Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

336 Die Offensive am Chemin des Dames und gegen Reims. 
Bis 26. Mai. die von Paris unterhalb von Amiens über die Somme führenden Strecken 
zwei- und dreigleisig weiter ausgebaut; hierzu allein waren 35 Eisenbahn- 
Baukompanien und 20000 Hilfsarbeiter angesetzt. Im übrigen hatte Gene¬ 
ral Foch bereits am 5. Mai Weisungen gegeben, die einen Unterschied 
zwischen den Fronten rechts und links der Oise machten. Rechts des Flusses 
sei Raum genug, um den Hauptwiderstand erst in der zweiten Stellung zu 
leisten. Dagegen müsse links der Oise jeder Fußbreit Boden dem Gegner 
streitig gemacht und daher, abweichend von den sonst gültigen Abwehr¬ 
grundsätzen, der vorderste Graben gehalten werden. Die beste Abwehr 
sei der Gegenangriff. 
In einer Directive generale vom 20. Mai legte der Oberste Befehls¬ 
haber dann dar: Rur durch Angriff könne die Initiative wieder 
gewonnen und der Krieg zu siegreichem Abschluß gebracht 
werden. Augenblicklich besitze man den Deutschen gegenüber eine Aber- 
legenheit an Artillerie (18500 gegen 17500 Geschütze), an Kampfwagen 
(Zahl nicht genannt) und an Fliegern (4500 gegen 2800 Maschinen)^). Es 
sei also der Angriff vorzubereiten, und zwar von der Heeresgruppe Fayolle, 
um Amiens und die über Amiens führenden Bahnen der deutschen Be¬ 
drohung zu entziehen, von den Engländern, um die Bergwerke von Bethune 
so zu sichern, daß die Kohlenförderung wieder aus volle Höhe gebracht 
werden könne; im übrigen seien zunächst vorspringende deutsche Stellungs- 
teile zu beseitigen. Komme der Gegner diesen Plänen mit seinem Angriff 
zuvor, so solle aus der Abwehr möglichst bald zum Gegenangriff über- 
gegangen werden. Im Zusammenhang damit wurde General Foch auch 
bei Italien vorstellig, von dem er unter Hinweis auf die augenblickliche 
Unterlegenheit und Untätigkeit des österreichisch-ungarischen Heeres in Ber- 
bindung mit der Offensive in Frankreich ebenfalls Angriff verlangtes. 
Als Zeitpunkt wurde Ende Mai/Anfang Juni in Aussicht genommen. 
Nachrichten über den bevorstehenden österreichisch-ungarischen Angriff gaben 
aber Veranlassung, die Ausführung weiter hinauszuschieben. 
Als dann am 26.Mai bekannt wurde, daß ein deutscher Angriff am 
Chemin des Dames unmittelbar bevorstehe^), waren die Reserven der 
Front in Frankreich und Belgien wie folgt verteilt: Hinter der französischen 
Front von der Schweizer Grenze bis zur Oise 22 Infanterie-Divisionen 
(davon 2 britische, 1 italienische), drei Kavallerie-Divisionen; von der Oise 
*)Die Überlegenheit an Geschützzahl war tatsächlich wesentlich größer, die an Flug- 
zeugen geringer (vgl. Kap.VIII, E), die an Tanks war erdrückend: rund 900 Kampfwagen 
(etwa 500französische und 400 englische) gegen etwa 30 deutsche. 
2) Vgl. S. 93 und Kap. X, C. 
3) €>. 338.
	        
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