Volltext: Bilder aus der Heimat 15. Heft. 3. Teil (3. Teil)

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mete. Darunter befand sich auch der Hof zu Ried. Die 
Erinnerung an diese Schenkung mag wohl der Dietmarsage 
zugrunde liegen, wenn es in ihr heißt: „Das ist der Anfang 
gewesen des Marktes Ried am Fuße der Burg und auf 
dem Grund und Boden, den Dietmar vor seinem Ableben 
zugleich mit seinem väterlichen Erbe, der Weingandsmühle 
an der Ache, dem Stifte Reichersberg am Inn gewidmet 
hatte. 
Die ursprüngliche Sage haftet meiner Meinung nach 
nur an dem Namen Dietmar, dem Müllerssohn von 
Ried. Der Name Anhänger wurde erst später mit dem. 
Namen Dietmar und mit der Gründungssage in Verbin¬ 
dung gebracht. Die Sage wurde, vielleicht im 15. Jahr¬ 
hundert, durch zwei Momente erweitert: 1. Daß Dietmar- 
wegen seiner Anhänglichkeit an den Herzog den Namen 
„Anhänger" erhalten habe, und 2. daß sein Hauptharnisch 
beim Kampfe um die heidnische Stadt ein Kranz von Laub 
gewesen sei. Denn das Rieder Wappen (der Bundschuh) und 
das Anhanger-Wappen (der Ast mit drei Eichenblättern) 
sind vollständig von einander verschieden. Und erst im 16. 
Jahrhundert haben die Rieder es durchgesetzt, daß auch das 
Anhanger-Wappen auf dem Rathaus zu Ried angebracht 
werde (1538). 
Die Anhänger, erst seit der Mitte des 13. Jahr¬ 
hunderts in den Reichersberger Urkunden genannt, waren 
im 15. Jahrhundert in Ried bekannt und einflußreich. So 
ist seit 1425 Vinzenz Anhänger in Ried Propstrichter des 
Domkapitels Passau und ein anderer Anhänger ist 1449 als 
Beisitzer bei der Landschranne in Ried bezeugt. 
Ihr Name ist mit der Dietmarsage in der 1519 aufge¬ 
zeichneten Erzählung bereits fest verknüpft. 
Eine weitere Veränderung hat die Erzählung von der 
Tat Dietmars dadurch erfahren, daß der bayrische Kreuz¬ 
zug (1101) in Vergessenheit geriet gegenüber dem gewalti¬ 
gen Heereszuge Kaiser Friedrichs !. (1189). Dietmar zieht 
nicht mehr mit Herzog Welf von Bayern, nicht mehr mit 
Eckart von Scheyern und mit Eckbert von Vormbach ins 
heilige Land, sondern mit dem Heere Friedrichs und im Ge¬ 
folge eines bayrischen Herzogs Eckart, den es nie ge¬ 
geben hat. Die Erzählung entfernt sich immer mehr von 
der historischen Grundlage und wird zur phantasiemäßig 
ausgeschmückten Sage, die nicht an die richtige Zeit und 
nicht an den richtigen Ort gebunden ist. 
Herzog Eckart belagert eine heidnische Stadt (man kann 
wohl an Jkonia denken) und erobert sie, wobei 24.000 Hei¬ 
den (Türken, Sarazenen und Araber) zugrunde gingen. Die
	        
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