leite herab, einen artigen Wasserfall, den einzigen im Kreise, der
der Erwähnung Werth ist, bildet, nennen wollen. Außer ihm bilden bloß noch der
Steinabach und der Kandlbach in der Pfarre Mondsee einige kleine Kaskaden.
Der Hausruck--Kreis zählt eils Heilbäder und Gesundbrunnen, nämlich:
St. Peter zu Li ed ering. Beider St.Peterskirche entspringteineWiesen-
quelle. Fromme Pilger wuschen sich mit derselben als heilkräftig Augen und Hände.
Bald verbreitete sich ihr Ruf so sehr, daß sie (ungefähr um 1783) chemisch unter-
sucht wurde, und von den Kapitalien des Peterskirchleins ein geräumiges Badhaus
erbaut ward. Bald aber verlor sich der Ruf wieder, das Badhaus ward verkauft,
abgetragen, und aus dem Materiale das Wirthshaus „in der Lauberhütte", an der
Landstraße von Wels, erbaut.
Im Schloßgarten zu Schlüsselberg springt eine eisenhaltige Mi-
neralqnelle.
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Am Saurüssel, imDistrikts-KommissariateWalchen, finden sich zwei schwe-
felhaltige Säuerlinge.
Zwei andere zu Wazing und eine dritte zu Kampersdo rf.
Unfern der Kirche St. Konrad bei Oberwang, mitten im Walde, steht eine
Kapelle. Hier ist die Stelle, wo 1145 Abt Konrad II. von Mondsee von den
aufrührerischen Pfullingen erschlagen ward. Die rührende Sage erzählt, daß in
dem Augenblicke, wo das Blut des heiligen Abtes den Boden netzte, an dieser
Stelle die heilkräftige Konradsquelle entsprang. Wirklich sprudelt noch heute
dieser rings vom Landvolke benützte Brunnen daselbst.
DerKolom a nnsbrunnen, zwischen Mondsee'und Thalgau, wird beson-
ders seit 1695 in Augen- und Gliederkrankheiten gebraucht.
Das Bad bei Wolfs egg besteht seit 1825. Es verdankt sein Entstehen
dem Wundarzte, Herrn Beck. Er war es, der dieses Wasser zuerst bekanntmachte.
Die Inhaber des bekannten Kohlenbaues in Wolssegg ließen sodann das Wasser
chemisch prüfen (man fand als Bestandtheile kohlensaures Natron, schwefelsaures
Natron, salzsaures Natron, schwefelsauren Kalk und kohlensauren Kalk), und
errichteten eine ordentliche Badeanstalt, welche bald so in Ruf kam, daß alljährlich
im Sommer gegen 2000 Bäder verbraucht werden. Der Erfolg ist besonders in
Gicht und Rheumatismen außerordentlich.
1827 ward auch zu Vöcklabruck an der Vöckla eine Badeanstalt errichtet.
Bei der Kirche zu Steinbach sprudelte in früherer Zeit eine Heilquelle. Aus
unbekannten Ursachen ward sie verschüttet.
Man findet im Hausruck-Kreise noch mehrere Sümpfe (hier Moose genannt),
und zwar:
In der rothen Salüt zwischen Peyerbach und St. Willibald.
Das Mühlmoos nahe am Attersee.
Das Pösiugermoos im Kommissariate Kogel.
Die Röthel-, Strohwies-und Albertinger-Moose im Kommissa-
riate Walchen.
Das Arbinger- und Haslach er-Moos im Kommissariate Frankenburg.
Das Waldmoos im Hochwalde bei Mondsee (mehr als 30 Joch im
Flächenmaße).
Das Finster- und Roßmoos in Kolm.
Die kleine Sumpfstrecke zu Zell am See hat der Fleiß der Bewohner bereits
so ziemlich für Kultur gewonnen. Eben so wird der Moosgrund in der Pfarre
Fornach immer mehr durch Schlier und Dünger verbessert-
Besch affenheit des Bodens. Mineralreich. Thier- und
Pflanzenreich. Von Eugelhardszell bis Aschach finden wir den Donaustrom
eingeschlossen in einem engen Thale ziemlich hoher Granitrücken. Von Aschach
bis Wilhering flache, ausgeschwemmte Ufer, unverkennbar der Kessel eines einstigen
Sees. Von Wilhering bis Linz finden wir wieder Granit- und Gneißgebirge. Der
Granit im Donauthale ist grobkörnig, von stellenweise sehr ungleicher Mischung
aus weißem (auch bläulich-weißem) Quarze, weißem oder gelbweißem Feldspath,
und meist schwarzem, selten silberweißem Glimmer. Stellenweise ist der Quarz
vorwaltend. Au der Strecke von Wilhering bis Linz ist der Granit feinkörniger.
Seine Grundfarbe ist graulich, wodurch er sich auffallend von dem weißen Granit
von Mauthansen unterscheidet. Die Welser-Heide ist eine meist unfruchtbare, durch
den musterhaften Fleiß des Oberösterreichers aber doch schon großentheils der land-
wirthschaftlichen Kultur gewonnene Ebene, aus Geröllboden, zahllosen Geschieben
u. s. w. bestehend. Die südlichen Gebirge gehören dem Alpenkalke an. Der auf
diesem Kalksteine aufgelagerte Sandstein ist mit seinen untergeordneten Lagern
von Mergelkalk, Schieferthon, Mergelschiefer u. s. w. dem Mukoiden führenden
Sandstein des Kahlengebirges analog. Das Hügelland ist eine tertiäre Bafsinbil-
düng, und besteht aus weichem, glimmerigem Sandstein, aus Mergel (hier mit dem
Vulgaruameu Schlier bezeichnet), und aus Kalknagelfinhe. In montanistischer
Beziehung merkwürdig und interessant ist das, an der Grenze des Jnnviertels strei-
chende, sanft ansteigende, mit Aeckern, Wiesen und Wald bedeckte Flötzgebirge.
Die ganze Beschaffenheit des Bodens dieses Kreises wechselt zwischen Bergen,
Hügeln und Höhen, langen Thälern und Flächen, mehr oder minder wellenförmig
geschichtet, mit Flötzgebilden, Kalk- und Sandstein, Nagelflnhe u. s. w.
Mineralreich. Die Ausbeute des Mineralreiches ist in dem Hausruck-Kreise
nicht sehr bedeutend. Edle Metalle oder Metalle überhaupt, Salze uud vorzüglich
merkwürdige Steinarten werden hier nicht gefunden. Indessen geht noch die Sage,
daß vor lauger Zeit zu Fachberg cm Silberbergwerk aufgeschlagen gewesen wäre. Auch
will man am Hausruck (zwischen Geboldskirchen und Eberschwang) Gold gefunden
haben. Noch trägt dort eine Quelle den Namen Goldbrunnen. In derEisenan
(gegen Unterach) findet man Spuren aufgelassener Stollen. Dort soll einst aus Eisen
gebaut worden seyn. Die An soll auch daher den Namen tragen. In den Höll-
graben (am Schober) sollen einst Blei-, ja sogar Silbergruben bestanden haben.
Genug, gegenwärtig ist aller Bergsegen in diesen Beziehungen verschwunden. Nur
auf Steinkohlen wird noch lebhafter -und lohnender Bergbau getrieben. Um 1766
grub man in Wolfseck einen Keller, und stieß bei dieser Gelegenheit auf ein
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weitverbreitetes Steinkohlenlager. Erst 1785 aber begann man den Bau regel-
mäßig zu betreiben, und erst seit 1793 ist er in Wolfseck bleibend im Gange. Dieses
wichtige Flötz ist nun in einer bedeutenden Strecke aufgeschlossen. Es streicht in
seiner Hauptrichtung von Ost nach West, wie die im Süden liegende Alpenkette,
und beißt gegen Ost, wohin alle Flüsse und Bäche in der Gegend strömen, natürlich
häufiger aus. Das Hängende bildet ein lockerer, aufgeschwemmter Schutt, das
Liegende ein lichtgrauer Thon. Die zu Wolfseck einbrechenden Kohlen sind Braun-
kohlen, im Durchschnitt ihrer Lage gestreift, im Bruche blätterig, nach oben mehr
schieferig, und weniger dicht und schwarz, als nach unten, wo die unterste Lage
sogar glanzschwarz wird. Diese unterste Lage ist aber sehr oft bei 6" mächtig bloß
Rußkohle, den oberen Theil kann man durchaus für bituminöses Holz, den unteren
für schieferige Braunkohle erklären. Von 1795 bis 1806 lieferte der Bau alljährlich
über 50,000 Zentner. Der Hauptbau ist im Besitze des Grafen St. Julien.
Uebrigens hat auch Herr Miesb ach hier zu schürfen begonnen, so wie derselbe
thätige Gewerke auch in O t t n a n g und Atzbach Steinkohlengruben besitzt. Ferner
wird Steinkohlenbau in Pottenfürst (Distrikt Wartenberg) von Herrn W ei-
dinger, und inSchirling von Herrn Baldinger betrieben.
Zu den wichtigen Gaben des Mineralreiches gehört im Hausruck-Kreise auch die
Mergelerde. Sie wird unter der Benennung Schlier als mineralischer Dünger
für Feld- und Kleebau sehr fleißig benützt. Das Nämliche geschieht mit dem Kalk-
sande beim Häuser- und Straßenbau. Die häufigen Thonlager werden stark
in Anspruch genommen. Ueberall sieht man Ziegelbrennereien. Ans dem Moud-
seer-Gebiet werden jährlich viele Tausend Ziegel versendet. Selbst fremde Töpfer
holen alle Jahre zahlreiche Fuhren Thones aus dem Thonlager bei Ditting am
Hausruck. Auf Steinbrüche stößt man fast in allen Pfarren» Der Steinbruch
am Puchberge an der Ortschaft Atterfee liefert das Materials zu dem größtenTheile
der Fenster- und Thürstöcke, Futterbarmen und Pflastersteine vom Lande ob der
Enns. Sehr benützt sind auch die Steinbrüche bei Aschach, in der Staufleithen bei
St. Agatha, im Mistelbacherforste u. f. w. Bei Dachsberg werden auch Mühl-
steine gebrochen, sie sind aber nicht so gut, als jene von Perg, im untern Mühl-
viertel. Zu Hörading, unfern von Vöcklabrnck, findet sich vorzüglich weißer Quarz-
fand für die Glashütten.
Thi erreich.Was die Fauua dieses Kreises betrifft, so trifft man Raubthiere
nur noch in den Wäldern des Mondseer-Gebietes. Dort ist Wolf und Luchs kein
ganz seltener Gast. Von Wild kommt eben daselbst noch die Gemse vor, so wie
alle übrigen Gattungen von Hochwild. Auch das Schildhuhn, Auerhuhn,
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—
9
Rebhuhn und Haselhuhn ist daselbst nicht selten. Sehr zahlreich sind die Fasanen
in den Auen von Aschach und Efferding. AnHausthieren, Vögeln u. f. w. ist dieser
Kreis ganz gleich dotirt mit seinen Nachbarkreisen, und ich verweise deßhalb auf
meine Darstellung des Mühl- und Trauu-Kreises in diesem Werke. Nur bemerke
ich hier, daß die Nachtigallen, des häufigen Fangens wegen, im Hausruck-Kreise
fast gänzlich verschwinden. Was die Fische betrifft, so bieten die Seen und Flüsse
Lachse, Saiblinge, Forellen, Rheiuauken, Nutten, Hechten, s.w. An den meisten
Ufern brütet die Fischotter. Die Vöckla, die Rodel und der Leitenbach beherbergen
besonders gerühmte Krebse. Die Bachkrebse in der Pfarre Ungenach waren einst
wegen ihrer Größe und ihres guten Geschmackes im ganzen Lande berühmt, und
wanderten selbst ans die Taseln der Feinschmecker Wiens.
Pflanzen reich. Ich habe bereits oben erwähnt, daß dieser Kreis nam-
hafte Wälder besitzt. Die verbreiteren Bäume sind: die T a nne (Pinus Abies),
die Fichte (Pinus picea) und die Buche (Fagus sylvatica). Seltener die Föhre
(Pinus taeda), die Etfe (Alnus sylvatica), der EibeNbaUM (Taxus baccata),
die Esche (Fraxinusexcelsior), Ahorn (Acer campestris und A. pseudo-PIa-
tanus), der Lärchbaum (Pinus larix) und die Eiche (Quercus robur). Noch
seltener derZermbanm (Pinus cembra). Auch die Ulme (Ulnus campestris),
hier zu Lande Fliegenbaum genannt, kommt nicht häufig vor. Von den Sträu-
chen und Stauden trifft man alle in diesen Klimaten und Lagen gewöhnlichen an.
Der Hasel st rauch (Corpus avellana) imMondseer-Gebiet verdient besondere Er-
wähnung, da er dort besonders gehegt und gepflegt wird, und früher starken Ab-
fatz im Salzkammergute fand, wo er zu den Salzfässer-Reifen verwendet ward.
In neuester Zeit aber hat dieser Absatz abgenommen. Was die Cerealien betrifft,
so wird über dieselben in dem Abschnitte „Landwirthschaft" gesprochen werden.
Was die wildwachsenden Pflanzen betrifft, so ist sowohl die phanerogame als die
cryptogame Flora des Kreises reich und interessant, und sowohl die Ebenen, als die
Waldhöhen und Abhänge und Platean's der Alpen im Süden des Kreises bieten
dem Botaniker anziehende Ausbeuten. Schöne erotische Pflanzen finden sich in dem
Pfarrhofgarten zn Hofkirchen und in mehreren Schloßgärten des Kreises.
Straßen. Eisenbahn. Es fehlt diesem Kreise nicht an gut angelegten
und unterhaltenen Straßen in allen Richtungen. Was die Poststraßen betrifft, so
berühren den Hausruck-Kreis deren folgende: die Hauptstraße aus Baiern
über Pa ssan. Sie betritt den Kreis unfern von Pey erb ach, und durchschnei-
det denselben in der Richtung von West nach Ost, über Weizenkirchen, Effer-
ding und Wilhering nach Linz. Ferner 'betritt den Kreis, ebenfalls in der
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Hausruck'Kreis.
Richtung von West nach Ost, die Hauptstraße aus Baiern, von München her über
Braunau. Sie mündet in den Kreis unfern von Haag, und führt nach Lam-
bach. Die dritte Hauptstraße ist jene von Salzburg nach Oesterreich. Auch sie hält
die Richtung von West nach Ost, betritt den Hausruck-Kreis unfern von Franken-
markt, und zieht sich über Vö cklabrnck und Schwanenst adt nach Lam-
bach, dann über Wels und Neubau nach Linz. Es befinden sich demnach
im Hausruck-Kreise die Poststationen Peyerbach, Efferding, Neubau,
Wels, Lambach, Vöcklabruck, Frankenmarkt, Haag und Klein-
München *)- Außer diesen Hauptstraßen durchschneiden noch 29 größere nnd
kleinere Seitenstraßen den Kreis, welche Abtheilungen zusammen über 50 deutsche
Meilen betragen. Ferner mnß hier auch der Linz-Gmundner-Eisenbahn gedacht
werden, deren größter Theil durch den Hausrnck-Kreis zieht. Diese schöne Eisen-
bahn (deren Betrieb indessen nur mit Pferden geschieht) ward durch die privilegirte
Aktiengesellschaft der Budweis-Linzer-Eisenbahn mit einem Kostenaufwande von
650,000 fl. C. M., in den Jahren 1834—1835 erbaut. Die Bahn ist einfach,
auf V? ihrer Länge mit Ausweichplätzen versehen, und hat dieselbe Konstruktion
von hölzernen Unterlagen, mit schmiedeisernen Schienen benagelt, wie dieBudwciser-
Bahn. (Man sehe meine Darstellung des Mühl-Kreifes, I. Heft diefes Werkes.)
Der Transport besteht hauptsächlich in Salz, Triester-Gütern und Getreide. Die
Personen-Frequenz ist besonders während der Badesaison in Ischl sehr lebhast;
zu dieser Zeit steigt sie über 10,000 Personen des Monats. Die Bahn ist von Linz
bis Gmunden 35,820 Wiener-Klafter lang (beinahe 9 deutsche Meilen), wovon
etwa 25,000 Klafter auf den Hausruck-Kreis entfallen. Mit dem Uebergange über
die Traun bei Lambach geht die Eisenbahn in den Trann-Kreis über. (Mansche
meine Darstellung des Traun-Kreises, II. Heft dieses Werkes.)
Politische Eintheilnng. Die politische Eintheilung des Hausruck-Krei-
ses ist in den Grundzügen gänzlich den übrigen Kreisendes Erzherzogthumes gleich.
Geschlossene Land- oder Kriminalgerichte zählt der Hausruck-Kreis 22; nämlich
Donauthal (jetzt das k. k. Stadt- und Landrecht in Linz über die PfarrenDörn-
bach, Schönering und Traun), Er lach und Tollet, Frankenbnrg, Frey-
ling, Hartheim, Kammer und Ungenach, Kogel, Lambach,
Parz, Peyerbach, Puchheim, Schaumbnrg zu Efserding, Star-
Hemberg, Steyeregg, Vöcklabruck, Walchen, Wartenburg, Wei-
denholz, Wels (Burg), Wels (Stadt), Wilhering, Wolfsegg. Eremte
Landgerichte bestehen 17, nämlich: Aschach, Dietach, Esferding, Erla,
*) Kleinmünchen ist die Station, welche von Ebelsberg nach Wels führt, ohne Linz zu berühren.
-ZÜ
55
'fol
Geislitzer-G ilde, Kape lle namt Gmunben, Kopp ach, Mistelbach,
Mühldorf'fche Gilte, Puchberg, Regaueramt, Rüstling era mt,
Schöndorf, Ungenach, Vöcklabruck, Weifsenburgeramt (zuKam-
mer), Weissenburgeramt (zu Vöcklabruck).
Ferner ist der Hausruck-Kreis in 31 Distrikts-Kommifsariate eingetheilt. Sie
heißen: Aistersheim, Aschach, Dachsberg, Efferding (Burg), En-
gelszell, Erlach, Fraukeubnrg, Freiling, Hartheim, Kammer,
Kogel, Köppach, Lambach, Mondsee, Parz, Peyerbach, Puch-
heim, Rieda», Roid, Schmiding, Starhemberg, Traun, Vöckla-
brück, Walchen, Wartenburg, Weidenholz, Wels (Burg), Wels
(Stadt), Wilhering, Wolfs egg, Würting. Diese 31 Distrikts>-Kom-
missariate umfassen 358 Steuergemeinden, 180 Herrschaften, Landgüter, Frei-
sitze und Gülten, und mehr als 30,000 topographische Nummern oder steuerbare
Objekte.—Das Kreisamt befindet sich in Wels. Ihm unterstehen die genannten
Distrikts-Kommifsariate, so wie es selbst der k. k. Landesregierung in Linz unter-
steht. In Engelhardszell ist ein Grenz - Polizei - Kommissariat. Wegmeisters-
Stationen sind: Efferding, Frankenmarkt, Haag, Lambach und Wels. Die Justiz-
geschäste werden von den Kriminal, und Landgerichten besorgt. Die Bergwerke des
Kreises unterstehen dem Bereiche des k. k. Berggerichtes zu Hall, in Tirol, als
Berglehensbehörde für Salzburg, den Inn- und Hausruck-Kreis. Zu Engel-
hardszell ist ein Kommerzial-Zollamt, zu Wels ein Zollgefälls-Jnspektorat und
eine Bezirks-Waaren-Stämpel-Station, beide der k. k. Zollgesällen-Administra-
tion in Linz untergeordnet. Zu Wels ist auch ein k. k. Tabak- und Stämpelgefällen-
Jnspektorat; 13 Bezirke sind demselben untergeordnet. Zm Kreise befinden sich
16 Lottokollektureu.
Religiöse Eintheiluug. Der Hausruck-Kreis, der Diöcese Linz unter-
geben, ist eingetheilt in sechs Dekanate; nämlich: Wels mit 9 Pfarren, 4 Pfarr-
Vikariaten, 1 Lokalpfarre, 2 Erpositnren und 28,273 Einwohnern. Atzbach
mit 3 Pfarren, 10 Pfarr-Vikariaten, 5 Lokalpfarren, 1 ErPositur und 26,290
Einwohnern. Gafpoldshofeu mit 11 Pfarren, 9 Pfarr-Vikariaten, 2 Lokal-
pfarren, 2ErPosituren und 38,000 Einwohnern. Peyerbach mit 17 Pfarren,
3 Pfarr-Vikariaten, 1 Lokalpfarre, 4 Erpositnren und 47,120 Einwohnern.
Fr a n k e n m a r k t mit 7 Pfarren, 3 Pfarr-Vikariaten, 2 ErPosituren und 25,000
Einwohnern, endlich Schärfling mit 4 Pfarren, 5 Pfarr-Vikariaten, 2 Erpo-
sitnren und 10,822 Einwohnern. Im Ganzen also: 51 Pfarren, 34 Pfarr-
Vikariate, 9 Lokalpfarren, 13 Erpositnren.
Außerdem besitzt der Kreis noch das Benediktinerstist Lambach (1 Prälat,
16 Kapitularien, 6 außer dem Stifte in Seelsorge, 1 Professur in Salzburg)
und das Prämonstratenserstift Wilhering (1 Prälat, 34 Ordensmitglieder,
20 als Seelsorger, 1 Professur in Linz). Die Protestanten haben im Hausruck-
Kreise 7 Pastorate, nämlich: Scharten (Sitz des Superintendenten) mit 2200
Seelen; Thening, mit 3000 Seelen; Efferding, mit 15,000 Seelen;
Waltern, mit l200Seelen; W els mit 1000 Seelen; Ruetzenmoos, mit
1400 Seelen; Attersee, mit 600 Seelen; sämmtlich Augsburger-Eonfession.
Militär-Verwaltung. Indem Hausruck-Kreise haben die beiden Linien-
Infanterie - Regimenter Großherzog von Baden und Baron Hrabowsky ihren
Werbbezirk. Auch ist in dem Kreise eine Beschäl-Station. In einem Nebenge-
bäude des Schlosses Lichtenegg befinden sich an 30 schöne, starke Hengste, welche
zur Veredlung der Pferdezucht des Kreises bestimmt sind. Gewöhnlich findet am
8. October in Wels die Pserde-Prämien-Vertheilung für den Hansruck-Kreis Statt.
Sanitätswesen. In Wels hat der Kreisarzt seinen Sitz. Ihm unter-
stehen die Bezirke: Stadt und Burg Wels. In Efferding und Vöcklabruck wohnen
die beiden Distriktsärzte. Unterdem ersten stehen die Distrikts'-Kommissariate :Wil-
Hering, Hortheim, Freiling, Traun, Efferding, Aschach, Dachsberg, Parz, Schmi-
ding, Engelszell, Weidenholz, Erlach, Roith, Peyerbach, Aistersheim und Riedan.
Unter dem zweiten die Kommissariate: Würting, Lambach, Puchheim, Vöcklabruck,
Kammer, Köppach, Starhemberg, Wolfsegg, Wartenburg, Frankenburg, Kogel,
Walchen und Mondsee. Im Ganzen besitztderHausruck-Kreis 6 Aerzte, 70Wuud-
ärzte, 127 Hebammen und 5 Apotheken. Unter den Hufschmiden finden sich von
Jahr zu Jahr mehr geprüfte, in Wien approbirte Thierärzte.
Die Vaccination schreitet zwar langsam, aber doch stets vorwärts. Noch
1826 wurden nur 2278 Kinder im Kreise geimpft, während im Jahre 1840 die
Zahl derselben über 3000 stieg. Seitdem verschwinden auch, je länger, je mehr
die Blatternscuchen, welche besonders 1799, 1802 u. s. w. arg wütheten, und viele
Opfer wegrafften. In allen Psarren ist die Todtenbeschau eingeführt, aber die an-
befohlenen Leichenkammern bestehen noch an sehr wenigen Orten.
