Volltext: Von Dante zu d'Annunzio

und unbedingt. Goethe „ergreift Partei“ in der Farbenlehre und wird 
gegen Newton geradezu beleidigend, weil dieser die andere Cheorie 
hat. Und doch hat Newton recht und Goethe hat unrecht. $chopen= 
hauer „ergreift Partei“ in Fragen der Rantijchen Philosophie und ver¬ 
dächtigt Kant niedriger Motive, blos; weil dieser über sich selbst 
anderer Ansicht ist als Schopenhauer, ^jesus ergreift in heftigster 
und jähzorniger Weife Partei gegen die Pharisäer. Also überall Ehren- 
beleidigungen, Uerdäcbtigungen, Ungerechtigkeiten «pro domo». Nur 
mit dem kleinen Unterschied, daß es hier um Weltanschauungen geht, 
während bei den anderen Menschen so leidenschaftliche Angriffe gewöhnlich 
ihren Grund in „persönlich wichtigeren“ Dingen haben, wie zum Bei-- 
fpiel darin, daß einer den anderen „geschnitten“ hat, oder das; er 
ihm ein Darlehen verweigerte oder die Geliebte abspenstig ge¬ 
macht hat. 
Der Deutsche ist durch seine ganze Natur davor geschützt, jemals 
in das Extrem zu verfallen, das in feiner klassischen Form von der 
französischen Nation verkörpert wird: nämlich nur die Erzeugnisse der 
eigenen Rasse gelten zu lassen und alle eigenen Eigenschaften für 
wertvoll, alle fremden für minderwertig zu halten. Er wird nie ver¬ 
gessen, was er anderen Uölkern verdankt und sich nie weigern, von 
ihnen zu lernen, wenn etwas von ihnen zu lernen ist, und sie zu 
schätzen, wenn etwas an ihnen zu schätzen ist- Aber er hat nicht 
nur das Recht, sondern die heilige Pflicht, sich für den Mittelpunkt 
und Angelpunkt der heutigen Welt zu halten, nach der Mahnung, die 
Fichte schon im Jahre 1808 aussprach: „Es ist kein Ausweg; wenn ihr 
versinkt, so versinkt die Menschheit mit, ohne Hoffnung einer einstigen 
Wiederherstellung.“ Er kann über kleine Fehler, Schwächen und Eitel¬ 
keiten anderer Nationen hinweggehen und sie „tolerieren“, aber das; 
der Geist der Anmaßung, Plattheit und Rorruption, wie er in den 
Ententemächten verkörpert ist, Europa beherrsche, das darf der deutsche 
Geist, dessen Wesen Bescheidenheit, Gründlichkeit und Solidität ist, 
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