Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Märzoffensive in Kurland 
24. Zebruar. 
raschung auf. Unter Ausnutzung der langen nordischen Nächte führte er 
in der Nacht zum 24. Februar persönlich die am Windau-Abschnitt 
Schrunden—Goldingen entbehrlichen Teile der Landeswehr, soweit nicht 
beritten, auf beigetriebenen Schlitten, von letzterem Ort ans gegen das 
65 km entfernte Windau vor, überraschte die bei Surs stehenden Siche¬ 
rungen der Bolschewisten und zweigte Seitenabteilungen ab, um ein Ent¬ 
kommen der Roten nach Osten oder Nordosten zu verhindern. Die ursprüng¬ 
liche Absicht, die Bolschewisten durch konzentrischen Anmarsch entlang der 
Küste und von Osten beiderseits der Bahn Tncknm—Windau einzukreisen, 
hatte wegen Tauwetters aufgegeben werden müssen. 
Mit Tagesanbruch des 24. Februar stand die Abteilung südlich Windau 
zum Angriff bereit. Die Besatzung, etwa 400 Mann vom 1. Knrländifchen 
Revolutionären Regiment und 150 Mann örtliche Miliz, war aber schon 
vorher gewarnt worden, worauf am 24. früh die Hauptkommissare die 
Stadt mit der Bahn verließen. Die Besatzung selbst leistete erbitterten 
Widerstand, so daß die in den Südrand der Stadt eingedrungenen Balten 
zunächst nur langsam vorwärtskamen. Als aber von Libau entsandte Schiffe 
das Feuer eröffneten und auf Veranlassung des Majors Fletcher im Rücken 
der Bolschewisten eine vom Generalkommando zur Verfügung gestellte 
Kompanie Gardeschützen landete, brach der Widerstand zusammen. 
Das Gefecht war wiederum ein voller Erfolg geworden, wenn auch ein 
Teil der Bolschewisten infolge der Unmöglichkeit rechtzeitiger Absperrung 
nach Norden mit der Bahn entkommen konnte. Allein die Marschleistung 
einer so wenig kriegsgewohnten Truppe war bemerkenswert. Der Erfolg 
war mit sieben Toten nicht allzu schwer erkauft. Er mußte in den folgenden 
Tagen durch systematisches Absuchen der Stadt ergänzt werden, weil sich 
zahlreiche Bolschewisten versteckt hielten und aus dem Hinterhalt auf ein¬ 
zelne Leute schossen. Major Fletcher, der sich während des ganzen Gefechts 
in vorderster Linie befunden hatte und dort auch verwundet worden war, 
hatte sich das volle Vertrauen seiner Untergebenen erworben. Seine Tätig¬ 
keit im Gefecht bei Windau ist so bezeichnend für diesen ausgezeichneten 
Feldsoldaten, daß hier die Schilderung eines Mitkämpfers Platz finden mag: 
„Major Fletcher war für die Truppe nicht anders zu sehen als mit um¬ 
gehängtem Karabiner und einigen Patronengurten um den Hals in vor¬ 
derster Linie. Beim Vormarsch auf Windau war er mit seinem Chef und 
zwei Ordonnanzoffizieren der Truppe vorausgefahren, in dem Glauben, 
die vorausgeschickte Kavallerie sei auf der Straße. Diese war aber seit¬ 
wärts abgebogen. An einem Waldkreuz wurde daher kurz gerastet, um sich 
von der Vorhut wieder aufnehmen zu lassen. Dort kam es in der Nacht zu
	        
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