S ch u l w ese n. Es bestehen in dem Hansrnck-Kreise 1 Hauptschule, 117 Tri-
vialschulen, 118 Sonntagsschulen, 1 Industrieschule und 1 Mädchenschule, und
zwar in folgender Einteilung:
Dekanat Wels. 16 Kuratien, 1 Haupt-, 16 Trivialschulen, 18 Sonn-
tagsschulen, 1 Industrie- und 1 Mädchenschule, 304 eingeschulte Orte, 1316
schulfähige Knaben, 1404 Mädchen. Davon besuchen 1284 Knaben und 1332
13
Mädchen wirklich die Schulen. (Außerdem noch 8 Knaben und 4 Mädchen pro-
testantischen Bekenntnisses). 640 Knaben, 606 Mädchen als Wiederholungsschü-
ler. 18 Schulgebäude, 1 Bezirksausseher, 19 Katecheten, 20 Lehrer, 13 Lehr-
gehilfen.
Dekanat Peyerbach. 25 Kuratien, 31 Trivial- und Sonntagsschulen.
662 eingeschulte Orte, 2402 schulfähige Knaben, 2318Mädchen. Davon besuchen
2287 Knaben und 2220 Mädchen wirklich die Schulen. (Außerdem noch 3 pro-
testantische Knaben.) 807 Knaben, 846 Mädchen als Wiederholungsschüler. 1 Be-
zirksaufseher, 32 Katecheten, 32 Lehrer, 23 Lehrgehilfen. 26 eigene, 2 gemie-
thete, 3 unentgeltlich überlassene Schulgebäude.
Dekanat Gaspold sho fen. 24 Sonnragsschulen. 605 eingeschulte Orte.
1940 schulfähige Knaben, 1918 Mädchen. (Außerdem noch 5 protestantische Kna-
ben nud 5 Mädchen). 1880 Knaben (2 protestantische) und 1002 Mädchen
(3 protestantische) besuchen wirklich die Schulen. 767 Knaben, 811 Mädchen
erscheinen als Wiederholungsschüler. 1 Bezirksaufseher, 29 Katecheten, 25 Leh-
rer, 20 Lehrgehilfen, 21 eigene, 4 unentgeltlich überlassene Schulgebäude.
Dekanat Atzbach. 18Kuratien, 20Trivial-,20Sonntagsfchulen,424ein-
geschulte Ortschaften. 1564 schulfähige Knaben, 1536 Mädchen (8 protestantische
Knaben, 9 Mädchen). 1512 Knaben und 1475 Mädchen besuchen die Schulen
wirklich. Wiederholungsschüler zählt man 598 Knaben und 620 Mädchen, 20
Katecheten, 20 Lehrer, 15 Lehrgehilfen. 18 eigene, 1 gemiethetes, 1 unentgelt-
lich überlassenes Schulgebäude.
Dekanat Frankenmarkt. 12 Kuratien, 14 Trivial-, 14 Sonntagsschu-
len. 291 eingeschulte Orte. 1382 schulfähige Knaben, 1295 Mädchen (8 pro-
testantische Knaben, 5 Mädchen). 1271 Knaben, 1171 Mädchen besuchen die
Schulen wirklich. 570 Knaben, 498 Mädchen als Wiederholungsschüler, 1 Be-
zirksaufseher, 15 Katecheten, 14 Lehrer, 12 Lehrgehilfen. 14 eigene Schulge-
bände.
Dekauat Schörfling. 11 Kuratien, 11 Trivial-, 11 Sonntagsschulen.
123 eingeschulte Orte. 619 schulfähige Knaben, 610 Mädchen (2 Knaben,
2 Mädchen protestantischen Bekenntnisses). 582 Knaben, 561 Mädchen besuchen
die Schulen wirklich. 268 Knaben, 280 Mädchen als Wiederholungsschüler. 1 Be-
zirksaufseher, 11 Katecheten, 11 Lehrer, 8 Lehrgehilfe!!, 11 eigene Schulgebäude.
In den sieben Pastoraten des Kreises finden sich 10 protestantische Schulen,
zugleich Trivial-und Sonntagsschnlen, und zwar in: Scharten, mit 135 Kin-
dern; Roitham (Filiale von Scharten), mit59 Kindern; Jbensheim, mit
84 Kindern; Thening, mit 144 Kindern; Aspesberg, mit 122 Kindern;
Efferding, mit 103 Kindern; Wallern, mit 95 Kindern; Wels mit 77
Kindern; Ruetzenmoos mit83 Kindern; Zell am Attersee, mit 41 Kin-
dern. Im Ganzen also 945 protestantische schulbesuchende Kinder. Die sieben
Pastoren versehen zugleich den Dienst der Katecheten, und unter ihrer Aufsicht
tragen die angestellten Lehrer und Lehrgehilfen in 10 eigenen Schulgebäuden den
Kindern die Lehrgegenstände vor. In der neuesten Zeit steigt indessen der Schill-
besuch auf erfreuliche Weise. Schon 1830 stieg die Zahl der schulbesuchenden Kinder
über 18,000; 1840 hat sie sich über 20,000 erhoben.
Wohlthätigkeitsanstalten. In jeder Pfarre des Hausruck-Kreises
befindet sich, der Anordnungen Kaiser Joseph's II. zufolge, ein eigenes Armen-
Institut. Außerdem trifft man noch 32 besondere Versorgungs-Anstalten in den
verschiedenen Märkten und Dörfern.
Die Brandversicherungs-Anstalt von Salzburg wird im Hausruck-Kreife so
namhaft benützt, daß schon 1826 das Brandversicherungs-Kapital auf nahe an
einer Million stand.
Klima. Das Klima des Hausruck-Kreifes ist im Allgemeinen gut, doch hat
es nach der besonderen Oertlichkeit verschiedene Nuancen. So herrschen in Engel-
hardszell und längs des Stromes herab im Donanthale zu Herbst- und Winter-
zeit mächtige Nebel, und die Luft ist im Allgemeinen feucht, nicht ganz ohne nach-
theiligen Einfluß auf die Gesundheit der Anwohner. Die Ueberschwemmnngen,
Eisgänge u. s. w. des großen Stromes fügen oft namhaften Schaden zu. In St.
Aegyd, Kirchberg, Schaumburg, Neukirchen am Walde, Frankenmarkt, Pön-
dorf it. f. w. haben die Winde freien Zug. Oesters herrschen Orkane, die viel
Schaden thun. Der Winter ist streng und tritt früh ein; oft sehr starker Schnee-
fall. Starke Reife, Hagel. Indessen Herrscht doch ein guter Gesundheitszustand
auch hier, und selten treten Epidemien ein. Die Nähe des Hansrnck-Forstes und
das noch nicht kultivirte schwarze Moor bei Frankenburg erzeugen Fanlsieber,
entsenden Winde und Nachtfröste zum Nachtheile der Vegetation. Auch in diesen
Gegenden erscheint der Winter früh, der Sommer spät. Zur Regenzeit ist auch der
Sommer frostig. Man erntet um 14 Tage später, als bei Linz. Die Traube ge-
deiht hier selten mehr. In der Gegend von Weyerkirchen, Fornach, Nußdorf,
Attersee, Weyeregg u. s. w. herrschen gewaltige Hagelwetter. Das Obst kommt da
um 3 Wochen später zur Reife, als in Linz.
In allgemeinen Zügen ist das Klima so zu bezeichnen, daß es im nördlichen
Theile des Kreises gemäßigt, in den Thalgeländen sanft und mild, im südlichen
15
Theile (wo die Kalkalpenkette streift) ziemlich rauh, im Ganzen aber gesund sei»
Die vorherrschenden Winde sind bei heitern Tagen Ost- und Nord-, bei trüben
Süd- und Westwind. Eine eigentümliche Naturerscheinung ist der sogenannte
Sn na wind (Süd), welcher von Weissenbach her sich zuweilen erhebt. Zwei
bis drei Tage vorher verkündet sich schon sein Nahen durch einen lichtgelben Dunst-
kreis über den Gebirgen, und durch Sausen in der Luft. Läßt er sich auf den
See nieder, so erregt er furchtbare Stürme. Auch ist erder Baumblüte so schäd-
lich, daß es bei seinem Ausbruche um die Obsternte des Jahres geschehen ist.
Bevölkerung. Nach den neuesten Zählungen umfaßt der Hausruck-
Kreis 17.5,705 katholische und 10,900 protestantische Einwohner, also im Ganzen
186,605 Seelen. Darunter befinden sich 90,674Weiber. NachdenBeschästignngen
zählte man 1838 über 200 Geistliche, gegen 90 Adelige, an 400 Beamte und An-
gestellte, über 3000 Bürger und Gewerbsleute und an 8000 Bauern. Verheirathet
waren über 30,000, Ledige und Witwer über 50,000. Fremde zählte man an 2500.
Viehzucht. Die Pferdezucht ist in diesem Kreise nicht unbedeutend. Man
zählte 1839 an 12,000 Pferde. Im Kommissariate Mondsee und Erlach wird ste
am vortheilhaftesten betrieben (in letzterem an 1000 Stücke). Außerdem treibt
man auch noch in den Kommissariaten Aistersheim, Aschach, Dachsberg, Effer-
ding, Hortheim, Kammer, Kogel, Lambach, Parz, Peyerbach, Walchen, Wels
starke Pferdezucht. Die Pferde sind meist von gutem Schlage, aber leicht, großen-
theils Rappen und Braune. Der Einfluß der oben erwähnten Beschäl-Station
auf die Veredlung der Zncht ist nicht zu verkennen. Man verkauft eine große
Anzahl der Füllen auch nach Außen.
An Hornvieh zählte der Kreis im Jahre 1839 über 15,000 Ochsen, mehr
als 60,000 Kühe. Die Zuchtochsen von roth und weißer Farbe werde» meist aus
der Gegeild von Kirchdorf und Spital am Pyhrn, von Gmunden, und aus dem
Eunsthale bezogen. Sie bilden eigentlich eine Art Zwischenhandel. Die Mast-
ochsen ziehen meist nach Niederösterreich oder auch in die oberen Salzachthäler.
Alles übrige Hornvieh, nicht sehr ansehnlich oder nutzbar für Milchwirtschaft,
ist zum eigenen Gebrauche bestimmt, und macht also bloß einen Gegenstand des
heimathlichen Gebrauches aus. Doch wird in den südlichsten Theilen des Kreises,
da, wo ihn die Gebirgskette berührt, auch einige Alpenwirthschaft, doch ohne
Belang, getrieben.
Schwein- und Schafzucht ist sich hier beinahe selbst überlassen. Man sin-
det selbst auf den Bergen wenig gute Schafe, doch wurde auf der fürstlich
Wrede'schen Herrschaft Mondsee, auf der Meierei zu Mitterberg und in Walchen
Manches gethan zur Veredlung der Racen durch spanische Schafe. Bienenzucht
wird nur wenig betrieben. An Federvieh ist Ueberfluß. Wie es mit Jagd und
Fischerei steht, ist aus der gegebenen Rubrik: „Thierreich" zu entnehmen.
Feldwirthschaft. Gartenbau zc. Der Bau der Cerealien wird im
Hausruck-Kreise fleißig betrieben. Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Flachs und Hanf
gedeiht in den verschiedenen Theilen des Kreises gut. Flachs wird indessen doch
noch zumeist aus Böhmen bezogen. Früher, als die Leinwandhandlung zu Gries-
kircheu noch im Schwünge war, ward dort auch der Flachsbau lebhaft betrieben.
Jetzt beschränkt man sich daselbst bloß auf Erzeugung des Hausbedarfes. In den
bessern Jahren und in guten Distrikten erntet man 10, 12— löfachen Samen;
in mittelmäßig guten Distrikten 7—9sachen, in den schlechten 5—8fachen. Es gibt
sogar Gegenden, wo nur zweifacher Same gewonnen werden kann. Alle drei
Jahre läßt man die Felderbrach liegen, und besäet die Hälfte mit Klee, die zweite
Hälfte benützt man erst im zweiten Jahre. Der Mangel an Dünger ist Ursache,
daß man die Brache noch beibehält. Man sollte mehrere Wiesen und weniger
Aecker haben, dann könnte man reiche Herden halten, Dünger gewinnen, und
so die Brache endlich ganz abstellen. Pillwein gibt an, daß 1826 der Flächenraum
des Ackerlandes in diesem Kreise auf 124,176 Joch angeschlagen sei, und die
Wiesen des Kreises auf 61,938 Joch *); das ganze Trattnachthal ist gleichfam
eine große Wiese. Treffliche Wiesen finden sich in den Ebenen von Weyeregg, um
Weizenkirchen, und Neukirchen bei Lambach. In Neukirchen bei Frankenmarkt,
und zu Michaelbach gibt es auch große und gnte Wiesen. Diese Gründ'ansge-
nommen, sind in den Thälern und Flächen die Wiesen oft wässerig, in den Wald-
gegenden etwas mager, an den Flüssen der Ueberschwemmmig und Versandung
ausgesetzt. DerFleiß des Landmanues in Bestellung derselben ist musterhaft. Der
gewöhnliche Dünger für Aecker und Wiesen ist Pferde- und Kuhmist; dann
Schlier, Aschenmist und Knochenmehl. Zum Ackerbau wird auch Gyps verwendet.
Das Düngen mit Schlier (Mergel) ist in diesem Kreise sehr häufig ; es bewährt
sich als höchst nützlich. Seit 100 Jahren ist dadurch das Erträgniß der Aecker um
V3 gesteigert worden» Das zur Düngung treffliche Knochenmehl wird seit einigen
Jahren zu Peyerbach und Vöcklabruck im Großen erzeugt, und findet, bei dem
erprobten Nutzen dieser Düngerweise, bei allen Landwirthen starken Abgang. —
Der Obst- und Gemüsebau des Kreises ist bedeutend. Obst, Rüben, Erdäpfel
u. s. w. werden in ganzen Schiffladungen bis nach Wien geführt. In der Obst-
kultur namentlich dürfte der Hausruck-Kreis allen übrigen des Erzherzogtumes
Diese Zahlen scheinen jedoch viel zu klein.
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voran stehen. Alle Feldraine, Wege und Straßen sind mit Obstbäumen besetzt.
In allen Städten und Märkten, bei allen Schlössern trifft man gut und reich be-
stellte Obstgärten; das Tafelobst von Wendling ist berühmt. Der Schloßgarten zu
Aschach ist herrlich. Zu Lichtenegg ist auch ein englischer Garten; das Schloß
Puchheim liegt umgeben von Obst-, Lust--, Zier- und Thiergarten. Bei Schloß
Mitterberg sind zwei Obst- und ein Ziergarten. Eben so bei Schloß Wartenberg.
Der Lehnergarten zu Wels hat 2 Glashäuser und eine Orangerie n. s. w. Als
die erste Baumschule des Kreises, vielleicht des ganzen Oberlandes, ist die Pfarre
Scharten bekannt, alle edlen Obstarten werden da trefflich gezogen. In Schönering,
Alkofen n. f. w. ersetzt der Gewinn der Obstzucht oft den Verlust der Feldfrüchte
durch Überschwemmungen. Natürlich erzeugt man in einem Lande, wo so viel
Obst gedeiht, auch vielen Most, Zwetschkenbranntwein, Kirschengeist, Essig n.s.w.
Von Most in gnten Jahren in manchem Hause 600 — 2000 Eimer. An allen
obstreichen Orten ist der Most das Hauptgetränk der Bewohner.
Der Weinbau ist nicht bedeutend. Doch ward in früherer Zeit, außer den
Weingärten bei Aschach und Hartkirchen, auch zu Alkofen, in der Scharten, zu
Grieskircheu u. s. w. Wein gebaut. Der Zehent vom Aschacher Wein stieg einst
anf 1000 Eimer und darüber, jetzt ist derselbe fast gar nicht mehr in Anschlag zu
bringen, da fast alle Weingärten ausgestockt sind.
Hopfenbau wird zu Wels, Schwanenstadt, Vöcklabruck und Reichsdorf mit
Erfolg betrieben, besonders seit etwa zwanzig Jahren.
Außerdem gibt der Fischfaug, die Schifffahrt, die Köhlerei, das Holzfällen
und Flößen den Bewohnern Beschäftigung und Gewinn. In den Donaugegenden
gewähren auch die Uebersahrten einen kleinen Erwerbszweig. In der Pfarre
Weyeregg verfertigen die Bewohner gute Zille» (Schiffe), und in der Pfarre
Beyerbach ist die Erzeugung des Leinöles auch ein Gegenstand der Beschäftigung
für die Bewohner.
Gewerbfleiß. Industrie. Die Anzahl der besteuerten Gewerbe des
Kreises betrug im Jahre 1839 nahe an 10,000. Es finden sich darunter alle
Beschäftigungsarten des bürgerlichen Verkehres nnd Bedarfes. Auch an Manu-
fakturen und Fabriken ist der Kreis nicht ganz arm; sehr bedeutend für die kurze
Zeit des Bestandes gestaltet sich die k. k. priv. Noitzmühler Maschinen-Fabrik bei
Wels. Vor 19 Jahren stand hier die Mühle des Müllers Noitz; sein Nachfolger
im Besitze, Christian Steininger, erbaute daselbst zuerst eine Blechhütte mit einem
Walzwerke. Schon 1832 vergrößerte man das Werk, und Steininger gründete
eine Aktiengesellschaft, welche sich 1838 unter der Firma: K. K. priv. Noitzmühler
Hausruck-Kreis. 3
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Eisenblech- und Maschinenfabrik - Aktiengesellschaft, eonstituirte. Die Unterneh-
mnng wird lebhaft betrieben, und die letzte Gewerbsprodukten-Ausstellung hat
rühmliche Proben ihrer Thätigkeit gezeigt, welche auch mit der silbernen Medaille
auszeichnet wurden. Herr Steininger erbaute auch das Hammerwerk Stauff bei
Frankeumarkt. Bei Schwanenstadt besteht eine ansehnliche Mousselin- und Battist-
Manufaktur, zu Vöcklabruck eine Kattunfabrik, zu Egelsee eine Sammtband-
fabrik. Zu Unternberg ist ein Strohhutfabrikant etablirt. Glasfabriken bestehen
zu Freudenthal (Distrikts-Kommissariat Kogel) und im sogenannten Platzl
(Distrikts-Kommissariat Freudenberg). In Vöcklabruck arbeiten viele Drechsler,
Schachtelmacher u. s. w., und da in der Nähe der Stadt viele Zillen und Plätten
gebaut werden, und die hier ansäßigen Müller und Holzhändler damit einen
starken Handel nach Wien und Ungarn treiben, so haben sie ihren Sammelplatz
und ihre Niederlagen meist in Vöcklabruck und in der Klingerau.
Leinweber« und Leinwandhandel wird lebhaft betrieben zu Grieskirchen,
Neumarkt, Haag, Kalham, Regau, Hörsching, in den Distrikts-Kommissariaten
Dachsberg, Wolfsegg, Weidenholz, Walchen, Kogel, Rieda«, Aschach, Aistershaim,
Peyerbach u. s. w. Ansehnliche Leinwandbleichen sind im Kommissariate Traun,
zu Schwanenstadt, zu Mühlwang, Vöcklabruck, Frankenburg, Efferding, Neu-
markt, Lambach u. f. w.
Der Garnhandel wird lebhast betrieben zu Gampern, Wartenburg, Engel-
hardszell, Waldkirchen am Weesen und Meggenhofen.
Um Vöcklabruck und Frankenburg wird Bett- und Tischzeugfabrikation ge-
trieben. Von Bedeutung ist die Kotzen-Erzengnng zu Peyerbach.
In Wolfsegg trifft man starke Socken- und Strümpfestrickerei, im Mondseer-
Gebiete Baumwollarbeiten und Handel damit. In Unterach ist das weibliche Ge-
schlecht stark mit Spitzenklöppeln beschäftigt.
Zu Aschach herrscht starker Osthandel nach Wien.
Der Fischhandel zu Hörsching, Unterach, Weyeregg und Atters« ist nicht
unbedeutend.
Der Holz- und Kohlenhandel wird lebhaft betrieben in den Pfarren: Ober-
wang, Aurach, Vöcklamarkt, Frankeumarkt, Fernach, Gempern, Wels (vorzüg-
lich mit Bauholz), Engelhardszell, St. Georgen im Attergau, Attersee (Haupt-
Niederlage für Ober- und Nieder-Oesterreich), Weissenkirchen, Zell am Moos,
Seewalchen u- s. w.
Außer den Brauereien auf dem Lande werden auch noch viele taufend Eimer
Branntwein aus Mosthefen erzeugt.
Die Krämer zu Gallfpach, einst mehr als hundert, jetzt auf etwas über dreißig
herabgekommen, bildeten eine eigene wandernde Gesellschaft, welche ihren Hansir-
Handel mit Schnittwaaren k. auf allen Märkten von Oesterreich, Steiermark und
Baiern betrieb. Diese Gesellschaft hatte auch eine besondere Gilde mit 12 Mei-
sterinnen und 48 Gesellinnen gebildet, welche glatte Fabrikszeuge von Kattun,
Seide u. s. f. mit Stickereien schmückten
Der stärkste Viehhandel geschieht vonVöcklamarkt nach Wien» Die Sensen-,
Pfannen- und Knpferschmide des Kreises liefern gute Arbeit. Die Sensen von
Mondsee gingen bis nach Schweden und Frankreich, und sind noch sehr geschätzt.
Die bedeutendsten Ansfnhrartikel des Kreifes sind: alle Körnergattungen,
dürres und frisches Obst, Obstwein (Cyder), Branntwein, Brenn- und Bauholz,
Lederwerk, Kohlen, Zillen, Holzwaaren, Sensen, Pfannen, Messingwaaren, Ma-
schinen, Kalk, Ziegel, Fische, Krebse, Leinen, Garn, Tisch- und Bettzeuge, Dosen,
Töpferwaaren. Die Einfuhrartikel sind fast gleich jenen des Mühl-Kreifes. (Man
sehe meine Darstellung desselben, I. Heft diefes Werkes.)
Die stärksten Handelsplätze sind: Wels, Schwannenstadt und Vöcklabruck.
Außerdem werden an 78 Orten des Kreises über 100 Märkte abgehalten, wo
der Verkehr meist sehr lebhaft ist.
Sprache. Sitten. Trachten. Häufer. Im ganzen Kreife herrscht die
deutsche Sprache, jedoch mit mehreren Eigenthümlichkeiten im Ausdrucke. Die
Mundart in wechselnden Idiomen ist eine Abart des Hoch-oder Oberdeutschen mit
einer Menge von Worten, welche ihre Abstammung von eeltischen, allemanischen,
fränkischen und auch slavischen Sprachen beurkunden. Die niedersten Volksklassen
bedienen sich zuweilen auch der sogenannten jenischen Sprache.
Der Bewohner des Hansruck-Kreifes ist lebhaft, thätig, fleißig, treuherzig,
ein treuer, gehorsamer Unterthan, von biederem Charakter. Auch hier, wie überall,
ist zwischen den Bewohnern des Flachlandes und jenen des Gebirges ein merk-
barer Unterschied. Der Landmann der Ebene ist gelassener, raffinirter, geschmei-
diger; der Gebirgsbewohner zum Denken aufgelegter, munterer, weniger arglistig,
uneigennütziger. Noch herrscht der Väter gute, fromme Sitte in den meisten
Haushaltungen. Die Klage über Dienstboten wird aber lebhafter. Grobe Ver-
brechen sind indessen fetten. Der Menschenschlag ist von mittlerer Größe, aber
ziemlich schön und von gutem Wüchse. Besonders die männliche Jugend zeigt noch
sehr schöne, rüstige Gestalten, frisch von Farbe und Blut, kräftig und unentnervt.
