Volltext: Luther und das Landl

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Singen unterrichtet wurde. Armut hinderte ein weiteres Studium, obwohl 
der Volksschüler sich schon mit Latein, Griechisch, ja sogar Hebräisch er 
folgreich beschäftigte. Nach seiner Konfirmation (1743) arbeitete er in der 
Werkstätte seines Vaters, bis sich ihm durch Vermittlung des Stadtpfar 
rers Cotta die Pforte des „Stiftes" öffnete und er den grünen Buchbinder 
schurz mit Mantel und Überschlag eines Tübinger Studenten vertauschen 
konnte. Früh lernte der Student des Lebens Not und Bitterkeit kennen. 
Der Tod seines Vaters und die Kränklichkeit seiner Mutter zwangen ihn, 
des Nachts zu studieren, tags 
über die Vorlesungen zu besuchen 
und durch Stundengeben den 
Lebensunterhalt für sich und seine 
gelähmte Mutter zu verdienen. 
1753 erhielt er seine erste Pfarrei 
und trat in den Ehestand. 1757 
wurde er nach Wankheim berufen, 
wo ihm aber die Umtriebe eines 
Beamten den Aufenthalt verlei 
deten, so daß er die Gelegenheit, 
als sich in Österreich durch das 
Toleranzedikt Anstellungömöglich- 
keiten boten, benützte, hier seine 
Dienste anzutragen. So erging am 
22. Oktober 1782 an die oberöster 
reichischen Gemeinden vom Kreis 
amte Linz die Umfrage, sich wegen 
Anstellung dieses vom Kaiser 
Joseph selbst empfohlenen Be 
werbers zu äußern. Eferding griff 
zu. Eisenbach nahm am 1. Mai 
1783 die Berufung an und wurde am 20. Juli vorn Superintendenten 
Thtelisch daselbst in sein Amt eingeführt. 
Wie hatten sich die Verhältnisse geändert! Vor einundeinhalb Jahr 
hunderten war Eferding eine evangelische Stadt. Nur Grabsteine in der 
herrlichen gotischen Pfarrkirche gaben noch Kunde, daß hier im Donau 
tale durch ein Jahrhundert evangelische Prediger gewirkt hatten. Es ge 
lang, ein ehemaliges Pfarrhaus aus jener Zeit zu erwerben und damit 
wieder an die große evangelische Vergangenheit anzuknüpfen. Dieses alte 
Gebäude mußte zugleich als Bethaus und Wohnung für Prediger und 
Lehrer dienen. Zwei Zimmer bildeten die Wohnung Eisenbachs, der hier 
mit Frau und sieben erwachsenen Kindern seinen Einzug hielt. Kein 
Wunder, wenn der Vielgeschästige sich in die Stille der angebauten 
Sakristei zurückzog, die feucht und finster dem alternden Manne wenig 
zuträglich wurde. An Arbeit fehlte es nicht, zumal er auch anfangs den 
Schuldienst versah, bis derselbe von seinem Sohne Ernst Konrad über 
nommen werden konnte. Der äußere und innere Aufbau einer Toleranz- 
Georg Michael Eisenbach
	        
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