Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Gefechtstätigkeit im Zanes- und Ltuvaabschnitt 
Die feindliche Artillerie beschoß Mitte Oktober mit steigender Gewalt die Stellungen des 
I. und III. Bataillons des 1. Regiments. Unsere Batterien richteten ihr Feuer auf zur Ablösung 
marschierende Gruppen, Grainkolonnen, im Stellungsbau tätige Abteilungen und brachten des 
öfteren das feindliche Gefchützfeuerzum Schweigen. Am 20. Oktober wurde die Hubertusfeld¬ 
wache bei Son Pauses angegriffen, jedoch ohne bis zu den Hindernissen zu gelangen, muhte der 
Feind abstehen. An den bedrohten Stellen wurde zur Berstärkung die halbe 4. Kompagnie her¬ 
angezogen. Am 21. richtete sich das italienische Geschützfeuer aller Kaliber, besonders gegen Son 
Pauses, mit ziemlich verheerender Wirkung; ein Volltreffer tötete drei Mann. Am Abend traf 
in St. Vigil, von St. Lorenzen kommend, das XV. Marschbataillon, Hptm. R. Melzer (20 Offi¬ 
ziere, 650 Mann), ein und wurde tags darauf aufgeteilt. 
Am 22. Oktober griff der Feind nach kräftiger Arlillerievorbereitung nach Ginbruch der 
Dunkelheit die Rufreddo-Stellung an. Der Angriff wurde mit großen Verlusten zurückgeschla- 
gen, ebenso ein Versuch am Morgen des 23. Die Italiener näherten sich sowohl im Gal beider¬ 
seits der Straße als auch vom Gol de! Stombi herabsteigend, vorsichtig der Rufreddo-Stellung. 
Das stark bewaldete Gelände kam ihnen dabei sehr zustatten. Die feindliche Artillerie bearbeitete 
inzwischen den ganzen Raum vom Monte Gadini bis gegen Ruffredo, konnte aber unsere gut wir¬ 
kenden Batterien nicht zum Schweigen bringen. Smmer wieder hörte man die vergeblichen 
Avantirufe der italienischen Offiziere, aber nach den mißlungenen Vorstößen vermochte niemand 
mehr, die Staliener zum letzten entscheidenden Sturm vorzureißen. 66 Gote und viele Verwundete 
blieben vor dem Abschnitt der 9. Kompagnie und der nachbarlichen Landesschützenkompagnie 
liegen, innerhalb einer halben Stunde war auch dieser Angriff erledigt. Gefangene sagten aus, 
daß der Feind bei einbrechender Dunkelheit neuerdings Vordringen werde und daß der italienische 
Generalslabschef Gadorna vom Monte Pors aus persönlich die Angriffe zwischen Buchenstein und 
dem Monte Piano leite. 
Am 24. hatte sich der Feind im Rufreddo beiderseits der Dolomitenstraße vor unseren Stel¬ 
lungen eingegraben; aber der erwartete Angriff blieb aus, nur vereinzelte Sappen und Patrouil¬ 
len trieb er vor. Nachdem auch ein zaghafter Vorstoß am 24. nachmittags mißlungen war, wich 
der Feind zuerst beiderseits der Straße und im Schutze der Nacht auch an der südlichen Galseile 
zurück, zahlreiches technisches Material wie Schutzschilde, Sprengröhren, Handgranaten und Land- 
torpedos zurücklassend. Ansonsten begnügte er sich mit andauernder Artillerietätigkeit, auch im 
Gofanagebiet. 2n der Rächt wurde die 1. Kompagnie (Hptm. v. Gratzg) aus der Ä Falo-, bezw. 
aus der Groda-Stellung gezogen und über die Fanesalpe, Sardbach, Gisenofenalm zur Ver¬ 
stärkung des Abschnittes Gre Saffi nach Valparola beordnet, wo die Italiener noch immer mit 
Hartnäckigkeit angriffen. 
Als Lt. Gustav Ilhlik der 9. Kompagnie am 25. bei Morgengrauen die Posten der Rufreddo- 
stellung inspizierte, wurde er durch ein Sprengstück einer einschlagenden Granate tödlich getroffen. 
Gr hatte sich erst vor kurzem freiwillig ins Feld gemeldet. Die feindliche Artillerietätigkeil ver¬ 
ursachte am 26. auf der Fontana negra wieder 7 Verwundete; dem unheilvollen Kanzelgeschütz 
war nicht beizukommen. 
Am 27. Oktober griff der Feind gegen Mitternacht die 8. Kompagnie, Hptm. Frh. v. Mina- 
relli, in der Fanes- und Gravenanzestalfperre überraschend an. Gr gelangte bis zu den Draht¬ 
verhauen und bewarf die Stellung mit Handgranaten. Die Progoite-Feldwache unter Fhnr. 
v. Kurz mußte auf die Hauptstellung zurückgenommen werden, wurde aber, nachdem der Angriff 
mit geringen eigenen Verlusten abgewiesen worden war, wiederum beseht. 
Hptm. Frh. v. Minarelli schreibt darüber: 
„Die tiefe Dunkelheit der Nacht gab dem Feinde Gelegenheit, unbemerkt seine Stellungen 
zu verlassen und sich an unsere Horchposten am Abhange rechts der Gravenanzesfchlucht heranzu¬ 
arbeiten. Um 12 Uhr 15 morgens eröffnete der Feind auf kurze Entfernung ein kräftiges Feuer 
und versuchte, sprungweise bis zu unseren Drahtverhauen vorzugohen. Bald jedoch stieß er auf 
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