Vorherrschend sind blaue Augen und blonde oder branne Haare. Mädchen und
Bursche habenmehrfleifchigen, als muskulösen Bau. JndenPfarren Meggenhofen,
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Weibern ttub Hofkirchen trifft man die schönsten Leute, auch um Bnchkirchen,
Wallern, Dachsberg, St. Thomas u. s. w. In den Niederungen längs der Donau
bemerkt man die verkrüppeltsten Gestalten. Im Mondseer-Gcbiete altern die Leute,
wegen der schweren Arbeit und schlechten Kost, schnellere Selbst junge Leute erschei-
nen dort häufig mit Leibesgebrechen. Hohes Alter ist im Kreise nicht selten. 1804
starb ein Mann von 110 Jahren. In der Pfarre Scewalchen gibt es Viele von
90—100 Jahren. Die am häufigsten erscheinenden Todesarten sind Wassersucht,
Abzehrung, Entkräftung.
Die gewöhnliche Nahrung des Bürgers besteht in Rindfleisch, Schwein-
oder Kalbfleisch, Kartoffeln und Sauerkraut. Der Landmann genießt meist Mehl-
speise, an der Luft getrocknetes Schweinfleisch, Kartoffeln, Kopfkohl, Rüben,
Sauerkraut. Nur an festlichen Tagen erscheinen Braten, Krapfen n. s. w. In
den Städten trinkt man Bier, Wein und Cyder, ans dem Lande meist blos den
letzten und Wasser. Die Kleidertracht ist in den Städten und Märkten die allge-
meine städtische des Landes. Die eigentliche Bauerntracht besteht in einem niederen,
groben, runden Filzhut, schwarzem Halsflor, einer ArtWamms von grobem Tuche
oder Loden, kurzen Beinkleidern von Leder, einer blauen Leinwandschürze, weißen
Strümpfen und Schuhen oder Bundschuhen. Die Weiber tragen weiße, runde Filz-
hüte über einer schwarzen, sogenannten Linzerhaube, braunes oder schwarzes Kopf-
titch von Seide, gleiches Halstuch, Korsett und Rock von dnnklem Kattun,
Schürze von blaner oder weißer Leinwand, weiße oder blaue Strümpfe, und
Schuhe oder Bundschuhe. Die Feiertagstracht ist natürlich zierlicher. Da erscheint
der Bursche mit seinem schwarzen Filzhut mit hohem Gups, weißem Halstuch, dar-
über ein schwarzes von Seide, Weste von Seide mit Stickerei oder auch selbst
mit Goldschnüren oder silbernen Knöpfen, ledernem Gürtel mit weißer Stickerei,
Pantalons von Manchester, aufgerollter weißer Schürze, und Stiefeln von Kalbleder.
Das Mädchen zeigt sich mit feinem, weißen Hute mit Seideufutter, schwarzer Lin-
zerHaube mit Spitzen, Halstuch von Seide, kurzem Korsett von feinem Kattun
oder Seide mit schönen Schnüren, feiner Schürze, langem Unterkleid von gleichem
Zeuge, weißen Strümpfen, selbst von Seide, zierlich ausgeschnittenen Schliefschuhen
Bei Hochzeiten und ähnlichen Feierlichkeiten find Hemden von Perkal keine Sel-
tenheit mehr. Alles trägt Taschenuhren an großen silbernen Ketten.
In den meisten Bürgershäusern ist das Hansgeräth sehr niedlich und schön.
Ueberall nettes Schreinwerk, Kästen, Tische:e., nette Oesen, gute Betten. Auch
in vielen Bauernhäusern trifft man solche Spuren des Wohlstandes.
Jedes erfreuliche Ereigniß wird durch ein Gastmahl gefeiert, so Hochzeiten,
Job FircMack del. K.k.aijgfchLprivXhromorrtfaograpIiie von Aloris Leykaul- m Wren . Jos.Zaliraflüiczek lifh .
EMTSIEOTKIKTO„
Wien in der KjanfiEanJhiug des H.F. Mtäler am Tfahtnxavkt ^9 llAö .
21
Kindstaufen, Eheversprechen, Ernten u. s. w. Auch das Todtenmahl, dieser ur-
alte deutsche Gebrauch, ist in diesem Kreise noch sehr im Schwünge. Bei Taufen
bewirthet der Vater seine Gevattersleute entweder im Gasthofe, oder später im eige-
nen Hause; dieses Mahl heißt das Kindelmahl. Zu Trauungen wird durch einen
Prokurator des Bräutigams mit abwechselnden Sprüchen geladen. Die Hochzeiten
sind meist mit Musik lind einein splendiden Mahle verbunden. Zu Fornach, Ober-
thalheim und andern Orten ziehen die Brautführer und der Bräutigam bei einer
Bauernhochzeit mit Säbeln, bei einer Bürgerhochzeit mit Degen in die Kirche,
selbst an den Altar. Ein uralter Brauch , auf die Wehre gegen Jungfernraub
deutend. — In der Gegend von Frankenburg wird bei Hochzeiten gewöhnlich
Lebkuchen geopfert, und beim Ausgange aus der Kirche wirft die Braut sogenannte
Schiffeln für die Kinder aus. Daß Leichenmahle üblich sind, erwähnte ich so eben.
Die Leichen werden von den geladenen Verwandten und den Nachbarsleuten zu
Grabe begleitet. An manchen Orten: Stroham, Heiligenberg u. s. w. spielt der
Schreiner, an andern der Leichenprediger eine wichtige Rolle. — Dieser muß sich
vor Abführung der Leiche im Namen aller Freunde und Angehörigen bei dem
Todten beurlauben; hier, am Ende der Feldgründe des Verstorbenen und bei dem
Todtenmähle Grablieder singen, auch biographische Notizen über den Verstorbenen
mittheilen. Je mehr Lieder er weiß, je mehr er zn deklamiren und zu gestikuliren
versteht, desto beliebter ist er.
Nach uraltem Herkommen reiten die herrschaftlichen Unterbedienten und
Herrschaftsholden von Wolfsegg alle fünf Jahre in der Umgegend herum, und
sammeln eine bestimmte Gabe an Hafer von den Bauern ein. Man nennt dieß
das „Privilegium des Futter-Haber-Reitens". Der Ursprung des Gebrauches ver-
liert sich in die Zeiten des Mittelalters. — Im Mondseer-Gebiete muß der Knecht
oder die Magd zwei Herren dienen, weil die Güter dort zu klein sind, als daß sie
den Lohn für einen eigenen Dienstboten trügen, und doch wieder zu groß, als daß
mau solche entbehren könnte. Daher dingen zwei Herren einen Dienstboten, der
abwechselnd den Dienst versieht.
Die beliebtesten Belustigungen sind Eisschießen, Schlittenfahrten, Kegel-
schieben, Scheibenschießen, Bolzschießen, Ringelreiten, Wettrennen, Sacklaufen,
Kartenspielen u. f. w. Jünglinge und Mädchen sind leidenschaftliche Liebhaber des
Tanzes. Der hiesige Nationaltanz, der sogenannte Landler, ist bekannt. Auch die
Alpen- Auffahrten und Abtriebe sind National-Lustbarkeiten, so wie in Mondsee
der Lauben-, Schieden- und Froschfang. —Mit Ausnahme der Städte, Märkte,
Stifte und Schlösser sind die Wohnhäuser des Landvolkes meist von Holz, die
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alteren Bauernhäuser sind sehr unreinlich, klein, mit niederen Thurm und
Löchern statt Fenstern. Die neueren Bauten aber sind besser.
Städte. Märkte. Stifte. Schlösser. Der Hausruck-Kreis hat fünf
Städte, nämlich: Wels, die Kreisstadt, mit 4200 Einwohnern; Vöcklabruck,
landesfürstliche Stadt mit 1002 Einwohnern; Efferdin g, Municipalstadt mit
1763 Einwohnern; Grieskirchen, Municipalstadt mit 1300 Einwohnern;
Schwanenstadt, Municipalstadt mit 1280 Einwohnern.
Ferner zählt man im Kreise 21 Märkte, nämlich: Aschach, Engelhardszell,
Frankenburg, Frankenmarkt, Gallspach, St. Georgen im Attergau, Haag, Kema-
ten, Lambach, Mondsee, Neukirchen am Walde, Neumarkt, Offenhausen, Peyer-
bach, Riedau, Schörsling, Timelkam, Vöcklamarkt, Weizenkirchen, Wesenufer,
Wolfsegg. —
Im Hausruck-Kreise liegt das Benediktinerkloster Lambach und das Prämon-
stratenserstift Wilhering.
Eigentliche Festungen findet man in diesem Kreise nicht, doch fehlt es nicht
an zahlreichen, sehr pittoresken, alten Schlössern und Besten, von denen mehrere,
wie z. 23. Schaumburg, zu den schönsten des Landes gehören.
Geschichte des Kreises. Die Urbewohner dieses Landstriches waren Bojer,
keltischen Ursprunges. Sie wurden von den Römern besiegt, und ihr Laud dem
Weltreiche einverleibt. Die Donau war die Reichsgrenze und stark befestigt. Das
Land gehörte zum Noricum ripense. Wo letzt Wels steht, erhob sich das Ovilabis
der Römer. Ueberhanpt findet man hier noch sehr viele Spuren derselben. Bei
den Stürmen der Völkerwanderung fiel auch dieser Theil Noricums in die
Macht mehrerer Barbarenstämme, bis es in: sechsten Jahrhundert durch Geribald,
den Agilolfinger, bairisch ward. Die Herzoge von Baiern standen unter den srän-
tischen Königen; Karl der Große vereinte auch Baiern seinem Kaiserreiche. So
blieb es nun bei dem deutschen Kaiserthnme, ohne daß es im Mittelalter, anßer den
um jene Zeit gewöhnlichen inneren Fehden der Edlen, von großen Weltbcgeben-
heiten berührt worden wäre. Nachdem die Reformation durch Luther eingeführt
ward, griff die neue Lehre auch in Oberösterreich schnell um sich, und sie erweckte
blutige Kämpfe und große Drangsale. Nachdem sich fast der ganze Adel der neuen
Lehre zugewendet hatte, ergriff das Feuer des Aufruhrs auch das Landvolk. Wie
fast in ganz Deutschland standen auch hier 1525 die Baiern wider ihre geistliche
und weltliche Obrigkeit auf. Nach vielem Blutvergießen wurden erst die Empörer
zum Gehorsam gebracht. Auch 1591,1595,1579 zuckte die wilde Flammedes Auf-
ruhrs noch empor in dem bewegten Landvolke. Die Maßregeln, welche Ferdinand II.
23
zur Wiederherstellung des alten Glaubens ergriff, und welche durch den Statt--
Halter, Grafen Herbersdorf, mit übermäßiger Strenge gegen die Irrenden in Aus-
führung gebracht wurden, entzündeten neuerdings den Bauernkrieg. Sein Herd
war im Hausruck-Kreise. Er brach am 17. März 1626 bei St. Agatha aus; die
Bauern wählten einen tapfern, unternehmenden Mann, den Stephan Fadinger,
znm Anführer, und bald loderte die Flamme der Empörung hoch im ganzen Kreise.
Die Bauern schlugen die gegen sie gesendeten Truppen, eroberten alle Städte des
Kreises, bis auf Linz, welches sie belagerten, bei welcher Belagerung Stephan
Fadinger, durch eine Kugel verwundet, am 5. Juli starb. Nach ihm ward Achaz
Wiellinger zum Anführer gewählt. Endlich wurden die Aufrührer von dem be-
rühmten General Pappenheim gänzlich geschlagen, und der Aufruhr gedämpft.
Aber schon 1632 erregten die Umtriebe eines Prädikanten, Namens Greimbl, aber-
mals den Aufstand. Am 13. August brach er aus; wieder wurden Gräuel aller
Art verübt, wieder konnte nur das Schwert die Unruhen stillen. Seitdem aber
war Ruhe im Lande. Im spanischen Erbfolgekriege war der Hausrnck-Kreis Schau-
platz mehrerer Ereignisse des Kampfes. Eben so im bairischen Erbfolgekriege, und
in den Revolutionskriegen. 1800 warder Hausruck-Kreis vom 18. Dezember bis
Ende März von den Franzosen besetzt. 1805 litt der Kreis durch die stegreichen
Feinde, welche vom 28. Oktober bis 6. März 1806 daselbst hanseten, sehr viel.
1809 traf ihn abermals diese Geißel schwer. Im Preßbnrger Frieden von 1809
ward der Hausruck-Kreis zur Disposition Frankreichs gestellt, und der Krone Baiern
einverleibt. Dort blieb er bis 1816, wo er durch einen neuen Staatsvertrag mit
Baiern wieder an Oesterreich siel.
Wanderung durch den Kreis. Nachdem wir nun den Kreis in seinen
Bestandtheilen kennen gelernt haben, wollen wir auch die Wanderung durch den-
selben autreten, um seine Pittoreske Seite zu sehen. Wir treten die Wanderung
von der Grenze des Jnnviertels, von Engelhardszell an» Engelhardszell ist
ein langgedehnter Markt von 84 Häusern, mit fast 900 Einwohnern. Hier, als Ein-
bruchsstation, müssen alle Donaufahrzeuge, welche die Monarchie betreten, anhalten,
und Pässe und Waaren untersuchen lassen. Die Lage von Engelhardszell ist sehr
reizend. Seine Umgebungen, zumal am Donauufer, sind herrlich. Der schönste
Spaziergang ist jener zu dem aufgehobenen Kloster Engelszell hinab. Dieses
Cistcrcienserstift ward 1293 begründet, 1786 aufgehoben. Auch der Ausflug zu
dem Thurme von Alt-Ried ist sehr lohnend. Im Orte selbst befindet sich keine
besondere Merkwürdigkeit; doch findet man in der Kirche gute Altarbilder. — Die
Donaufahrt von Engelhardszell bis Neuhaus ist eine der herrlichsten Partien.
Ruinen, Felsengruppen, malerische Hütten und Mühlen bilden eine Suite der
prächtigsten Scenerien. Besonders bemerke ich, als zum Hausruck-Kreise gehörig
(also am rechten Stromufer, denn das linke gehört zum Mühlviertel), das uralte
Maasen, Waldkirch en, mit seiner schönen Ruine, dann die merkwürdige Gegend
„in den Schlägen". Sie ist eine der interessantesten Gebirgspartien dieser Ge-
gend. Hier an der Donau liegt auch der schöne Markt Asch ach, groß und gut
gebaut, mit 189 Häusern und fast 130(1 Einwohnern. Er gewährt eine sehr
freundliche Ansicht, von dem herrschaftlichen Schlosse und dem prächtigen Garten
geschlossen. Die Kirche liegt so nahe am Stromufer, daß sie oft bis zur Kanzel
überschwemmt wird. Eine merkwürdige Skulptur daselbst von 1489, das schöne
Altarblatt Abel's: die Geburt Christi. Abel ist auch in Aschach geboren worden
(1768). Unfern von hier die pittoreske Ruine der alten Burg Stauf, und in der
Pfarre Hartkirchen die prächtige Ruine von Schaumbnrg. Diese imposante Burg,
noch in ihrem Verfalle so herrlich, war das Stammschloß der im Mittelalter so
berühmten, mächtigen Grafen von Schaumburg, welchebis 1574freie Reichsgrafeu
waren, ihr Besitzthum von der Grenze von Baiern bis Linz ausgedehnt hatten,
und in blutigen Fehden selbst von der ganzen Macht der Landesfürsten nur schwer
besiegt werden konnten. Noch 1626 war die Burg erhalten; jetzt ist sie schon sehr
verfallen, doch immer noch eine der prächtigsten Ruinen Oesterreich's, — Pnpping
ist ein uraltes Oertchen; hier starb der heilige Wolfgang, als er mit dem Bischof
von Passau die Donau herabfuhr. Noch sieht man auf dieser Stromfahrt von
Engelhardszell bis Linz das fchönePrämonstratenferstift Wilhering, amrechten
User. Ulrich und Cholo von Wilhering stifteten es 1146. Die Kirche ist sehr schön,
die Altarblätter sind von Altomome, die Vergoldungen von Uebelherr aus Mün-
chen, die Chorstühle nebst der schönen Kanzel von zwei Brüdern des Ordens, die
Orgel mit 26 Registern von Rumel in Linz. Interessante Monumente der alten
Schaumburger. Im Kreuzgange merkwürdige Bilder aus der Klostergeschichte/
Monumente der Prälaten. Im Refektorium ein schönes Gemälde von Beutler. Im
oberen Konvente die Porträts der Aebte; Bibliothek. Noch ist auf der ferneren
Fahrt bis Linz das rechte Donauufer durch die Felsenpartien am Kirnberge inter--
essant. — AnfdemLandwege von Passau her betritt man zuerst denMarkt Peyer-
bach mit 154 Häusern und 1074 Einwohnern. Er ist noch mit Ringmauern
umgeben, und hat eine stattliche Pfarrkirche, Altarblätter von dein Künstler Steiner,
schönes Schloß. Ferner berührt man den stattlichen Markt Weizenkirchen mit
92 Häusern und 560 Einwohnern. Schöne Kirche zu St. Peter und Paul,
Altarblätter vom Kremser Schmidt, Monstranze 16 Pfund schwer, interessante
Jot. PifcLfiact dd .
l'C._k_. amsfcliL_.priv. CliTamoIiftLO^ajiTaie von Alois Leykocnx. iitWteia. .
«Jos.Zaltradtirczet sealor litt.
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Grabdenkmale. Unter der Kreuzkapelle (mit schöner Skulptur) die Gruft. Man er-
reicht sodann Efferding, Muuicipalstadt, samint der Vorstadt 230 Häuser,
mit 1763 Einwohnern, fürstlich Starhemberg'schem Schloß, 2 Spitälern, Post.
Der Platz ist sehr schön und freundlich, die Pfarrkirche in hohem Grade interessant.
Hier ist auch ein protestantisches Bethaus. Schöne Gärten. In der Nähe von
Efferding, nur anderthalb Stunden entfernt, liegt auch Scharten, der Sitz
der protestantischen Superintendentur. Scharten selbst ist eigentlich ein katholischer
Wallfahrtsort: „Maria Scharten". Die Kirche ward von den Schaumburgeru
1506 erbaut, aber erst 1632 vollendet; sie hat besonders schöne Fresken. Das
Dorf Scharten hat32 Häuser, 193 Bewohner. Das evangelische Bethaus mitder
Superintendentur liegt etwas entfernt, unten am Berge, in der sogenannten Oed.
— Es ward 1819 ganz von Stein erbaut.
Wir kehren nach Efferding zurück. Der fernere Weg führt über eine weite
Fläche, eiust Flußbett der Donau, über Alkofen (in dessen Nähe man 1827, tief
unter dem Schotter, einen eisernen Schiffsanker ausgrub) nach Wilhering (s. oben),
und dann weiter nach Linz.
Von Linz setzen wir unsere Wanderung auf der Eisenbahn fort. Wir sehen,
außerhalb Linz angelangt, Ebelsberg und Klein München an beiden Traun-
ufern. Das Letztere gehört zu unferm Kreise. Es ist die Mittelstation für die Rei-
senden, welche von Ebelsberg nach Wels reisen, und Linz nicht berühren wollen.
Die Straße zwischen Ebelsberg und Neubau führt den Namen der Dauphiue-
straße, weil sie von Maria Antoinette, der damals neu vermählten Dauphine, bei
ihrer Abreise nach Frankreich 1770 zum ersten Male befahren ward. In Klein-
München selbst ist nichts Sehenswerthes, als die Quirinskirche mit guten Altar-
blättern von Rottmayr und Beutler. Wir lenken nun ans die berüchtigte Welser-
Heide ein. Der Zug der Eisenbahn scheint ganz eben; er ist es aber nicht, denn
von Kleinmünchen bis Marchtrenk erhebt sich die Heide um 21 Klafter. Dic Tra^e
der Eisenbahn ist aber recht anmuthig geführt durch freundliche Wiesen, Felder,
Gärten it. s. w. Ueberhaupt ist die Welserheide in ihrem jetzigen Zustande ein
rühmliches Denkmal des Fleißes der Hausrucker. Noch sind es kaum 50 Jahre,
daß die ganze Heide so wüste lag, als die Moose in Baiern. Erst am Ende des
vergangenen Jahrhunderts begann man die Heide theilweise zu beurbaren. Noch
verewigt der Seeauerhof, und der Name Marlheide, den ein Strich des beurbar-
ten Landes trägt, den Namen des edlen Patrioten Grafen Mar von Seeau, der
zuerst das Beispiel dieser segnenden Arbeit gab. Der erste Stationsplatz auf der
Eisenbahn ist N e u b a u. Auf dem Wege dahin liegen rechts der Bahn die Orte
Hausruck-Kreis.
Oi.
Öofi
26
Leonding, Pasching und Thening. In Letzterm ist eine der zahlreichsten Gemeinden
der Protestanten, mit ihrem Bethause und Pastorat. In Pasching finden sich schöne
Glasmalereien. Von der Hochebene hinter Thening genießt man eine herrliche An-
ficht auf die Alpen des Salzkammergutes. Von Neubau vorwärts erreicht man
sodann Marchtrenk und endlich Wels. Die Stadt ist Kreisstadt, hat 440
Häuser, mit 4223 Einwohnern. Hier stand das Ovilabis der Römer. Schon im
achten Jahrhundert war Wels ein Eigen der mächtigen Grafen von Wels und
Lambach; nach deren Aussterben fiel es an die Landesfürsten. Hier starb 1519
Kaiser Mar, und 1690 der Prinz von Lothringen, der Befreier Wiens mit
Sobiesky dem Polenkönig, 1683. Die Stadt ist ziemlich groß und schön, der
Platz bedeutend, die Pfarrkirche ein mächtiger, altdeutscher Bau, von Außen mit
großem Ungeschick restaurirt. Herrliche Glasmalereien, Grabdenkmale u. s. w.
In der Minoritenkirche die schöne Kapelle der Polheime. Die Burg Wels, jetzt
fürstlich Auerspergisch, von artigen Anlagen umgeben. Burg Polheim, statt-
liches Rathhaus, große Freihöfe. In der Vorstadt das schöne Posthaus, das
Theater, 1829 errichtet. Am südlichen Eingange der Vorstadt ein römischer Ter-
minus als Eckstein. Von Wels führt eine gute Straße über Grieskirchen und
Pöttingnach Beyerbach- Grieskirchen ist eine der Municipalstädte dieses
Kreises, mit 213 Häusern und 1245 Einwohnern. Sie liegt ander Trattnach.
Das Merkwürdigste sind ihre beiden Kirchen mit interessanten Grabdenkmalen.
Unsern Weg auf der Eisenbahn fortsetzend, gelangen wir vorüber dem Schlosse
Lichteneck, und an den ausgebreiteten Fabriksgebäuden der Noitzmühler-Aktien-
gesellschast vorüber, nach Lamba ch. Das Stift und der Markt liegen etwas vom
Bahnhofe abwärts, indeß die Eisenbahn mit dem Ueberschreiten der Traun auch
den Kreis verläßt und in den Traun-Kreis übergeht. Lambach, der Markt, liegt
etwas erhöht an der Traun, die hier in einer tiefen Schlucht dahinrollt. Der
Markt hat 171 Häuser mitfast 1300 Bewohnern. Er ist wohlhabend und freund-
lichen Ansehens. Dicht daran liegt das uralte Benediktinerstift Lambach, 1032
durch Arnold Grafen von Lambach gestiftet. Die Kirche ist sehr schön, sie besitzt
gute Altarblätter von Sandrart. Merkwürdig ist die alte hölzerne Schrifttafel,
die Römersteine, die prächtigen Kaiserzimmer, das Refektorium; fchöue Biblio-
thek, über 20,000 Bände, au 5000 Jncunabeln; interessante Knpferstichsamm-
lung; Gemäldegalerie mit herrlichen altdeutschen Bildern; physikalisches Museum;
wichtiges Archiv. Der Volksdichter Liudermayr war hier Kapitular. Ein Pracht-
gebäude ist auch die nahe Wallfahrtskirche in der Baum. Abt Pögel erbaute sie
auf einem Hügel, zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit, von 1713—1725. Sie hat
im Haxiisruclc ^Viertel..
