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Kaum hatte Josef II. die Regierung angetreten, als Cremeri
mit doppelter Rührigkeit „das Licht der Aufklärung in Oberöster¬
reich anzünden half*4, wie es von ihm in den Regensburger „Wöchent¬
lichen Nachrichten von gelehrten Sachen“ gelegentlich einer Be¬
sprechung einer seiner vielen Schriften vom Jahre 1781 heißt.
Mit glühender Begeisterung verfocht er die Bestrebungen des
edlen Volkskaisers und kam darüber mehr als einmal in Konflikt mit
den kirchlichen Kreisen seiner neuen Heimat.
Er hatte mit Schiller die Ansicht, daß die Schaubühne eine
moralische Anstalt sei und daß gewisse Wahrheiten von diesem
Richterstuhle aus mehr Wirkung täten als von der Kanzel herab.1)
Von Josef II., unter dem ja in Wien das deutsche Bühnen¬
leben regeneriert wurde, hoffte er auch für die Provinztheater
Besserung.
Schon 1778 hatte er eine „Skizze, gebildete Schauspieler zu
bekommen“, geschrieben2) und zwei Jahre danach richtete er eine
„Bill an Josef II. aus der Herzkammer eines ehrlichen Mannes“,
in der er seinen Hoffnungen Ausdruck verlieh.
Ich will bei dieser Schrift etwas verweilen. Zunächst wendet
er sich darin gegen die Einwürfe religiöser Natur, die man zu seiner
Zeit gegen die Bühne erhob. Er beruft sich auf Stellen in den
Schriften des heiligen Augustin, Thomas von Aquin u. a., um
zu beweisen, daß von den Vätern nie die Schaubühne an sich,
sondern nur der Mißbrauch derselben verurteilt worden sei. Dann
weist er auf das Verhalten des heil. Karl Borrom. hin, der die
Stücke der in seinem Sprengel spielenden Truppen selbst zensuriert
und erlaubt habe, auf die Kardinäle Richelieu und Mazarin, die
Päpste Leo X. und Klemens XIV., die sich alle warm der Bühne
angenommen hätten.
Dann werden geistliche Bühnenschriftsteller, wie Gregor von
Nazianz, die Kardinäle Richelieu, Bibiena und Oelfino, die Äbte
Genet und Aubignac angeführt.
Cremeri erinnert daran, daß der Kurfürst von Köln das An¬
denken an den Schauspieler Elenson durch ein Marmordenkmal auf
dem Friedhofe zu Schwalbach geehrt und Papst Pius VI. dem
Ballettmeister Noverre den Christus-Orden verliehen habe.
*) Derlei Anschauungen, wie sie auch Schiller im Jahre 1784 in einem
bekannten Aufsatze niedergelegt hat, waren damals weit verbreitet. Sie finden
sich auch in P. Weidmanns Vorrede zu seinem „Fadinger“.
2) Auch Heinze, der als Exjesuit in Linz lebte, veröffentlichte 1780 eine
Schrift „Von der Schauspielkunst“.