Volltext: Luther und das Landl

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stunde entfernten Schule Appersberg. Dieser Schulmann, von dem Ströme 
des Segens ausgegangen sind, kam wöchentlich zwei- bis dreimal in sein 
Elternhaus, sang mit seiner herrlichen Stimme und betete am Schlüsse 
einer lebensvollen Schriftauslegung so kindlich und einfach aus dein Her 
zen, daß es auch ein Kind fassen konnte. Dieser Mann weckte zuerst in 
dem jungen Schüler den Gedanken, sich dem Lehrfache zu widmen, bei 
dem wohl zeitliche Vorteile nicht zu gewinnen seien, man aber bei christ 
licher Gesinnung und Genügsamkeit glücklich sein und viel Segen stiften 
könne. 
Nach einem dreijährigen Vorbereitungsaufenthalte im Pfarrhause in 
Eferding (bei Josef Friedrich Groß) machte der noch nicht Fünfzehn 
jährige den dreimonatlichen Präparandenkurs an der Normalschule in 
Linz. Es war gerade zur Zeit des damals berühmten, vierzehn Tage 
dauernden Linzer Marktes, aus dem auch der ihm schon von seinem Eltern 
hause her bekannte fromme Nürnberger Kaufmann Kiesling seine Bude 
aufgeschlagen hatte. Täglich besuchte der junge Lehramtszögling diesen 
einzigartigen Freund und Förderer der evangelischen Kirche Österreichs, 
der jede Gelegenheit benützte, durch Worte und Schriften Samenkörner 
ewiger Wahrheit zu säen. Kieslings Plan, den jungen Trautenberger zu 
einen: evangelischen Prediger ausbilden zu lassen, ging wohl zunächst nicht 
in Erfüllung, da derselbe noch in Linz einen Ruf als Lehrer nach Neu 
kematen erhielt, aber in der Folge erwuchs aus diesem wackeren Lehrer 
ein Pfarrergeschlecht, das fast durch ein Jahrhundert die evangelische 
Kirche Österreichs mit leuchtenden Zierden des Pfarrerstandes versorgte. 
Mit fünfzehn Jahren trat er in Neukematen sein Amt an. Mit täg 
licher Vorbereitung und Gebet suchte er seiner dreiundzwanzig Schüler 
Bestes zu fördern, sich selbst durch Erlernung der lateinischen Sprache unter 
Anleitung des Pfarrers Baumann weiter zu bilden. Ein Brief Kieslings, 
daß er für Neukematen eine Orgel billig erworben habe, setzte den künf 
tigen Organisten vor die brennende Frage: „Wer spielt sie?" Mühsam 
löste er die Frage, indem er beinahe Tag und Nacht dazu verwendete, sich 
bis zur Aufstellung der Orgel die nötigen Kenntnisse zu erwerben, „wie 
ein Vöglein seine Körnlein auf der Straße zusammensucht". Wohl einzig 
war hierbei die Fürsorge seines Vaters, der in der Nähe von Eferding 
für ihn ein Spinett (Klavier) auftrteb, dasselbe kurzerhand auf eine soge 
nannte „Kraxen" lud und in achtstündigem Marsche bis nach Neukematen 
trug. 
Noch in Neukematen erblühte Trautenberger das Glück eines reich 
gesegneten Ehestandes, indem er Wilhelmine Baumann, die ihrem Onkel,, 
dem Pfarrer Johann Friedrich Baumann, den Haushalt geführt hatte, 
als Lebensgefährtin in sein bescheidenes Heim holte. Der zweite Franzosen- 
etnfall ließ ihn und seine Familie die ganze Bitterkeit einer nächtlichen 
Flucht zur Winterszeit durch unwegsame Wälder verspüren. 
2n Freud und Leid gingen die Tage nicht nur in Neukematen (1794 
bis 1806), sondern auch in Scharten (1806 bis 1836) und zuletzt in Wels 
(1837 bis 1853) dahin, wo er die Freude erlebte, neben seinem Sohne
	        
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