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27
drei^Fronten, drei Thüreu, drei Altäre u. s w. Ueberall glänzt Gold und Mar-
mor. Sie kostete 333,000 Gulden; Architekt war Brunner, Bildhauer Meil. Das
Kuppelbild ist von Carlone, die Altarblätter malten Carlone und Barodio. Die
Orgel ist vonEgedacher. Im Pfarrhofe ist eine römische Bronze, ein Mercur, hier
ausgegraben, aufgestellt. Wir verlassen nun die Eisenbahn, und setzen unsere Wan-
dernng auf der Straße nach Salzburg fort. Vorher aber müssen wir noch der
Straße gedenken, welche von Lambach über Haag in das Jnnviertel führt. Sie
zieht durch sehr gut bebautes Land, mit zahllosen Gehöften besäet, über Nenkir-
che» nud Unter-Afnang. Zwei Stunden südlich von Untcr-Afnang liegt der Markt
Wölfs egg mit den großen Stcinkohlenwerken und einemBade. Der Markt Haag
hat 117 Häuser und 742 Einwohner. Seit dem Brande von 1815 ward er
schöner, als sonst, wieder erbaut. —In der Nähe liegt das Schloß Starhemberg,
1805 Napoleons Hauptquartier. Bei Haag zieht sich der eigentliche Hausruck,
die Grenzscheide des Viertels, gegen den Inn-Kreis hin.
Wir kehren nach Lambach zurück, um unsere Wanderung aufder Salzbur-
gerstraße fortzusetzen. Diese führt eine Zeitlang am hohen Ufer der Ager hin
bis nach S ch w a n e n st a d t. Dieses Städtchen ist recht sreundlich gelegen, hat
171 Häuser und 1280 Einwohner. Der Platz ist besonders schön, ihn zieren drei
Springbrunnen, im Kirchhofe interessante Grabmale. In der Nähe ist eine große
Monsselin- und Battistfabrik. Von hier hat man nur fünf Viertelstunden zu dem
berühmten Traunfalle bei Reitham im Trauu-Kreise. Wir gelangen dann durch
Attnang, an den Schlössern Puchheim und Wagrain vorüber, nach Vöckla-
brück. Diese landesfürstliche Stadt, einst wegen ihrer an Rudolph von Habsburg
bewährten Treue zollfrei in ganz Oesterreich, zählt 150 Häuser mit 1002-Ein-
wohnern; sie liegt au der Vöckla. Besondere Merkwürdigkeiten finden sich hier
nicht. 1825 starb hier der Gelehrte, Herr Freiudaller. — Eine Viertelstunde süd-
lich, in Schölldorf, befindet sich die einzige bisher in Oberösterreich entdeckte rö-
mische Meilensäule. Südöstlich, I V- Stunde von Vöckla brück, bei Wangham,
hat man eine große Breeeia-Höhle entdeckt. Hinter dem Markte Timmelkam führt
dann die Straße über hügelige, waldige Gegend, mit schönen Ausblicken ans den
großartigen südlichen Hintergrund mit der Alpenkette, nach Frankenmarkt
auf beträchtlicher Höhe. Dieser Markt hat 166 Häuser mit fast 1000 Bewohnern.
Hier trifft mau an den Hausern schon salzbnrg'sche Bauart, hohe Giebeln, mit
Steinen belastete Breterdächer und Holzgallerien. Hier in der Nähe ist denn auch
die Grenze des Kreises. Wir wenden uns nun zu dein Glanzpunkte unserer Wan-
derung, zu dem an pittoresker Schönheit ausgezeichneten, südlichen Theile des
t
28
Kreises, zu den herrlichen Seen, dem österreichischen Meere, dem weitaus flutenden
Attersee, dem prächtigen Mondsee, mit ihrer Alpenumgebung. Des Merkwürdigen
und Interessanten viel und mancherlei bietet uns dieser Theil der Wanderung.
Von Vöcklabruck, von wo ans wir diesen letzten und interessanten Kreislauf durch
das Hausruck-Viertel antreten, gelangt man in kaum 3 Stunden nach See-
walchen, einem schönen Pfarrdorfe von 66 Häusern mit 340 Einwohnern. Es
ist sehr reizend am Attersee gelegen. Unter den Gebäuden ist die Kirche, der Amts-
hos und das Pfarrhaus bemerkenswert^ Von hier umkreisen wir den majestäti-
schen Attersee. Es ist dieß das größte aller oberösterreichischen Binnengewässer.
Ich habe bereits indem Abschnitte: „Gewässer" über seine Größe, Lage, Tieft u. s. w.
berichtet, und verweise deßhalb auf diesen Abschnitt. Der See heißt auch Kam-
mersee, von dem Schlosse Kammer an seinem nördlichen Ende. Die Ufer dieses
Sees waren bereits im IX. Jahrhundert bewohnt, lieber Abtsdorf haben wir
Urkunden vom Jahre 1142. Kaum eine Viertelstunde von Seewalchen liegt Schloß
Kammer, kühn in den Attersee selbst hineingebaut. Das Dorf Kammer, am Ufer,
hat 16 Häuser mit 111 Einwohnern. Imposant überblickt sich hier die seladon-
grüne, meilenweite Fläche des Sees, der hier in seiner vollen Ausdehnung von
mehr als 10,000 Klaftern sich ausbreitet. Der Hinblick anf seine südlichen Ufer
ist bezaubernd. Wir bedürfen guten Wind, wenn wir ihn von Kammer bis Un-
terach in 4 Stunden überschiffen wollen. Zu beiden Seiten gewahrt das Auge
freundliche Fluren, heitere Ortschaften. Da sehen wir am östlichen Ufer zuerst
Schärfling, einen Markt von 105 Häusern mit659 Einwohnern. Auch dieser
Ort war schon int IX. Jahrhundert bekannt. Die Pfarrkirche zum heiligen
Gallus ward, nach demUrbarinm der Herrschaft Kammer, I190erbant, 1476 neu
hergestellt und geweiht. Die früheren Pfarrer dieses Marktes waren kaiserliche
Hoskapläne, bis 1581 die HerrschaftKammer von Kaiser Nndolph II. an die Grasen
Khevenhiller, welche sie noch besitzen, verkauft ward. Zwischen Schärfling und
Weyeregg erhebt sich der Graberg, mit einer stark befuchten Wallfahrtskapelle
zur heiligen Dreifaltigkeit, und einer der herrlichsten Übersichten der Gegend.
Ein Punkt, leicht zu ersteigen und höchst lohnend. Das Pfarrdorf Weyeregg
zählt 47 Häuser mit 307 Einwohnern. Es befindet sich hier eine k. k. Schiffs-
baumsäge. Noch weiter südlich liegt die Pfarre St ein b ach. Sie besteht aus etwa
70 zerstreut liegenden Höfen mit 445 Einwohnern, am Fuße des Steingebirges
(den Ausläufern des Höllengebirges). Anch Steinbach ist schon im VIII. Jahr-
hunderte bestanden. Die^ uralte Pfarrkirche zu St. Andrä soll auf der Stelle
eines Heidentempels stehen. (Vor mehreren Jahren grub man auch aus dem
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Friedhofe einige Idole von Metall aus.) Sie hat Reste von einem uralten Bap-
tisterium, eine Glasmalerei von 1510 und eine Glocke mit der Inschrift: 0 Rex
glorie remea in pace Anno Dom. IM. Man deutete diese Inschrift bisher auf
das IX. oder X. Jahrhundert, da aber die Inschrift in deutscher Minuskel
ist, so ist dieß wohl nicht möglich. Die Glocke ward vor vielen Jahren von einem
Alpenhirten in der Pfarre Altmünster an der Großalpe aus der Erde gegraben.
Am südlicheren Ende des Sees liegt Weißenbach , mit dem schönen Gasthause der
Baronin Weichs, ein beliebter Ausflug der Jschler Badegäste.
Wir müssen mui auch noch einen Blick aus die Ortschaften am westlichen
Ufer des Sees werfen. — Da gewahren wir zuerst Litzlberg, Dorf mit 18
Häusern und 86 Einwohnern. Hier stand, auch in den See gebaut, bis 1780 das
gleichnamige Schloß, zu dem man auf einer langen Holzbrücke gelangte. Im er-
wähnten Jahre ward es abgebrochen, und das Materiale zum Wiederaufbau des
damals abgebrannten Schärfling verwendet. — Weiter südlich sehen wir Atter-
see, Pfarrdorf von 35 Häusern mit 191 Einwohnern. Die Pfarrkirche liegt
schön auf einer Anhöhe. Sie ist der Himmelfahrt Mariä geweiht, und war ur-
sprünglich Schloßkapelle. Graf Franz Ferdinand von Khevenhiller gab ihr 1720
die jetzige Form. Am Hochaltare ist ein schönes Marienbild unter rothsammtnem
Baldachin seit 1652 aufgestellt; es wird von zahlreichen Wallfahrern besucht.
Einst war dieses Dorf der Hauptort des Attergaues. Ein festes Schloß, von dem
jetzt kaum mehr Trümmer erkenntlich sind, und dessen Stätte bezeichnen, erhob
sich daselbst. Etwas tiefer im LandeliegtderMarkt St. Georgen mit 159 Häu-
fern und 1016 Einwohnern. Noch tiefer im Laude Schloß und Herrschaft Kogel,
mit schönem Garten. Wir kehren an den See zurück, und werfen noch einen Blick
auf Nußdorf, welches sehr sremidlich am Seeufer liegt.
Somit hätten wir die beiden Ufer an unseren Blicken vorübergehen lassen,
und landen in Unterach. Dieß ist ein Pfarrdorf von 102 Häusern mit 588
Einwohnern, in höchst reizender Lage. Die Kirche ist sehenswerth, ihrer schönen
Altäre und des Hochaltarblattes St. Bartholomäus wegen. Die Ansicht des
Attersees und seiner Umgebung ist hier besonders pittoresk. Man überschaut den
kolossalen Wasserspiegel in seiner ganzen Pracht bis Schloß Kammer hinauf, die
steilen Wände der Burgau, die Wand der rauhen Scharte, die den südlichen Ho-
rizont begrenzen, in der westlichen Ferne der bizarre Gipfel des Schafberges,
und der Drachenstein und Schober beleben das große Bild- Wir wandeln sodann
eine Stunde lang in herrlicher Gegend über die Landstrecke, welche den Attersee
und Mondsee scheidet, und schiffen uns dann wieder ein, den Mondsee zu überfahren.
In zwei Stunden schiffen wir über seine Fläche, und sind in dem freundlichen
Markte Mo n d se e angelangt. UeberGröße und Tiefe des Sees habe ich ebenfalls
schon in dem Abschnitte: „Gewässer" berichtet. — Dieser See hat den Namen
von seiner halbmondförmigen Gestalt. — Er soll die größte Tiefe unter allen
den zahlreichen Seen des Oberlandes haben, stellenweise mit 300 Klaftern noch
nicht ergründet. Die Bewohner feiner Ufer sind als sehr gewandte Schiffer im Lande
gerühmt. Hier allein besteht noch die Sitte des sogenannten Streitfahrens (Wett-
ruderns). Unter dem Schalle der Musik fahren die Sieger in einer Viertelstunde
von der Mitte des Sees nach Mondsee. Von Schärfling aus übersieht man den
ganzen See, von Mondsee aus nur das westliche, von Unterach nur das östliche
Horn. Mondsee selbst liegt höchst lieblich, still und friedlich am schönen See. Der
Markt hat 185 Häuser und 1170 Einwohner. Das nun aufgehobene Benedikti-
nerstift Mondsee ward 739—748 von Utilo, dem Baierherzog, begründet. Bis
zu seiner Aufhebung 1786 hatte es 74 Aebte. B. Petz entdeckte hier die berühmte
Mondsee'sche Glosse. Das Benediktinerkloster ist jetzt das fürstliche Schloß, die
Herrschaft Eigen des Fürsten Wrede. Die Kirche ist fehenswerth, ein schöner alt-
deutscher Bau; das Skelett des heiligen Konrad wird daselbst gezeigt. Dieser
Heilige war im XII. Jahrhunderte Abt von Mondsee. Er fiel unter Mörder-
Hand 1145 im Walde bei Oberwang. An der Stelle, wo er starb, entsprang
der Konradsbrunnen, eine noch vorhandene Heilquelle. Der Kirchenplatz im
Markte (der ehemalige Friedhof, jetzt geebnet, mit Bäumen bepflanzt und einem
Brunnen geziert) ist sehr angenehm. Zum Brauer Gugg ist durch die Pappelallee
ein schöner Spaziergang. Am Bäckerladen gewahrt man einen schönen Römer-
stein. Hart am Markte anf einer heitern Anhöhe liegt die Wallfahrtskapelle
Maria Hilf mit dem Madonnenbilde. Sie ward 1420 voni Abt Simoil erbaut.
Mondsee ist ein sehr guter Standplatz zu höchst anziehenden Ercursionen in die
Umgegend. So ist es zwei Stunden zur Kosomauskapelle auf dem Gipfel des
Kolmansberges. Ein herrlicher Punkt. Nur eine Viertelstunde weit liegt die fchöne
fürstliche Meierei, der Prielhof. Die große alte Linde nebenan ist fehenswerth.
Von Schärfling aus kann man über die Wefenaneralpe und die Glashüttenalpe
den Schafberg ersteigen, dessen Aussicht in Europa wohl nur an dem Rigi in
der Schweiz einen Rivalen findet. — Von Mondsee nach St. Gilgen, wo man
den herrlichsten Ueberblick des Wolfgangsees hat, sind nur 3 Stunden. Von St.
Gilgen ans kann man abermals leicht eine schöne Alpe ersteigen. Man geht über
Oberau in die Höllkaralpe anderthalb Stunden. Man übersieht auf dieser Alpe
den Wolfgangfee, den Mondsee undZellersee, so Wiedas Steingebirge am Attersee.
Joh FiCcfiBach de! . K.k aa&fchl.priv. Ct*omoüffco^rapBie vota Alois lieykurm in.Wfen . Jos ftalrraffnrczek senior IitfL.
Harusrück : KtexÄ, in Ober - Oefterreich
"Wen 'n der KvnCrtnfiP.tr,.,^ fr. IT"F M"ir#r «m M'* .
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31
Sehr lohnend ist auch die Ersteigung des Zwölserhornes. Man ersteigt dieses
Gebirge von St. Gilgen aus über die Saustallalpe in zwei Stunden. Die Fern-
ficht ist imposant; das Auge überschaut den Wolfgangsee, den Mondsee, den
Fuschelsee, einen Theil des Attersees, den Zellersee, den Seekirchnersee und die
Alpenkette vom Schafberge bis weit in das Ennsthal hinüber. — Eine der schönsten
Partien von Mondsee aus ist auch nach der Ziukenbach-Klause zu unternehmen.
Diese Klause, ein Werk des k. k. Waldmeisters in Mondsee, H. Zeppenzauer, ist
höchst seheuswerth. Sie erhebt sich, kühn und fest gebaut, 13 Klafter über die
Schlucht.—Der Königsbach und Steingraben fließen hier zusammen. Man sieht,
wenn man hinaus kommt, von der Brücke am Wege St. Wolfgang; die Brücke
ward 1822 erbaut. Es findet sich hier ein bedeutender Holzfang oder Rechen, zur
Aufsaugung des Sudholzes, welches aus dem Rechen in Wasserriesen in den Wolf-
gangfee, von da zu Schiff nach Strobel, und von dort anfderIschlzum Salzsud
in die Salinen Ischls gebracht wird. Im Königsbachthale findet man prachtige
Waldpartien. Nur zwei Stunden von Mondsee entfernt liegen auf einem AbHange
unter dem Schober die Ruinen von Wartenfels. Es führen jetzt von allen Seiten
gute Straßen nach Mondsee, und Fürst Wrede hat in dieser Beziehung sehr viel
für die Gegend gethau, denn vor ihm waren die Wege elend. Man gelangt jetzt
von Kammer über St. Georgen, Stamps uud Oberwang auf einem guten Wege
durch die herrlichste Gegend in fünf Stunden nach Mondsee. Von Frankenmarkt
über Walchen, an St. Georgen vorüber, führt auch eine Straße nach Mondsee.
Der erst vor einigen Jahren angelegte Weg über St. Gilgen nach Ischl ist ebenfalls
herrlich. Noch erübrigt uns, ehe wir dieses Heft schließen, einen Blick auf den
Zellersee zu werfen. Von Mondfee nach Zell amZellersee sind anderthalb Stuu-
den. Diese Pfarre umfaßt nun die gleichnamige Ortschaft mit 130 Häusern und
733 Einwohnern. Es waren die Mönche von Mondsee, welche hier die Wildniß
lichteten, uud sich daselbst Zellen erbauten, daher der Name des Ortes. Die Kirche
ist sehenswerth, sie ward 1441 erbaut, 1672 erneuert. Sie hat 3 Altäre, schöne
Marmorarbeiten uud gute Altarblätter, das Hochaltarblatt ist von N. Streicher.
Ueber den See selbst habe ich schon in dem Abschnitte: „Gewässer" berichtet. An der
Westseite des Sees mitten im Walde steht die Ruine des alten Schlosses Wildenek.
Somit hätten wir den Kreislauf durch alle Theile des Ländchens beschlossen, und
unsere Leser werden daraus entnommen haben, daß auch derHausruck-Kreis seinen
Autheil eilt Naturschönheit in dem großen Gemälde unseres Kaiserstaates auf gerechte
Weise in Anspruch nehmen mag.
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32
Höhentafel des Hausruck-Areises.
Hohe in
Wr. Klaftern,
über
dem Meere.
Aichberg...........823
Basis. Nördlicher Endpunkt ^der Welser-
Grundlinie bei Kleinmünchen . . . 139
Bromberg...........273
Efferdingfeld..........142
Eichelsberg..........232
Erdpresser..........224
Etzingerfeld..........337
Feichtenberg..........265
Gebelsberg..........422
Hobelsberg..........409
Hofbrunn...........395
Krailberg...........261
Hohe in
Wr. Klaftern,
dem Meere.
Lichtenberg..........488
Lichtenbergerwald........465
Marchtrenk, südlicher Endpunkt der Welser-
Grundlinie.........160
Mayrhoferberg.........344
Mitterburg..........218
Neubau...........149
Neukirchen...........290
Polham...........244
Roiderkogel..........236
Schwalbleck..........252
Wels............170
Der Znn Kreis
i m
Crzherzogthum Oesterreich.
Land ob der Cnns.
Dargestellt von
F. C. Weidmann.
Mit einer topographischen Karte und fünf Chromolithographien.
Nach OriginalhandMchnungen von Joh. Fischbach.
Wien 1848,
Verlag der Kunsthandlung H. £. Muller, am Kohlmarkt.
Ügemetne Uebersicht. Der Jnn-Kreis ist der kleinste unter den Kreisen von
Oesterreich. Zwar sind die Angaben über die Größe desselben fast so vielfach,
wie die Schriftsteller, welche über diesen Kreis schrieben; de Lncea, Andre, Blumen-
bach, Balbi, Zschokke und Liechtenstern differiren in ihren topographischen Handbü-
chern uin mehr als 10 □ Meilen in der Angabe der Größe des Inn-Kreises. Wir
glauben aber, den Messungen des k. k. General-Quartiermeisterstabes und dem
stabilen Kataster, als der zuverlässigsten Quelle, folgen zu müssen, und nach dieser
Quelle mißt der Kreis etwas mehr als 38 Hü Meilen, ist also unbestreitbar der
kleinste Kreis Oesterreichs. Im Allgemeinen gibt der Inn-Kreis, ohne eben an
pittoresker Schönheit mit den benachbarten Kreisen, z. B. dem Trann-Kreis, dem
Herzogthum Salzburg u. s. w. wetteifern zu können, das Bild einer reichen, geseg-
neten, mit freundlichen Städtchen, schönen Märkten und zahlreichen Dörfern, Weilern
und Schlössern geschmückten Landschaft. Der Inn und die Donau verleihen ihm
de« Reiz manches herrlichen Strombildes, zumal ist die kleine Uferstrecke, welche
der Donau anliegt, vielleicht die malerischeste Parthie des ganzen Laufes dieses
Stromes im Erzherzogthume. Die Pracht des Hochgebirges mangelt dem Inn-
kreise gänzlich, aber schön bewaldete, theils auch kultivirte Hügelreihen durchkreuzen
vielfach das Gelände, den Blick erfreuend durch mannigfachen Wechsel der Form.
G r ä n z e n u n d G r ö ß e. Der Jnn-Kreis, seinen Namen von dem Inn erhal-
^end bildet einen Theil der westlichen Grenze des Erzherzogthumes und der Monarchie.
' Die Salzach, welche unterhalb Burghausen in den Inn mündet, und der Inn, der
bei Passau sich in die Donau ergießt, bilden die Grenzmark in Westen. Im Norden
strömt die mächtige Donau als Grenzscheide. Gegen Ost stößt der Jnn-Kreis an
den Hausruck-Krcis, und gegen Süden an den Salzach-Kreis (Herzogthum Salz-
bürg.) Der Lage nach liegt der Jnn-Kreis zwischen dem 30° 24' 50" und 31°
23' 30" der Länge, nnd dem 47° 58' 30" und 480 35' 40" der Breite. Wie ich
bereits oben erwähnte, so enthält der Jnn-Kreis, nach den Messungen des k. k.
General-Quartiermeisterstabes und des stabilen Katasters, 38V? □ Meilen,
nimmt also an Größe unter den neun Kreisen des Erzherzogthumes die letzte Stufe
ein. Dieses Areale umfaßt: 370,403 Joch 214 □ Klafter produktiver, uud
12540 Joch, 717 □ Klafter unproduktiven Boden.
Gebirge. Eigentliche Gebirge, in der höhern Bedeutung dieses Ausdruckes be-
o cOo oOo oüo oOo oOo cAa oOc
besitzt der Inn-Kreis nicht. Am Jnnuftr und an der Donau zeigen sich einzelne, zum
Theile sehr interessante Gruppen von Granitgebirgen. Sie erheben sich indessen nir-
gends höher als 400 Fuß über den Wasserspiegel dieser Ströme. Außerdem ist höch-
stens noch das Kobemauser-Gebirg mit mächtigen Nagelfluegebilden zu nennen.
Alles Uebrige sind Hügelzüge von Gneiß, Sandstein, Breccia, u. s. w, nirgend von
bedeutender Elevation.
I Wälder. Daß die Wälder in diesem Kreise von Bedeutung seien, verbürgt
scholl das mächtigeAreale, welches sie einnehmen. Sie bedecken über 10 □ Meilen,
) also ein Drittel des ganzen Kreises. Der größte Forst ist der Kobernauser-Forst,
4 Stunden breit, 5 Stundeil lang. Er ist in 21 Bezirke getheilt- Es ist ein höchst
interessantes Waldgebirge von Ur- und Flötzkälk, Thonschiefer, Quarz, u. s. w.
Außerdem sind der Laach, der Weilhart, der Sauwald und Petershart die nam-
haftesten Forste. Aber der Hart (zwischen Reichersberg und St. Martin), der
Greßdobelwald, der Schacherforst, der Gaurhammerforst, der Teufelauerforst, der
Frohnwald, der Freiforst Schweibern, die große und kleine Sallät, it. a. m sind
bedeutende Waldungen.
Seen,Teiche,Flüsse, Bäche, Heilquellen. Die beiden größten Flüsse,
der Inn und die Donau, stud eigentlich nur Grenzströme des Kreises, und gehören
als solche nicht eigentlich ihm an. Dasselbe gilt von der Salzach. Ueber den Inn,
der dem Kreise den Namen gibt, müssen wir hier aber doch einige nähere Andeu-
tuugen geben. Der Inn entspringt im Engadein, aus dem Maloja am Septimer,
wird bei Hall schiffbar, und mündet bei Passau in die Donau, bei seiner Ergie-
ßung mächtiger und breiter, als die Donau selbst, (Die Donau bei Passan 754 Fuß
breit, 38—40 Fuß tief, der Inn 890 Fuß breit 30—70 Fuß tief.) Von Inns-
brück bis Passau ist sein Gefälle beinahe 1000 Fuß, sein Laus daher sehr reissend.
