Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 5. Heft (5. Heft / 1956)

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Vorsichtig pirschte die Patrouille weiter gegen den Vol- 
kovnjak und erwischte noch einzelne Horchposten des 
Feindes, so daß er insgesamt elf Italiener schon gefangen 
hatte und durch Leute seiner Patrouille zurückbegleiten 
ließ. So hatte er jetzt nur mehr den Schützen Wiesmayr 
bei sich und wollte trotzdem noch weiter gegen die Stel 
lung am Volkovnjak vorfühlen. Er mußte aber bemerkt 
worden sein, denn die Italiener überschütteten ihn mit 
Feuerüberfällen und zwangen ihn zur Umkehr. Leider 
konnte er sich nur allein in unsere Linien zurück retten, 
da er Wiesmayr verwundet vor den feindlichen Draht 
verhauen zurücklassen mußte. Alle gefangeneil Italiener 
waren vom italienischen Infanterieregiment Nr. 69. 
Nach dieser Stellungsperiode, die am 15. August zu 
Ende gegangen war, wurden wir nicht mehr in die wei 
ter zurück liegenden Retablierungsorte vom letztenmal 
verlegt, sondern blieben näher an der Front. Zwei Ba 
taillone kamen in das Mandrialager und eines in ein 
Lager bei Kote 203, etwas östlich davon. 
Der Futtermangel für die Pferde und Tragtiere 
wurde immer spürbarer und so kam Befehl, die Reit 
pferde als Zugpferde einzuteilen und den Pferdestand 
überhaupt weitgehend zu verringern. Lastauto sollten 
dafür eingesetzt werden. Unser Regiment meldete 61 
Pferde zur Abgabe. 
Bei einer Feldmesse in Evetroz erfolgte in würdiger 
Form die Dekorierung einer großen Anzahl Zweier. 
Leider sind weder die Zahl noch die Namen der Deko 
rierten bekannt. 
Hauptmann Burgstaller erhielt einen kurzen Urlaub 
bewilligt und an seiner Statt übernahm inzwischen Oberst 
Oertl (Infanterieregiment Nr. 11) das Kommando des 
III. Bataillons. 
Die 11. Zsonzoschlacht 
17. August bis 16. September 1917 (Skizze 1). 
Schon am 17. August schwoll das Artilleriefeuer zum 
Trommelfeuer an. Die 11. Zsonzoschlacht hatte begon 
nen. 
Sie sollte die blutigste von allen werden. Cadorna 
griff mit einer Million Streiter und rund 4000 Ge 
schützen die österreichisch-ungarischen Stellungen an. Der 
Hauptstoß toar zunächst wieder gegen den Bainsizzaranm 
gerichtet. Am 18. August ging erst recht ein Höllenfeuer 
los, wie es die Jsonzofront noch nie gehört hatte. (Und 
da war man allerhand gewöhnt!) Viele Flieger wurden 
auf italienischer Seite eingesetzt und auch Gas und 
künstlicher Nebel sollten diesmal mithelfen, einen Erfolg 
zu erzwingen. Bereits am 19. August gelang den Ita 
lienern bei Auzzo (Skizze 2) der Jsonzoübergang und 
schon am nächsten Tag setzten dort zwei Feinddivisionen 
über. Damit waren nun sieben italienische Divisionen 
am Bainsizzaplateau. Das österreichisch-ungarische 
Armeeoberkommando mußte sich daher entschließen, die 
Bainsizzafront radikal zurückzunehmen. Dabei wurde 
auch der Monte Santo aufgegeben und der Monte 
San Gabriele wurde nun zum Eckpfeiler in der Jsonzo 
front und kostete in der Folge von beiden Seiten Ströme 
von Blut. Zwölf Regimenter aus allen Teilen der Mon 
archie verbluteten im Kampf um diesen „Teufelsberg 
mit dem heiligen Namen". 
Auch unser Schicksalsberg, der Fajti-hrib, der kaum 
ein Dutzend Kilometer südlich vom Gabriele lag, war 
innig mit den Kämpfen am Gabriele verbunden. Ein 
Weichen am Gabriele hätte auch den Verlust unserer, 
mit soviel Heldenmut und Blut gehaltenen, Stellungen 
bedeutet. Hier wie dort unter den Hütern dieser zwei 
Blutberge ein Linzer Hausregiment. Infanterieregiment 
Nr. 14 am Gabriele und Schützenregiment Nr. 2 am 
Fajti. Immer stand unser tapferes Regiment an den 
Brennpunkten des Ersten Weltkrieges und überall hat 
es seine Pflicht mehr als nur erfüllt. 
Der Kampfraum unserer 44. Schützendivision reichte 
vom linken Ufer der Wippach nach Süden bis zum 
Fajti-hrib und war in zwölf Abschnitte, Sektionen ge 
nannt, eingeteilt. Wir lagen meist in den Sektionen 7 
bis 12. (Siehe Skizze 1.) 
Die Sektionen 1 bis 3 hatten gleich zu Beginn der 
Schlacht starke Angriffe auszustehen und gingen vor 
übergehend verloren. Sofort durchgeführte Gegen 
angriffe warfen den eingedrungenen Gegner wieder hin 
aus. Besonders starkem Artillerie- und Minenwerfer 
feuer waren auch die Sektionen 11 und 12 ausgesetzt. 
Natürlich wurden auch die Räume dahinter nicht ver 
schont und die dort bereitgestellten Reserven mußten 
ebenso Blutzoll leisten wie die Kampflinie. 
Unser Regiment befand sich an diesen Tagen in 
Alarmstellung im Mandrialager und war jederzeit be 
reit, bei Gefahr eingesetzt zu werden. 
Am 18. August wurden unserem Regiment zur Auf 
füllung seiner Stände zwei Kompagnien eines Marsch 
bataillons des III. Kaiser-Schützeuregimentes zugeteilt. 
Sie waren direkt aus Südtirol gekommen und brachten 
2 Leutnants, 1 Fähnrich, 7 Kadettaspiranten und 261 
Mann zu uns. Die Aufteilung auf die Kompagnien er 
folgte noch am selben Tage. 
Am 19. August wurden die Zweier noch näher an die 
Front herangezogen und besetzten mit zwei Bataillonen 
die 1o-Linie und mit dem III. Bataillon die Milosevic- 
schlucht (Skizze 1). Das Regimentskommando bezog die 
Mandriaschlucht, welche fast ständig unter schwerem Be 
schuß des Feindes lag.
	        
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