Volltext: Alpenkrieg

„Ach wol Es ist nur, daß die verdammten Austriaei 
endlich hergehen, was sie versprochen haben. Addio." 
„Wird Krieg sein?” 
„Frag nicht so dumml Oder glaubst du, daß wir 
den Kram umsonst herumschleppen? Natürlich wird es 
Krieg geben." 
Tausendfach fallen solche Wechselreden zwischen de¬ 
nen, die an den Straßenrändern lungern und den mar¬ 
schierenden Soldaten. Wer wird schon daraus klug? Die 
unten reden, aber sie wissen nichts, und die oben wissen 
alles, aber sie schweigen. Es wäre überhaupt besser, 
wenn alle den Mund hielten. Die Oesterreicher haben 
ihre Spione, das ganze Land wimmelt von ihnen. — 
Unsinn! Was nützen ihnen schon die Spione, wenn sie 
keine Soldaten mehr haben? Jedes Kind sieht, daß es 
da keinen Widerstand gibt. Alle Straßen und Eisen¬ 
bahnen Italiens sind voll Soldaten. Das ist der Ge¬ 
nickfang für die Barbaren im Norden. Haben sie nicht 
Stück für Stück nachgegeben, widerwillig nur und mit 
zusammengebissenen Zähnen, aber doch! Rovereto, Riva, 
Görz, Trient, das alles könnte man heute haben. Aber 
bis zum Brenner zurück wollen sie nicht. Man wird es 
ihnen beibringen müssen. Italien entscheidet den Welt¬ 
krieg . . . 
Staubig und heiß die Landstraßen, auch in den Ber¬ 
gen noch, entlang den wasserlosen Torrenten und kahlen 
Hängen, auf denen die Sonne brütet. Und die Nächte 
kalt, feucht, unheimlich. Manchmal kommen wandernde 
Zivilisten, hochräderige Karren mit Hausrat beladen, 
Weiber, Kinder darauf. Warum das alles? Fürchtet man 
einen Angriff der Oesterreicher? 
Nichts da, Platz muß sein in den Grenzdörfem — 
das ist klar. Willst du zuschlagen, mußt du ausholen 
können. Jetzt wird es sicher ernst. 
Die Hochtäler sind gestopft voll Menschen, Maulesel 
und Fuhrwerke, an den schmalen Sträßchen wird ge¬ 
arbeitet. Aber das alles ist erst der Vortrab, denn 
Italien hat offiziell noch nicht mobilgemacht. In den 
Lagern längs der Grenze bauen sie Baracken, als wollte 
man jahrelang hierbleiben. Schwere Batterien stehen 
hier, die Geschütze mit Buschwerk und Reisig bedeckt, 
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