Die Schiffahrt ist im Jnn-Kreise, wegen der Krümmungen bei Reichersberg und
der Brandungen an den Felsenriffen zwischen Schärding und Passau, nicht ohne
Gefahr. 1827—1829 wurden deßhalb bei Formbach nnd Wehrustein Felsen ge-
sprengt, bei St. Florian neue Uferbauteu ausgeführt. In frühern Zeiten soll der
Strom Gold, Silber nnd Perlen geführt haben. Seine Überschwemmungen rich-
ten oft großen Schaden an. Eine der größten seit Menschengedenken fand im
Julius 1840 Statt.
Ueber die Salzach habe ich in meiner Darstellung des Salzach-Kreises (Her-
zogthum Salzburg) bereits berichtet, und verweise daher, um Wiederholuug zu
vermeiden, auf jenes Heft unfers Werkes. — Was nun die dem Kreise eigenthüm-
lichen Flüsse und Bäche betrifft, so gibt es zwar, wie dieß in einem Hügel-
3
reichen Lande natürlich ist, deren viele, doch ist kein einziger von Bedeutung, keiner
auch nur für Kähne oder Flösse schiffbar, und meist alle sind zu durchwaten. Doch
geschieht es bei der Lage des Landes, bei den zum Theile sehr starke» Abhängen der
Hügel und Waldschluchten, daß diese kleineu Gewässer nach Wolkenbrüchen oder hef-
tigen Gewittergüssen urplötzlich zn Strömen anschwellen, welche Alles verheeren,
was ihrLanfberührt, indessen sie dann eben so schnell wieder versiegen. — Als solche
Gewässer nennen wir:
Die Mattich. Sie entspringt am Haunsberge, und mündet unferne von
Braunau iu den Inn. Ihr Gefälle ist auf diesem kurzen Weg nahe an 1000
Fuß. Die Antifeil entspringt in der Pfarre Eberschwang am Hausruck, und
fällt bei Winterdnng in den Inn. Die Pram entspringt am westlichen Hausruck,
und ergießt sich bei Allerheiligen in den Inn. Ihr Gefälle ist von der Quelle bis
zur Ausmündung 579 Fuß. Ihre Ueberfchwemmungen richten vielen Schaden an.
Zu den bedeutenden Bachen gehören: Die Aichten, der Mofachbach,
der Riedl- und Weisseiibach, der Bruinbach, Steckenbach, der Höhn-
Hartbach, Moosbach, Nettmachbach, Gurtenbach, Senstenbach,
Kesselbach, Haibach, Ranzenbergerbach, Kopfingerbach, die Enk-
nach, u. a. m. — Mehrere dieser Bäche führen Perlen. 1836 war die Ausbeute
167 Perlen erster, 139 zweiter, 3419 dritter Sorte. Der Hauptmuschelsaug darf
nur von drei zu drei Jahren geschehen. Hydrographisch bemerkenswert ist die
Erscheinung, daß viele der Bäche dieses Kreises, nach längerem oder kürzerem Laufe
in der Erde verschwinden, und erst in ziemlichen Fernen wieder auftauchen. So
die Enknach, der Steckenbach, u a. in.
Auch an Seen fehlt es diesem Kreise nicht, aber ihr Verhältniß zu jenen
prächtigen Seebecken in den benachbarten Alpenkreisen ist dasselbe, wie jenes der
Gebirge. So wie die imposanten Massen der Hochgebirge sich hier bereits zu Wal-
digen Hügeln und Höhen verflächen, so gestalten sich auch die Seen dieses Kreises
zu Miniatur-Abbildnugen jener hehren Wasserspiegel. So ist
Der Jnnsee, am Dörfchen gleichen Namens in der Pfarre Palding,
200 Klafter lang, 80—90 breit, 100 Fuß tief. Er liegt 1575 Fuß über dem
Meere. Der Kessel des Sees besteht ans dichtem, grauem Kalkstein. Der Jnnsee
liegt am westlichen Fnße des hohen Juden, aus dessen Schooß er auch sein Ge-
Wässer empfängt, dessen Ueberfluß er bei Kerfchham in die Mattich entsendet.
Der Höllsee schimmert bei Rent, iu der Pfarre St. Pantaleon. Er liegt
1306 Fnß über dem Meere, ist 400 Klafter lang, 80—100 Klafter breit. Sein
Becken ist Sand nnd Kalkbreccia. Beim Ausflusse gegen die Moosache bildet er
4
noch einen Weiher voll Schilf Diebeiden Jbnerseen, deren einer bei^Her-
ding Herdingersee, der andere bei Seeleiten Jbnersee genannt wird. Hof-
mark und Schloß Iber liegt zwischen beiden Seen. Der Herdingersee ist an 500
Klafter lang, 240 Klafter breit. Der Jbnersee ist 250 Klafter lang, 120
Klafter breit. — Der Hukingersee ist etwa halb so groß, als der Jbner-
see, und liegt in der Pfarre Tarsdorf. —Der Hackensee ist ganz unbe-
deutend. Sein südliches Ufer bildet einen Theil der Grenze gegen Salzburg.
An Teichen zählt der Inn-Kreis:
Deren 14 in der Umgebung von Kirchberg, in einem Moose, die Anwiese ge-
nannt, durch die Serpentinen des Sauldorferbaches erzeugt.
Zwölf kleine Teiche in der Pfarre Minning. Der größte bei Frauenstein.
Vier bedeutende Fischteiche zu Eberschwang.
Teiche bei den Schlössern: Aspach, Lausenbach, St. Martin, Meyerhofen,
Mühlham, Teichstätt, Stern, Wasen, Wegleiten, Iber, Zell, u. s. w.
Drei Teiche zu Reichenberg.
Mehrere größere und kleinere Teiche um Mattighofen, Ostermiethiug, Eggels-
berg, Moosdorf und Eitzing.
Der kleine Teich beim Lipfwirthe in der Pfarre St. Lambrecht.
All Bädern und Heilquellen besitzt der Inn--Kreis:
Das schon seit 1409 bekannte Bad zu St.Thomas, beiPattingham. Nach
der Analyse des Hrn. Prof. Graff in München, bestehend aus Kohlenstoffsäure,
kohlenstoffsanrer Kalkerde, kohlenstoffsaurem Natrum, schwefelsaurer Kalkerde
(Selenit), schwefelsaurer Bittererde, salzsaurer Kalkerde und salzsaurer Bittererde mit
Eisentheilen.
Das Brünnl bei Rab 8 1/z° R. Wärme. Bestandtheile, nach der Ana-
lyse des Hrn. Dr. Morasch, Eisen, Salz, schwefelsaurer Kalk und Bittererde. Das
Bad ist sehr besucht.
Das Brunnenthal bei Schärding. Seit 1644 benützt. Kalte, leichte Mi-
neralquelle mit etwas Eisen und salzsaurer Kalkerde.
Das Heilbad des Wirthes I. M. Fink zu Osternberg, bei Braunau. Ei-
senhältig.
Der Gurtenbach. DieQuellezu Schalchen. Eisen und schwefelhältig. Der
heilige Brunnen zu Sauldors. Eisen- und Schwefelhaltig. Als Augenstärkend
fehr gerühmt. Der Säuerling im Wienermaise des Kobernauserwaldes.
Die Quelle bei der Kirche zu Wang.
Die Quelle unter dem Berge von Theiskirchen.
Der Brunnen bei Kopfiug, aufder Weide Diernsek. Die kalten Mineralquellen
im Teiche des Kaufmann Decilia zu Eberschwang.
Mineralreich. In der Urzeit war vermuthlich auch das Gelände des
Inn-Kreises Seeboden. 1762 grub man bei Schärding und Reichersberg Mam-
muthsknochen aus. Noch *800 fand man in der Sandbreccia bei Ach Knochen
des Elephantcn. Gegenwärtig zeigt sich, wie bereits erwähnt, am Krämpelstein
u. f. w. Grauitgebirge. Das Kobernauser-Gebirge enthält mächtige Gebilde, von
Nagelflnhe. Um Ostermiething, Pfaffstätt, Kirchberg, und der Landrücken längs
der Thalebenen des Wcissenbaches, der Mattich, der Enknach, des Steckenbaches,
u. f. w. größere und kleinere Lager von Thon. In der Gegend um Kerschbaum,
um Weissenbach, in der Thalebene des Riedlberges und in der Nähe der Seen
und Sümpse Torflager. An den westlichen Hängen des Kobernanser-Gebirges (be-
sonders zwischen Parz und Heiligenstatt) und an mehreren Orten des Kreises
stehen Nester und größere Flöße von Braunkohlen. Mergellager sind häufig. Man
benützt in dem Inn-Kreise, aus dem Mineralreiche: Bausteine aus den Kalkstein-
flöhen am Dürnhammerkogel, am Haunsberge, am Tannberg, u. s. w. In der
Pfarre Freinberg, nicht weit von der Kirche, wird feuerfeste Thonerde gegraben,
und zur Verfertigung der Schmelztiegel nach Obernzell geliefert. Die Quarzsteine
zur Glasfabrik in Weissenbach werden aus dem Riedlbache igesammelt. Es wird
Salpeter gewonnen u. s. w.
i Pflanzenreich. Was die Bäume betrifft, so finden sich Fichten, Tannen,
Kiefern, Buchen, Birken und Linden. Diese Bäume bilden bei weitem die vor-
herrschende Menge. Man findet darunter Bäume von riesigem Wüchse. So ist
z. B. die Linde neben der Kirche zu Grünberg durch ihr Alter und den ungeheuer«
Umfang ihres Stammes im ganzen Laude berühmt. Uebrigens finden sich in
einzelnen Gruppen auch zahlreiche Eichen, Elbenbäume, Weiden, Ahorn, Eschen
und Pappeln. Obstbäume sind außerordentlich häufig. Man findet Apfelbäume,
Birnbäume, Pflaumen, Kirschen, Weichsel, Pfirsiche, Aprikosen, u. s. w. Die Roß-
kastanie ist ebenfalls nicht selten. Von Standen und Gesträuchen sind die hänfig-
sten: der Hollunder-, Wachholder-, Stachel-und Johannisbeerstrauch. An Cerealien
liefert der Inn-Kreis: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Hirse. Die Kartoffel
wird häufig gezogen, und ihr vielfältiger Nutzen auch hier.anerkannt. Hopfen und
Flachs wird stark gebaut, eben so Kopfkohl und Rüben. Klee ist das allgemeine
Futterkraut. Von Gräsern, Blumen, u. s. w. finden sich im Jnn-Kreise alle jene
Gattungen, welche in Ländern, die in gleicher Meereshöhe, Lage u. s. w. sich
befinden, erscheinen.
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Thierreich. Bei dm zahlreichen großen Wäldern des Kreises ist natürlich
anch die Anzahl der in demselben hausenden Thiere beträchtlich. Man findet dort
Hirsche, Rehe, Hasen, Marder, Füchse und Iltisse. Von Raubvögeln zeigt sich,
jedoch nur selten, der Adler. Häufiger der Geier. Von Hausthieren ist die Zahl
des Hornviehes, der Pferde, Schafe und Ziegen namhaft, so wie auch das Geflü-
gel zahlreich. Die Wälder beherbergen anch zahlreiche Singvögel. In den Bächen
tummeln sich Fische in! bedeutender Anzahl: Forellen, Asche, Alten, Barben,
Koppen, Grundeln, u. s. w. Doch ist der Fisch- wie der Krebsfang in neuerer Zeit
sehr herabgekommen. Die Hitchen im Inn sind indessen noch berühmt. Auch Blut-
egel finden sich häufig. — Die Entomologie zeigt sich in diesem Kreise durch feine
besondere Erscheinung ausgezeichnet.
Straßen. Mehrere Poststraßen-Routen durchschneiden den Jnn-Kreis.
Dazu gehört die Poststraße von Linz über Schärding nach Passau. Sie betrit
den Kreis bei St. Willibald, und geht über Siegharding nach Schärding.
Diese beiden Orte sind Poststationen. Ferner die Poststraße von Lambach, über
Ried und Braunau, nach Teutschland. Aus dieser Route befinden sich die Post-
stationen Ried, Altheim und Braunau. Endlich die Poststraße von Salzburg nach
Braunau, mit der Poststation Mattighofen. — Außerdem verbinden sehr gute
Kommerzialstraßm alle bedeutenden Orte des Kreises, und es wird überhaupt
viele Sorge auf den Straßenbau verwendet.
Politische Eintheilung. Der Jnn-Kreis ist in acht k. k. Pfleggerichte
eingetheilt, nämlich:
Das k.k. Pfleggericht Braunau, mit 10 Pfarren und 11033 Bewohnern.
Das k. k. Pfleggericht Mattigho fen, mit 14 Pfarren und 15649 Ein-
wohnern.
Das k. k. Pfleggericht Mauerkirchen, mit 13 Pfarren und 19233 Ein-
wohnern.
Das 5. k. Pfleggericht Obernberg, mit 15 Pfarren und 16600 Ein-
wohnern
Das k. f. Pfleggericht Ried, mit 18 Pfarren und 28006 Einwohnern.
Das k. k. Pfleggericht Schärding, mit 16 Pfarren und 29234 Ein-
wohnern.
Das k.k. Pfleggericht Wildshut, mit 11 Pfarren und 8700 Ein-
wohnern.
Das k. k. Pfleggericht Viechtenstein, mit 7 Pfarren und 9800 Ein-
wohnern, wird unter Einem mit dem Pfleggericht Schärding verwaltet.
Diese Pfleggcrichte sind zugleich Diflriktskommissariate. Man zählt 271
Steuergemeindeu und 53 Euclaven, und 63 Dominien (Herrschaften, Land-
güter oder Freisitze). Wie in den übrigen Kreisen des Landes, befindet sich auch
hier ein k. k. Kreisamt, dessen Sitz in Ried ist. Unter ihm stehen die acht genann-
ten Distriktskommissariate, so wie es selbst wieder der Landesregierung in Linz
untersteht. — Der Wirkungskreis der Pfleggerichte umfaßt die Verwaltung der
Civiljustiz in und außer Streitsachen (mit Ausnahme der Herrschafts-Unterthanen),
die Verwaltung der Kriminaljnstiz bis zur Urtheilsschöpfung, zu welcher die
Akren an den Stadtmagistrat in Linz einzusenden sind, die Verwaltung aller
politischen und polizeilichen Geschäfte und des Strafamtes, mit Untersuchung uud
Urtheilfchöpfung in schweren Polizei-Uebertretnngen, die Besorgung des landes-
fürstlichen Steuerwefeus, die Erhebung und Berechnung der Kameral Renten
und Gefälle. Zu Braunau und Schärding bestehen Grenzkommissariate, zu
Brannan und Ried organisirte Magistrate, in den Märkten Marktrichter u. s. w.
In Altheim, Braunau, Ried und Schärding finden sich Wegmeisterstationen. Seit
1829 ist auch hier die Verzehrungssteuer eingeführt. Seit demselben Jahre aber
der Salzhandel frei gegeben Seit 1831 befindet sich zu Ried ein Zvllgefällen-
Jnspektorat. Die demselben untergeordneten Aemter sind die Grenzzollämter Ach,
Ettenau, Wernstein, Saning, die Zollgestätte und das Brückenmanthamt Braunau,
die Zollgestätte Schärding, das Bollettenamt Frauenstein, das Bollettenamt Hai-
bach, Schilddorf und Gstätteu. Das Kommerzial-Zollamt Mariahilf. Das Kom-
merzial-Zollamt Obernberg. Unter dem Jnspektorat zu Ried stehen zwei Grenz-
Wach-Kompagnie-Kommandanten, die eine Kompagnie ist in Ried, die andere in
Münzkirchen stationirt. Ein Ober Kommissär ist Korps-Kommandant. Es bestehen
im Kreise achtLotto-Kollekturen zu Ach, Altheim, Aurolzmünster, Braunau, Mau-
erkirchen, Obernberg, Ried und Schärding. Die Eisenwerke in Haibach, Mattig-
Hofen, die Kohlenwerke zu Brameth, Wildshut und Wiudischhub stehen unter dem
Berggericht zu Hall.
Kirchliche Eintheilung. Im Jnn-Kreise besteht ein Stift (Chorherrn
zu Reichersberg, mit einem Prälaten und 22 Mitgliedern, davon zwölf auf
Pfarren). Außerdem zählt mau sieben Dekanate, nämlich:
Schärding, mit 9 Pfarren, 2 Lokalpfarren, 3 Knratbenesicien und
1 ExPositur. 16934 Seelen.
Andorf mit 10 Pfarren, 1 Pfarr-Vicariat 1 Lokalpfarre und 1 Benefiz.
23200 Seelen.
Ried, mit 13 Pfarren, 2 Lokalpfarren und Beneficien. 17,233 Seelen.
8
Altheim, 8 Pfarren, 5 Pfarr-Vikariate, 2 Lokalpfarren und Erposituren.
20,314 Seelen.
Aspach, 6 Pfarren, 1 Pfarr-Vikariat, 1 Lokalpfarre, 3 Benefieien 14003
Seelen.
Ranshofen, 6 Pfarren, 1 Vikariat, 1 Lokalstation, 3 Benefieien. 10,197
Seelen.
Pischelsdorf, 15 Pfarren, 3 Pfarrvikariate, 6 Lokalpfarren, 1 Kurat-
benefieium, 2 Erposituren. 26,463 Seelen.
Also im Ganzen 7 Dekanate, 57 Pfarren, 11 Pfarrvikariate, 16 Lokal-
pfarren, 11 Kuratbenesieien, 8 Erposituren, mit 138,255 Seelen. Der Inn-Kreis
gehört zur Linzer Diöcese.
Militärische Eintheilung. Dask.k. Jnfantene-Regiment Hrabowsky
hat im Inn-Kreise seinen Werbbezirk. Zu Braunau und Schärding befinden sich
Platzkommandos mit einem Stabs- und einem Subaltern-Offizier, dann an eben
diesen beiden Orten Besatzungs-Kommandos mit 1 Offizier und 30 Gemeinen.
Auch haben diese beiden Orte Kaftrn-Verwaltuugen. Zu Braunau besteht auch
eine Verpflegs-Magazin-Verwaltung. Beschälstationen befinden sich in Ried (3
Hengste) Altheim (4 Hengste) St. Martin (5 Hengste) Obernberg (4 Hengste),
Siegharding (4 Hengste) und Schärding (3 Hengste).
Unterrichtsanstalten. Der Schuluntericht wird im Jnn-Kreise sehr
thätig betrieben. Man zählte im Dekanate Sch ärding 12 Knratien, 12 Trivial-
und Sonntagsschulen, 165 eingeschulte Orte, und 1022 Knaben und 953 Mäd-
chen als schulbesuchende Kinder. Als Wiederholungsschüler finden sich 591
Knaben und 501 Mädchen ein. In diesem Dekanate sind unter einem Bezirks-
ausseher 16 Katecheten, 12 Lehrer und 15 Lehrgehilfen aufgestellt. Es sind 10
eigenthümliche und 2 gemiethete Schulgebäude vorhanden.
Im Dekanate Andorf trifft man 12 Kuratien, 14 Trivialschulen, 13 Sonn-
tagsschulen, 289 eingeschulte Orte und 1494 Knaben, nebst 1476 Mädchen, als
schulbesuchende Kinder. Unter einem Bezirksaufseher stehen 13 Katecheten, 14
Lehrer, 16 Lehrgehilfen. Das Dekanat zählt 12 eigene und 2 gemiethete Schul-
Häuser.
Im Dekanate Ried sind 12 Kuratien, 1 Hauptschule, 16 Trivialschulen,
17 Sonntagsschulen, 305 eingeschulte Orte; 1677 Knaben und 1623 Mädchen
besuche« die Schulen. Man zählt 710 Knaben und 715 Mädchen als Wieder-
holungsschiiler. Unter einem Bezirksausseher bestehen 21 Katecheten, 19 Lehrer
und 11 Lehrgehilfen. Die 17 Schulgebäude sind sämmtlich eigenthümlich.
•foö
20
fei?
Im Dekanat Altheim zählt man 17 Kuratien, 20 Trivial- und 49 Sonn-
tagsfchulen, 234 eingeschulte Orte, und 1323 Knaben nebst 1263 Mädchen als
schulbcsnchend. Wiederholnngsschüler erscheinen: 559 Knaben, und 525 Mädchen.
Unter dem Bezirksaufseher stehen 20 Katecheten, 2V Lehrer, 16 Lehrgehilsen. Im
Dekanate sind achtzehn eigenthnmliche, 2 gemiethete Schulhäuser. ||
Das Dekanat A spa ch zählt lOKuratien, 11 Trivialschnlen, 11 Sonntags-
schulen, 230 eingeschulte Orte, mit 946 Knaben, uud 937 Mädchen als schulbe-
snchend. Wiederholungsschnler zählt man: 391 Knaben, 303 Mädchen. Unter
einem Be'zirksansseher stehen 11 Katecheten, 11 Lehrer, 9 Gehilfen. Alle cils
Schnlgebäude siud eigenthnmlich.
Im Dekanat Ranshofen bestehen 8 Kuratien, 8 Trivial- und 8 Sonn-
tagsschnlen, mit 170 eingeschulten Orten; 603 Knaben und 626 Mädchen besu-
chen die Schulen. 196 Knaben, 191 Mädchen erscheinen als Wiederholungs-
schüler. Unter dem Bezirksaufseher stehen 8 Katecheten, 8 Lehrer, 4 Lehrgehilfen.
7 Schulgebäude sind Eigenthum, 1 ist gemiethet.
Im Dekanat Pischelsdorf bestehen 23 Kuratien, 26 Trivialschulen, 25
Sonntagsschulen, 494 eingeschulte Orte. 1416 Knaben, 1468 Mädchen besuchen
die Schulen. Wiederholungsschnler sind 566 Knaben, 577 Mädchen. Unter dem
Bezirksausseher stehen 26 Katecheten, 25 Lehrer, 15 Gehilfen. 24 Schulgebäude
sind eigenthümlich, 2 gemiethet.
Im Ganzen finden sich alfo 1837 98 Kuratien, 1 Hauptschule (in Ried),
107 Trivialschuleu, 105 Sonntagsschuleu, 1888 eingeschulte Orte, 8479 Knaben
nnd 8233 Mädchen als schulbesucheude Kinder, 3654 Knaben, 3517 Mädchen als
Wiederholungsschüler, 7 Bezirksaufseher, 162 Katecheten, 109 Lehrer, 86 Ge-
Hilfen, 99 eigenthümkiche, 9 gemiethete Schulhauftr, was zu der Gesammtbevöl-
kerung des Kreises von 138,000 Seelen ein sehr günstiges Resultat gibt.
Wohlthätigkeitsanstalten, Sanitätswesen. Wie in den andern
Kreisen des Erzherzogtumes, ist auch im Jnn-Kreise die wohlthätige Einrichtung
der Psarr-Armen-Jnstitute eingeführt, und die Gassenbettelei abgestellt. Arme,
welche bei ihren Verwandten in sogenannten Auszüglerstuben wohnen, erhalten
aus der Armenkasse ihre Verpflegung (Naturalien, Kleidung, Geld). Wo dieß der
Fall nicht ist, erhalten die Armen am Neujahrstage die Anweisung auf die Häuser,
wohin sie verlegt werden. Von diesen Häusern bezieht der Arme allwöchentlich ein
anderes. In Krankheitsfällen erhält er unentgeldlich ärztliche Hilfe und Medizin.
Hingegen ist der eingelegte Arme verpflichtet, bei seinem Quartiergeber unentgeld-
lich jene Arbeiten zu verrichten, zu denen er tauglich ist, und so weit seine Kräfte pj
Inn-KrtiS.
10
reichen. Außerdem zählt man im Jnn-Kreise noch 17 besondere Versorgungs-
häuser und Spitäler in Altheim, Aurolzmüuster, Braunau, Eberschwang, St.
Martin, Mattighofen, Mauerkirchen, Mohrenbach, Obernberg, St. Peter, Rei-
chersberg, Ried, Schärding, Uttendorf und Zell. In Rab und Ried sind Spar-
kassen. Eben daselbst eine allgemeine Versorgungsanstalt. Die Einwohner des
Kreises haben bereits viele ihrer Häuser in den Brand-Versicherungs-Anstalten in
Salzburg, Wien und Trieft assekurirt. Man zählt im Jnn-Kreise 5 Aerzte, 61
Wundärzte, 130 Hebammen und 5 Apotheken, und zwar:
Im Kommissariate Braun au: 1 Arzt, 6 Wundärzte, 13 Hebammen, 1
Apotheke.
- - Mattighosen'. 1 Bezirksarzt, 10 Wundärzte, 22 Hebam-
men, 1 Apotheke.
- - * Mauerkirchen: 9 Wundärzte, 20 Hebammen.
- - - Obernberg:! Distriktsarzl, 10 Wundärzte, 14 Hebam-
men, 1 Apotheke.
- - - Ried: 2 Aerzte, 9 Wundärzte, 22 Hebammen, 1 Apotheke.
- - - Schärding: 11 Wundärzte, 21 Hebammen, 1 Apotheke.
- - - Buchten st ein: 3 Wundärzte, 8 Hebammen.
- - - Wildshut: 3 Wundärzte, 10 Hebammen.
Der Kreisarzt wohnt in Ried. Als Bezirksarzt sind ihm bestimmte Distrikte
zugewiesen. In Mattighosen und Siegharding bestehen Bezirksärzte, in Obern-
berg, Ried und Schärding ausübende Aerzte. Die Kuhpockeu-Jmpsung verbreitet
sich immer mehr. Nach 1825 war die Zahl der Geimpften 3517, 1835 bereits
über 4000. Unter den Hufschmieden in den Distrikts-Kommissariaten Ried,
Braunau, Obernberg und Schärding fand man 1838 bereits 16 geprüfte, in
Wien approbirte Thierärzte.
Bevölkerung. Die Gesammtbevölkerung des Inn-Kreises betrug 1838:
138,255 Seelen. Darunter zählte man 66,800 Männer und 71,455 Weiber,
also eine Mehrzahl der weiblichen Bevölkerung von 4655 Seelen. Die Bevolker-
ung schied sich in 28713 Wohnparteien. Man zählte 184 Geistliche, über 70 Ade-
lige, an 300 Beamte, an 1900 Bürger und Professionalen, und an 7000 Bauern.
Außerdem noch fast 300 Gärtner, Häusler, u. s. w. Es befanden sich im ge-
nannten Jahre an 20,000 verheirathete Personen. im Kreise, und an 40,000
ledige und verwitwete. Außerdem zählte man noch gegen 3000 Fremde. — Es
sterben jährlich über 3000 Personen; dagegen werden alljährlich gegen 4000 ge-
boren, so daß stets die Bevölkerung wächst.
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I Klima. Der Inn-Kreis hat vermöge seiner Lage eher ein kühles, als gemä-
ßigtes Klima. An den großen Strömen Inn und Donau, so wie in der Nähe der
großen Forste, herrschen im Herbste und Frühling stete Nebel. Nachtfröste sind
dort häufig, daher sehr oft Schaden an Getreide, wie am Obste. Scharfe Winde
durchziehen die Gegenden von Schwand, Gilgenberg, Neukirchen, Hub, Kirch-
berg, u. f. w. doch am meisten ist die Hochebene von Franenscherek dem Winde
ausgesetzt, so wie die Flächen am Tannberg, Geyersberge, und die Walddistrikte
von Hannsberg, Kobernansen, n. s. w. Herrschende Winde sind Nordost, Nordwest,
Südwest; Südostwind ist selten. Der Nordost bringt meist heitere Tage, trockene
Luft; der Nordwest Stnrm, Regen, Schnee. Südost bringt Thauwetter. Die
reinste, beste Luft herrscht in den Gegenden von Herbstheim, Iber, Pischelsdorf,
St- Martin, Mauerkirchen, Spitz. Die ranheste Gegend ist um Moosdorf, Egels-
berg, Lochen, Palding, St. Johann u. s. w. Der Winter ist dort höchst rauh
nnd streng, der Schneefall besonders stark. Im Sommer häufige und heftige
Hag^l.
| Landwirthschast. Viehzucht, u. s. w. Man findet im Jnn-Kreise
200,000 Joch Ackerlandes. Benützung und Ertrag desselben ist je nach der
örtlichen Lage sehr verschieden. Man bauet Weizen, Korn, Gerste und Hafer,
Hirse und Heidekorn, Kopfkohl, Kartoffeln, Rüben, Erbsen, Linsen und Boh-
nen, Hans, Flachs, und Hopfen. Noch immer ist die Dreifelderwirtschaft an der
Tagesordnung. An vielen Orten kennt man außer Klee kein Futterkraut. Außer-
dem animalischen Dünger wird der Mergel vielfach benützt. In günstiger Lage
gibt die Ernte von den Winterfrüchten 5—6 fach es, von den Sommersrüchtcn
3—4 faches Korn» Zu Oberndorf, St. Martin, Reichersberg, Suben, Andorf,
Marienkirchen u. f. w. gedeiht vorzüglich Weizen nnd Gerste. Wenig dagegen
und nur zur Hausnothdurft um Auerbach, Mattighofen, Neyhofen, bei Ried,
Astätt, u. s. w. Zu Ostermiething, St. Pantaleon, Mattighofen, Siegharding,
Roßbach, Ranshofen, Iber u. f. w. ist der ergiebigste Boden für Korn und Hafer.
Hirse, Heidekorn und Flachs kommt am besten zu Ostermiething, Astätt, St.
Pantaleon, Mechtensiein, Auerbach, Mattighofen, St. Lambrecht, Rab, Zell,
Münzkirchen u. f. w. forr. In diefen Gegenden hat fast jeder Bauer feinen eigenen
Acker für diese Fruchtgattungen. Der Hopfenbau wird sehr stark um Schärding,
Braunau, Mattighofen, Ranshofen, Uttendorf, Reichersberg, St. Martin, Fran-
king, Hagenau und Ried betrieben» Die Erzeugniß deckt nicht nur den innern Be-
darf, sondern es wird auch viel auswärts verkauft.
Was die Obstbaumzncht betrifft, so wird sie immer lebhafter betrieben, und
m
12
der Inn-Kreis strebt dem Hausruck-Kreise in dieser Beziehung recht kräftig nach.
Man findet Bauern, die vor zwanzig Jahren noch nicht an Obstkultur dachten,
und heute 40—50 Eimer Most erzeugen. Eifrige Pomologen stnd thätig, dieses
nützliche Streben allseitig zu beleben; zu St. Martin, Aurolzmünster, in Braunau,
Schärding und fast bei allen Schlössern des Kreises trifft man schone Obst- und
Gemüsegärten.
Was das Erträgniß.der Aecker betrifft, so konnte ich keine neueren Daten
darüber in Erfahrung bringen als vom Jahre 1830. Damals erndtete man
137,807 Wetzen Weizen, 465,264 Metzen Korn, 341,520 Metzelt Gerste und
345,623 Wetzen Hafer.
Von den 55,032 Joch Wiesen gewann man im genannten Jahre 920,989
Zentner Heu.
Es dürfte hier auch der Platz sein, von dem Ertrage zu sprechen, den das Holz
gab. Man lieferte 1837 149,556 Klafter.
§1 Was die Viehzucht anbelangt, so ist darüber Folgendes zu berichten: Der
ff Kreis besitzt:
|| Pferde - - - 12,249.
gj Ochsen - 15,209.
i Kühe - 48,943.
ffj| Schafe - - - - 36,000.
p Die Pferdezucht wird von vielen Bewohnern des Kreises mit Vorliebe
°li betrieben. Die Ortschaften Esternberg, Mattighofen, Ranshofen, St. Laurenz,
s|j Peterskirchen, Taufkirchen, St. Lambrecht zeichnen sich darinnen besonders aus.
Es werden alljährlich Wettrennen mit bedeutenden Gewinnsten abgehalten, und
W es sind Prämien (an 90 Dukaten jährlich) für die besten Pferde, vou den
t|| Beschälern aus der k. k. Militär-Beschäl-Anstalt erzeugt, ausgesetzt.
Das Hornvieh ist, als Landschlag, gewöhnlich weiß und brannroth, kurz
gebaut, und ziemlich fett. Der Lacticinsnutzen ist bedeutend, obschon natürlich nicht
in dem Maße, wie in den Kreisen, wo Alpenwirthschaft getrieben werden kann.
Uebrigens kauft man auch im Jun-Kreife Hornvieh aus Steiermark und Salzburg.
U Es gedeiht zwar auch gut, doch ist, bei der Entbehrung des in der Heimat gewohn-
|| ten Alpenfntters, der Milchgewinn kaum so bedeutend, als bei dem heimischen
p| Schlage. Die Bierbrauer beschäftigen sich vorzüglich mit Ochsenmästung. Schweine
H hält im Inn-Kreise jeder Bauer sowohl zum Hausgebrauch, als zum Verkaufe.
|| Ansehnlich ist auch im Jnn-Kreise die Gänsezucht. In der Nähe der Städte regt
|| sich auch recht lebhaft und einträglich die Hühnerzucht, so wie die Pflege von
fÄ
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?| Enten, welschen Hühnern, Pfauen, und selbst die Kapaunenmast. Bienenzucht ist
zwar, nicht ganz vernachlässigt, aber auch nicht bedeutend.
D Bergbau. Im Distrikts-Kommissariate Ried, etwa eine halbe Stunde von
f§ Bramed, erhebt sich ein Landrücken, welcher ein Flötzgebilde von Braunkohle und
bituminösem Holze birgt. Dieses Gebilde liegt im 31° 10' 55'' östlicher Länge,
f und 48° 7' 35" nördlicher Breite. Das bedeutendste Braunkohlenbergwerk im
f| 30° 32' östlicher Länge und 48" 3' nördlicher Breite, ist am Brandenberge in der Au,
zwischen der Salzache, dem Moosbach, Kirchberg und Wildshut im gleichnami-
|| gen Pfleggerichte. Sowohl der Bau in Bramed (Franzensbau), als jener zu
1$ Wildshut (Andreas- und Franzensban) gehört Hrn. A. Mi es b ach. Der
Bau bei Windischhub (Annen-, Karls- und Marimilian-Stollen) gehört Hrn.
Grafen Mar. von Arco-Volley. — Das Erträgniß steigt über 10,000 Zentner
jährlich.
Handel, Gewerbe, iu f. w. Man zählt im Jnn-Kreise, nach den Ein-
gaben der Erwerbsteuer, 6937 Gewerbe mit 2314 Hilfsarbeitern. Man trifft dar-
!| unter alle bürgerlichen Gewerbe. Beträchtlich ist die Eisenwaaren-Erzeugung,
besonders in Haibach und um Mattighofen. Die Schneidemesser, Sicheln und
Sensen von Haibach gehen bis in die Schweiz. Um Mattighofen werden alljähr-
lich gegen 70,000 Stücke Hacken, Sensen und Sicheln erzeugt. — Die Bier-
brauerei ist sehr bedeutend. Der Schiffbau des Hrn. Fink, zun. beschäftigt viele
Menschen; stets sind zwei Sägemühlen dabei thätig. Dieser Schiffbau ist einer
der vorzüglichsten des Landes. Die Banmwollengespinnst-Fabrikdes Hrn. Eymanns-
berger bei Gattern verdient Erwähnung. Die bedeutendsten Ausfuhrartikel des
!§ Kreises sind: Glas, Papier, Messer, Sensen, Pfannen, Hacken, Sicheln, alle
Hauptkörnergattungen, Holz und Holzwaaren, Leder, Tücher, Banmwollenge-
spinnste und Strickwaren, Leinwand, Garn, Hopfen, Bier, Branntwein, Pech,
Kohlen, Schmelztiegelerde, Schiffe, Seifensiederwaaren, n. s. w. Die Einfuhrar-
tikeln (mit Ausnahme des Hopfens und Papiers) sind übereinstimmend mit jenen
des Mühl-Kreises, und ich verweise deshalb ans meine Darstellung desselben in
diesem Werke. Die bedeutendsten Handelsplätze des Kreises sind: Ach, Andorf,
Aurolznmnster, Braunau, Mattighofen, Mauerkirchen, Obernberg, Ried, Schär-
ding, Siegharting, Tanfkirchen und Weyer. An den bedeutenderen Orten werden,
H (zum Theile sehr lebhafte und stark besuchte) Jahrmärkte gehalten.
|| Sprache. Im ganzen Kreise herrscht die deutsche Sprache, im Allgemeinen
mit dem österreichischen Dialekt, der jedoch auch hier wieder seine besonderen Nu-
an^en hat. Das Charakteristische in der Sprache der Kreisbewohner ist eine eigen-
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thümliche, rauhe, singende Weise. Das a wird auch hier bald hoch, bald tief
betont- Im ganzen Inn-Kreise gebraucht man statt der Endsilbe e r immer a
oder ea. Es gibt in dieser Mundart keine halbvergangene und längstvergangene
Zeit der anzeigenden Art. — Es würde Raum und Zweck dieser Darstellung
überschreiten, wenn ich hier in ein näheres Detail dieser Sprachweise eingehen wollte,
daher nur kurz einige Andeutungen, z. B. bei den Fürwörtern: statt ich, du, er,
sagt man hier i, du, ea, meina, deina, seina, mia, dia, eam (ihm) mi, di, eam; im
Plural: mir (statt wir) ös, sö, unsa, enka, eana.Man hat auch ganz eigenthüm-
licheAusdrückein diesem Jargon, z. B. fey, statt faul, aukenten, statt auzüu-
den, Holdwötta, statt Nicht wahr? Focka, statt zum Besten haben, Trabö
statt geschäftig, Kneren, statt auszanken u. s. w. Jede ledige Weibsperson heißt
Mösch, sie mag nun Kind oder schon erwachsen sein. Auch im Jnn-Kreise gibt
es Volkslieder, hier Schnadahackeln genannt, Fulgurationen eines echten, wahr-
Haft volksthümlichen Humors.
Körperbau, Tracht, Sitten, Spiele. Die Bewohner des Inn-
Kreises sind wohlgestaltet, meist schlank, doch sehnig und stark; 5 Fuß ist die
gewöhnliche Größe. Von Charakter sind sie arbeitsam, gute Unterthanen, von
religiösem Geiste, etwas stark von Vorurtheilen eingenommen, deren Ablegung
äußerst schwer hält. Dabei ist das Landvolk mißtrauisch gegen Städter, nicht ohne
Eigensinn und Hang zu Verschwendung und sinnlichen Genüssen. Die Anhäng-
lichkeit an den heimatlichen Boden ist außerordentlich stark. Ein reger Sinn für
das Schöne zeichnet diese Bevölkerung ebenfalls aus. Die Vorliebe für Musik,
Bücher u. s. w. beurkundet diesen Sinn. Daß die Reinheit der Sitten in neuester
Zeit besonders unter der dienenden Klasse geschwächt erscheint, ist eine Klage, welche
nicht in diesem Kreise allein vernommen wird. Die Tracht der Landlente dieses
Kreises hat nichts besonderes Ausgezeichnetes. Die Wohnhäuser sind, je nach den
verschiedenen Theileu des Kreises, sehr unterschieden. In den Distrikten Viechtenstein,
Mattighofen, Mauerkirchen u. s. w. findet man mitunter sehr ärmliche, hölzerne
Häuser, klein, finster, die Dürftigkeit überall aussprechend. Dagegen erblickt man
wieder um Schärding, Braunau, Obernberg u. s. w. sehr reinliche, schöne, Wohl-
stand verkündende Gehöfte, gemauert, mit Ziegeln gedeckt, mit reichem Fundus
iustructus, elegant möblirten Wohnzimmern. Was die Nahrung betrifft, so ist sie
meist gut. Suppe und Gebackenes ist Lieblingsspeise, die Erstere ist so beliebt, daß
man sie um 6 Uhr Morgens als Frühstück, dann wieder um 9 Uhr, dann Mittags
zur Tafel genießt. In manchen Gegenden (bei Schärding, Marienkirchen, Egerding
u. f. w.) nimmt' man sogar vor dem Schlafengehen noch einen Teller voll. Man
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nennt esjdie „Bettsuppe." Das Brot ist meist von Gerste, mit etwas Korn ver-
mischt. Schweinfleisch wird hänsig genossen.
Eine besondere Vorliebe hat der Bewohner des Jnn^Kreifes für die Feiertage;
bei seinem Fleiße eine sonderbare Erscheinung. In keinem Kreise des Landes ob
der Enns werden mehr Feiertage gehalten, als hier. Außer den gesetzlich bestehen-
den hält der Bewohner des Jnn-Krcises mit jener Beharrlichkeit, womit er an allem
Alten, Hergebrachten hält, noch fest an den bereits abgeschafften Feiertagen. Außer
diesen hat er sich noch mehrere ans allerlei Rücksichten selbst geschaffen. Solcher
Feiertage gibt es viele, als: den Valentintag, Bennotag, Veitstag, Leonhardstag,
(Letzteren weil St- Leonhard der Schutzpatron der Hirten ist), die sogenannten gol-
denen Samstage it. a. m. — Ueberdieß gibt es viele Gemeinden, wo jeder Markt-
tag und jeder Tag, wo Einer ans der Gemeinde Hochzeit hält, als Feiertag gehalten
wird. Sollte, was natürlich selten der Fall sein kann, auf eu.e ganze Woche kein
solcher Feiertag fallen, so gibt der Bauer sich und seinem Gesinde aus eigenem
Antriebe einen Feiertag. Diese selbstgemachten Feiertage führen auch den Namen
Hochzeitsfeiertage. Noch ist es nicht möglich gewesen, diesen Mißbrauch zu beseitigen,
so tief ist er gewurzelt. ■— Der Tanz ist eine im Inn-Kreise leidenschaftlich geliebte
Unterhaltung. Der vorherrschende Tanz auf dem Lande ist der sogenannte Landler.
Auch der bairische „Auf und Ab" hat hier viele Liebhaber. In den Städten sind
alle modernen Konverfations-Tänze heimisch. — An hohen Festtagen und bei
den sogenannten Freitänzen ist es Sitte, daß sich der Bursche sein Mädchen
durch einen andern Burschen in's Wirthshaus bringen läßt. Nach Hause aber
begleitet er sie selbst. — An den Kirchweihfesten werden in den Hanshaltungen
große Mahlzeiten abgehalten, wozu so viele Verwandte als unr möglich geladen
werden. — An solchen Tagen muß auch jeder Bursche seiner Geliebten Meth und
Lokerln (kleine Lebkuchen) zahlen, und sie zum Tanze führen. Es ist gegenseitig
Pflicht der Geliebten, ihm Tags darauf einen sogenannten „KirchtaPbrei" zu
verehren. Das Unterlassen dieser Sitte deutet auf einen Bruch des Verhältnisses-
In vielen Gegenden des Kreises ist die Sitte, daß bei zwei jungen Leuten, welche
sich ehligen wollen, in's „Schauen" gegangen wird, das heißt man begibt sich in
das Haus, um den Besitzstand kennen zu lernen. Bei diesem Besuchen wird Eier-
knchen (Eier im Schmalz) servirt; ißt man von demselben, so ist die Verlobung
geschlossen. Im entgegen gesetzten Falle ist dieß als eine Absage zu betrachten.
Ist die Ehe verabredet, so erscheint dann der Bursche bei den Eltern der Braut,
und bittet kniend um ihre Einwilligung. Ein eigener Hochzeitbitter ladet dann
die Gäste. Die Braut schenkt dem Bräutigam ein Halstuch und Hemd, er ihr
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dagegen einen Ring, einen Rosenkranz, Wachsstock und ein Paar Schuhe. Am
Hochzeittage wird die Braut von dem Hochzeitbitter mit Musik aus dem elterlichen
Hause abgeholt. Man nimmt ein Frühstück, macht ein Paar Tänze, und zieht
dann nach dem Wirthshause. Es herrscht der Aberglaube, daß der zuerst ankom-
mende Theil den spater kommenden überleben wird. Als Zeichen der Jungfrau-
lichkeit trägt die Braut auf der linken Seite der Haube einen Rosmarin. Dann
geht es im feierlichen Zuge nach der Kirche zur Kopulation, dann in das Wirths-
!f Haus zu Mahl und Tanz. Der Hochzeitbitter macht mit der Braut den Ehrentanz.
M Nach der Suppe wird der Tanz allgemein. Vor dem Mahle bringt der Braut-
p führer einen großen Lebkuchen. Er überreicht ihn der Braut und dem Bräutigam,
K und erhält dafür ein Geldgeschenk, wovon er die Spiellente bezahlt. Früher war
p| auch das Auswerfen von Butterkrapfeln oder Lebzeltenschiffeln bei dem Austritt
M aus der Kirche gewöhnlich, es ist aber jetzt meist abgekommen, und an einigen
-I Orten, z. B. in Mohrenbach, vertheilt man diese Gaben an die Schulkinder. Der
H sogenannte Kucheltanz beschließt das ganze Hochzeitsfest. Auch bei Begräbnissen
ist noch das Todtenmahl, so wie bei Taufen das Kindlmahl üblich. — Das
Gevatterbitten geschieht noch heut zu Tage kniend. Die Klageweiber bei den
H Begräbnissen tragen zu Münzkirchen u. s. w. lange, weiße, in Falten gelegte
Schleier, auf dem Haupt eine Mütze bildend, bis unter die Nase das Antlitz ver-
H hüllend. Zu Mohrenbach binden sich die weiblichen Anverwandten des Verstorbe-
H nen ein schwarzes Tuch unter dem Kinn über die Ohren hinauf. Alle Leichenbe-
gleiter erhalten Weißes Brot. In andern Gegenden, um Astadt u. s. w. ist auch noch
H die sogenannte Abdankung, d. i. eine Leichenrede im Gebrauch. Zu Zell wird
selbst der Arme von Gemeindewegen mit vier Pferden zu Grabe geführt.
Die beliebten Volksbelustigungen sind: das Eisschießen, Kegelspiel, Karten
und Würfel, Pferderennen. Fast überall herrscht noch die heitere Sitte der Errich-
tung eines- Maibaumes. Ein Hauptvolksfest des Jnn-Kreises ist das Sonnen-
wendfest (24 Juni) auf der Spitze des Haussteines. Da werden die sogenannten
Sonnenwendfeuer angezündet, und die fröhliche Lust währt bis tief in die Nacht.
Städte/ Märkte, Schlösser. Die Bevölkerung des Jnn-Kreises bewohnt
folgende Orte:
Zwei Städte: Braunau, mit 2139 Einwohnern.
Schärding, mit 3500 Einwohnern.
Acht Märkte: Altheim, mit 993 Einwohner.
Aurolzmünster, mit 892 Einwohnern.
Mattig hosen, mit 864 Einwohnern.
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Acht Märkte. M auerkirch en, mit 1002 Einwohnern.
Obernberg, mit 1669 Einwohnern.
Rab, mit 993 Einwohnern.
Ried, mit 2416 Einwohnern.
Ferner 1762 Dörfer. — Man zählt im Jnn-Kreise nahe an 21,000 Häuser,
mit 29,000 Wohnparteien.
Eigentliche Festungen besitzt der Kreis jetzt nicht. Früher war Braunau eine
nicht unbedeutende Festnng. Ihre Werke wurden aber 1808 geschleift. Auch Schär-
ding ward in früherer Zeit für einen festen Platz geachtet. An schönen, zum Theile
sehr malerisch gelegenen Schlössern fehlt es dem Jnn-Kreise nicht. Man findet
daselbst sowohl mehrere interessante Ruinen alter Ritterburgen, als auch bedeu-
tende neuere Schloßgebäude. Wir nennen in dieser Beziehung die pittoreske
Donanrnine Krampelstein, dieVeste Königstein, Schloß Viechtenstein,
Neukirchen (an der Enknach), Pfaffstädt, Wildenau, Spitzenberg,
Wasen, Grünau, Neuhaus, St. Martin (unter den noch erhaltenen,
bewohnten Schlössern eines der schönsten), Ringarding, Rab, Schwendt,
Iber, Wildshut, u. a. m.
Geschichte des Jnn-Kreifes. Die frühesten Sassen, welche die Gauen
des heutigen Jnn-Kreifes bevölkerten, waren Celten, namentlich die Bojer, daher
der Kreis uralt bairisches Land. Eine sehr bedeutende Niederlassung dieses Stam-
mes stand an der Stätte oder in der Umgegend von Schärding. Bald trugen die
weltbesiegenden Römer auch in diese Gegenden ihre Adler, und fügten den ganzen
Landstrich ihrem Weltreiche an. Noricum war von den Römern stets, besonders
als Grenzprovinz gegen die Barbaren (die Donau, der alte Jster, war Reichs-
grenze) sorgfältig beachtet. Sie selbst hatten die Noriker als ein nicht ganz unkul--
tivirtes Volk gefunden, und unter Römerherrschaft verbreitete sich bald ein hoher
Grad von Kultur auf diesen Gefilden. Bevölkerte Städte erhoben sich, wichtige
Straßen durchzogen das Land. Quer durch den heutigen Inn-Kreis zog die
große Heerstraße von Juvavia (Salzburg) über Övilabis (Wels) nach Laureacum
(Lorch), und Bojodurum (Passau). Die im Antoniiiischen Reisebuche genannten
Stationen Joviacum und Stanacum lagen im Jnn-Kreise, in der Gegend von Gey-
ersberg und Reichersberg. Bei Rosenheim und Passan erbauten die Römer Brü-
ekelt über den Inn. Beweise über die Wirksamkeit der Legionen im Jnn-Kreise
lieferten die zahlreich ausgegrabenen Ueberbleibfel von römischen Gebäuden, von
Münzen, Hausgeräthen u. f. w. Fast durch IV. Jahrhunderte stand das Land
unter dem Seepter der Imperatoren, da brachen endlich die Stürme der Völ-
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kerwanderung herein, den Waffen der siegreichen Barbaren erlag der Terminus
der alten Roma, und Verödung verbreitete sich auf den von den wilden Horden
geplünderten Gesilden. Nach mancherlei wechselndem Besitz trat endlich unter
den fränkischen Königen wieder ein geregelter Zustand in diesen Landstrichen ein.
Sie erhielten im VI. Jahrhunderte in dem tapfern Garibald einen Herzog. Doch
auch dann noch wütheten Kriege, denen die Barbarenstämme, als ihrer Haupt-
beschäftigung, nicht leicht entsagen mochten. Um 737 geschah ein Einfall der Ava-
ren, welcher mit allen Gräueln der Verwüstung begleitet war. Kaum einige Jahre
später strebte Herzog Odilo das Joch der Franken abzuschütteln. Er erhob die
Waffen gegen Pipin. Am Lech kam es zur Schlacht. Odilo ward besiegt und floh
über den Inn. Die siegreichen Franken verfolgten ihn, und ihre Schaaren plün-
derten 52 Tage lang das Land zwischen dem Inn und der Enns. Noch einige
Mal erhoben sich die Fürsten dieses Landes in Aufstand gegen die Franken, bis
endlich Thassilo, durch Karl den Großen besiegt, zum Tode verurtheilt von dem
Reichstage in Ingelheim, (788) aber von Karl begnadigt und nur abgesetzt, in
einem Kloster verwiesen starb. Karl ließ nun Baiern (zu welchem nebst dem
alten Herzogthume damals auch Kärnten, Tirol, Salzburg und Oberösterreich bis
an die Enns gehörte) nicht mehr durch erbliche Herzoge, sondern durch Gaugra-
fen, die er nach Gutdünken ernannte, verwalten. So blieb denn auch der heutige
Jnn-Kreis stets unter bairischer Herrschaft. Im X. Jahrhundert erschienen die
furchtbaren Ungarn. Ihre Streifzüge, welche sie bis an das Unglaubliche aus-
dehnten (über Sachsen, Thüringen, Baiern und Schwaben bis in das Elsaß und
Burgund), verheerten alle Länder, besonders Oberösterreich litt sehr, da es gleichsam
die nächste Nachbarschaft der Barbaren bildete, deren Grenzmarken damals bis
über Molk herauf reichten. Theilweise wurden sie zuweilen bei diesen Streifzügen
geschlagen, so z. B. 912 am Inn durch Herzog Arnulph, 934 durch Kaiser
Heinrich, aber erst in der Schlacht am Lechfeld, 10. August 955, wurden sie
durch Otto den Großen so gänzlich geschlagen, daß seitdem die deutsche Erde von
ihren Raubzügen frei blieb. Die Stätte früherer Siege im Jnn-Kreis ist noch
durch die Namen Siegham, Siegharding u. s. w. verewigt. Im Walde bei Sieg-
hardshast fand man noch 1824—1825, bei Aufdeckung von Schottergruben,
Gerippe, Schwerter, Hufeisen eigener Art, u. dgl. Wahrscheinlich Ueberreste der
hier gefallenen Krieger in jenen Ungarschlachten. Der nachherige erste Markgraf
Leopold der Erlauchte, aus dem Stamme der Babenberger, war früher Gaugraf
im bairischen Donau- und Suudergau (zwischen Donau und Inn) gewesen. Als
Herzog Heinrich der Stolze von Baiern 1138 in die Reichsacht erklärt ward,
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erhielt Leopold von Babenberg, Markgraf von Oesterreich, das Herzogthum Baiern.
Die Babenberger verwalteten es bis 1156. Da geschah feierlich zu Regensburg
die Beilegung des alten Streites. Heinrich Iasomirgott trat vor den kaiserlichen
Thron, und übergab mit sieben Fahnen das von König Konrad erbaltene Herzog-
thum Baiern mit allen znbehörigen Reichslehen. Diese Fahnen empfing Heinrich
der Löwe, und stellte dagegen die bairische Mark ob der Enns sammt den dazu
gehörigen Grafschaften dem Kaiser anheim, welcher den Heinrich Iasomirgott damit
belehnte, und jene Mark ob der Enns, verbunden mit der von Baiern stets unab-
hängigen Neichs-Markgrafschast unter der Enns, zum Herzogthume erhob.— Doch
blieb der heutige Jnn-Kreis dem Herzogthume Baicrn. Heinrich der Löwe ließ sich
daselbst hnldigen (zn Karpfheim bei Schärding). Um dem Fehdegeiste, dem Raub-
wesen der Ritterschaft zu steuern, erbaute Ludwig der Schöne feste Orte und Bur-
gen. So entstand 1223 Braunau, und schon früher hatte Leopold von Babenberg
mit Ludwigs Gutheißen die Beste zu Schärding erbaut. In den unglückseligen Wir-
ren und Zwisten des streitbaren Friedrichs, des Letzten der Babenberger, mit Kaiser
und Reich, litt auch der Jnn-Kreis. 1232 streiften die Schaaren Friedrichs, unter
seinem Feldhauptmann Ritter Wesen, weit über den Inn nach Baiern, erstiegen
Schärding, plünderten Kloster Formbach, Ranshosen u. s. w. 1233 rückte zur
Rache Herzog Otto von Baiern wieder über den Inn nach Oesterreich, erstürmte
wieder das feste Schloß Schärding und trug Zerstörung bis in das Traunviertel.
Erst 1235 ward wieder Friede. Auch uuter Ottokars Herrschaft in den unheil-
vollen Tagen des großen Interregnums litt der Jnn-Kreis durch Streifzüge der
Böhmen viel. Herzog Heinrich von Baiern beschloß sein Land durch Anlage einer
starken Festung gegen Oesterreich zu sichern, und staltete das schon früher nicht
unbefestigte Braunau 1258—1260 zur namhaften Festung um. 1274 ward
Friede geschlossen zwischen Ottokar und dem Baierherzog. Letzterer erhielt Schär-
ding zurück. Doch machte Oesterreich nach dem Falle des Zwingherrn noch immer
Ansprüche aus dieß alte Eigen, und erst 1281 verzichtete Rudolph von Habsburg
zu Gunsten Baierns anf Nenburg, Schärding, Ried und alle Oesterreich zustän-
digen Güter. Er gab dieß Alles zur Ausstattung seiner Tochter Katharina, an
Otto, Heinrichs von Baiern Sohn, vermählt. Als aber Katharina 1283 starb,
forderte Rudolphs Sohn, Herzog Albrecht von Oesterreich, diese Güter wieder.
Baiern weigerte die Herausgabe. Beide Theile rüsteten zum Kriege. Albrecht
sammelte seine Schaaren bei Wels, Herzog Heinrich rückte über Braunau vor; da
vermittelten die Bischöfe von Regensbnrg und Passau den Frieden. Die Besttzun-
gen im Juu-Kreise blieben den Baiern. 13C9 entbrannte abermals die Fehde.
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Zur Zeit, als Friedrich der Schöne am deutschen Königshofe verweilte, erhoben
mehrere seiner Landherren, Hadmar von Valchenberg, Oertl von Kranichberg,
die Pottendorfe, Zelking u. a. m. die Fahne des Aufruhrs daheim gegen ihn. jp
Baiern unterstützte das frevlerische Beginnen. Es benützte die Verwirrung, und ^
Herzog Otto erschien mit seinen Söldnern vor Neuburg am Inn, belagerte es
19 Wochen, und errang es endlich. Als darauf Friedrich den Aufstand seiner
Landherren besiegt hatte, zog er heran zur Rache gegen Baiern. Ried ward berennt
und genommen, alles Land bis Burghausen verheert, und Schärding belagert.
Es widerstand indessen tapfer, und Friedrich mußte die Belagerung aufheben.
Friedrichs Mutter, die Kaiserin Elisabeth, vermittelte endlich den Frieden. Ehe
1314 die Königswahl geschah, hatten Friedrich der Schöne und Ludwig der
Baier eine Zusammenkunft in Ranshofen. Als dann sowohl Friedrich, als Ludwig
zu Kaisern gewählt wurden, konnten abermals nur die Waffen den Streit ent-
scheiden» 1322 geschah die Schlacht bei Mühldorf. Friedrich ward besiegt und
gefangen genommen. Als Margaretha die Maultasche 1363 Tirol an Oesterreich ||
abtrat, entbrannte wieder Krieg darob zwischen Oesterreich und Baiern, welches
Letztere die gefürstete Grafschaft als uraltes Eigen der bairischen Herzoge in Anspruch
nahm. Furchtbar wüthete der Krieg besonders im Jnn-Kreise; er endete 1369,
Baiern erhielt Schärding, nebst 160,000 fl. Tirol blieb bei Oesterreich. Als
1626 der Bauernaufstand in Oberösterreich ausgebrochen war, rückten 30,000
der Rebellen auch gegen den Inn, die Grenze wider Baiern zu decken. Pappenheim
täuschte sie durch Kriegslist. Während er scheinbar alle Anstalten traf, von Passau
auf der Donau mit seinen Kriegsvölkern herab zu schiffen, und die Bauern daher
hineilten, den Strom an acht Orten mit Seilen und Ketten zu sperren, setzte er
nächtlicher Weile bei Schärding über den Inn, und drang in Eilmärschen über Effer-
ding nach Linz vor.
1632 streiften die Schweden bis an den Inn. Auch 1645 und 1646 war
die Gefahr ihres Vordringens groß, 1648 ward aber der Friede geschlossen. Zu
jener Zeit weilte Churfürst Maximilian gerne und oft auf dem Schlosse zu
Braunau. Als 1634 die Pest in München wüthete, zog er mit seiner Gemahlin in
das Kloster Ranshofen. Dort starb auch die Ehurfürstin 1635.
Im Jahre 1683, als Wien von den Türken belagert ward, versammelte sich
das bairische Heer, zum Entsätze zu eilen. Der Sammelplatz des Fußvolkes war
in Straubing, jener der Reiterei in Schärding. Im spanischen Successionskriege
erklärte sich Churfürst Maximilian Emanuel gegen Oesterreich. Er bemächtigte
sich Ulm's, und vereinte sich mit den Franzosen. Im Jnn-Kreise wurden Ver-
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fchanzungen gegen die Oesterreicher angelegt. Eben so von diesen gegen die Baiern
im Hausruck-Kreise 1703 begannen die Feindseligkeiten. Die vereinigte öfter-
reichifch-fächstsche Armee rückte von Riedan gegen die bairischen Linien vor. Die
Husaren streiften bis Schärding. General Schlick erschien vor Ried, wo man ihm
die Stadtschlüssel entgegen trug. Er detachirte 3000 Reiter nach Eisenbirn, dort
seine weiteren Befehle zu erwarten- Der Churfürst, welcher sich in Schärding
befand, eilte nach Eisenbirn, und es kam zum Gefecht, in welchem Eisenbirn einge-
äschert, die Oesterreicher zum Rückzug genöthigt wurden. Ueberall im Inn-Kreise
rasete sofort der Kampf. Bei Ried, Mauerkirchen, Zell, Kopfing u. f. w. ward
scharf gefochten, und mit wechselndem Glücke. Vom 26. bis 28. August ward
Schärding mit glühenden Kugeln beschossen. Auch 1704 währte der Kampf fort.
Am 9. Jäner mußte Gronsfeld in Passau kapituliren. Am 13. der Kommandant
der Schanzen bei St. Willibald. Der Churfürst hatte am 12. Jäner sein
Hauptquartier in Zell. Am 25. Februar rächte Gronsfeld die Nebergabe Passau's,
indem er den Baiern die Schanzen bei St. Willibald abnahm. Als am 2. Juli
der Sieg bei Donauwörth durch Marlborough erfochten, drangen die Kaiserlichen
wieder kuhner im Jnn-Viertel vor. Am 13. August errangen Marlborough und
Prinz Eugen den Sieg bei Hochstädt über den Chnrfürsten und den Marschall
Tallard. Sie entschied den Krieg. Der Churfürst ward als Reichsfeind in die Acht
erklärt, seine Länder als eröffnete Reichslehen. Der Jnn-Kreis, seit 1704 admi-
nistrirt, ward 1706 zur Vergütung des an Oesterreich verursachten Kriegsschadens
(für Oesterreich allein über anderthalb Millionen betragend) von Oesterreich an
sich gezogen. Als aber der Churfürst im Rastädter-Frieden (1714) in seine Wür-
den und Besitzungen wieder eingesetzt ward, gab auch Oesterreich den Jnn-Kreis
wieder zurück.
Im österreichischen Erbfolgekriege ward der Jnn-Kreis abermals der Schauplatz
des Kampfes. Der Churfürst Karl Albrecht von Baiern, brach 1741 mit 36,000
Mann über Passau und das Junviertel in Oesterreich ein, besetzte Linz, und ließ
sich daselbst als Erzherzog von Oesterreich huldigen. Bis St. Pölten streiften
bereits, Wien bedrohend, seine leichten Reiter. Bald aber änderte sich die Scene.
Die treuen Wiener, fest an ihrer rechtmäßigen Fürstin haltend, rüsteten zum kräf-
tigsten Widerstände. Auf dem Landtage in Preßburg schwuren die tapfern Ungarn
in der edelsten Begeisterung, Blut und Leben für ihre Königin zu wagen. Die
edle Nation lösete ihren Eid. Mit ihrer Hilfe stand Theresia allen Feinden.
General Graf Khevenhiller zog nach Oberösterreich, vertrieb schon im Jäner
1742 die Franzosen aus Linz, und verfolgte sie bis Baiern. Die Tiroler stürmten
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ebenfalls von ihren Bergen herab, und zogen an demselben Tage in München ein,
als Karl Albrecht in Frankfurt die Kaiserkrone empfing. Am 3. Februar ward
Braunau an die Kaiserlichen übergeben. Im ganzen Laufe des Jahres währte der
Krieg fort. Am 19. Oktober besetzten die Baiern Braunau wieder; am 25. und
26. November ward bei Braunau und Ranshofen geplündert» In der Nacht vom
4. auf den 5. Dezember begann die Beschießung Braunaus. Am 12. Dezember zog
das österreichische Heer in eine feste Stellung bei Ried. Im Mai 1743 begannen
die Kämpfe auf's Neue, bei Schärding und Braunau gingen die Oesterreicher
über den Inn. Braunau ward belagert, und am 30. Juni an den Prinzen von
Lothringen übergeben. So wechselten die Kriegsereignisse, bis der Friede von
Messen die Fehde 1745 schloß; dieß geschah am 28- April» Kaiser Karl der VII.
war schon im Jäner gestorben- Sein Sohn, Churfürst Maximilian Joseph, machte
keine weiteren Ansprüche gegen Maria Theresia und erhielt für die Anerkennung
der pragmatischen Sanction Baiern zurück ohne Entschädigung. Der Gemahl
Maria Therestens, Franz von Lothringen, ward zum Kaiser gewählt. Am 3.
Jäner 1777 starb der Churfürst von Baiern, Mar Joseph. Sein nächster Ver-
wandter, Karl Theodor, Churfürst von der Pfalz, ließ sich als Nachfolger ausrufen.
Da er kinderlos war, ließ er sich bewegen, die Ansprüche Oesterreichs auf Nieder-
baiern (seit Kaiser Sigmund, 1426) zu berücksichtigen, und seine Erbansprüche
auf diesen Landtheil gegen Entschädigung zu 'Gunsten Oesterreichs abzutreten.
(Konvention darüber in Wien, 3. Jäner 1778). Dagegen protestirte Karl Theo-
dors nächster Verwandter, Herzog Karl von Zweibrücken; König Friedrich II. von
Preußen schloß sich ihm an, und neuerdings kam es zum Kriege (dem sogenannten
Zwetschken-Rummel). Ehe indessen noch eine Schlacht geliefert ward, wurde der
Friede zu Tefchen geschlossen, Maria Theresia verzichtete aus ihre Ansprüche
auf Baiern, und begnügte sich, daß das Jnn-Viertel an Oesterreich abgetreten
ward.
Die Revolutionskriege berührten den Jnn-Kreis oftmals und verderblich.
Als 1800 die Franzosen nach der Schlacht von Hohenlinden die Grenzen über-
schritten, blieb der Jnn-Kreis vorn 18. Dezember bis 6. April 1801 von ihnen
besetzt. Der Krieg von 1805 ward im Jnn-Kreise eröffnet. Am 8. September
überschritten die Oesterreicher bei Schärding und Wasserburg den Inn, und dran-
gen in Baiern vor. Am 14 besetzten sie München, über den Lech nach Schwaben
eilend. 55000 Russen, unter Kutusow und Bagration, rückten nach, und trafen
am 11. Oktober in Ranshofen ein. Zu spät! Schon waren die Oesterreicher in
Schwaben und Baiern geschlagen, Ulm hatte kapitulirt. Am 24. Oktober kam
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Mack in Braunau an, Meerveldt kommandirte die Trümmer des Heeres, welche
nun mit den Russen retirirten. Am 27. überschritten die Franzosen den Inn, am
29. rückte Marschall Sannes, am 30. Napoleon selbst in Braunau ein» Am 31.
standen schon 30,000 Franzosen von Schärding bis Taufkirchen. Am 26. Dezem-
ber ward zwar in Preßburg der Friede geschlossen, nach welchem die österreichischen
Provinzen in 2, Braunau in 3 Monaten von den Franzosen geräumt sein soll-
ten, aber diese Räumung verzog sich sehr, und erst am 10. Dezember 1807 zogen
die letzten feindlichen Bataillone aus Braunau. Den Jnn-Kreis selbst hatte
der Feind vom 31. Oktober bis 6. März 1806 besetzt gehalten.
Das Jahr 1809 brachte neuerdings die Schrecken des Krieges über den
Jnn-Kreis. Nochmals wagte Oesterreich den Kampf um das Höchste und Hei-
ligste. Die edelste Begeisterung durchwehte alle Klassen der Bevölkerung, und so
ward der Feldzng eröffnet. Am 10. und 11. April ging die österreichische Haupt-
armee, unter dem Erzherzog Karl, an 130,000 Mann stark, bei Braunau,
Schärding und Wasserburg über den Inn. Abermals erlag in Baiern die
gerechte Sache, und schon am 22. April ward der Rückzug angetreten. Am 30.
April hatte Napoleon sein Hauptquartier in Braunau aufgeschlagen. Nachdem
Wien gefallen, und die Schlachten von Aspern und Wagram geschlagen waren,
wurden in Ried, Ranshofen und Reichersberg am 27. Juli Spitäler für die
kranken und verwundeten Soldaten eingerichtet. Am 20. Oktober ward der Frie-
densschlnß ausgewechselt; durch diesen Frieden (geschlossen am 14. Oktober)
ward das Jnn-Viertel an Baiern abgetreten und mit diesem Königreich vereinigt.
(Am 12. September 1810). Vom 14. Jäner 1810 an, bis zum 12. Septem-
ber war durch Napoleon eine provisorische Intendanz zur Finanzverwaltung des
Jnn-Kreises für Frankreichs Rechnung eingesetzt gewesen. Unter der bairischen
Regierung waren die Landgerichte Braunau, Mauerkirchen, Matighosen und
Ried dem General-Kommissariate des Salzach-Kreises, die übrigen (Schärding,
Viechtenstein, Obernberg) dem General-Kommissariate des Unter-Donaukreises
zugetheilt. Am 8. Oktober 1813 ward zu Ried zwischen dem Oesterreichern (unter
Fürst Reuß) und den Baiern (unter Fürst Wrede) geschlossen, nach welchem
Baiern sich dem großen Kampfe gegen Napoleon, zur Befreiung Teutschlands
anschloß. Als auf dem Wiener-Kongresse, nach Besiegung Napoleons, der neue
politische Zustand Europas geordnet ward, wurde auch entschieden, daß das
Jnn-Viertel wieder an Oesterreich fallen sollte. Eine am 14. April 1816 zu
München, zwischen dem österr, Generallieutenant Baron Vacquant-Geozelles und
den bairischen Ministern Grafen von Montgelas und Rechberg abgeschlossene
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Konvention bestätigte diese Bestimmung, und seitdem bildet der Inn-Kreis wieder
einen Beflandtheil des österreichischen Kaiserstaates.
Wanderung durch den Jnn-Kreis. Wir werden uns auf dieser
etwas kurzer fassen können, da, wie wir bereits erwähnten, dieser Kreis für den
Touristen nicht so reiche Ausbeute gewährt, als seine östlichen und südlichen Nach-
barn, doch enthält er des Interessanten Mancherlei, und wir werden trachten, auf
alle vorzüglicheren Punkte, so viel es in der Bestimmung dieses Werkes liegt,
aufmerksam zu machen. — Wir treten die Wanderung an, im Süden des Kreises,
von der Grenzmark von Salzburg und den heitern Ufern des Mattsees. — Da
führt uns die Straße über freundliches Gelände, wohl bebaut und kultivirt, nach
Mattighofen. Unterwegs wollen wir, zwischen Friedbnrg und Munder-
fing, einen kleinen Abstecher nach dem westlich der Straße gelegenen Dorfe
Teich statt machen. Dort in der alten, einst zu Stift Mondfee gehörigen Kirche
steht ein höchst interessanter Altar, mit herrlicher altteutscher Schnitzarbeit, an
Schönheit der Ausführung mit jenem berühmten Altar in St. Wolfgang wett-
eifernd. Die Darstellungen stnd: die Geburt Christi und der englische Gruß, die
Heimsuchung und Opferung im Tempel, und die Anbetung der Könige, dann
mehrere Momente aus dem Leben der Heiligen. Die Arbeit sowohl am Schnitz-
werk, als an den Gemälden deutet auf das XV. Jahrhundert. Der heilige Seba-
stian am Seitenaltare dürfte von Earlone sein. — Anf unsere Straße znrückge-
kehrt, nähern wir uns sodann dem Markte Mattighofen. Er zählt an 900 Ein-
wohner, und liegt recht freundlich in dem schönen Thalgelände der Mattich. Die
Pfarrkirche zur Himmelfahrt Mariä ist ein sehenswerthes Gebäude. Die Dar-
stellung der Himmelfahrt ist von Esterl aus München 1780 gemalt. Die Fresken
an der Decke malte della Croce 1781, die übrigen Altarblätter der Maler Streng
von Mattighofen. Man findet hier anch interessante Grabmäler; in der abgebro-
chenen St. Georgenkapelle ward eine römische Bauführung mit Alterthümern
entdeckt, aber unbegreiflicher Weife — wieder verschüttet! — Mattighofen ist uralt,
und schon im X. Jahrhundert war daselbst der Sitz des Gaugrafen. Wahrschein-
lich stand an der Stelle des jetzigen Schlosses die alte Pfalz. Mattighofen litt viel
durch Feuersbrünste. — Von hier machen wir wieder einen Abstecher nach dem
3 Stunden entlegenen Astätt. Dieses Dorf hat zwar nichts besonders Merkwür-
diges, aber auf dem Judenberge, dicht daran, eröffnet sich eine der freundlich-
sten Fernsichten des Kreises auf das liebliche Mattigthal, hinüber an den prächtig
dahinströmenden Inn und auf die Gebirge an der Donau__Wir setzen dann
unfern Weg fort, und gelangen nach Uttendorf. Es ist dieß ein landesfürstlicher
FiCcfcbacE. <£et. K.lt.ansicMrjrriv;CfeoTnoütlro^TapTLre vot\ Alois Leyfram io/Wreii . JosJ£aTiTa<ftirc*reIc senior Titfi .
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Markt mit 628 Einwohnern, mit den Ueberresten eines uralten Schlosses aus dem
Xll. Jahrhundert. Die Kirche des Marktes zu St. Peter und Paul ist 1385
erbaut, mit interessanten Grabdenkmalen. Hier ward in dem blinden Alois Mur
1801 ein merkwürdiges musikalisches Genie geboren. Er spielt Zither, Orgel (sehr
gut), Klarinette, Fagott, Violine, Horn und Violon. Auf der schönen Wiese am
Schloßberge eine sehr freundliche Aussicht aus den Hähnhartforft, anf Mattig-
Hofen und noch 15 andere Ortschaften. — Von dort wandern wir nach Mauer-
k ir ch en, einem Markte von fast 1000 Einwohnern. Die Kirche, zwar bereits 912
erbaut, hat durch Brand und Kriegsunfälle so gelitten, daß sie mehrmals erneuert
ward, also von dem alten Bau nichts mehr zeigt. — Von Mauerkirchen wandern
wir dann nach Braunau. Diese alte Grenzstadt, über deren wechselnde inte-
ressante Schicksale ich in der Darstellung der Geschichte des Kreises so eben das
Nöthige berichtet, zeigt sich in angenehmer Lage, in einer fruchtbaren Fläche am
Inn. Sie gewährt ein heiteres Bild. — Braunau zählt über 2000 Einwohner.
Seit 1808 sind die Festungswerke geschleift. Die Hauptstraße ist sehr breit, mit
stattlichen Häusern und Bassins. Tie Stadtpsarre, aus Tuffstein gebaut, ist
sehenswerth. Ihr Gewölbe ruht auf 12 Pfeilern. Man zählt 15 künstlich verzierte
Fenster und 15 Altäre; der Hochaltar ist von Holz. Interessante Grabmale ,befon-
ders jenes von Zierer, 1568 aus Metall gegossen. Ferner der Grabstein des
Kaufmann Steininger von 1570- Steininger ist mit feinem seltsamen Barte abge-
bildet, der ihm zwei Spannen weit über die Füße hinabfloß. Hier in Braunau
ward auf Napoleons Befehl der Buchhändler Palm aus Nürnberg erschossen,
wegen Verbreitung des Buches: „Teutschland in seiner tiefsten Erniedrigung"__
Sein Grab wird ein stetes Denkmal jener düstern Zeit der fremden Zwingherr-
fchaft bleiben, welche das teutsche Volk 1813 so glorreich abschüttelte__Das Haus
des Schiffmeisters Fink soll die alte Burg der Wittelsbacher sein. Das Rathhaus
ist auch sehenswerth. Es befindet sich hier ein Zeughaus, eine Kaserne, 3 Spitäler
und ein Liebesverein für Arme. In Braunau ist der Sitz eines Landgerichtes,
Rent-, Forst- und Zollamtes; über den Inn führt eine Brücke, auf deren Mitte
die Grenzmark zwischen Oesterreich und Baiern ist. — Eine Viertelstunde von
hier ist Osternberg, ein Heilbad in recht reizender Lage. Noch dürfen wir von
Braunau nicht scheiden, ohne des in historischer Hinsicht so interessanten Ran s-
Hofens zu gedenken. Dieses Pfarrdorf liegt eine starke halbe Stunde südlich
von Braunau. Ihm dankt die Stadt ihr Entstehen. Ranshofen war einst die
königliche Pfalz Hier erließen die teutschen Könige schon im IX. Jahrhunderte
ihre Dekrete. — König Arnulf erbaute hier zuerst eine Kirche 899. Daraus ward
Inn-Kreis.
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j|| ein Stift für Chorherren des heil. Augustin. 1135 wurden die Stiftsgebäude
W errichtet. Das Stift ward 1811 von Baiern aufgehoben. Unweit des Schlosses
H vor dem Schulhause steht ein merkwürdiger Römersiein, eine Votivtasel der Römer-
familie der Restitute, an die Siegesgöttin—Braunau war zur Zeit Heinrich des
Schwarzen von Baiern (1120—1130) eine Villa des Herzogs, ein Ransbofer-
scher Meier deren erster Bewohner. Als der Herzog 1125 die Chorherren ein-
führte, schenkte er ihnen diese Villa. — Ludwig t. erhob Braunau 1202 zur
Stadt, und umgab sie mit Mauern.
Der Weg, den wir jetzt von Braunau nach Schärding zurücklegen, zieht sich
sehr angenehm, dem Laufe des majestätisch dahinrollenden Inn folgend, dahin.—
Der Braunauer-Boden, der Boden um Schärding, der Boden von Rab, und von
da zurück gegen St. Martin, über Anrolzmünster und Ried, ist seiner Frucht-
barkeit wegen berühmt im ganzen Oberlande. Seltener Fleiß in der Bearbei-
tung steigert noch die Ergiebigkeit der Erde. Besonders östlich von Reichersberg,
über die Hügel in das innere Jnn^Viertel hin, hat die Obstbaumzucht unglaub-
liche Fortschritte gemacht. Die ganze Gegend gleicht einem Garten, und man trifft
daselbst Bauern, die mehrere hundert Eimer Obstmost pressen. Wir sehen auf
diefeni Wege die schönen Orte Altheim und Obernberg, und wollen einige
Blicke auf ihr Inneres werfen. Altheim ist ein ansehnlicher Markt mit fast 1000
Einwohnern. Die Kirche zu St. Sebastian, 1635 erbaut, ist ein schönes Gebäude.
Im Benefieiatenhause befindet sich eine gute, kleine Bibliothek. — Obernberg ist
einer der schönsten Märkte des Landes, wohlbevölkert, gut gebaut, in einer der schön-
sten, fruchtbarsten Gegenden. Er zählt über 1600 Einwohner. Der Marktplatz
ist ein schönes Quadrat mit wohlgebauten reinlichen Häusern. Seine Mitte ziert
ein Brunnen mit der Bildsäule des heil. Stephan. Der Markt wird eiugetheilt in
den alten und neuen, in das Urfahr, in den Vormarkt, Gurten und Nonnspach.
Die ehrwürdige, altteutsche Pfarrkirche ist sehenswerth. Das Schloß, mit einer Herr-
lichen Fernsicht, ist ein mächtiges Gebäude. Der Brunnen aus Tuffstein ist 204
Fuß tief.
Auf der Weiterwanderung sehen wir das Stift Reichersberg, von dem ich
sogleich sprechen werde; der Weg zieht auf einer der lachendsten, gesegnetsten Flä-
chen, durch freundliche, nette Dörfer an den hohen Ufern des Inn hin. Links, jen-
W feits des Stromes, dehnen sich die reichen, üppigen Kornfelder, die Wiesen und
Wälder des Rotthales hin. Zwischen jenem Thale und unserem Wege strömt der
Inn hinab. Von Braunau her windet er sich durch unzählige Auen bis in die
Schluchten bei Formbach. Vor uns, am rechten Jnnuser, erblicken wir über einigen
Sc
27
Dörfern die glänzenden Zinnen des Klosters Guben und der Stadt Schärding.
Hinter denselben steigen die Donaugebirge empor. Ueber der Jnnbrücke zwischen
Neuhaus und Schärding gewahren wir am linken Ufer einen Theil des Klosters
Formbach, und weiter zurück in dunkelwaldiger Schlecht die Ruinen des Schlosses
Neuburg. Zu unserer Rechten erheben sich die schönen Hügelreihen des Jnn-Vier-
tels mit ihren Saaten und Obstwäldern. So stellt sich das Bild im Ganzen
dar; werfen wir nun noch einige Blicke auf das Einzelne, zuerst ans Stift
Melchersberg. Hier stand im XI. Jahrhundert die Beste gleichen Namens.
Kinderlos lebte dort Herr Wernherr Graf von Plain. Er vermachte sein Schloß
zu einem Stift für Chorherren. Noch bei seinen Lebzeiten begründete er, unter-
stützt von den Erzbischösen Gebhard und Konrad von Salzburg, sein frommes
Werk, uud nach dem Tode' seiner Gattin bezog er selbst das Kloster. Der
gegenwärtige Prälat, 1823 erwählt, ist der 64. in dieser Würde. — Das Stifts-
gebäude ist stattlich. Schöne Linden beschatten den Eingang. Im Hose erhebt
sich anfdem Marmorbrunnen der alten Wasserleitung die Metallbildsäule des Erzen-
gels Michael. Ein Springbrunnen mit vier Delphinen von Marmor entsendet seine
klaren Wasserstrahlen. Die Kirche, vom Probste Hinterberger von 1629—1633
gebaut (nachdem die ältere durch Brand 1624 zerstört ward), ist groß und schön;
sie hat 7 Altäre. Das Hochaltarblatt, der Sturz der Engel, ist eine mittelmäßige
Kopie nach Rubens. Der Engel, Petrus aus dem Kerker führend, ist ein gutes
Nachtstück von unbekanntem Meister— Das Bild am Kreuzaltar ist von Sand-
rart, der heil. Sebastian von Bergler. Die Plafond-Fresken malte Christian
Wink aus München 1778 — 1779. Neben dem Kreuzaltar ist die Grabstätte des
Stifters und seiner ihm vorangegangenen Familie. — Sowohl in der Kirche als
im Kreuzgange, findet man sehr interessante Grabdenkmale. Die Stifts-Bibliothek
ist über 8000 Bände stark; der Bibliotheksaal sehr schön. Im Stifte die merk-
würdigen Portraite der Pröbste auf Pergament, mit kurzer lateinischer Biographie
ans der Kehrseite. Das Sommer-Refektorinm ist sehenswerth; schöne Fresken
von 1690. Aus dem Stiftsgebäude überall herrliche Aussichten. — Auf diesem
Wege berühren wir auch das nun aufgehobene Stift Suben. Hier hausete
1040 GrasHeiurich von Formbach. Seine Tochter Regina stiftete das Kloster für
Chorherren des heil. Augustin. Der erste Probst hieß Hartwick; 1784- ward das
Stift aufgehoben. Es hatte 57 Pröbste gezählt—Jetzt ist die Stiftskirche Pfarr-
kirche des Dorfes Suben (286 Einwohner). Sie ist dem heil. Lambrecht geweiht
und im italienischen Style erbaut. (In dieser Gestalt vom Probst Schalkhammer
1766). Die Orgel ist herrlich; ihr Meister leider nicht bekannt. Jakob Zeiler
BS
28
bewährte sich durch die Malerei als tüchtiger Meister. In der Kirche ruht die
fromme Stifterin. — Ueber der Thüre in dem Oratorium steht ihre in Gips gegos-
sene Bildsäule, ein Seepter in der Hand, eine Krone neben ihr, mit der Unter-
schrift: 5ut-> e regia Stirpe Hungariae fundatrix obiit anno MCXXXVI. Die
Glocken sind von 1538 und 1688. Ueberhaupt ist das Ganze sehr sehenswerth—
Wir betreten nun Schärding, ebenfalls Grenzstadt am Inn, gleich Braunau.
Sie hat fast 20V Häuser und über 3000 Einwohner. Ueber ihre Schicksale habe
ich bereits in dem Abschnitt: ,.Geschichte" das Nöthige berichtet. Die Stadt ist
freundlich und pittoresk gelegen. Die Stadtpfarrkirche zu St. Georg ist ein schönes
Gebäude, 172V2 Fuß lang, 2lV2 Fuß breit. Man zählt 7 Altäre; das Hanpt-
altarblatt ist von Bergler (Geburt des Heilandes). Die übrigen Blätter sind von
Rothmayr, Hauber und A. Müller. Der marmorne Hochaltar ist aus der Kar-
meliterkirche in Regensburg. König Maximilian schenkte ihn 1814- der Stadt. Die
schöne Kanzel ist von Högler aus Salzburg. Das Wahrzeichen der Stadt, der
sogenannte Paperl von Schärding, ist ein Römerstein. Es werden hier lebhafte
Brauereien und starker Holzhandel betrieben. Am bäurischen Ufer des Inn liegt
Schloß Neuhaus. Auch Schärding war einst befestigt, jetzt hat es als fester Platz
keine Bedeutung mehr. Von hier auf dem Wege nach Passau, welcher durch hüge-
liges und waldiges Land führt, liegen nur zerstreute Gehöfte. Passau selbst liegt
l/2 Stunde außer der Gränze. Auf der letzten Höhe zeigt sich die Stadt, welche
durch ihre Lage so sehr an Koblenz erinnert, höchst pittoresk.
Wir setzen uns nun in Passau zu Schiffe, und gleiten die Donau herab, bis
zur Grenze des Jnk-Kreises bei Engelhardszell. Der prächtige Strom durch-
rauscht hier eines der pittoreskesten Wald- und Gebirgsthäler. Der Rückblick nach
Passau selbst ist bezaubernd; das Bild gehört zu den schönsten anf teutscher Erde.
Der hohe Felsenberg, der das feste Schloß Oberhaus trägt, mit der dunklen Jlz,
der Waldrücken mit dem Mariahilferberge, und die Häusergruppen der Innstadt,
die mächtigen, sich vereinigenden, 1000 Fuß breiten Ströme, die lange, über den
Inn geworfene Brücke, alles dieß vereint sich zu einem Panorama von unaus-
sprechlicher Wirkung. Bis nach Engelhardszell hinab wechseln nun die roman-
tischen Ufer, Fels, Wald, Burgen und Gehöfte. Das linke (nördliche) Ufer
ist noch bairisch, das rechte gehört schon dem Jnn-Viertel an. Von Achleiten herab
bis zum Schildbauer liegt der größte Theil der Bevölkerung hinter den Ufer-
bergen. Unterhalb Diezendorf bildet der Strom einen starken Bug nach Norden.
Imposant zeigt sich in dieser Gegend die Burg Krempenstein, auf steilem, von der
Stromseite unzugänglichem Fels. Das Schloß war einst passauisch, später ein
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29
gefürchtetes Raubuest; der Wartthurm steht noch. Im Munde des Volkes heißt
diese Ruine das „Schneiderschlößl", weil ihr letzter Bewohner ein armer Schneider
war, der seinen Tod fand, indem er in den Strom stürzte. Sobald man um das
Kap gesteuert ist, welches dieser Fels bildet, liegt Pirnwang mit seiner Mühle vor
uns- Am linken Ufer gewahren wir das betriebsame Hasnerzell. Am österreichischen
Ufer zeigt sich Ober- und Unter-Schachen, Ober- und Unter-Hütt, und Kasten. Hoch
am Berge, im dunklen Forst, das alte Viechtenstein; daneben das Neuschloß. Von
hier bis nach Engelhardszell dehnt sich ein Waldrücken mit einzelnen Gehöften hin.
Hier verlassen wir wieder das Schiff, da wir die Grenze des Kreises erreicht
haben. Noch erübrigt uns von jener Straße zu sprechen, welche aus dem Haus-
ruck-Kreise über Ried und Altheim nach Passau führt. Hier ist der schöne Markt
Ried, der Sitz des Kreisamtes, Zollinspektorates u. s. w. Der lebhafte Ort zahlt
über 300 Häuser mit 2500 Einwohnern. Ried hat 3 Kirchen, 2 Plätze, 3 Thore,
2 Vor markte, und ein Schloß. Die Häuser siud meist wohlgebaut, doch im Vor-
markte, ausder Priesterzeil und im Winkel finden sich viele hölzerne Häuser. Die
Pfarrkirche zu St. Peter und Paul war in ihrer jetzigen Gestalt 1720 erbaut. Kauf-
mann Tarberger und mehrere fromme Bürger trugen die Kosten des schönen Baues.
Die Altarblätter sind gut. In der Kirche finden sich noch mehrere Grabdenkmale
aus dem alten Baue. Die einstige Kapuzinerkirche ist 1641 gestiftet.— Der Hügel,
woraus sie steht, hieß früher der Teufelsberg, nun der Engelsberg (die Kirche ist
den heil. Schutzengeln geweiht)—In dem Kaffehhause in Ried Nr. 23 ward am
4. Oktober 1813 die Allianz zwischen Baiern und Oesterreich geschlossen. Der
Platzbrunneu ist niedlich__Von hier geht es sodauu über Altheim am Achbache
u. s. w. nach Braunau (s. oben). Somit hätten wir in einem weiten Rayon den
Kreis durchwandert und dessen Hauptpunkte berührt. Die vielseitigen Verbin-
duugsstraßen bieten indessen noch Gelegenheit zu vielen Ausflügen, mit manchem
sehenswertheu Punkte, unter denen ich z. B. den interessanten Hausstein, mit
der schönsten Fernsicht des Kreises (eine Stunde von Viechtenstein), die Bade-
orte Rab und Brunnenthal, die kleineren Seen im Süden des Kreises (s. oben
den Abschnitt „Gewässer") die mächtigen Wälder (s. diesen Abschnitt) u. s. w. nenne.
Es mag aber hier, wo der Ranm uns beschränkt ist, genügen, in diesen Winken
darauf hinzudeuten, und wir glauben durch diese Darstellung das Bild des Kreises
im Ganzen genügend geschildert zu haben. Wir lassen nun zum Schlüsse eine
Höhentafel der vorzüglichsten gemessenen Punkte des Kreises folge», womit dessen
Darstellung geschlossen sein mag.
/-
t
30
Höhentafel.
Nanien der Orte und Berge.
Höhe in
Wr. Klaftern,
dem Meere.
Aichberg bei Hohenschachen.....323
Aichberg bei Roßbach.......253
Almegg bei Weißbach ....... 218
Bergfeld...........215
Bergham...........314
Braunau, Stadt........187
Braunauer Berg im Kobernauserwald . . 408
Breiningsdorf.........246
Bruck im Holz.........228
Bruktober im Hollawald......245
Buchberg bei Mörschwang.....221
Eggelsberg..........292
Esternberg..........269
Federnberg zwischen Ried und Altheim . . 280
Finkberg...........262
Franzensbauerberg........247
Frohnforst..........310
Geinberg...........242
Geißberg bei Schärding......242
Geiserwald bei Enzerkirchen.....341
St. Georg..........227
St. Georgen bei Neukirchen.....260
Gipfelberg..........274
Guggenberg..........277
Haberpoir.t..........335
Haferberg ...........301
Hauöerding zwischen Altheim und Mauer-
kirchen..........200
Heiligenstadt..........294
Hochberg...........298
Hochbuch...........302
Höhe in
Wr. Klaftern,
dem Meere.
Hochburg...........245
Hochkuchelberg.........344
Hörndlholz..........258
Hohenkuchel bei Kobernausen . . . , . 379
Katzenberg...........192
KmdSbründl bei Mattighofen.....328
Kirchberg...........310
Kohlberg...........406
Kopfing...........309
Lindetwald..........214
Mühlheim...........206
Müning...........185
Munderfing..........268
Neukirchen, Pfarrthurm des Marktes . .218
Obereck bei Neyhofen . ,.....294
Obered bei Hundenberg.......285
Oberknebach, zwischen Burghausen und
Hochberg.........250
Perneckerkogel bei Pottenbach.....568
St. Peter bei Braunau......223
Ranzhofen...........201
Reichersberg...........183
Nothbuchholz..........303
Sauwald bei Biechtenstein......461
Schachen...........262
Schärding..........162
Schedenberg.........307
Schwand....... . . . . 224
Siedlberg . .........290
Spitzenberg bei Mauerkirchen.....237
Stelgerfeld bei Tittmaning.....232
31
Höhe in
Wr. Klaftern,
dem Meere.
Steigelberg bei Kobernausen.....404
Steinberg bei Zell........258
Stelzerberg..........260
Suben bei Schärding.......494
Taufkirchen..........206
Theiskirchen..........282
Höhe in
Wr. Klaftern,
über
dem Meere.
WellhartS-Forst.........277
Weissenhühe im Kobernauserwald . < . 362
Windpaßl...........296
WiShosleiten..........252
Zoglberg...........254
Inhalt.
Seite
Allgemeine Ueberficht.......1
Grenzen und Größe« - • .....—
Wälder...........2
Seen, Teiche, Flüsse, Heilquellen - . —
Mineralreich.........Z
Pflanzenreich.........—
Thierreich..........6
Straßen..........—
Politische Einteilung.......—
Kirchliche Eintheilung.......7
Militärische Eintheilung......8
Unterrichtsanstalten........—
Seite
Wohlthätigkeitsanstalten. Sanitätswesen - - 9
Bevölkerung..........10
Klima...........11
Landwirtschaft. Viehzucht u. s. w. . - . - —
Bergbau...........13
Handel. Gewerbe u. s. w.......—
Sprache...........—
Körperbau. Tracht Sitten. Spiele - - - • 14
Städte. Märkte. Schlöffer......16
Geschichte • • ........17
Wanderung durch den Inn-Kreis «... 24
Höhentafel..........30
Chromolithographien.
Seite
Anficht von Ried........29
» von Braunau.......25
Gegend bei Reichersberg......27
Suben...........—
Schloß Wildenau........17
Portal der Pfarr-Kirche zu Braunau
Alte Pfarrkirche zu Mauerkirch .
Volkstrachten......
Topographische Karte.
Seite
. 25
14
- -st -A
hromMyograpyttn
. aus
deM E^zhe^zogthUMe Dest^erreich
ob der Enns.
Der Muhlkreis.
Ansicht von Linz, Freistadt, Pührnstein, Ruine Oberwallsee, Ruine Wachsenberg, Schloß
Pührnstein, Säule zu Freistadt. Trachten der Landleüte.
Der Sraunkreis.
Ansicht von l„teyer, von Ischl, des Gmundner Sees, Schloß Alt-Pernstein bei Kirchdorf,
Ruine Klaus bei Spital au Pybrn, Christtindl, Vorhalle der Pfarrkirche in Steyer. Trachten der
Landleute.
Der Sal^burger Kreis.
Ansicht von Salzburg, von Gastein, der Trauneralpe, Schloß Werfen, Kirchthür zu Jrrs-
dorf, Kirchthür zu Nonnenberg, Schloß Kaprun. Trachten der Landleute.
Der Hausruckkreis.
Ansicht von Ried, Reichersberg, Braunau, Kirche zu Schöndorf bei Vöklabruck, Ruine
Schaumburg, Portal der Kirche zu Efferding, Ruine Polheim. Trachten der Landleute.
Der Innkreis.
Ansicht von Wels, Mondfee, Wvlfsegg,. Suben, schloß Wildenau, Portal der Kirche in
Braunau, Pfarrkirche zu Maurkirch' Tracht?» du' ? anmute.